Liebe Kollegen, Freunde und Theatermacher,
ganz, ganz herzlichen Dank für das äußerst wichtige neue Stück der Berliner Compagnie "Das Bild vom Feind", das ihr als Einakter in einer fiktiven, sich fortschrittlich dünkenden Zeitungsredaktion spielen lasst.
Der thematische Kern Ukraine"konflikt" trifft das Mark der aktuellen anti-russischen Hysterie, ja Phobie. Mit diesem Stück werdet ihr eurem früheren Ruf politisch aktuelles Theater zu machen, aufs Neue gerecht. Das Stück ist dialektisch-diskursiv angelegt, bietet viel Information ohne belehrend zu wirken und regt jeden Zuschauer zum Nachdenken an. Die junge, journalistisch, unerfahrene, aber politisch heißblütige, fesche ukrainisch-jüdische Maidanaktivistin wird neu ins Redaktionsteam aufgenommen. Sie vertritt zunächst vehement und aus eigener Anschauung den hier sattsam bekannten Kiewer Standpunkt. Entsprechend wird sie protegiert. Sie macht allerdings eine hochinteressante, durch persönliche Erfahrungen gespeiste Entwicklung durch. Die Probleme der Zeitungsmacher werden unterdessen mit ihren persönlichen und existentiellen Sorgen dargelegt. Humorvoll, nie plakativ geht ihr dem Vorwurf "Lügenpresse" auf ihren inhaltschweren Grund. Ihr zeigt, wie man ganz wenigen Mitteln auch heute noch aufklärerisches, unterhaltsames Theater machen kann und liefert so ein wertvolles Gegenstück zur grauseligen Uraufführung Eduard II in der deutschen Oper am vergangenen Sonntagnachmittag, die das 'prädikat' Ästhetisierung des Faschismus verdient.
Mit den besten Grüßen und der entsprechenden Weiterempfehlung Irene Eckert