Und wieder bauen in den USA Kriegstreiber an einer Drohkulisse. Militärische Zuspitzungen gegen Teheran gab es seit Jahrzehnten, doch hatten sich alle als Bluff erwiesen. Weil Washington anders geworden ist, könnte es diesmal anders kommen, was eine Katastrophe für alle wäre. Die Aufregung war groß. Pompus Pompeo, Außenminister des Washingtoner Imperiums, hatte nämlich das neue "EU-Großdeutschland" zum Vasallen-Status zurecht gestutzt. Pompus war nämlich nicht wie vorgesehen zum Besuch in Berlin gelandet, sondern war von Helsinki gleich nach Bagdad weitergeflogen. Das politische Berlin und seine medialen Hofschranzen standen Kopf angesichts einer solchen Erniedrigung, denn dadurch waren sie um ihre Chance gebracht, es ihren europäischen Kollegen gleichzutun und dem amerikanischen Fettwanst in den Allerwertesten zu kriechen.
Tatsächlich wäre es aber eher angebracht gewesen, wenn sich unsere Politiker und Medien über den Grund von Pompeos Direktflug nach Bagdad empört hätten. Denn dort hatte der ex-CIA-Chef, einer der schlimmsten Kriegstreiber in der Trump-Administration, nichts Eiligeres zu tun, als die US-Angriffsvorbereitungen gegen Iran glaubhaft voranzutreiben. Angesichts der Nachrichtenlage wird deutlich, dass Washington die militärische Drohkulisse der USA gegen Iran verschärft. Damit soll Teheran, das bisher immer noch nicht an einen US-Angriff glaubt, dazu gebracht werden, die US-Vorbereitungen ernst zu nehmen und von einem unmittelbar bevorstehenden Überfall auszugehen, den es nur noch verhindern kann, wenn es vor Washington auf die Knie sinkt.
Auch Pompeos Besuch im Irak gehört zum Aufbau der Drohkulisse, denn die Regierung in Bagdad unterhält gute Beziehungen zum Iran. Vor allem aber sieht Washington eine Gefahr in den mächtigen, militärisch gut ausgerüsteten und im Kampf gegen ISIS erprobten schiitischen Milizen des Irak, die den US-Streitkräften während der Besatzungszeit immer wieder harte Kämpfe geliefert hatten. Diese Milizen sind eng mit den Revolutionären Garden des Iran verbunden. Und bei einem US-Angriff gegen Iran wären die US-Soldaten im Irak ohne US-Luftunterstützung ihres Lebens nicht mehr sicher. Sicherlich galt Pompeos Abstecher nach Irak dem Versuch, auf die irakische Regierung derart einzuwirken, um die von den Schiiten-Milizen ausgehende Gefahr einzugrenzen.
Ein zweites Thema auf der Tagesordnung des US-Außenministers mit der irakischen Regierung könnte gewesen sein, dass der Irak die US-Nutzung seiner Luftwaffenbasen für den Einsatz gegen Iran erlaubt und dass die auf dem US-Flugzeugträger im östlichen Mittelmeer stationierten US-Bomber auf dem Weg nach Teheran den irakischen Luftraum benutzen dürfen. Mit der Türkei kann Washington nämlich nicht (mehr) rechnen. Und der Luftraum über Syrien ist für einen US-Großangriff gegen Iran auch gesperrt, da alle US-Flugbewegungen in Syrien mit den Russen abgesprochen werden müssen, schon um versehentliche Abschüsse durch die russische Luftabwehr zu verhindern. Pompeos überraschende Annullierung seines Besuchs in Berlin, um stattdessen nach Bagdad zu fliegen, ist Teil des Szenarios, um die akute Dringlichkeit des möglichen US-Angriffs gegen Iran zu unterstreichen.
Zum Aufbau dieser Drohkulisse gehört auch die Entsendung von vier riesigen US-Bombern vom Typ B-52H Stratofortress in den Mittleren Osten, nämlich auf die US-amerikanische Al Udeid Air Base im kleinen Golfstaat Katar, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum Iran. Die B-52H dienen heutzutage hauptsächlich als fliegende Abschussrampen für Dutzende von "Cruise Missile"-Marschflugkörpern, die in Bodennähe unterhalb der Radarsichtweite fliegen und ihre Ziele punktgenau zerstören können. Aber nur dann, wenn über wichtigen Zielobjekten niemand die GPS-Ortung stört, wie das die Russen in Syrien gut informierten Berichten zufolge erfolgreich vorgeführt haben. Ob auch die Iraner bereits diese Fähigkeiten besitzen, ist nicht bekannt.
Der angebliche Grund für die Verlegung der vier US-"Stratosphären-Festungen" besteht laut Erklärung des Pentagon in den "drohenden Angriffen gegen US-Truppen in der Region" des Mittleren Ostens. Angeblich hätten die US-Geheimdienste "Vorbereitungen für mögliche Angriffe entdeckt". Und natürlich ließ es sich der ebenfalls herausragende Kriegstreiber John Bolton in seiner Position als "Nationaler Sicherheitsberater" des US-Präsidenten Trump nicht nehmen, seinen Senf dazu zu geben. Die aktuelle Entsendung der "USS Abraham Lincoln Carrier Strike Group", also der vom US-Flugzeugträger Lincoln angeführten Angriffsgruppe, ins östliche Mittelmehr sei angesichts "einer Anzahl von beunruhigenden Hinweisen und eskalierenden Entwicklungen" eine klare Warnung an das "Regime" in Teheran.
Tatsächlich stecken Berichten zufolge wieder die Israelis hinter diesen "Warnungen". Demnach wurde den US-Geheimdiensten diese Prophezeiung von israelischen Mossad-Kollegen gesteckt. Ein Antisemit, wer Böses dabei denkt.
Zur Erinnerung: Das Projekt von dem "unabwendbaren" Krieg gegen Iran wurde in Israel vor langer Zeit konzipiert, und in den USA war die Washington Post in ihrer Ausgabe vom 15. Juni 1992 erfolgreicher Geburtshelfer. Auf Seite A-12 berichtete das Blatt seinerzeit, dass der Chef der israelischen Luftwaffe, Generalmajor Herzl Budinger, der Meinung war, dass militärische Maßnahmen erforderlich seien, um den Iran daran zu hindern, Atomwaffen zu entwickeln. Zuvor hatte der Luftwaffenchef gegenüber Reportern erklärt, dass "die größtmögliche Störung, ob militärisch oder politisch", notwendig ist, um Atomwaffen aus dem Nahen Osten fernzuhalten (außer den eigenen, israelischen, also den "Guten" natürlich), um einen Weltkrieg zu verhindern. Mit "Störung" meinte Budinger "internationales politisches Handeln und gegebenenfalls aggressives Handeln".
Im Schnelldurchgang 20 Jahre weiter, ins Jahr 2012: Da schien der israelische Angriff gegen Iran mit US-Unterstützung unausweichlich und ganz kurz bevorzustehen. Kein Monat, keine Woche verging, ohne dass in den USA atemlose Schlagzeilen für Krieg gegen den Iran trommelten. Selbst eine gediegene Zeitschrift des imperialistischen Establishments wie Foreign Affairs titelte ihren Beitrag "Die Zeit für einen Angriff gegen Iran ist gekommen". Der flammende Ruf zu den Waffen wurde durch einen weiteren Essay in derselben Ausgabe unter der Überschrift "Ein Plädoyer für Regimewechsel im Iran" noch verstärkt. Wenig später in der Mai/Juni-Ausgabe des World Affairs Journal fordert Elliott Abrams einen sofortigen israelischen Angriff auf den Iran.
Übrigens ist das derselbe Elliott Abrams, der in den Jahren zuvor bereits in schmutzigen Kriegen bei illegalen Tötungen von Linken und Gewerkschaftlern in Lateinamerika im Dienst der US-Plutokratie seine Sporen verdient hatte und der sein damals erworbenes Können ganz aktuell als Venezuela-Gesandter der Trump-Administration wieder unter Beweis stellen möchte.
Trotz der allgemeinen Kriegshetze fand der Angriff 2012 auf den Iran nicht statt. Und auch in den nachfolgenden Jahren nicht. Allerdings trat Israel – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – als Hauptkriegstreiber gegen Iran immer weiter in den Hintergrund, nachdem es der Israel-Lobby gelungen war, sukzessive die US-Regierungen zu überzeugen, selbst die bisherige Rolle der Israelis zu übernehmen. Wo die Israelis keinen Erfolg hatten, wollte die alleinige Supermacht USA dann beweisen, dass es ihr gelingen würde, Teheran mit verschärften wirtschaftlichen Sanktionen, politischer Isolierung und militärischen Mitteln in die Knie zu zwingen.
Tatsächlich haben die USA zu bestimmten Zeiten mit einer erstklassigen dramatischen Choreographie eine wirklich überwältigende, militärische Drohkulisse aufgebaut. Einmal mit drei Flugzeugträger-Angriffsgruppen, konzentriert vor der Küste des Iran, und eingeflogenen militärischen Verstärkungen für die US-Stützpunkte am Golf und in der Region. Aber die Iraner blieben unbeeindruckt, während die Amis von Mal zu Mal mehr von ihrer "Glaubwürdigkeit" einbüßten, auf ihre Drohungen nämlich Taten folgen zu lassen.
Zwar könnten die USA dem Iran schwere Zerstörungen zufügen, aber nicht ohne mit großer Sicherheit selbst schwere und anhaltende Schäden, sowohl wirtschaftliche als auch militärische an Menschen und Material zu riskieren. Das wissen die US-Militärs am besten, und aus diesem Grund haben sie sich stets gegen eine offene Konfrontation mit dem Iran ausgesprochen. Das aber war einer der Hauptgründe, weshalb Trump seinen Verteidigungsminister General James N. Mattis Anfang des Jahres gefeuert hat, ja: gefeuert. Als ehemaliger CENTCOM-Kommandeur war Mattis auch für die Golf-Region und den Iran "verantwortlich" gewesen und kannte daher die Optionen Teherans, auf einen US-Angriff zu reagieren, aus erster Hand.
Die Tatsache, dass immer noch kein Nachfolger für Mattis auf dem Posten gefunden ist und der Posten des Pentagon-Chefs vielmehr von dem in politisch-militärischen Dingen unerfahrenen Patrick Shanahan (geboren 1962) kommissarisch besetzt ist, bringt ein gefährliches Element der Unberechenbarkeit in die sich derzeit zuspitzende US-Konfrontation mit dem Iran. Shanahan hat keinerlei militärische Erfahrung. Bevor er vor zwei Jahren ins Pentagon kam, war er 30 Jahre lang Manager beim Flugzeugbauer Boeing. Die erfahrene, und mäßigende Stimme eines General Mattis fehlt nun bei den Gedankenspielen und Entscheidungen in Trumps Krisenkabinett, und die wilden Kriegstreiber Pompeo, Bolton und Abrams haben die uneingeschränkte Meinungshoheit.
Dennoch geht der iranische Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nicht davon aus, dass Trump, der als Oberbefehlshaber über alle US-Streitkräfte letztlich den Befehl zum Angriff geben muss, wirklich einen Krieg mit Iran will. In einem Interview mit Fox News Ende April identifizierte er allerdings genau diejenigen mit Einfluss auf Trump, von denen er glaubt, dass sie tatsächlich einen Krieg zwischen den USA und dem Iran beabsichtigen. Auf die Frage, ob Trump die Konfrontation und den "Regimewechsel" in Teheran anstrebe, antwortete Zarif mit einem klaren Nein:
"Ich glaube nicht, dass Präsident Trump das will. Ich glaube, Präsident Trump will sein Wahlversprechen einlösen, die Vereinigten Staaten nicht in einen anderen Krieg zu verwickeln. Präsident Trump hat selbst gesagt, dass die USA sieben Trillionen US-Dollar für Kriege in unserer Region ausgegeben haben… und das einzige Ergebnis davon war, dass wir mehr Terror haben, mehr Unsicherheit und mehr Instabilität. Die Menschen in unserer Region sind der Meinung, dass die Präsenz der Vereinigten Staaten von Natur aus destabilisierend ist. Ich denke, Präsident Trump stimmt dem zu."
Aber wenn es nicht Trump ist, der auf Konfrontation und Krieg mit dem Iran drängt, wer ist es dann? Dazu sagte Sarif: "Ich glaube, das B-Team möchte die Vereinigten Staaten dazu bringen, Präsident Trump in eine Falle locken, die zu einer Konfrontation führt, die er nicht will." Das B-Team identifiziert Sarif als Bolton, Benjamin Netanjahu, Kronprinz Mohammed bin Salman von Saudi Arabien und Kronprinz Muhammad bin Zayid Al Nahyan von Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Wenn das B-Team in seinen Ambitionen erfolgreich sein sollte, wird der Krieg gegen Iran nämlich Trumps eigener Krieg sein und Trumps Aussichten, als Präsident wieder gewählt zu werden, würden verpuffen. Zwar kommen die vielen großen und kleinen US-zionistischen Feinde Irans bei der Aussicht auf einen neuen "lustigen" Krieg am Golf ins Schwärmen, aber – abgesehen von der humanitären Tragödie – wäre es auch für die Wirtschaft der USA und die US-Kapitalinteressen in Europa und im Rest der Welt eine Katastrophe. Denn der Iran hat auch gewarnt, dass er im Kriegsfall die Meerenge von Hormus komplett sperren wird, um die Ölexporte aus dem Persischen Golf zu blockieren.
Da etwa 30 Prozent der weltweiten Öllieferungen durch diese "Straße von Hormus" verschifft werden, würden innerhalb weniger Wochen die Ölpreise in ungeahnte Höhe schießen. Vor allem in den globalisierten Teilen der Welt würde das zum real-wirtschaftlichen Absturz führen, der so sicher wie das Amen in der Kirche die längst überfällige Bereinigung auf den aufgeblähten Finanzmärkten und eine neue, weitaus schlimmere globalen Finanzkrise zur Folge hätte. Der Spaß an dem neuen "lustigen" Krieg würde diesmal auch den schießwütigsten Amis schnell vergehen.
"Wer glaubt, der Krieg im Irak sei hart gewesen, der soll wissen, dass ein Angriff auf den Iran meiner Meinung nach eine Katastrophe wäre", hatte Robert Gates, der ehemalige Verteidigungsminister von George W. Bush und Barack Obama, im Jahr 2012 die hysterischen Kriegstreiber gegen den Iran gewarnt.
Es ist klar, dass der Iran keine militärische Konfrontation mit den USA sucht. Aber es ist auch klar, dass er einen US-Angriff nicht unbeantwortet lassen wird. Nun haben Bolton und Pompeo bereits Teheran gewarnt, dass sie den Iran für jeglichen Angriff auf US-Truppen verantwortlich machen, sei es im Irak durch schiitische Milizen oder in Syrien durch pro-iranische Milizen oder sonst wo in der Region. Wenn US-Truppen oder Botschaftsangehörige oder andere US-Regierungsbeamte im Mittleren Osten zu Schaden kommen, dann war das stets ein Angriff des Iran, so lautet jetzt das Mantra von Trumps Kriegskabinett in Washington, D.C.
Hier wird das Drehbuch zur Rechtfertigung eines nächsten Krieges bereits klar erkennbar. Es ist geradezu eine Aufforderung für einen Angriff auf Amerikaner unter "falscher Flagge". Zugleich wartet die rechtsextreme Netanjahu-Regierung in Israel in den Startlöchern. Im Aushecken "falscher Flaggen" und anderer schmutziger Tricks, um dem Gegner die Schuld in die Schuhe zu schieben, waren israelische Regierungen noch nie verlegen. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Israelis amerikanische Soldaten angegriffen und getötet hätten, um einem anderen Land – damals war es Ägypten – die Schuld zuzuschieben (siehe hier [https://www.freitag.de/autoren/hans-springstein/blick-in-die-geschichte-israelischer-angriff-auf-us-schiff-liberty], hier [https://de.wikipedia.org/wiki/USS_Liberty_(AGTR-5)] und hier [http://www.whatreallyhappened.com/WRHARTICLES/ussliberty.html]).
In der Tatsache, dass sowohl Bolton als auch Pompeo für israelische Interessen arbeiten und ebenfalls den Krieg gegen den Iran unbedingt wollen, macht heute einen US-Krieg gegen Iran nicht mehr undenkbar. Der Umstand, dass zugleich eine mäßigende Stimme aus dem Pentagon in Trumps Kriegskabinett fehlt, macht die Lage nicht einfacher. Ein angesehener Vertreter der militärischen Führung könnte den kriegsgeilen Zivilisten wenigstens rechtzeitig die Folgen eines Angriffs gegen Iran für die Zigtausenden der im Mittleren Osten stationierten US-Soldaten vor Augen halten.
Mit Dank übernommen von RT Deutsch - dort veröffentlicht am 10.05.2019Siehe auch:
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Online-Flyer Nr. 705 vom 15.05.2019 http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=25910
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