Tobias Riegel im "Neuen Deutschland" irrt!!
„Werden sie Angela Merkel in die Nähe
von Faschisten rücken, wenn sie das Preußenschloß durchsetzen
wird?“ So fragt der kritische Kritiker des „Neuen Deutschland“
Tobias Riegel mit Blick auf die Vorgänge in der Türkei heute seine
aus dem Umfeld der „LINKEN“ stammenden Leser. Treffen will er
damit eine, wie er meint, vorschnelle Solidarität mit der
türkischen Protestwelle. Er wittert in der „geforderten
Emanzipation“ auf Türkisch ein Einfallstor für ausländische
Einmischung und rückt damit in gefährliche Nähe der Anschuldigung
Erdogans, der die Proteste als vom Ausland gesteuert einschätzt.
Waschechte Türken müssen brav und angepasst sein. Die Demonstranten
denunzierte der türkische Regierungschef als „Pöbel“ oder gar
als „Terroristen“. Soweit geht unser Kommentator nicht, aber
Herr Riegel vom ND ist doch ratlos, ob des um sich greifenden
anti-Erdogan Tenors. So kurz vor der (Wieder-) Aufnahme von
Beitrittsverhandlungen in die EU findet er die Proteste unangesagt.
Er befürchtet gar ein Abgleiten der Türkei ins Chaos und sieht
natürlich schwarz hinsichtlich des „Bürgerkriegs“ in Syrien.
Recep Tayyib Erdogan und seine Regierung spielten offenbar für ihn
eine positive Rolle in den unheilvollen Vorgängen im Nachbarland.
Der ND Kommentator befürchtet weiter, dass der Protest in der
Türkei eher die autoritären Strukturen befördern wird. Er glaubt
deswegen den türkischen Demokraten auf gut Deutsch eine Lektion
erteilen zu müssen: „Die Bäume, um die es anfgangs ging sind
schön – ist es angemessen, dafür das öffentliche Leben des
Landes lahmzulegen?“ Mithin unterstellt Riegel, dass die
Protestbewegung das öffentliche Leben lahmlegt, nicht etwa die
brutalst durchgreifende Staatsgewalt. Von den inzwischen fünf Toten
und Hunderten Verletzten, von den verhafteteten Ärzten, die Erste
Hilfe leisten wollten, alles Opfer der Staatsgewalt, kein Wort. Die
Opfer von Erdogans NATO-gestützter Politik gehen bei ihm unter im
„Rausch der Tat“ im „großen Gefühlskino“. Selbst die
Kollegen vom SPIEGEL erscheinen ihm „eingebettet im
Demonstrantenlager“ und feiern in seinen Augen den „linken
Aufstand“ in der Türkei aus den “Schützengräben“ heraus.
Ihm ist das Anlaß zu kritischer Distanz. Er fragt also „Was macht
den einst geachteten türkischen Staatsmann nun zum Diktator, ja
Faschisten?“ Er fragt so, als so als sei Erdogan bis dato das
Musterbeispiel eines Demokraten, so als habe es nicht kürzlich das
'getürkte' Attentat „syrischer Rebellen“ in der Provinz Hatay
mit vielen Opfern unter der eigenen Bevölkerung gegeben, so als
unterstütze die Türkei nicht seit langem die bewaffneten
Infiltranten an der offenen syrischen Grenze, so als versuche der
'NATO-Partner' nicht seit geraumer Zeit einen offenen Krieg mit
Syrien herbeizuprovozieren, so als gebe es nicht die lange Spur
unheilvoller Kurdenpolitik, so eben als müsse man den so wichtigen
Partner mit Glacehandschuhen anfassen. Man gewinnt den Eindruck, als
wolle der Mann uns anderen kritischen Stimmen Opposition ebenso
wenig zubilligen, wie Erdogan es eben in der Türkei nicht mag.
Auf einmal gegen Schluß macht Riegel,
dessen Ton ansonsten an den unsäglichen Hendrik Broder erinnert,
einen Schwenk und gemahnt an den vorschnellen Jubel, der der
syrischen (vor allem der gewalthaltigen!) Oppositionsbewegung
zugedacht war und wagt einen Verweis auf folgende, wie er meint,
mögliche Deutung bezüglich der Situation in Syrien: „Ein noch
immer von großen Teilen der Bevölkerung unterstützter Präsident
wehrt sich gegen hochgerüstete und von Giftgas-Legenden flankierte
CIA Islamisten.“ Dieser Schwenk soll wohl verbergen, wes Geistes
Kind der Kerngehalt seines Beitrags ist.
alles Opfer der Staatsgewalt,
Nachsatz:
Die Vorgänge in der Türkei sind von
ganz anderer Art als der vermeintliche „arabische Frühling“.
Schon gar nicht sind sie gleichzusetzen mit dem brutalen und
widerwärtigen Vorgehen einer vom Ausland in der Tat gesteuerten
„Rebellen-Mafia“ in Syrien, ohne die der Spuk dort bald ein
Ende hätte. Echte Solidarität
muss ein Abrücken von der NATO-Politik unseres Landes zum Inhalt
haben und den Abzug der Patriot-Raketen aus der Provinz Hatay
fordern, ebenso wie ein Ende der Waffenlieferungen an das
NATO-Mitglied Türkei.
Referenz:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/824627.einen-schritt-zurueck.html
17. 06. 2013 / Feuilleton / Seite 15
Referenz:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/824627.einen-schritt-zurueck.html