Monday, February 19, 2018

Zur Demo gegen das Kriegskartell der Münchner SIKO


An
junge Welt
Redaktion / Leserbriefe
 
"Gegen das Kriegskartell", von Reinhard Jellen, Jana Frielinghaus, junge
Welt vom 19.2.2018
 
Hallo,
 
Die alljährliche Demo gegen  die Münchner "Sicherheitskonferenz" wird
seit längerem diesem mittlerweile zentralen Propaganda-Event der
Aufrüster und Kriegstreiber leider auch nicht in Ansätzen gerecht.
 
Das ist in erster Linie Folge einer zunehmenden allgemeinen Verwirrung
und Desorientierung der Linken, welche nicht mehr zwischen Feind und
Freund, zwischen wichtig und unwichtig, unterscheiden kann, und die
deshalb  zu zigtausenden gegen den G20-Gipfel und all die bösen
"Mächtigen" dieser Welt einschließlich Russland, China, Indien etc.,
aufstehen zu müssen  meint, während die ungleich stärker im Sinne der
westlichen Warlords und Weltherren fungierende und ausstrahlende
"Sicherheitskonferenz" gerademal gut 2000 Linke zu einer Demo-Teilnahme
motiviert.
 
Und dies, obwohl die Veranstalter auch diesmal einen insgesamt
überzeugenden Demo-Aufruf vorgelegt haben, der den Akzent auf einen
breiten Anti-NATO-Konsens legte, und der eigentlich bei jedem
denkfähigen Linken auf positive Resonanz stoßen muss.
 
Allerdings: WIE die Veranstalter dann die ihre Demo gestalteten, hatte
mit dem  Aufruf dann  nur noch sehr begrenzt etwas gemein. Da sass der
Hauptfeind dann eben nicht mehr in Brüssels, Berlin und Washington,
sondern vielmehr politisch korrekt zuallererst in Ankara.
 
Und doch wäre hier der Vorwurf eines völlig einseitigen Kurden-Kults
ungerecht. Denn nicht nur den Erz-Feind in Ankara, nein, auch den Feind
in Kigali und Kinshasa, in Gestalt der afrikanischen Politiker Kagame
und Kabila, liess man von der Rednertribüne aus bekämpfen. Was solls,
dass im Demo-Aufruf sinnvoller Weise keinerlei speziellen Aussagen zu
Ruanda und dem Kongo gemacht wurden - wenn irgendwelche
Flüchtlingsfreunde dies eben so haben wollen, wird das  so gemacht!
 
Gerne auch wurden von RednerInnen der Demo dann nicht wirklich vorrangig
die NATO und die westliche Aggressionsgemeinschaft angeprangert, sondern
vielmehr in Äquidistanz "die Großmächte", also die Widersacher der NATO
gleichermaßen.
 
Dass keinerlei Solidarität mit Syrien geübt werden soll, also mit jenem
Land , das seit sieben Jahren mit Abstand am stärksten im militärischen
und propaganda-mäßigen Fadenkreuz der
Regime-Change-Aggressionsgemeinschaft steht, ließ leider auch der
(ansonsten wie gesagt sehr gute) Demo-Aufruf erwarten - hier hat man auf
Seiten der Demo-Organisatoren die Anti-Assad-Hetze offenbar gründlich
verinnerlicht. Aber dass sie dann auch noch über Ordner versuchten, das
Mitführen syrischer Fahnen zu unterbinden, mit der sinnigen Begründung,
dies seien "Nationalfahnen" (die im Übermaß allgegenwärtigen kurdischen
Fahnen hingegen sah man nicht als solche an!), zeigt, auf welch
politischen Abwegen die Demo-Organisatoren mittlerweile zu wandeln
bereit sind.
 
Insofern fragt sich, ob die "Sicherheitskonferenz" als Ereignis nicht zu
wichtig ist, um sie ausschließlich der traditionellen, samstäglichen
Demo der nun schon Jahrzehnte tätigen und in der Vergangenheit wirklich
verdienstvollen Organisatoren zu überlassen - oder ob es nicht Zeit für
eine naturgemäß dann am darauffolgenden Sonntag, dem Schluss- und
Resume-Tag der Konferenz, stattfindende, alternative und ergänzende
Protestaktion wäre.
 
Mit freundlichen Grüßen Hajo Kahlke, Heidelberg