Ein friedenspolitischer Rück- und
Ausblick auf das Jahrhundertjahr des „Roten Oktober“ von Irene
Eckert
1917 Friedlicher
Auftakt – Beginnende Unterwanderung
Am 7.
November 1917 begann mit der Russischen Oktober-Revolution ein
Epochenwechsel, dessen Geburtswehen noch andauern. Mit der Parole
„Brot und Frieden“ zog sich die junge Sowjetmacht einseitig aus
dem Gemetzel des Ersten Weltkrieges zurück. Das russische Volk
begann unter Führung Lenins und der bolschewistischen Partei mit dem
opferreichen Aufbau einer neuen, einer humaneren Ordnung ihrer
Gesellschaft. Offene und geheime Störmanöver ausländischer Mächte
im Bunde mit der inneren Opposition ließen allerdings nicht auf sich
warten. Lenins Bemühungen um einen sofortigen und bedingungslosen
Frieden mit dem Hauptkontrahenten Deutschland wurden vom
Doppelagenten in der jungen Sowjetregierung, dem Ukrainer Lev
Davidovitsch Trotsky torpediert. Trotzdem kam es schließlich im 2.
Anlauf zum für die Russen äußerst verlustreichen Friedensschluss
von Brest-Litowsk in Weißrussland unterzeichnet im Hauptquartier Ost
der deutschen Armee. Bereits am 23. Dezember 1917, am Tage nach der
ersten Verhandlungsrunde hatten Großbritannien und Frankreich in
Paris ein Abkommen getroffen, das die Zerlegung Sowjetrusslands
vorsah.
Von nun arbeitete man in den Botschaften der Amerikaner, Briten und
Franzosen mittels eines Heeres von Geheimdienstagenten fieberhaft
und mit erheblichen Mitteln daran, die junge Sowjetherrschaft zu
stürzen und eine Militärdiktatur zu errichten.
Sommer 1918:
Attentat auf Lenin
Am 30.
August 1918 sollte ein mörderisches Attentat auf den
Revolutionsführer Lenin mittels vergifteter Geschosse dessen
Lebensdauer erheblich abkürzen.
Die Täterin war eine junge Frau, Fanja Kaplan, ehemalige Anarchistin
und verurteilte „Sozialrevolutionäre“ Terroristin.
Lenins Lunge war knapp oberhalb dem Herzen durchschossen worden. Eine
zweite Kugel verfehlte knapp die Hauptarterie.
Lenin war nur das
prominenteste Opfer einer Serie von Attentaten. Von der ersten Stunde
an wurden die Sowjetorgane außerdem durch Schädlinge infiltriert.
Ausländische
Militärinterventionen 1918-20
Im
Sommer 1918 fielen unter fadenscheinigen Vorwänden US-amerikanische
Truppen in Archangelsk und Sibirien ein, wo sie gemeinsam mit Briten,
Franzosen und Japanern eine antisowjetische Ordnung zu installieren
suchten. Das geschah unter dem 'Friedens'präsidenten Woodrow Wilson
und obwohl Amerika nicht mit Russland im Krieg war. Es geschah,
obwohl die neue sowjetische Regierung nach allen Seiten hin
unverkennbaren Friedenswillen demonstriert hatte. Es ging bereits
damals um die geostrategisch wichtigen Rohstoffe der Region. An den
Interventionskriegen gegen das junge Sowjetland beteiligten sich bis
1920 insgesamt 14 Interventionsarmeen mit 250 000 Soldaten.
Die gegen Sowjetrussland kämpfenden Länder hatten offiziell nie
eine Kriegserklärung ausgesprochen. In den Geschichtsbüchern wird
diese Periode wenn überhaupt, dann unter Bürgerkrieg abgehandelt.
Eine bewaffnete Intervention mit all den verheerenden Folgen hat es
lehrbuchgemäß nie gegeben. Während der Versailler
Friedensverhandlungen war Sowjetrussland zwar Thema, saß aber
keineswegs am Tisch. Es wurde boykottiert.
Trotz Sabotage
und Terror: Strahlkraft Sowjetrusslands am Horizont
Dennoch, trotz
aller Sabotageversuche, trotz weißem Terror, von außen mit massiven
Mitteln unterstützt, trotz des frühen Ablebens des geschätzten
Revolutionsführers Lenin im Jahre 1924 ging es nach dem Ende der
Interventionskriege dank Stalin und seiner Genossen weiser Führung
zügig voran. Der soziale Fortschritt war auf allen Ebenen allmählich
spürbar. Der Aufbau im Lande wirkte auch nach außen hin als Fanal
dafür, dass eine andere, eine bessere Welt möglich ist. Die
Literatur von Augenzeugen, die das Sowjetland bereist haben,
besonders aus den 30iger Jahren spricht positive Bände.
Die Strahlkraft des ersten Arbeiter- und Bauernstaats nahm stetig
zu.
Der Geist von
Rapallo musste ausgetreten werden
Das Beispiel durfte
nicht weiter Schule machen. Die alliierten Kriegstreiber wetzten
daher weiter ihre Messer. Sie waren nicht bereit, ihre Niederlage
hinzunehmen. Der große Bankenkrach und die Millionenheere an
Arbeitslosen in den kapitalistischen Ländern 1929 hatten das
Versagen des vorherrschenden Wirtschaftsmodells vor aller Welt
sinnfällig gemacht. Krieg und Faschismus war ihre Antwort. Die
Wühlarbeit gegen das positive Alternativmodell nahm zu. Deutschland
kam dabei eine Schlüsselrolle zu. Unser Land war das Geburtsland
des Sozialismus. Die Novemberrevolution hätte beinahe zu einer
deutschen Räterepublik geführt, Bayern war besonders anfällig.
Soziale Demokraten lösten die Kaiserherrschaft ab. Deutschland trat
aus der Kriegsfront gegen Russland aus. In Rapallo wurden 1922
einvernehmliche Verträge zwischen beiden Ländern zu gegenseitigem
Nutzen ausgehandelt.
Dieser Geist von
Rapallo, die Idee einer friedlichen Zusammenarbeit mit
Sowjetrussland, musste aus der Sicht des international agierenden
Imperialismus, der die Welt beherrschen wollte, ausgetreten werden.
Der Sozialismus war ein zu vernichtender, wo immer er das Haupt
erhob. Russland und seine unermesslichen Schätze wollte man an sich
und das alternative Gesellschaftsmodell niederreißen.
Deutschland war
und bleibt ein Schlüsselfaktor
Deutschland
war dabei ein strategischer Schlüsselfaktor. Weil die Massen dem
Sozialismus hier besonders zugetan waren, griff man zu einem
grandiosen Täuschungsmanöver. Man
zog einen arbeitslosen Lumpen aus einem Obdachlosenheim, einen
ehemals Kriegsblinden, einen Wehrmachtsspion, einen der die große
Gosche gegen Juden führte, heran und machte ihn zum
'nationalsozialistischen Führer' der
Deutschen. Man staffierte ihn und seine Krypto-Arbeiterpartei mit
großzügigen Mitteln aus, gab ihm Uniform und Leibgarde und
unterrichtete ihn in Tischsitten.
Mittels brutaler
Gewalt und mithilfe eines raffinierten Propaganda-Apparates hievte
man ihn schließlich im Januar 1933 an die Macht. Dem „jüdischen
Bolschewismus“ sollte mit seiner Hilfe endgültig Garaus gemacht
werden. Der Krieg gegen das Sowjetland, in dem viele jüdische
Bolschewiki in führenden Stellungen tätig waren, war nur eine Frage
der Zeit, darin waren die Hintermänner sich einig.
Da
aber die soziale Idee, die mit dem deutschstämmigen Juden Karl Marx
konkret geworden war, weltweit eine Massenbewegung ausgelöst hatte
und auch in den Vereinigten Staaten stark, mussten auch ihre
Vernichter weltweit agieren.
Der Faschismus – inszeniert zur Zerstörung jeglicher sozialer Idee
- war weder eine deutsche Erfindung noch ein rein deutsches
Phänomen. Ihn und seine Handlanger gab und gibt es im übrigen nach
wie vor weltweit.
Faschismus bedeutet aber nicht nur Rassismus, sondern auch Krieg.
Faschismus bedeutet Krieg gegen die arbeitende Bevölkerung im
Inneren und Eroberungs- und Vernichtungskrieg nach außen. Kriege
bedürfen zu ihrer Legitimation der Feindbilder. Fremdrassige Völker
eigenen sich dafür besonders. Der Krieg gegen den jüdischen und
russischen (!) Untermenschen, gegen die Ostvölker wurde von langer
Hand propagandistisch vorbereitet. In Hitlerdeutschland boomte die
Rüstungsindustrie. Hitlerdeutschland war unter den Westalliierten
kein Paria-Staat mehr. Kommunisten, Sozial- und andere Demokraten
hatte man in Lagern entsorgt.
Offener Angriff
auf Sowjetrussland scheitert, aber die Faschisten geben nicht auf
Der
Angriff auf Russland erfolgte 1941. Dank des um- und weitsichtigen
sowjetischen Führungspersonals und mithilfe des
Molotow-Ribbentrop Abkommens hatte man ihn um zwei Jahre verzögern können. Der schließliche
Sieg des überlegenen Gesellschaftssystem forderte einen hohen Preis:
27 Millionen Todesopfer in Sowjetrussland
und eine verwüstete Infrastruktur.
Die
Anti-Hitlerkoalition findet mit Präsident Roosevelts verfrühtem Tod
im April 1945 ein jähes Ende. Trotz des noch scheinbar
einvernehmlich verabschiedeten Potsdamer Abkommens kappen die
Amerikaner den Sowjets die Kredite. Churchill tat kund „man habe
das falsche Schwein geschlachtet“. Zwei Atombombenabwürfe
signalisieren den Russen noch im August von Potsdam aus die Zeichen
der 'Neuen Zeit'. Der abgehalfterte britische Premier begab sich nach
seiner Züricher Rede 1946 in die USA zu Harry Truman und bereitete
dort mit dem neuen US-amerikanischen Präsidenten die Einläutung des
Kalten Krieges in Fulton/Missouri vor. Die aus dem Faschismus
bekannte „Kommunisten“hatz wurde im Frühjahr 1947 (wieder)
eröffnet. Flüchtige, deutsche Demokraten, die unter Roosevelt
Asyl im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten gefunden hatten,
Persönlichkeiten vom Range Charlie Chaplins, Bert Brechts, Thomas
Manns verließen die 'Neue Welt' in Richtung Europa.
Der Kalte Krieg
wird heiß
Ein heißer,
mörderischer Stellvertreterkrieg zwischen Kapitalismus und
Kommunismus wurde 1950 in Korea ausgetragen. Die Kommunisten hatten
unter Mao das chinesische Festland befreit, die Amerikaner sich
anstelle der Japaner im Süden Koreas festgesetzt. Da sie den Norden
nicht erobern konnten, suchten sie ihn mit aller Gewalt zu zerstören
– kurz vor dem Einsatz nuklearer Waffen machten sie 1953 halt. Die
Russen waren inzwischen auch im Besitz solcher Vernichtungsmittel.
Das
Jahr 1953 brachte das Ende des Koreakrieges und ließ Millionen Tote
zurück. Bis heute verweigern die USA den Koreanern einen
Friedensvertrag, wie sie ihn auch den Deutschen bis heute verweigert
haben. Im Juni brachen vom RIAS Berlin angeheizte Arbeiterunruhen
im Osten Berlins aus. Sowjetische Panzer rollten. Anfang März 1953
war Stalin verstorben. Der einstige „Sozialrevolutionär“, der
Trotzkist
und Ukrainer Chruschtschow hatte in Moskau das Ruder übernommen.
Seine Mimikry war offenbar perfekt gewesen, denn er hatte sich als
eifriger „Trotzkistenjäger“ hervorgetan und dafür gesorgt,
dass viele Unschuldige Opfer von übergriffigen Säuberungsaktionen
wurden.
Opfer, die von ihm später bewusst wahrheitswidrig Stalin und seinen
Leuten in die Schuhe geschoben wurden.
Die traurige
Rolle Nikita Chruschtschow – der Anfang vom Ende
Die
von Nikita Chruschtschow als Partei- und Regierungschef getroffenen
Entscheidungen stellten im Sowjetland die Weichen um. Die
langjährige, opferreiche Aufbauarbeit wurde zurückgerollt, das
Erfolgsmodell ab jetzt von innen heraus entschieden demontiert.
Vorläufiger Höhe- und Weltwendepunkt war Chruschtschows 'geheimes'
Anklagepamphlet auf dem XX. Parteitag der KPdSU 1956 gegen die
angebliche Unfähigkeit und das Verbrechertum Stalins.
Neu an diesem zuerst von der New York Times veröffentlichten
Dossier, das in der UdSSR zunächst nicht erscheinen durfte, war
lediglich, dass die alten niederträchtigen Verleumdungen gegen die
sowjetische Führung jetzt von innen heraus in die Welt geschleudert
wurden. Chruschtschows Widersacher aber, treue Anhänger des
stalinschen Erfolgskurses im In-und Ausland wurden in rascher Folge
beseitigt.
Die
weltweite Hexenjagd auf 'Kommunisten' schien jetzt substantiell und
menschenrechtlich fundiert. Kaum einer noch durchschaute das
teuflische Spiel einer allmählichen Metamorphose des Arbeiter- und
Bauernstaates. Auch die nachfolgend schleichende Transformation fast
aller kommunistischen Parteien weltweit blieb unbegriffen.
Zwar wurde Chruschtschow 1964 abgelöst, aber das war zu spät. Der
Zersetzungsprozess war in seinem ganzen Ausmaß nicht erfasst worden
und konnte daher nicht mehr aufgehalten werden. Die Kossygin,
Breschnew, Andropow und Tschernenko waren alt und oder krank, keine
Politiker von Format, die den Verfallsprozess hätten aufhalten
können. Als Gorbatschow 1985 kam, jung und dynamisch, da erschien
er vor aller Welt als Hoffnungsträger. In Wirklichkeit trieb er das
vom Imperialismus vorausgeplante Werk der Demontage des Sowjetstaates
weiter voran. Jelzin betrieb dann den Ausverkauf der Restbestände,
ließ im Oktober 1993 Panzer rollen und das Parlament beschießen.
Am 31. Januar 1999 ist der Mann am Ende
und in einem Anflug von möglichem Klarsinn übergibt er das Szepter
an einen bis dato völlig Unbekannten, an seinen Ministerpräsidenten
Vladimir Putin.
Nationale Neubesinnung unter Putin
Mit Putins Wahlbestätigung im März
2000 beginnt die Konsolidierung Russlands.
Der neue russische Präsident bezeichnete den Zusammenbruch der
Sowjetunion als größte geopolitische Katastrophe des 20.
Jahrhunderts.
Aber der
Antidemokrat und Liquidator Jelzin wird
vom Westen als Revolutionär
bejubelt, während man seinen Nachfolger Putin bald dämonisieren
wird. Der Sozialismus in Russland ist Geschichte, aber es beginnt im
Rahmen der BRICS Staatengruppe eine neue Ära der Zusammenarbeit mit
dem befreundeten China, das unter kommunistischer Führung rasante
wirtschaftliche Erfolge feiert.
Friedenspolitische Kernaufgabe:
Neuerlichen kriegerischen Aufmarsch an der Ostfront stoppen
Obwohl Russland gegenüber dem
Sowjetreich um ein erhebliches geschrumpft ist, obwohl es um sein
Ursprungsland, die Ukraine gebracht wurde, obwohl es kapitalistisch
geworden ist, so sind die Begehrlichkeiten des dekadenten
Imperialismus ihm gegenüber nicht geringer geworden. Russland und
China gelten laut neuester US-Geostrategie als wichtigste Feinde*.
Konkurrenz muss niedergemacht werden, Rohstoffe und Märkte in den
Besitz gebracht werden. Diesem Zweck dient die militärpolitische
Umzingelung, ihm dienen die annähernd 1000 US-amerikanischen
Militärstützpunkte weltweit. Diesem Zweck dient ein
Militärhaushalt, der so groß ist, wie jener der acht nachfolgenden
Staaten zusammen genommen und mehr als 10mal gößer als derjenige
Russlands.
Nein zum Feindbild Russland, zu
Sanktionen und Kriegsvorbereitung
Russland und vor allem seine besonnene
Führung, verkörpert in der Person des Präsidenten Vladimir Putin,
werden im NATO-Westen in altbekannter Manier verunglimpft, beleidigt,
jeglicher Würde beraubt. Das kapitalistische Russland wird wie
ehedem die sozialistische Sowjetrepublik jeder denkbaren
Unrechtshandlung beschuldigt und zwar ohne die Spur eines Beweises
dafür zu liefern. Das propagandistische Dauerfeuer, so hofft man,
wird schon Wirkung zeigen und die öffentliche Meinung sturmreif
manipulieren. Was der US-amerikanische und NATO beherrschte 'Tiefe
Staat' will und wozu er seine ihm tributpflichtigen Vasallen
nötigt, ist ein offener Krieg gegen Russland. Deshalb der Treuebruch
gegenüber Gorbatschow, dem man versichert hatte, die NATO werde nach
Abzug der Warschauer Pakt Truppen nicht nach Osten ausgedehnt. Dazu
dienen die uns aufgezwungenen Wirtschaftssanktionen. Dem
Angriffsziel Russland ist der Aufmarsch von schwerbewaffneten
NATO-Verbänden vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer gewidmet. Der
Rest ist Propaganda. Die durch den quasi faschistischen,
US-gesteuerten Putsch in Kiew künstlich provozierte Krimkrise dient
nur als Vorwand mit dem die geplante Aggression bemäntelt werden
soll. In Anbetracht der Atomwaffen über die Russland verfügt, die
es im Falle von Übergriffen auf sein Territorium angekündigter
Maßen auch einzusetzen gedenkt, eine für uns tödliche,
selbstmörderische Strategie.
Warum kein Antikriegsaufruf, warum
kein Aufschrei von Links?
Das Ausbleiben
öffentlicher Massenproteste gegen ein solch wahnsinniges Vorhaben
ist vor dem Hintergrund der Erfahrung zweier Weltkriege und der
Niederlage einer bis an die Zähne gerüsteten Deutschen Wehrmacht
gegen Sowjetrussland nur auf Grund von Unkenntnis und Desinformation
nachzuvollziehen. Von herausragender, niederschmetternder Bedeutung
bleibt aber für das Verständnis der desolaten Situation das
Versagen des gesamten linken Spektrums von linksliberal, Grün über
die Partei Die Linke bis hin zu den großen Gewerkschaften und
kommunistischen Splittergruppen. Man hat dort den Ernst der Lage ganz
offenbar nicht begriffen. Der gezielt gesteuerte Niedergang des
Sozialismus hat vor der kommunistisch-sozialistischen Weltbewegung
nicht halt gemacht. Selbst demokratische Volks- und Bürgerbewegungen
wurden absichtsvoll mit in den Schlund gezogen. Der Faschismus trägt
heute im Westen allerdings Filzlatschen. Sämtliche Ansätze sozialer
Zusammenschlüsse
wurden systematisch infiltriert, Führungspersonal korrumpiert und
vor allem das theoretische Instrumentarium zur wirklichkeitsgerechten
Analyse geopolitischer Vorgänge aus der Hand geschlagen. Freund und
Feind können nicht mehr angemessen geortet werden, werden als
austauschbar oder gleichrangig gehandelt. Die Bedeutung der
UN-Charta, die Bedeutung nationaler Grenzen und Rechte, der Ansprüche
auf staatliche Souveränität, ja auf Staatsbürgerrechte wurden
als mehr oder weniger obsolet oder gar rechtslastig ad acta gelegt.
Damit ist die Linke in all ihren Schattierungen als
massenmobilisierende Kraft - in Deutschland und Europa spätestens
seit der sogenannten Wiedervereinigung – zahnlos geworden,
beschäftigt mit Nebenfragen. Das Volk selbst wurde zu einer
Manövriermasse für konterrevolutionäre, gegen die eigenen
Interessen gerichteten Belange.
Die Neue Rechte ist nicht der Feind
Statt zu
mobilisieren gegen den Kriegsaufmarsch, mobilisiert man gegen einen
vermeintlichen Gegner von Rechts. Völlig verkannt wird dabei, dass
nicht die Neue Rechte von Trump bis AFD den neuen Faschismus
verkörpern, sondern dass dieser längst an den Hebeln der Macht
sitzt und häufig genug ein weibliches Gesicht trägt. Die Neue
Rechte, das sind Abweichler aus dem Lager der Bourgeoisie, sie sind
dem Tiefen Staat und dem gesamten Militärisch-Industriellen Komplex
ein Dorn im Auge. Ihre Interessen zielen zwar auf Profit, sie sind
durch und durch kapitalistisch, aber sie sind nicht kriegerischer
Natur, vielmehr stört der Kriegsaufmarsch ihre Geschäfte. Alle
neurechten Bewegungen wollen gute Beziehungen mit Russland, sind
gegen die Sanktionspolitik, wollen nationale Souveränitätsrechte
gesichert wissen und sichere Grenzen. Sie sind durchweg an der Initiative Neuen
Seidenstraße, die von China ausgeht, interessiert und
wollen sich am absehbaren Riesengeschäft beteiligen, nicht es
zerbomben. Leider, vielleicht aus nachvollziehbaren Gründen, stellen
sie diese wichtigen Aspekte ihres Abweichlertums nicht in den
Vordergrund, sondern punkten mit vermeintlicher Fremdenfeindlichkeit
oder gar Rassismus und vor allem mit Antikommunismus. Das ist so,
weil sie zwar gegen den importierten Islamo-Terror sind, aber genau
wie die Linke, nicht begriffen haben, dass dieser neue
Faschismusimport unter falscher Flagge segelt, genau wie der alte.
Ob Braun oder Schwarz, der Feind ist
und bleibt der Faschismus
Die
Nazis waren keine Sozialisten, ja nicht einmal Nationalisten. Die
Islamisten aller Couleur sind keine Muslime, keine Anhänger oder
gar Kenner des Islam, sie sind Faschisten, die nachweislich von den
gleichen Kräften hochgezogen wurden und finanziert werden wie einst
Adolf Hitler und seine Schlägertrupps. Die Unkenntnis in Sachen
Islam, der nach dem verloren gegangenen Feindbild Rot lange als
praktischer Ersatzfeind herhalten musste, rächt sich sträflich.
Nicht der Islam, eine Religion des Friedens, nicht das Judentum, eine
Religion der Gerechtigkeit, nicht die Religion überhaupt ist der
Feind, auch nicht der Sozialismus, sondern der Faschismus, der alle
Menschheitsideale pervertiert und instrumentalisiert. Dieser aber ist
Ausdruck und Resultat der „am meisten
reaktionären, chauvinistischen und imperialistischen Elemente
des Finanzkapitals“ wie es der Kommunist Dimitrov schon 1935
treffend auf den Begriff brachte. Diese auch damals zu späte
Einsicht fehlt aber heute gänzlich und zwar auf der rechten wie auf
der linken Seite. Aus diesem Faschismusbegriff ergeben sich nämlich
handlungspraktische Konsequenzen. Alle Menschen aus allen Lagern, die
guten Willens sind und die gegen den neuerlichen Kriegsaufmarsch
gegen Russland sich zu engagieren bereit sind, müssen ungeachtet
sonstiger Differenzen zusammenwirken. Es gilt gegen das Feindbild
Russland aufzustehen, wie ein Matthias Platzeck und eine Gabriele
Krone-Schmalz dies tun
. Es gilt aufzustehen gegen eine hetzerische Feindbildpropaganda, die
leider vom linken Spektrum gegen einen Anti-Establishment-Präsidenten
und potenziellen Verständigungspolitiker wie Donald Trump betrieben
wird, ganz wie damals 1922 gegen Walter Rathenau, dem der
Rapallo-Vertrag zu verdanken war, also Verständigungspolitik mit
Sowjetrussland auf Augenhöhe.
Die Situation heute ist nicht weniger
bedenklich. Die jahrelange Hetze gegen einen friedenspolitisch
engagierten und äußerst erfolgreichen Journalisten wie Ken Jebsen
etwa wird von links aus betrieben, nicht von rechts – das müsste
doch allen am Friedenserhalt interessierten Menschen auf der „Linken“
ein Nachdenken mehr wert sein. Gut, dass es dort Menschen auch wie
Andreas Wehr, Dieter Dehm, Wolfgang Gehrke
gibt, aber diese spielen leider in ihren Kreisen eine marginalisierte
Rolle und sind nicht die Tonsetzer. Natürlich gibt es auch die
sozialdemokratisch inspirierten „Nachdenkseiten“ von Albrecht
Müller. Aber das ist zu wenig noch. Auf dem rechten Spektrum gibt es
den großartigen Willy Wimmer, der von den LINKEN mehr oder weniger
ignoriert wird. Dieser CDU-Mann scheint der einzige zu sein, der
vollumfänglich verstanden hat, was die Stunde geschlagen hat.
Es wäre eine große Aufgabe im Jahr
2018 das Feindbild „Neurechts“ genauso wie das Feindbild Russland
abzustreifen und sich dem Studium ihrer jeweiligen wahren Natur zu
widmen.
Auch die nach wie vor unhinterfragt
akzeptierte Gleichung Stalin gleich Hitler bedarf dringend einer auf
Recherchearbeit basierenden Korrektur. Solange diese Gleichung
bestehen bleibt, liegt ein mächtiger Bremsklotz auf dem Wege zu
menschheitlichem Fortschritt.
Allerdings zeigt wiederum das Beispiel
Russland, dass Fortschritt möglich ist, trotz unbegriffener Historie
und trotz gravierender Interessen- und Meinungsdifferenzen, wo ein
guter Wille herrscht und das gemeinsame Interesse an der friedlichen
Bewahrung des Bestehenden im Vordergrund steht. Russland und das von
der jungen Margarita Simonyan geleitete Russia Today (RT) Team
führt uns mit großem kreativen journalistischen Können und mit
Humor sowohl Meinungsvielfalt als auch die hohe Kunst diplomatischer
Zusammenarbeit vor.
Möge uns das völkerübergreifende
Zusammenwirken der großen friedliebenden Nationen Russische
Föderation, Volksrepublik China und Islamische
Republik Iran auch im Jahr 1918 einen großen Krieg ersparen
helfen. Mögen diese Nationen uns als Vorbild für weit ausgreifende
Zusammenarbeit im Kleinen dienen. Nur wenn uns das gelingt, werden
unsere Kinder und Kindeskinder die Früchte des epochalen Wechsels
noch ernten können, der mit dem Roten Oktober eingeläutet wurde und
dessen Geburtswehen andauern.
Vor uns die Mühen der Ebenen.
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