Monday, December 30, 2019



Was sind die Gründe für den Eklat wegen Putins Äußerungen über den Zweiten Weltkrieg?


Polen hat den russischen Botschafter einberufen, weil Putin den polnischen Botschafter der 1930er Jahre in Deutschland, Jozef Lipski, ein „antisemitisches Schwein“ genannt hat. Was sind die Hintergründe?
Ich habe immer mal wieder aufgezeigt, dass die Geschichtsschreibung in Russland ganz anders auf die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges blickt, als wir es aus Deutschland kennen. Und da derzeit im Westen Versuche gemacht werden, die Kriegsschuld nicht nur bei Deutschland zu suchen, sondern auch bei der Sowjetunion, die in dem Krieg so viele Menschen verloren hat, wie alle anderen Kriegsteilnehmer zusammen, stößt das in Russland auf sehr deutliche Reaktionen. 
Zuletzt hat Putin selbst mitgeteilt, sich die Akten aus den Archiven bestellt zu haben, um sich mit dem Originaldokumenten ein eigenes Bild zu machen. Die Ergebnisse hat er präsentiert und er hat angekündigt, selbst einen Artikel über das Thema schreiben zu wollen. Ich habe darüber vor einigen Tagen bereits berichtet
Ich mache mir hier ausdrücklich keine Sicht zu eigen, mein Fachgebiet ist die aktuelle Politik, nicht die Geschichte. Aber ich habe zumindest die Behauptungen, die in Russland aufgestellt werden, überprüft, soweit mir das möglich war. Und wenn Russland zum Beispiel Polen vorwirft, dass es sich an der Zerschlagung der Tschechoslowakei beteiligt und zusammen mit Deutschland Teile des Landes annektiert hat, dann stellt sich das als wahr heraus. Nur steht das nicht in deutschen Geschichtsbüchern, aber wer zum Beispiel über die Geschichte des Teschener Gebietes recherchiert, der findet heraus, dass es tatsächlich so war. 
Meine Aufgabe ist es als Journalist, der sich für die Wahrheit interessiert, auch darüber zu berichten, wie Russland auf die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges blickt, wenn dieses Thema Teil der aktuellen Tagespolitik wird. Und das ist geschehen, denn die Versuche des Westens, die Geschichte des Zweiten Weltkrieges umzuschreiben, haben in Russland dazu geführt, dass das Thema auf der aktuellen Tagesordnung gelandet ist. Und nun hat auch der Spiegel darüber berichtet, dass Polen den russischen Botschafter einberufen hat. 
Die deutschen Medien können mit dem Thema bisher nicht viel anfangen und entsprechend kurz war der Artikel im Spiegel. Aber da ich vermute, dass wir davon demnächst noch mehr hören werden, will ich zum besseren Verständnis die russische Sicht wiedergeben, die deutsche ist ja allgemein bekannt. Ich mache mir die russische Sicht wie gesagt nicht zu eigen, sondern übersetze dazu heute zwei Berichte aus der Sendung „Nachrichten der Woche“, die am Sonntag im russischen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Auf einen Kommentar des Moderators folgte noch eine Reportage aus Polen, die Sie beide hier in einem Stück lesen können. 
Beginn der Übersetzung:
Vor dem 75. Jahrestages des Sieges über den Faschismus müssen wir alle zumindest ein bisschen Historiker werden, damit niemand uns oder unsere Kinder durch den böswilligen Unsinn über die Gründe für den Beginn des Zweiten Weltkriegs und die Beiträge verschiedener Staaten und Völker zum Sieg täuschen kann. 
Präsident Putin begann bei sich selbst und studierte historische Dokumente, um noch einmal die Details zu verstehen und Akzente zu setzen. In letzter Zeit hat sich das Staatsoberhaupt zweimal mit dem Thema befasst, zuerst auf der Großen Pressekonferenz und dann bei einem informellen Treffen der GUS-Staats- und Regierungschefs in St. Petersburg. Auch bei der Sitzung des Verteidigungsausschusses und – mit vielen Details – bei einem Treffen mit der Führung der Kammern der Föderalversammlung sprach er über die Vorkriegszeit. 
Seine Aussagen fanden eine große Resonanz, es ging so weit, dass der russische Botschafter in Warschau ins polnische Außenministerium geladen wurde, um den polnischen Unmut zum Ausdruck zu bringen. Warum regt sich in erster Linie Polen auf? Weil Putin Polens Rolle bei der Zusammenarbeit mit Hitler einen Großteil seiner historischen Ausführungen gewidmet hat. 
Warum Polen? Weil es heute Polen ist, das aktiver als andere die These vertritt, die UdSSR und Hitler-Deutschland seien gleichermaßen für die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs verantwortlich. In einer kürzlichen Entschließung des Europäischen Parlaments wurde das zu einer fast heiliggesprochenen Position der Europäischen Union. Putin entschied, dass es so nicht geht. Russland hat ein riesiges Archiv aus Trophäendokumenten, Botschafterberichten, Aufzeichnungen von Gesprächen und Augenzeugenberichten aus dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Putin zwei wesentliche Punkte belegt hat. 
Erstens: Polen bildete vor dem Krieges tatsächlich ein militärisches Bündnis mit Hitler-Deutschland und agierte koordiniert mit Deutschland, als es darum ging, Teile fremder Staaten zu erobern. 
Zweitens: Der Antisemitismus war in Polen vor dem Zweiten Weltkrieg zu einer Staatsideologie geworden, die in der Gesellschaft weit verbreitet war. Ideell war die damalige polnische Führung Hitler sehr nahe. 
Daraus folgt, dass, wenn man jemandem die gleiche Verantwortung für die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs in Europa geben möchte, das zweite Land nach Deutschland Polen und nicht die UdSSR ist. Schließlich war es Polen, das Deutschland 1938 die sichere Zerstückelung der Tschechoslowakei garantierte und sich sogar an diesem Raubzug beteiligte, indem es zuerst das schlesische Teschen besetzte, das waren 800 Quadratkilometer Territorium, was die Schwerindustrie Polens verdoppelt hat und später nahm Polen sich auch Orawa und Spisch, Gebiete der Nordslowakei. 
Geblendet von räuberischem Nationalismus genoss die polnische Presse die Triumphe und Perspektiven. Zum Beispiel schrieb die Gazeta Polska am 9. Oktober 1938: „Der Weg zu einer mächtigen Führungsrolle in unserem Teil Europas ist offen und er erfordert in naher Zukunft enorme Anstrengungen und die Lösung unglaublich schwieriger Probleme.“ 
Hitler berauschte Polen in der Zwischenzeit mit der Aussicht auf Zugang zum Schwarzen Meer auf Kosten des Territoriums der Sowjetukraine In Polen sprach man vom Polen von einem Meer bis zum anderen Meer, von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. 
Unterdessen war die Sowjetunion bereit, der Tschechoslowakei gemeinsam mit Frankreich zu helfen, aber Polen weigerte sich – mit Garantien aus Deutschland – die sowjetischen Truppen passieren zu lassen und drohte, sowjetische Flugzeuge abzuschießen. Frankreich traute sich im Alleingang nicht, sich Hitler entgegenzustellen. So wurde das Schicksal der Tschechoslowakei entschieden. 
„Verfestigt“ wurde diese Barbarei in der sogenannten Münchner Verschwörung. Wichtig ist: Ohne Polen hätte Hitler diese Expansion nicht gewagt. Es war Polen, das es geschafft hat, Frankreich und danach auch Großbritannien zu lähmen. Damit begann der Krieg. So müsste eigentlich das Münchner Abkommen den Beginn des Krieges in Europa markieren. Unmittelbar danach begannen die Truppenbewegungen. Diese Chronologie macht die Ereignisse verständlich. Und Putin lenkt die Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Ereignisse. 
„Während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse antwortete Feldmarschall Keitel auf die Frage, ob Deutschland 1938 die Tschechoslowakei angegriffen hätte, wenn die Westmächte Prag unterstützt hätten: „Nein. Wir waren militärisch nicht stark genug““, erklärte der Präsident. 
Und jetzt kommt das, was die nervöse Reaktion des polnischen Außenministeriums ausgelöst hat. Putin sprach über den Antisemitismus, der die Bande der damaligen Führung Polens mit Hitler zementierte. 
„Hitler sagte dem Außenminister und dann dem polnische Botschafter in Deutschland unverblümt, dass er eine Idee hätte, nämlich die Juden nach Afrika zu vertreiben, in eine Kolonie. Stellen Sie sich vor, 1938 wollten sie Juden aus Europa nach Afrika schicken. Zum Sterben, um sie zu vernichten. Darauf antwortete ihm der polnische Botschafter, und das schrieb er auch in seinen Bericht an den polnischen Außenminister Beck: „Als ich das hörte, sagte ich ihm, dass wir ihm ein großartiges Denkmal in Warschau setzen würden, wenn er das täte.“ Er war ein antisemitisches Schwein, man kann es nicht anderes sagen. Er stimmte Hitler in seinen antisemitischen Gefühlen voll und ganz zu und versprach außerdem, Hitler für die Vertreibung des jüdischen Volkes in Warschau ein Denkmal zu setzen. Und er schreibt das an seinen Chef, den Außenminister, offenbar in der Hoffnung auf Zustimmung. Einfach so hätte er das kaum geschrieben“, sagte Putin. 
Putin nennt den polnischen Botschafter Jozef Lipski ein „antisemitisches Schwein“ und gibt eine Einschätzung des damaligen polnischen Antisemitismus ab. Natürlich waren nicht alle Polen Antisemiten, aber aus irgendeinem Grund funktionierten sozialen Lifte, wie man sagt, besser für Antisemiten. Ein Beispiel ist Botschafter Jozef Lipsky. Und die wichtigsten Todeslager für Juden hat Hitler, wahrscheinlich nicht zufällig, aus irgendeinem Grund in Polen platziert und nicht irgendwo im besetzten Dänemark oder im besiegten Frankreich. Ihre Namen lassen einen heute noch erschaudern: Auschwitz, Treblinka, Sobibor, Maidanek. Und in Polen wurden nicht nur Juden aus Osteuropa, sondern auch aus dem Westen – aus Italien, Frankreich, Österreich – vernichtet. 
Natürlich gab es auch Konzentrationslager in Deutschland, aber das waren keine Todeslager. Und während die Berichte über die in Polen vernichteten Holocaust-Opfer in die Millionen gehen, lag die Zahl der Todesopfer in so schrecklichen Lagern wie Buchenwald, Sachsenhausen, Neuengamme, Ravensbrück oder Dachau in den Zehntausenden. Ganz andere Maßstäbe. Natürlich wurden Gefangene dort erschossen oder für medizinische Experimente missbraucht, aber der Hauptzweck der Lager in Deutschland war ein anderer. Es waren Lager zur Zwangsarbeit, ob in den Waffenfabriken oder für Deutsche Unternehmen, die die Wehrmacht beliefert haben. 
Die Deutschen nutzten den polnischen Antisemitismus buchstäblich aus. Nach Hitlers Invasion und der Eroberung Warschaus fühlten sich die Juden in der Hauptstadt nicht nur von den Deutschen, sondern auch von den Polen selbst bedroht. 
Das Buch des Historikers Valentin Alekseev, herausgegeben von der Gesellschaft „Memorial“, erzählt die Geschichte des Warschauer Ghettos. Er spricht auch über die Situation gegen Ende des Jahres 1939: „Das nationale Unglück brachte Juden und Polen Ende 1939 näher zusammen, aber der Antisemitismus, der eine Weile in den Hintergrund getreten war, begann nach der Niederlage Polens wieder den Kopf zu erheben. Antisemiten halfen den Deutschen, Juden zu fangen, die der Zwangsarbeit zu entgehen versuchten, zeigten deutschen Soldaten und Beamten Wohnungen und Geschäften wohlhabender Juden. Die pflichtbewussten Denunzianten zeigten mit den Fingern auf die Juden, die es trotz des Verbots wagten, in Züge einzusteigen. Die Banditen brachen in die Häuser ein, jagten Juden, die traditionelle Bärte und Kippas trugen, auf der Straße und brachten diese Unglücklichen zu den Deutschen, die unter dem Kichern und Lachen des versammelten Mobs den Juden mit Messern die Haare oft bis ins Fleisch abschnitten.“ 
Man muss es noch einmal sagen: Nicht alle Polen haben sich so verhalten. Aber das schrieb der polnische jüdische Historiker Emmanuel Ringelblum kurz vor seinem Tod. Sein Versteck wurde den Deutschen übrigens Anfang 1944 von einem polnischen Teenager verraten und Ringelblum wurde erschossen. 
„Niemand, niemand wird das polnische Volk für diese ständigen Exzesse und Pogrome an der jüdischen Bevölkerung verantwortlich machen. Die große Mehrheit der Nation und ihre bewusste Arbeiterklasse und die Intelligenz verurteilten zweifellos diese Exzesse und sahen sie als deutsches Instrument zur Schwächung des Zusammenhalts der Gesellschaft. Unser Vorwurf ist jedoch, dass niemand ein Wort des Widerspruches sagte, nicht einmal in Predigten in Kirchen, und dass es keinen Widerstand gegen das antisemitische Tier gab, das mit den Deutschen zusammenarbeitete, dass es keinen wirksamen Widerstand gegen die unaufhörlichen Exzesse gab, so dass nichts den Eindruck abschwächen kann, dass die gesamte polnische Bevölkerung die Antisemiten unterstützte“, schrieb Ringelblum. 
In dieser Situation wurden im Herbst 1940 Hunderttausende Juden in einem Ghetto im Norden Warschaus zusammengetrieben. Das Gebiet war von einer Backsteinmauer umgeben. Anfangs lag die Bevölkerung des jüdischen Ghettos bei knapp einer halben Million, mehr als ein Drittel der Bevölkerung von ganz Warschau. Offiziell bekamen die isolierten Juden nur 184 Kilokalorien pro Tag. Nur der Schwarzmarkt und illegale Lieferungen halfen zu überleben. 
Ab Januar 1942 wurden Juden aus dem Warschauer Ghetto in Güterwagen nach Treblinka gebracht, um in Gaskammern getötet zu werden. Die Razzien im Ghetto wurden von deutschen Gendarmen geleitet, vor allem aber von lettischen und litauischen SS-Truppen und mit aktiver Unterstützung der polnischen Polizei. 
Nicht einmal Kinder wurden verschont. Der berühmte Lehrer Janusz Korczak ging freiwillig mit seinen Schülern ins Lager. In Treblinka wurden Menschen in Gruppen in gemauerte Räume getrieben und Abgase vom Motor eines schweren Panzers hineingepumpt. Nach einer halben Stunde waren alle tot. Danach kam die nächste Gruppe. So funktionierte das Holocaust-Fließband in Polen. Als im Warschauer Ghetto weniger als 30.000 Juden übrig waren, weniger als ein Zehntel der ursprünglichen Bevölkerung, brach ein Aufstand aus. Es war im April-Mai 1943. Die Kräfte waren ungleich. Die Rebellen hatten nur Pistolen und improvisierte Sprengsätze. Und ihr Gebiet war mit einer Mauer umgeben. Die Nazis gingen brutal vor, etwa 7.000 wurden erschossen, weitere 6.000 Juden verbrannten in ihren Häusern. Die restlichen 15.000 wurden eingefangen und nach Treblinka gebracht. So endete das Warschauer Ghetto. Das war Ostern. 
Und so beschreibt der Historiker Valentin Alekseev diesen Horror in seinem Buch „Das Warschauer Ghetto gibt es nicht mehr“: „Der Beginn der Kämpfe im Ghetto fiel mit Ostern zusammen. Die Nazis, die übrigens eine „große Aktion“ planten, rechneten damit, dass die gläubigen Katholiken an den Feiertagen abgelenkt seien und sich die Ereignisse im Ghetto nicht zu Herzen nehmen würden. Und tatsächlich überschatteten diese Ereignisse den Feiertag nicht. Massen von Schaulustigen versammelten sich in der Nähe der Mauern des Ghettos, um das ausgefallene Spektakel zu beobachten: die brennenden Straßen, verkohlte Leichen, die von Balkonen hingen, lebende Fackeln, die von den Dächern fielen. Die Deutschen vertrieben die Zuschauer nicht und manchmal wiesen diese die Maschinengewehrschützen auf Rebellen hin, die außerhalb der Mauern des Rebellenghettos erschienen. Andere, die nicht wussten, was im Ghetto geschah, feierten in der Nähe ein Straßenfest mit festlichen Karussells.“ 
Heute erscheinen uns solche Berichte unvorstellbar. Die Europäer versuchen, historisch gut auszuschauen, sie sagen, ihr Totalitarismus sei nicht schuld. Eine extreme Vereinfachung. 
Aus Polen berichtet unser Korrespondent. 
Das polnische Dorf Jedwane liegt 2 Stunden Fahrt von Warschau entfernt. Im Zentrum steht die Kirche, der Platz ist nach Papst Johannes Paul II. benannt. Gepflegte Bauernhäuser und Gemüsegärten. Die Bevölkerung von Jedwane beträgt weniger als zweitausend Menschen, meist sind es Polen. Das scheint schon ewig so zu sein. Tatsächlich waren vor 80 Jahren die meisten hier Juden und die Siedlung war ein jüdischer Ort. 
All dies geriet schnell in Vergessenheit, aber hier fand einer der blutigsten Pogrome in der Geschichte Polens statt. Am 10. Juli 1941 wurden hier mehr als anderthalbtausend Juden getötet. 
An der Stelle, an der sich die Tragödie ereignete, wurde ein Denkmal errichtet. Es zeigt verkohlte Bretter als Symbol für eine schreckliche Erinnerung an den Schuppen, in dem Hunderte von Menschen bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Jahrzehntelang glaubte man, das Massaker sei von den deutschen Soldaten verübt worden, doch dann wurde bekannt: Der Massenmord an Juden im polnischen Dorf Jedwane war das Werk der Polen selbst. 
Der Princeton-Professor Jan Tomasz Gross führte eine Untersuchung durch und schrieb ein Buch mit dem Titel „Nachbarn“, in dem er den gesamten Verlauf der Zusammenarbeit der Polen mit den Deutschen dokumentierte. 
„Am Morgen des 10. Juli 1941 kamen acht Personen von der Gestapo, um sich mit den örtlichen Behörden zu treffen. Als die Gestapo sie fragte, was sie mit den Juden machen würden, antworteten sie einstimmig, dass alle Juden getötet werden sollten. Als die Deutschen vorschlugen, eine jüdische Familie aus jedem Beruf am Leben zu lassen, antwortete der örtliche Zimmermann Bronislaw Schlesinski, der bei dem Treffen anwesend war: Wir haben genug eigene Meister, wir müssen alle Juden vernichten, niemand darf am Leben bleiben. Bürgermeister Karolak und alle anderen stimmten seinen Worten zu. Zu diesem Zweck stellte Schlesinski seinen Schuppen zur Verfügung, der in der Nähe stand. Nach diesem Treffen begann das Blutbad“, heißt es in dem Buch. 
Wie Gross schreibt, drückten die Polen in Jedwane den Juden die Augen aus und schnitten ihnen die Zungen ab, schlugen ihnen mit Äxten die Köpfe ab und prügelten sie mit Stöcken mit Nägeln zu Tode. Weder alte Männer noch Kinder wurden verschont, so dass die Mütter selbst ihre Babys im Teich ertränkten, damit sie nicht in die Hände der Schlächter fielen. Für diese Ereignisse bat Präsident Kwasniewski offiziell um Verzeihung, obwohl er dafür keine breite Unterstützung in der polnischen Gesellschaft fand. 
In Jedwane gibt es die bis heute nicht. 
„Das war ein Befehl der Deutschen, die Polen waren gezwungen, ihn auszuführen. Es stimmt nicht, dass die Bewohner von Jedwane das selbst getan haben. Ich hatte sogar einmal Probleme an der schwedischen Grenze. Der Grenzbeamte nahm meinen Pass und sah, dass ich aus Jedwane komme und sagte: Wie viele Juden hast du getötet? Ich sagte ihm unhöflich: „Da muss ich erst zählen.“ Und er: Soll ich dich sofort wieder nach Hause schicken? So etwas ist mir passiert“, sagte ein Anwohner. 
In den 1930er Jahren lebten in den Gebieten, die Polen durch den Versailler Vertrag bekommen hatte, Millionen von Juden, die Warschau gerne loswerden wollte. Die Idee war, die Juden an einen Ort zu schicken, von dem sie nie zurückkehren würden. Zum Beispiel nach Afrika. Polen fand im Dritten Reich Verständnis für die Idee. Deshalb versprach der polnische Botschafter in Berlin, Jozef Lipsky, dem Führer ein „schönes Denkmal“ zu bauen. 
„Wir wissen, dass Hitler nicht sofort auf die Idee einer endgültigen Lösung der Judenfrage gekommen ist. Aber solche, wie Polens Botschafter in Deutschland, Lipski, gab es viele in der Führung Polens und in den meisten polnischen Kreisen waren solche Ideen weit verbreitet und sie drängten Hitler allmählich zu der Idee einer endgültigen Lösung der Judenfrage. Als Hitler darüber nachdachte, wie man die Juden in Europa loswerden könnte, sagten die europäischen Länder: Wir bewundern Ihren Umgang mit Juden. Das bestärkte den Kriminellen sicherlich in seinem Verbrechen“, sagte Alexander Boroda, Präsident des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in Russland. 
Mit Kriegsbeginn errichteten die Nazis Todeslager in Polen: Auschwitz, Treblinka, Maidanek, Chelmno, Belzec, Sobibor. Millionen ermordeter und brutal gefolterter Juden, Zigeuner, Russen und Polen selbst, was viele der lokalen polnischen Bevölkerung nicht daran hinderte, mit den Henkern zusammenzuarbeiten. 
„Die Polen brachten die Kinder in diese Konzentrationslager, wie mir Henry Guberman, ein alter Jude in New York, erzählte. Ich erinnere mich sehr gut an ihn. Er wurde von russischen Soldaten gerettet, aber die Polen hatten ihn ins Lager gebracht und sich gefreut, dass andere mit den Juden in Polen Schluss machten“, sagte Dr. Natalia Narochnitskaya, Präsidentin der Stiftung für historische Perspektiven. 
Es gab auch heldenhafte Polen, die die Juden retteten. Mitglieder der „Jegota“-Bewegung, der Codename des Untergrundrates für die Unterstützung von Juden, schützten sie in sicheren Häusern, versorgten sie mit gefälschten Dokumenten und brachten Kinder in Pflegefamilien unter. Aber die Zahl der Geretteten ist natürlich viel geringer als die, die in den sicheren Tod geschickt wurden. In Polen gab es viele, die sich an dem unmenschlichen Leid bereichert haben. 
„Es gab massenhaft Jagd auf Juden und es gab dafür sogar einen Begriff „Schmalzniks“. Das heißt, den Schmalz, also das Geld, von diesen Flüchtigen, von diesen verzweifelten Menschen zu einzusammeln. Sie wurden ausgeraubt, getötet, den Deutschen übergeben und ihr Eigentum gestohlen. Für die Auslieferung von Juden wurden festgelegte Belohnungen ausgeschrieben, die die Deutschen bereitwillig bezahlten“, bemerkte der Historiker Aron Schneier. 
Das Thema ist für die polnische Regierung so unangenehm, dass im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet wurde. Es drohte jedem eine Haftstrafe an, der Polen der Beteiligung an den Verbrechen des Nationalsozialismus beschuldigt. Es drohten bis zu drei Jahre Haft. Nach einer Welle von Protesten, vor allem durch Israel, wurde die Haftstrafe wieder abgeschafft, jetzt ist es eine Ordnungswidrigkeit. Aber das Gesetz tut seine Wirkung. 
„Forscher können jetzt vor Gerichte gezogen werden und Gott weiß, wie viel sie für ihre Verteidigung ausgeben müssen, nur um nach der Wahrheit zu suchen. Nicht jeder Jude in Polen wurde von den Nazis getötet, es wurden auch viele von Polen getötet. Das ist eine Tatsache, die man unmöglich leugnen kann. Es gab viele Fälle, in denen Polen Juden der Gestapo übergeben haben: zwischen 130.000 und 200.000 wurden nicht von den Deutschen getötet oder den Deutschen von Polen zur Ermordung übergeben“, sagte Ephraim Suroff, Leiter des Jerusalemer Zweigs des Simon Wiesenthal Zentrums. 
Im Juli 1944 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Maidanek. Im Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten Warschau und Auschwitz. Im Mai 1945 folgte der Sieg. Aber auch nach der Niederlage des Faschismus war die Gefahr für Juden in Polen nicht zu Ende. 
„Der einzige Land auf der Welt, wo es nach dem Krieg noch anti-jüdische Pogrome gab, ist Polen. Als die Juden, die auf wundersame Weise überlebt hatten, in ihre Häuser zurückkehren wollten, lebten dort Polen, die sie töteten. Das sind Dinge, die geschehen sind.“, sagte Alexander Boroda. 
Im August 1945 gab es ein anti-jüdisches Pogrom in Krakau. Es wurde durch Gerüchte provoziert, dass Juden katholische Kinder für rituelle Tötungen entführten. Im Juli 1946 gab es ein Pogrom in einer anderen polnischen Stadt, in Kelce. Wegen des gleichen Gerüchtes. Es gab aber auch andere Gründe. 
„Etwa 1.500 Juden wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Polen getötet. Es ging um ihr Eigentum. Die Menschen waren in ihre Häuser gezogen und waren überhaupt nicht glücklich, Juden zu sehen, die den Holocaust überlebt hatten und in ihre Häuser zurückkehren wollten. Ihnen wurde oft gesagt: Schade, dass Hitler dich nicht getötet hat“, sagte Ephraim Suroff. 
Und in den 60er Jahren gab es in Polen noch eine Massenvertreibung. Die einst größte jüdische Gemeinde in Europa, die polnische, hat sich nie wieder erholt. Anstatt drei Millionen leben heute nur noch 30.000 Juden in Polen. 
Ende der Übersetzung

Wenn Sie sich dafür interessieren, wie Russland auf die Fragen der internationalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und ungekürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Auch über Putins Sicht auf den Zweiten Weltkrieg gibt es in dem Buch ein Kapitel.


Autor: Anti-Spiegel

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft. 


14 Gedanken zu „Was sind die Gründe für den Eklat wegen Putins Äußerungen über den Zweiten Weltkrieg?“ 

  1. 1969 habe ich Übungen von Karlheinz Dederke zu 1913-1918 besucht, um mein Schulwissen zu verbessern. Das war am Otto-Suhr-Institut der FU-Berlin. Uns war damals schon klar: Die herrschende Wissenschaft ist die Wissenschaft der Herrschenden. Dederke als Studienrat war da eine Ausnahme.
    Jetzt, 50 Jahre später, lese ich Gerd Schultze-Rhondorf: 1939. Der Krieg der viele Väter hatte. Rottenburg 2018. (Ogottogott: Kopp Verlag). Auf Seite 219 lese ich, dass zwischen 1933 bis 1938 über eine halbe Million Juden Polen Richtung Westen verlassen haben. Und die Nazis versuchten, die zurückzuschicken. Diese politische Manövriermasse wurde von uns später im industriellen Maßstab umgebracht. Das Thema Zwangsarbeiter (s. Hannes Hofbauer: Kritik der Migration, 2018 S. 75 ff.) ist auch inzwischen aufgearbeitet.
      1. Das ist ein politisches „Uns“! 
        Warum wird immer mit solchen sinnlosen Einwürfen versucht, Geschichte schönzureden? 
        Ich kenne übrigens auch niemanden, der persönlich Juden umgebracht hat. Und ich selbst fühle mich deswegen auch nicht schuldig. Ich weiß aber auch, daß der Riß bei mir quer durch die Familie ging (die damals noch keine Familie war) . Ich bin ohne Großväter aufgewachsen. Der eine (väterlicherseits) war einer der ersten engagierten Nazis in Hoyerswerda, später in der SS und kam im Krieg ums Leben. Was der im Krieg getan hat, weiß ich nicht. Kann es mir aber vorstellen. Der andere (mütterlicherseits) konnte meine Oma nicht heiraten und mußte das Land verlassen, weil er nach Nazi-Zählweise „Halbjude“ war. Er hatte Glück, kam aber auch nicht wieder. 
        Und ich erinnere mich auch noch gut, wie schockiert ich war, als meine Urgroßmutter mal für einen kurzen Moment die Maske fallen ließ, als sie nach einer Doku im Fernsehen zum Holcoust knurrte „Die Juden sind doch selber schuld! Die haben unsern Heiland ans Kreuz geschlagen!“….
          1. „Die Juden sind doch selber schuld! Die haben unsern Heiland ans Kreuz geschlagen!“ 
            Genau dieser christlich tief verankerte und auch verkündete Judenhass bis hinter die Mauern des Vatikans wird leicht vergessen. 
            „Im Gegensatz zu der häufig protegierenden Politik der weltlichen Fürsten nahm die katholische Kirche stets – mit einigen wenigen Ausnahmen
            – eine antijüdische Haltung ein und zog nicht selten die Fürsten auf ihre Seite. Mehrere Konzile, etwa die von Breslau (1267), Ofen (1279) oder Taczyca (1285), beschlossen die Wiedereinführung früherer antijüdischer Bestimmungen wie das zwangsweise Wohnen im Judenviertel, das Tragen von Judenabzeichen, das Verbot von Verpachtung von Zöllen usw. “ 
            Muss man heute nicht sagen, der Ursprung allen Hasses gegen alles Jüdische liegt in der gnadenlosen Christianisierung ? War es der christliche Glaube der sich in der Opferrolle sah?
            War der Jesus Verrat willkommen weil das Christentum daraus eine Legitimation für die Judenverfolgung herleitete? Haben die gesellschaftlichen Veränderungen mit ihren Machtverschiebungen das alles begünstigt? Man bedenke nur wer wen auf den Thron bestätigte. Führten die später gewährten Sonderrechte für Juden zur Verstärkung des Feindbildes bei jedem anständigen Christen?
            Verstärkte sich der Judenhass weil man die Juden wegen ihrer zugewiesenen Adelsnähe bei den aufkommenden sozialen Unruhen eine Mitschuld gab?
            Ich denke, die christlichen Kirchen spielten da eine sehr große Rolle denn die überwiegende Zahl ihrer Schäfchen kannte nur das gesprochene Wort. 
            Bezeichnet man doch immer den Großteil Europas als christliches Abendland. Alles gottesfürchtige und brave Christen.
            Heute tut man so als wäre Judenhass eine Erfindung der Deutschen aber das ist nicht wahr. 
            Wie war das damals mit den polnischen Juden die Deutschland nach Polen vertrieb, wer verriegelte denn die Tür für ihre eigenen Staatsbürger? Welche Länder beteiligten sich nicht an der Jahrhunderten langen Vertreibung der Juden? 
            Was waren die Hintergedanken als man polnische Juden kurzerhand ausbürgerte? Alles nur mit Wirtschaftskriesen zu begründen? 
            Selbst Juden untereinander waren sich nicht einig was sie wollten und wessen Hilfe sie in Anspruch nahmen.
            Mit einem selbstkritischen Blick in die jeweilige eigene Geschichte lässt den Schluss zu, dass man den NAZIS heimlich dankbar war das Judenproblem zu lösen. 
            Das mag manchen Leuten sehr hart klingen, aber es ist eine Tatsache. Damit relativiere ich nicht die Verantwortung der Deutschen sondern fordere eine ehrliche unvoreingenommene Betrachtung von Geschichte.
            Aus diesem Grund verwies ich auch auf den Madagaskar-Plan. Welche Menschen und aus welchem Grund griffen die Idee immer wieder auf ? Warum verhandelte Polen weiter mit Frankreich obwohl die jüdischen Vertreter bereits abgelehnt hatten? Auch im Wissen das die Bevölkerung von Madagaskar diese Ansiedlung gar nicht wollten? Humanität war es ganz sicher nicht. Man wollte die Juden = Bolschewisten loswerden. 
            Durch die Geschichte kann man hier 
            Die Art und Weise wie die Polen heute mit ihrer Geschichte umgehen kann man hier gut sehen. 
            Auch die Einlassungen der Regierungsvertreter werden nicht glaubwürdiger wenn man ein Feindbild skizziert welches man selbst mitgetragen hat. 
            Auch die Verbrechen in Folge des Krieges die eben nicht nur von der Roten Armee begangen wurden wiegen nicht schwerer als die Ausbürgerung ihrer Staatsbürger wohl wissend an wen man sie damit auslieferte. Die Vergewaltigungen der Russen sind so schlimm wie die der Franzosen, Engländer, Amerikaner. Von Erzählungen meiner Eltern und Großeltern weis ich das dieses Verhalten oft mit dem Tod bestraft wurde während man andere Täter heut als Helden sehen soll.
            War der Massenmord an den Japanern moralisch gerechtfertigt nur weil eine Kapitulation nicht reichte und man für den Siegestaumel das Wort „bedingungslos“ wollte? 
            So berechtigt die russische Revolution aus damaliger Sicht war so fehlerhaft war die Umsetzung der Idee vom neuen Leben. 
            Die Polen hatten mit den Bolschewisten und Kommunisten nichts am Hut weshalb man sie mit allen und vielen Mitteln bekämpfte und zu diesen Bolschewisten gehörten eben auch zeitweise die Juden als Gläubige, die jüdischen Verpächter, Ladenbesitzer, Bänker, Intelligenz u.a.m. 
            Ich nenne hier Staaten bzw Ihre Bürger womit ich aber nicht auf das jeweilige ganze Volk abstelle. Es gab Solche und Solche für die geschichtliche Aufarbeitung zählt der Kontext und die Tat und nicht die Anzahl der Täter!
  2. Je mehr Archive sich öffnen um so klarer wird Geschichte. Da nützen auch keine eilig zusammengeschusterten Gesetze.
    Das an der polnischen Geschichtsschreibung etwas nicht stimmt konnte man bereits an der jüdischen Reaktion auf das polnische Gesetz sehen. 
    ist so ein Konstrukt an dem sich alle bedienen wollten denen die Juden im Wege waren. 
    Dahingehend sind die Einlassungen Putins keine Unwahrheiten ganz im Gegenteil.
  3. Das die Geschichte bei uns falsch erzählt wird ist ziemlich klar. Niergends in der Schule habe ich gehört, dass die Deutschen 27 Millionen Russen umbrachten. Aber die Anzahl der getöteten Juden wurde überall und immer erwähnt. Heute ist das so ähnlich mit Vietnam. Da wurde z.B. bei dem Film mit den kindern, die nach dem Napalmangriff aus dem Dorf herausliefen, noch nicht mal erwähnt, dass das die Amis waren.
    Allerdings sollte man doch meinen, dass jüdischen Menschen nicht unbedingt wollen, dass die über diesen Teil der Geschichte belogen werden. Sie sollten zumindest ein Interesse an der russischen Sicht haben. Ob die israelische Regierung sich für die russische Sicht interessieren wird?
  4. Ein Tip an „Anti Spielgel“ >>> Weiter recherchieren. 
    Die Wahrheit liegt noch klar auf dem Tisch. Noch ist sie arg verzerrt… 
    Man muss noch sehr viel tiefer denken, als die Russen das nun tun, sonst kommt man zu Ergebnissen, welche auch den Polen in der Masse, wiederum Unrecht tun.
    Ich sehe das alles aus einem Blickwinkel heraus, den nicht viele haben können, da nur wenige das Glück hatten, einen Überlebenden aus Auschwitz zum Opa gehabt zu haben, der vom polnischen Untergrund, eben der Heimatarmee Armija Krajowa, gerettet und versteckt wurde. Aber auch gleichzeitig aus der Sicht als als jemand, dessen Oma nicht konnte gerettet werden.
    Als jemand, der den Freund meines Vaters, einen gewissen Wladyslaw Bartoszewski dann nicht nur kennenlernen durfte, sondern ihn später dann zu seinem eigenem väterlichen Freund zählte. Bartoszewski überlebte auch Auschwitz und es ist nun mal belegt, dass er eben mit seinen Kämpfern eine Menge an Juden aus dem Warschauer Ghetto rettete. Wurde dann als polnischer Außenminister der einzige Politiker ein Ehren-Bürger Israels. 
    .
  5. „…da derzeit im Westen Versuche gemacht werden, die Kriegsschuld nicht nur bei Deutschland zu suchen, sondern auch bei der Sowjetunion,…“ 
    Das klingt so, als ob die Sowjetunion am Ausbruch des Zweiten Weltkrieg gar nicht beteiligt gewesen sei. Die Geschichte sagt indes etwas anderes, ich weise da z.B. nur auf den Hitler-Stalin-Pakt hin. Natürlich spricht man darüber nicht gern auf russischer Seite, aber deswegen verschwinden doch nicht die Fakten. 
    Mit Gewißheit war Deutschland ein Treiber der damaligen Entwicklungen. Aber die Gemengelage der Einzelinteressen beförderte den Ausbruch des Krieges in erheblichem Umfang.
    1. Der „Hitler-Stalin-Pakt“ war zuallererst ein Nichtsangriffspakt der Sowjetunion mit Deutschland. Nötig geworden übrigens erst nach dem „Münchner Abkommen“, das in Russland nicht grundlos auch als „Münchner Verschwörung“ bezeichnet wird. Denn damals verschworen sich die Länder Zentraleuropas mit Deutschland gegen die Tschechoslowakei. Der Staat wurde zerschlagen, und wie im Artikel korrekt beschrieben, bediente sich nicht nur Deutschland an dem Land (Sudetengebiete, Protektorate), sondern auch Polen. In der SU mußte man seitdem befürchten, daß sich die großen europäischen Länder und Militärblöcke, Deutschland, Frankreich und GB gegen die SU verbünden. DESHALB der Nichtangriffspakt! 
      Aber ich weiß, worauf du anspielst. Es ist in Deutschland ja üblich geworden, den Nichtangriffspakt nur aus der Sicht des „geheimen Zusatzprotokolls“ zu betrachten, das damals ebenfalls aufgesetzt wurde. Dieses regelte aber eben nicht einfach die „Aufteilung Polens unter den Diktatoren Hitler und Stalin“, wie auf BILD-Niveau immer wieder getrollt wird. Vielmehr machte man sich offenbar schon damals keine Illusionen darüber, daß Hitler nach der Tschechoslowakei auch das „befreundete“ Polen gern besetzen würde – was Deutschland mit der Unterzeichnung ja letztlich auch belegte. 
      Aber der Sowjetunion war wichtig, daß jene Gebiete, die Polen (angeführt von dem Nationalisten General Pilsudski) in den 20er Jahren während des Bürgerkrieges in Russland/Sowjetrussland widerrechtlich von der SU annektiert hatte, dann nicht auch unter deutsche Kontrolle kämen, sondern an die SU zurückgegeben werden sollten. 
      DAS war der Inhalt des Zusatzprotokolls! Defacto nichts weiter als die Wiederherstellung des Völkerrechtes. Denn Polens Ostgrenze wurde bei dessen Wiedererrichtung 1919 nicht dort festgelegt, wo es auf Karten zur Geschichte des 2. Weltkrieges meist dargestellt wird, sondern in Übereinstimmung mit den Siedlungsgebieten der beteiligten Volksgruppen viel weiter westlich. Die Idee dazu kam vom damaligen britischen Außenminister George Curzon, und wurde deshalb nach ihm benannt: 
      Und jetzt schau dir die Linie genau an, und vergleiche sie mit der heutigen Ostgrenze Polens! Sie sind nahezu deckungsgleich! Der von den antirussischen „Historikern“ immer wieder behauptete „Landraub Stalins“ im Osten war nichts weiter, als die Wiederherstellung des völkerrechtlichen Status quo Polens von nach dem 1. Wk! Plus ostdeutscher Gebiete wie Schlesien, Pommern und Ostpreußen. Eben deshalb hatten die USA und GB mit „Stalins“ Ansprüchen in dem Punkt auch keine Probleme! 
      Ja, Geschichte ist schon manchmal interessant. Und – ganz nebenbei – ohne diese Aktion wäre die Westukraine heute vielleicht eine polnische Provinz…
      Da könnten unsere Bandera-Fans den Sowjets auch mal dankbar sein! 😉
  6. Ich bin in der Lage u.a. polnische (bin dort zur Schule gegangen), russische (да, я говорю по русский), deutsche, englische Texte im Original zu lesen – und weil ich mich für Geschichte insgesamt, und für die erste Hälfte des 20. Jh. insbesondere, interessiere, habe ich schon von Anfang an feststellen müssen, dass jedes Volk seine eigene Geschichte möglichst weiß malt und die der anderen schwarz, damit die eigene umso heller strahlt. Schon in der – zuerst polnischen und später deutschen – Schule musste ich erstaunt konstatieren, dass der Unterricht über den Weltkrieg von schier gänzlich verschiedenen historischen Ereignissen handelte, so jeweils unterschiedlich wurden sie dargestellt. 
    Habe ich eben „jedes Volk“ gesagt? Stimmt nicht. Da gibt es eine einzige Ausnahme: die Deutschen. Die können nicht genug von den eigenen Schandtaten kriegen – ob wahr oder nicht, egal! Her damit! Je mehr desto besser. Die Deutschen übertreiben auch hier bei der Selbstgeißelung schon wieder. Und weil nächstes Jahr wieder eine runde Jahreszahl rausspringt (auch wenn der Krieg erst mit dem gigantischen US-Kriegsverbrechen in Hiroshima und Nagasaki endete), wird sich im nächsten halben Jahr wohl noch so einiges aus dieser Richtung über uns ergießen. 
    Zum Artikel: Ich mag Putin sehr, aber was er hier erzählt, gehört in die oben beschriebene Methode. Was er über die Polen sagt, stimmt; ich könnte noch einiges mehr, auch aus der eigenen Familiengeschichte beisteuern – auch über die Gräueltaten der Russen und der Juden im Dienst der Roten Armee an deutschen Frauen, Alten und Kindern in Schlesien und Ostpreußen nach 1945. Auch gäbe es einiges zu der Rolle der Sowjetunion bei der Entstehung des sog. „Zweiten“ Weltkrieges zu sagen. Man könnte hoffen, dass wenigstens Historiker das Thema neutral angehen würden. Ich lese zurzeit drei Bücher zum Thema, zwei von Briten und eines von einem US-Amerikaner geschrieben; und jeder von ihnen beschreibt den Anteil des eigenen Landes möglichst positiv; entweder durch Rechtfertigungen oder durch Auslassungen. Also auch von dort darf man keine allgemeingültige Wahrheit erwarten. Der permanente politische Mißbrauch des Themas und die Heftigkeit, für die dieses Thema immer wieder – auch jetzt wieder zwischen Russland und Polen – auch nach so vielen Jahrzehnten sorgt, lässt die Hoffnung auf einer sehr kleinen Flamme köcheln. 
    Es gäbe viel zu den einzelnen Punkten in Putins Artikel zu sagen; ich greife nur zwei heraus. 
    1. Polen hat versucht, Aussagen über die Beteiligung von Polen am Holocaust und jede, auch wissenschaftliche, Betätigung mit dieser Frage, unter Strafe zu stellen – mit der Begründung, dass „unsere älteren Brüder im Glauben“ ebenfalls jede seriöse historische Forschung zum Holocaust in vielen Ländern der Welt unter teils strenge Strafen stellen ließen; und wenn sie das dürfen, warum nicht auch wir? Die Antwort darauf fällt mir schwer; es sei denn man legt verschiedene Maßstäbe an. Entweder darf jeder zum Thema Holocaust forschen oder es bleibt eben bei dem Glaubenssystem, das wir jetzt haben. 
    2. Und weil Putin das hier mehrmals wiederholt: Hitler wollte keine „Kolonie“ für die Juden in Afrika, um sie dort umzubringen – warum so viel Aufwand? Die Wahrheit: Die zionistischen Organisationen haben seit dem 19. Jh. weltweit für eine „Heimstatt“ der Juden gekämpft. Weil aber jedem denkenden Menschen klar gewesen ist, dass die von ihnen geforderte „Rückkehr“ nach Palästina nach 2,5 Jahrtausenden, gestützt auf ein Recht aus ebenso alten Schriften, unweigerlich zur Massenvertreibung und Völkermord an den dort ebenso lang ansässigen Palästinensern und zu einem daraus resultierenden, womöglich weltweiten, Konflikt führen würde, haben die Briten, als Mandatsmacht für Palästina, den Zionisten Uganda als ihre neue Heimat angeboten. Das gleiche tat Hitler mir Madagaskar – beides wurde von den Judenorganisationen abgelehnt. Die Konsequenzen dieser Weigerung können wir heute tagtäglich in den Nachrichten verfolgen. 
    Ich belasse es bei den beiden Punkten. Auch wenn ich Putin als Politiker sehr schätze, er sollte von Schüssen aus der Hüfte, wenn es um die Geschichte des 20. Jh. geht, besser gänzlich absehen. Derartige Schüsse gehen nämlich in der Regel nach hinten los. Viel lieber sollte er sich dafür einsetzen, dass alle Archive für die historische Forschung zugänglich gemacht werden – in Russland wie in Polen, Israel, den USA und in Großbritannien. Daran scheitert die Suche nach Wahrheit bislang. 
    Noch eine kleine Korrektur: Das Dorf heißt Jedwabne.
  7. Das Thema ist noch lange nicht gegessen. Wahrscheinlich sammelt sich gerade die „Rotte “ der deutschsprachigen Medien um loszuschlagen…. 
    Auszug aus der nachfolgenden Erklärung des Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki:
    (..) Präsident Putin hat mehrmals über Polen gelogen, und er hat es immer absichtlich getan. Dies geschieht in der Regel, wenn die russischen Behörden im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten internationalen Druck verspüren – und dieser Druck nicht auf die historische, sondern auf die aktuelle geopolitische Szene ausgeübt wird. Russland hat in den letzten Wochen mehrere bedeutende Niederlagen erlitten – es ist bei seinem Versuch, die vollständige Kontrolle über Belarus zu erlangen, gescheitert. Die EU hat erneut die gegen Russland verhängten Sanktionen für die illegale Annexion der Krim verlängert Diese Sanktionen aufzuheben und gleichzeitig weitere Beschränkungen einzuführen – diesmal von den USA, die die Umsetzung des Nord Stream 2-Projekts erheblich behinderten. Gleichzeitig wurden russische Athleten gerade für vier Jahre wegen Dopings gesperrt.(..) 
    Ganz aktuell von gestern, 29.12.2019
    https://www.premier.gov.pl/en/news/news/statement-by-the-prime-minister-of-poland-mateusz-morawiecki.html
    Erklärung des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki
    Das 20. Jahrhundert brachte der Welt unvorstellbares Leid und den Tod von Hunderten Millionen Menschen, die im Namen kranker, totalitärer Ideologien getötet wurden. Die Todesopfer von Nationalsozialismus, Faschismus und Kommunismus liegen für die Menschen unserer Generation auf der Hand. Es ist auch klar, wer für diese Verbrechen verantwortlich ist – und wessen Pakt den Zweiten Weltkrieg, den mörderischsten Konflikt in der Geschichte der Menschheit, auslöste. 
    Leider wissen unsere Kinder und Enkelkinder umso weniger über diese tragischen Ereignisse, je mehr Zeit vergeht. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir weiterhin laut sprechen und die Wahrheit über den Zweiten Weltkrieg, seine Täter und Opfer sagen – und jegliche Versuche ablehnen, die Geschichte zu verfälschen. 
    Die Erinnerung an dieses Übel ist besonders wichtig für Polen – das erste Opfer des Krieges. Unser Land hat als erstes die bewaffnete Aggression von Nazideutschland und Sowjetrußland erlebt. Polen war das erste Land, das für die Verteidigung des freien Europas kämpfte. 
    Der Widerstand gegen diese bösen Mächte ist jedoch nicht nur die Erinnerung an den polnischen Heldentum – er ist viel wichtiger. Dieser Widerstand ist das Erbe des gesamten jetzt freien und demokratischen Europas, das gegen zwei totalitäre Regime kämpfte. Wenn heute einige die Erinnerung an diese Ereignisse im Namen ihrer politischen Ziele zertrampeln wollen, muss Polen für die Wahrheit eintreten. Nicht aus eigenem Interesse, sondern um der Bedeutung Europas willen. 
    Der am 23. August 1939 unterzeichnete Molotow-Ribbentrop-Pakt war kein „Nichtangriffspakt“. Er war ein politisches und militärisches Bündnis, das Europa in zwei Einflussbereiche aufteilte – entlang der Linie, die von drei polnischen Flüssen gebildet wurde: Narew und Vistula und San. Einen Monat später wurde es infolge des „deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrages“ vom 28. September 1939 an die Bug-Linie verlegt. Es war ein Prolog zu unaussprechlichen Verbrechen, die in den nächsten Jahren auf beiden Seiten begangen wurden der Linie. 
    Der Pakt zwischen Hitler und Stalin wurde sofort in Kraft gesetzt: Am 1. September 1939 fiel Nazideutschland von Westen, Süden und Norden in Polen ein und am 17. September 1939 griff die UdSSR Polen von Osten an. 
    Am 22. September 1939 fand in Brest-Litowsk eine große Militärparade statt – eine Feier der gemeinsamen Niederlage Deutschlands und Sowjetrusslands gegen das unabhängige Polen. Solche Paraden werden nicht von Parteien von Nichtangriffspakten organisiert – sie werden von Verbündeten und Freunden organisiert. 
    Genau das waren Hitler und Stalin – lange Zeit waren sie nicht nur Verbündete, sondern auch Freunde. Ihre Freundschaft blühte so sehr, dass sie von Stalin im November 1939, als eine Gruppe von 150 deutschen Kommunisten vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs aus dem Dritten Reich in die UdSSR floh, als „Geschenk“ an Hitler übergeben und damit zu einem bestimmten Tod verurteilt wurden . 
    Die UdSSR und das Dritte Reich arbeiteten die ganze Zeit eng zusammen. Auf einer Konferenz in Brest am 27. November 1939 diskutierten Vertreter der Sicherheitsdienste beider Länder die Methoden und Grundsätze der Zusammenarbeit zur Bekämpfung der polnischen Unabhängigkeitsorganisationen in den besetzten Gebieten. Weitere Konferenzen der NKWD- und SS-Offiziere über ihre Zusammenarbeit fanden unter anderem in Zakopane und Krakau (im März 1940) statt. Es handelte sich nicht um Nichtangriffsgespräche, sondern um die Liquidierung (dh Ermordung) von Menschen, polnischen Staatsbürgern und gemeinsame Aktionen der Alliierten, um eine totale Zerstörung Polens herbeizuführen. 
    Ohne Stalins Mitschuld an der Teilung Polens und ohne die natürlichen Ressourcen, die Stalin Hitler zur Verfügung stellte, hätte die nationalsozialistische deutsche Kriminalitätsmaschine nicht die Kontrolle über Europa übernommen. Die letzten Züge mit Nachschub verließen die UdSSR und fuhren am 21. Juni 1941 nach Deutschland – nur einen Tag bevor das nationalsozialistische Deutschland seinen Verbündeten angriff. Dank Stalin konnte Hitler ungestraft neue Länder erobern, Juden aus allen Teilen des Kontinents in Ghettos einsperren und den Holocaust vorbereiten – eines der schlimmsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit. 
    Stalin nahm an kriminellen Aktivitäten im Osten teil, unterwarf ein Land nach dem anderen und baute ein Netzwerk von Lagern auf, das der Russe Alexander Solschenizyn als „Gulag-Archipel“ bezeichnete. Dabei handelte es sich um Lager, in denen Millionen von Gegnern sklavische, mörderische Folter zugefügt wurden die kommunistischen Behörden. 
    Die Verbrechen des kommunistischen Regimes begannen bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs – der Hunger von Millionen Russen zu Beginn der zwanziger Jahre, die große Hungersnot, die zum Tod von vielen Millionen Einwohnern der Ukraine und Kasachstans führte, während der Großen Säuberung Fast 700.000 politische Gegner und normale Bürger der UdSSR, hauptsächlich Russen, wurden ermordet, und die sogenannte „polnische Operation“ des NKWD, bei der hauptsächlich die Bürger der UdSSR polnischer Abstammung erschossen wurden. Kinder, Frauen und Männer mussten sterben. Allein bei der „polnischen Operation“ wurden nach Angaben des NKWD über 111.000 Menschen von sowjetischen Kommunisten absichtlich erschossen. Zu dieser Zeit ein Pole in der UdSSR zu sein bedeutete ein Todesurteil oder eine langjährige Verbannung. 
    Diese Politik wurde mit Verbrechen fortgesetzt, die begangen wurden, nachdem die Sowjetunion am 17. September 1939 in Polen einmarschiert war – das Verbrechen, mehr als 22.000 polnische Offiziere und Vertreter von Eliten an Orten wie Katyn, Kharkiv, Tver, Kyiv und Minsk zu ermorden die NKWD-Folterzellen und in Zwangsarbeitslagern in den entlegensten Teilen des Sowjetimperiums. 
    Die größten Opfer des Kommunismus waren russische Staatsbürger. Historiker schätzen, dass allein in der UdSSR zwischen 20 und 30 Millionen Menschen getötet wurden. Todes- und Zwangsarbeitslager erwarteten sogar diejenigen, für die jedes zivilisierte Land sorgt – Kriegsgefangene, die in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Die UdSSR behandelte sie nicht als Kriegshelden, sondern als Verräter. Das war die „Dankbarkeit“ Sowjetrusslands für Kriegsgefangene – Soldaten der Roten Armee: Tod, Zwangsarbeitslager, Konzentrationslager. 
    Die kommunistischen Führer, in erster Linie Joseph Stalin, sind für all diese Verbrechen verantwortlich. Achtzig Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wird versucht, Stalin für die politischen Ziele des heutigen russischen Präsidenten zu rehabilitieren. Diese Versuche müssen bei jedem, der mindestens Grundkenntnisse über die Geschichte des 20. Jahrhunderts besitzt, auf heftigen Widerstand stoßen. 
    Präsident Putin hat mehrmals über Polen gelogen, und er hat es immer absichtlich getan. Dies geschieht in der Regel, wenn die russischen Behörden im Zusammenhang mit ihren Aktivitäten internationalen Druck verspüren – und dieser Druck nicht auf die historische, sondern auf die aktuelle geopolitische Szene ausgeübt wird. Russland hat in den letzten Wochen mehrere bedeutende Niederlagen erlitten – es ist bei seinem Versuch, die vollständige Kontrolle über Belarus zu erlangen, gescheitert. Die EU hat erneut die gegen Russland verhängten Sanktionen für die illegale Annexion der Krim verlängert Diese Sanktionen aufzuheben und gleichzeitig weitere Beschränkungen einzuführen – diesmal von den USA, die die Umsetzung des Nord Stream 2-Projekts erheblich behinderten. Gleichzeitig wurden russische Athleten gerade für vier Jahre wegen Dopings gesperrt. 
    Ich betrachte die Worte von Präsident Putin als einen Versuch, diese Probleme zu vertuschen. Der russische Führer ist sich bewusst, dass seine Anschuldigungen nichts mit der Realität zu tun haben – und dass es in Polen keine Denkmäler Hitlers oder Stalins gibt. Solche Denkmäler standen hier nur, als sie von den Angreifern und Tätern errichtet wurden – dem Dritten Reich und dem Sowjetrußland. 
    Das russische Volk – das größte Opfer Stalins, eines der grausamsten Verbrecher der Weltgeschichte – hat die Wahrheit verdient. Ich glaube, dass die Russen eine Nation freier Menschen sind – und dass sie den Stalinismus ablehnen, auch wenn die Regierung von Präsident Putin versucht, ihn zu rehabilitieren. 
    Es kann keine Zustimmung geben, Täter zu Opfern, für grausame Verbrechen Verantwortliche zu unschuldigen Menschen und angegriffenen Ländern zu machen. Gemeinsam müssen wir die Wahrheit bewahren – im Namen der Erinnerung an die Opfer und zum Wohle unserer gemeinsamen Zukunft.
  8. Ich halte mich in der Geschichtsschreibung lieber an historische Fakten und nicht deren Interpretation. Haben diese Interpretationen immer den Stallgeruch der Subjektivität an sich und weil dies, gerade jetzt sehr stark zu beobachten , ein gern genutztes Mittel unserer Qualitätsmedien ist, die Menschen zu desinformieren. Man muss sagen die Medien machen das gut, wenn es nicht so pervers wäre.
    Zum eigentlichen Thema ist zu sagen eine Grundursache für den 2. WK liegt im Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg in dem die Siegermächte allen voran die USA, GB und Frankreich dem Deutschen Volk keine Luft zum atmen gelassen haben und es mit den Vertragsbedingungen absolut demütigten. Das war so zu sagen eine Steilvorlage für die spätere Machtergreifung Hitlers, denn wie ein gedemütigtes und in großen Teilen verarmtes Volk reagiert zeigen solche Äußerungen, die später sehr oft zu hören waren: Hitler hat uns die Arbeit gebracht usw.
    Dann sollte man mal das ganze Verhalten, allen voran, der USA, GB und Frankreich beachten, dass diese Staaten von 1933 bis zum Ausbruch des 2. WK 1939 an den Tag legten. Im Prinzip keine Reaktion auf Hitlers Gebaren und die Wiederaufrüstung Deutschlands, diese geschah gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages, warum reagierten die Saaten nicht? Der Höhepunkt und damit auch ein grundsätzlicher Beleg für das nicht reagieren auf das Tun Deutschlands war das so genannte Münchner Abkommen. Spätestens jetzt muss jedem, eben auch Stalin, klar gewesen sein in welche Hauptstoßrichtung es einmal gehen wird. Die sowjetischen Vertragsangebote, die, die ganzen Jahre auf dem Tisch lagen und die jeder Zeit Hitler bremsen konnten, wurden von den Westmächten ignoriert. Das alles wissend blieb Stalin, um Zeit zu gewinnen, 1939 gar keine andere Möglichkeit als dieser Pakt mit Hitler, ist doch die Sowjetunion vom ganzen Rest Europas regelrecht in Stich gelassen worden. Allen voran den Polen, die sich heute so gerne in der Opferrolle sehen. Bevor die Sowjetunion gemeinsame Sache mit Hitler gemacht hat, hatte es Polen bereits 1938 mit Hitler getrieben, in dem sie die Tschechische Republik unter sich aufteilten.
    Der Hitler-Stalin-Pakt, wie er gerne genannt wird, war ein NICHTANGRIFFSPAKT!!! Hier jetzt aus dieser oder jener Formulierung oder Zusatzprotokollen usw. eine Mitschuld der Sowjetunion am Beginn des 2. WK zu konstruieren ist eine altbekannte und typisch westliche Manie. Zudem es dafür eine eindeutige geschichtliche Antwort gibt, den Kriegsbeginn am 01.09.1941, den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, dass unter Vertragsbruch des 1939 geschlossenen Nichtangriffspaktes, es geht wohl nicht eindeutiger.
    Was für eine miese Rolle, trotz der einen oder anderen kleinen Hilfe, die USA, GB und Frankreich spielten sieht man dann, an dem Datum der Eröffnung der 2. Front. Nicht wie in Jalta abgesprochen 1942 wurde die Front eröffnet sondern erst 1943 und dieses, ganz zufälliger Weise, nach dem Sieg der Roten Armee bei Stalingrad. Wie sagt man heute so schön, die Wende im 2. WK. Ein Schelm der böses dabei denkt, jetzt bin ich aber subjektiv.

    Quelee : https://linkezeitung.de/2019/12/30/was-sind-die-gruende-fuer-den-eklat-wegen-putins-aeusserungen-ueber-den-zweiten-weltkrieg/