Vom
Eise befreit
wird der Blick zurück eine bessere Zukunft bahnen helfen
1913
Am 29. Juni verabschiedet der
Reichstag die von der Regierung eingebrachte „Wehrvorlage“. Die
Erhöhung der „Friedenspräsenzstärke“ auf 661 478 Mann wird
durchgewunken. Kaiser Wilhelm II. feiert demagogisch sein 25.
Amtsjubiläum als „Friedenskaiser“. Seit 1870 sichert die lange
kriegsfreie Zeit in Europa stetigen Aufschwung, zumindest für
Deutschland. Kunst und Kultur treiben ungeahnte Blüten.
Es
ist der letzte Sommer vor Beginn des großen Völkermordens.
Seither
hat sich das Kriegsgewölk an den bleiernen Himmeln des Nordens
immer mehr verdichtet. Die Menschheit verfügt aber seither
über ein großartiges Dokument. Es verpflichtet die Staaten darauf,
sich nurmehr im Geiste der Brüderlichkeit zu begegnen. Selbst auf
die Androhung von Gewalt geloben die Nationen fürderhin feierlich zu
verzichten. Der völkerverbindende
Geist der UN-Charta ist ein wichtiger Wegweiser in eine bessere
Zukunft.
Wenn
aber immer wieder gegen Geist und Buchstaben der Charta verstoßen
wird, so muss das den friedliebenden 99% der Weltbevölkerung
Anlass für Zweifel an der uns verordneten Geschichtsdeutung sein.
Bürsten wir die uns überlieferte Historie also einmal gegen den
Strich, legen wir die Gemeinplätze beiseite. Ein Paradigmenwechsel
wird uns neue Handlungsspielräume und Horizonte eröffnen. Nur ein
frischer Wind vermag dem unweigerlich in die Katastrophe führenden
Rüstungswahnsinn noch Einhalt zu gebieten.
Wesen
und Ursache des Krieges erkennen
Zum
Kriege treibt der profithungrige Kampf um Rohstoffe und
Einflusssphären. Schon zu des 1. Weltkrieges war das Öl
wesentliches Treibmittel.
Damals schon weckte der ölreiche Iran große Begehrlichkeiten. Die
britischen Konzerne etablieren im Iran die APOC, die spätere BP.
Ein britisches Konsortium schließt jetzt Abadan, die größte
Einzelraffinerie ihrer Zeit, an die Pipeline an. Die APOC investiert
auch im Irak und in anderen Teilen des Iran. Ein Vorteil für das
iranische Volk wird nicht sichtbar.
Die
kolonial unterdrückten Völker werden zum Thema „Verteilung ihrer
Ressourcen“ so wenig gefragt wie die Verteilung von Reichtum im
Mutterland zur Disposition steht. Jetzt melden aber die Völker immer
vernehmlicher ihre Stimme an. Gandhi ist nach erfolgter Lehrzeit im
Ausland nach Indien zurückgekehrt, der indische Dichter Rabindranath
Tagore erhält als erster Nichteuropäer den Literaturnobelpreis,
Mao Zedong ist 30 Jahre alt.
Es
gibt immer Alternativen zum Krieg
Auf
allen Kontinenten finden sich zu allen Zeiten kluge und kreative
Menschen, die Alternativen zu kriegerischen Lösungen vortragen.
Solche Alternativen liefert seit Beginn der modernen
Arbeiterbewegung vor allem die Sozialdemokratie. Sie ist als
geschichtsbildende Kraft angetreten, um das Anliegen der großen
lohnabhängigen Menschengemeinde weltweit zu vertreten. Sie bringt
die entschiedensten kriegsoppositionellen Denker hervor. Diese
vermögen Menschenmassen zu mobilisieren. Nur diese haben
schließlich das Potential, Kriege zu verhindern. Ihnen entgegen
stehen die kleinen aber fest zusammengeschmiedeten Kreise, die am
Kriege immer und überall verdienen. Daher verfallen sie ihrer Natur
gemäß auf gerissene Tricks, um Rüstung und Raubkrieg als
unabwendbare Übel oder gar als „Weg zur Sonne“
erscheinen zu lassen.
Relativer
Wohlstand verleitet zum Opportunismus
1913
stirbt der Antimilitarist und Kriegsgegner August Bebel. Er kannte
und durchschaute die Schliche des Kapitals. Die zum Kriege
treibenden Aufrüstungspolitiker, handelnd im Namen der
Ruhrkonzerne, können sich nun die Hände reiben. Führende
Theoretiker der Partei der Arbeit übersehen, nachdem der große Alte
nicht mehr ist, die Menetekel an der Wand. Der relative Wohlstand im
Kaiserreich trübt so manchen Blick auf traurige Tatsachen. Die
durch Kanonenbootpolitik abgesicherte koloniale Ausplünderung
fremder Länder wird von den meisten ausgeblendet. Das Bewusstsein
für die eigene Ausbeutung verblasst. Die Mehrheit der arbeitenden
Menschen lässt sich durch parlamentarische Illusionen jetzt
täuschen und fällt schließlich auf die Befreiungslügen herein.
Diese sind allerdings nötig, um die Kriegsskepsis der Massen am
Ende gar in Kriegsbegeisterung zu verwandeln.
Der
uralte Mythos vom „Befreiungskrieg“
Aufklärung
über die interessengelenkten Triebkräfte der Geschichte, Einblicke
in die Spiele der Mächtigen, hätten selbstverständlich den
Widerstand der Arbeiterschaft gegen die Kriegspolitik unüberhörbar
und unüberwindbar gemacht. Die Profitgeier wissen um dieses
Widerstandspotential. Sie wissen, dass die Steuergroschen der vielen
kleinen Leute den Krieg finanzieren. Auch würden deren Leiber auf
den künftigen Schlachtfeldern als Kanonenfutter gebraucht. Dem
dagegen zu erwartenden Widerstand der kleinen Krauter und
Staatsdiener, vor aber allem dem der lohnabhängigen Massen, muss
daher frühzeitig der Wind aus den Segeln genommen werden.
Parlamentarier-Privileg, Einfluss- und Vorteilsnahme, alles schlägt
dafür zu Buche. Zupass kommt den Herren auch die angewachsene
Arbeiteraristokratie. Ganz oben aber in der Trickkiste liegt der
Mythos von der 'gemeinsamen Sache', der Sache der 'Befreiung
unterdrückter Völker' für die gefochten werden soll. Wer mag da
müßig beiseite stehen?
Kapitalismus
und Krieg zwei Seiten einer Medaille
Im
zaristischen Russland, wo die Repression der Völker besonders
brutal war, weisen andererseits Sozialdemokraten den richtigen Weg
zur endlichen Überwindung des Krieges. Aufrechter Gang,
Unbeugsamkeit revolutionärer Führungspersönlichkeiten, Wissen vor
allem um die Unversöhnlichkeit der Klassengegensätze bilden die
unverzichtbare Voraussetzung. Bis heute beinhaltet Iljitsch Ulajanow
Lenins Schrift „Was tun“ Wegweisendes. Sie zeigt, wo auch
heute immer noch anzusetzen ist. Nach Kriegsbeginn erscheint seine
Schrift vom „Imperialismus als höchstem Stadium des Kapitalismus“
und liefert weiteres wertvolles Handwerkszeug. Ein Meilenstein auch
die „Zimmerwalder Konferenz“. Von der neutralen Schweiz aus
wird dort im Jahre 1916 der Krieg als Ausdruck des Kapitals
gekennzeichnet. Diese Einsicht legt zwingende Konsequenzen nahe. Der
Frieden muss erkämpft werden durch ein klares „Nein“ zu den
Kriegskrediten. Eine Absage an die Politik des 'Burgfriedens' ist
überfällig. Die verlogene Kaiserlosung
hatte 1914 hinweggetäuscht über die klaffenden Gegensätze im
Lande und so die Interessen der Kriegsprofiteure an Rhein und Ruhr
vorzüglich bedient. Die diesen gegenüber kapitulierende
SPD-Reichstagsfraktion hatte folglich den Kriegskrediten einmütig
zugestimmt. Das Einknicken vor dem Feinde, geschuldet auch der
analytischen Schwäche der Arbeiter-Opposition, war vor allem doch
das Ergebnis des Kleinmuts ihrer wichtigsten Führer. Diese bis in
die Gegenwart hinein folgenschwere Haltung ist unbedingt zu
verurteilen. Wurden doch durch eine solche opportunistische Haltung
die Massen geblendet. Nunmehr orientierungslos folgten sie einer
Freiheit verkündenden, Einheit summenden, realiter aber
kriegsdienlichen Propagandamelodie willig auf die Schlachtfelder.
Die einfachen Leute durchschauten ja nicht, dass die Töne falsch
waren, die da lockten. Sie wussten nichts vom Konzept der
rohstoffhungrigen Rüstungsindustrie. Das Einheitsgesäusel
verkleistert seither den tiefen Riss, der immer noch durch die
eigene, unfreie Gesellschaft geht. Zur Befreiung vorgesehen waren,
damals wie heute, allein die Anlagesphären und die unermesslichen
Rohstofflager im weiten Russland und anderswo, keineswegs aber dort
lebende Menschen.
Die
befreiende Losung: „Brot und Frieden“
Unterdessen
wirkten im vermeintlichen Feindesland schon fleißig die Kräfte der
Selbstbefreiung. Eigene Kraftanstrengung und organisiertes Handeln
würden bald zur Abschüttelung des zaristischen Jochs und zum Aufbau
einer egalitären Gesellschaft führen. Keiner bewaffneten
Intervention von außen bedurfte es, ganz im Gegenteil.
Das
zerschundene Russland verkündet im November 1917 als erstes Dekret:
„Frieden!“ Damit wurde für alle Menschen der Weg sichtbar,
der über Krieg und Gewalt hinausführt.
Die
Parole der Bolschewiki „Brot und Frieden“ war auf weit offene
Ohren gestoßen. Sie hat die Menschen geradezu elektrisiert und zum
Neubeginn motiviert.
1923
Vier Jahre nach dem Roten Oktober sind in Sowjetrussland nun
auch die Interventionskriege zurückgeschlagen. 18 Staaten an der
Zahl waren beteiligt. Alte und aufstrebende Kolonialmächte hatten
Hand in Hand den Krieg gegen das neue Russland finanziert,
organisiert und an allen Fronten geführt. Es waren wieder jene
Mächte am Werk, für die 'der Krieg einer Badekur gleicht'.
Diese Mächte sehen im Aufbau einer alternativen
Gesellschaftsordnung keinen Nutzen. Von solchen Kräften wird der
Bürgerkrieg geschürt. Ein kollektiver, starker Wille überwindet
auch diese Unheilstifter. Von nun an nennt sich das große Land
stolz „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“. Es kann sich
unter einer volksfreundlichen, gemeinschaftlichen Führung endlich
erholen.
Auch
bei uns zu Hause hätte das Krisen- bzw. Revolutionsjahr 1923
durchaus eine Wende zum Guten bringen können. Der Kurs der
Weltpolitik wäre dadurch in konstruktiver Richtung umgesteuert
worden. Aber die kriegsmüden Menschen hierzulande, demoralisiert von
Ruhrkampf und Hyper-Inflation, lassen sich, nachdem erst einmal ihre
wichtigsten Führer ermordet
sind, weiter aufhetzen gegen den falschen Feind. Wieder versagt,
kopflos geworden, die deutsche Sozialdemokratie. 1919 lässt
Gustav Noske gnadenlos auf demonstrierende Arbeiter schießen. Die
Rüstungslobby baut inzwischen bereits den Reichswehrspion Hitler zu
ihrem Lockvogel auf, da der Glanz der kollaborierenden
Sozialdemokratie am Verblassen ist. Noch scheitert allerdings der
Hitler-Ludendorff-Putsch
in München. Der sozialdemokratische Reichspräsident Ebert schickt
unterdessen Reichswehrtruppen gegen die
Arbeitereinheitsfront-Regierung in Sachsen. Aber die Armee kann den
revolutionären Funken nicht gänzlich austreten. Die KPD erstarkt.
Die Antikriegsbewegung fordert lautstark „Krieg dem Kriege“ und
mobilisiert Massen. Der deutsche Gewerkschaftsbund gibt einen
gleichnamigen Bildband der Käthe Kollwitz heraus, Tucholsky
schreibt seine berühmten Antikriegsgedichte. Die den Krieg
hervortreibenden Kräfte bleiben in der Losung allerdings unbenannt.
Das neue
Russland weist weiter den Weg |
In
der UdSSR nimmt unterdessen Friedenspolitik konkrete Gestalt an. Die
erste Sowjetverfassung tritt 1923 in Kraft, die demokratischste
Verfassung der Welt. Jetzt geht es dank der Fünfjahrpläne in
raschen Schritten vorwärts. Das Land blüht auf, während sich im
Rest der Welt die kapitalistische Krise gefährlich zuspitzt.
Es
wäre durchaus möglich gewesen, dem Land mit dem neuartigen
Gesellschaftsmodell in friedlicher Absicht die Hand zu reichen. Der
Rapallo-Vertrag von 1922 veranschaulicht solche Perspektiven. Aber
kapitale Kreise fürchteten um ihre Vormachtstellung im friedlichen
Wettbewerb. Das Beispiel Sowjetunion darf auf keinen Fall Schule
machen. Die Rüstungsschmiede schmieden daher langfristig angelegte
Pläne von so ungeheurer Art, dass sie am Ende die Wachsamkeit der
Gegenkräfte listig überwinden können. Zu ihren Winkelzügen
gehört Diversion, das Schüren von Illusionen, die unmittelbare
Unterwanderung und die Politik der Attentate. Selbst bürgerliche
Politiker wie Matthias Erzberger (Zentrum) und der facettenreiche
Industrielle Walter Rathenau (DDP) fallen solchen Mordattacken zum
Opfer.
Aus
der keinesfalls unabwendbaren Entwicklung sind natürlich wichtige
Lehren zu ziehen. „Die lohnabhängige Bevölkerung besitzt
keine andere Waffe im Kampf um die Macht als die Organisation“
verkündet Wladimir
Iljitsch Lenin schon 1904. Diese Erkenntnis gilt immer noch. Nichts
daran ist überholt. Die dort kristallisierte Erfahrung ist nur eben
heutigen Erfordernissen gemäß anzuwenden. Fester Zusammenschluss
und erhöhte Wachsamkeit tun not. Persönlichkeiten mit
Führungsqualitäten müssen herangebildet werden. Menschen mit
Wissen und Opferbereitschaft werden gebraucht. Demokratische
Verfahrensweisen bedürfen der Wertschätzung. Dazu gehören
Protokollführung und Rechenschaftslegung. Solche prozessualen
Vorgehensweisen gehören an die Stelle stiller Übereinkünfte in
zufälligen Zirkeln. Die stigmatisierende Ausgrenzung einzelner muss
aufhören. An ihrem Einsatz für die Sache sind Menschen zu messen.
Kurzum, das Gemauschel ist einzustellen. Wissen, vor allem fundiertes
historisches Wissen, bedarf wieder der Würdigung. Es bedarf dazu
solcher, die es sich aneignen und weitergeben und jener, die es
bereitwillig aufgreifen. Schließlich gilt es, raffiniert
gestrickte Feindbildschemata auszumachen und ihre Funktion
aufzuzeigen. Tapferkeit und Unbeugsamkeit gegenüber skrupellosen
und ruinösen Kraftzentren werden gebraucht.
Sämtlichen
militärpolitischen Abenteuern und allen neuen Rüstungsvorhaben ist
mit Entschiedenheit entgegenzutreten. Jeglichen Versuchen
gewaltsamer und militärpolitischer Art, in anderen Ländern
für Demokratie und Menschenrecht zu sorgen, muss die argumentative
Grundlage entzogen werden. Falsche Feindbildfixierung hindert uns
daran, die feindlichen Kräfte im eigenen Land zu sehen, die vor
unser aller Augen ihr Unwesen treiben. Totschläger sind gefährlich
und müssen verurteilt werden. Das gilt um so viel mehr noch für
Kriegstreiber. Jene Kräfte, die Menschenrecht und Demokratie nur als
Maskerade für ihre durchsichtigen Zwecke vor sich hertragen, müssen
angeprangert werden. Gegen sie muss man kämpfen.
Auf
das beste Erbe der demokratischen und Arbeiterbewegung müssen wir
uns also besinnen. Daraus erwachsen uns Ideenreichtum, Mut, Kraft und
Perspektive. Lesen wir das befleckte Erbe aus dem Schmutz auf, in
den es getreten wurde. Beseitigen wir die schmählichen
Verunreinigungen, die ihm zugefügt wurden.
Über
den Kapitalismus hinaus denken und handeln
Andererseits
gilt es aus vergangenen Fehlern nach vorne gerichtet zu lernen, was
aber natürlich nicht heißen kann, nach der Pfeife des Kapitals zu
tanzen. Positiv und visionär müssen wir denken und vor allem in
großen Zeiträumen. Eines ist ja überdeutlich und für jedermann
heute offenkundig: Das Gesellschaftsmodell des Westens, die einst
kulturstiftende Kraft des Kapitalismus, hat auf der ganzen Linie
versagt und ist am Ende seiner Möglichkeiten. Anderen Orts erwachsen
neue, nicht zu unterschätzende Kräfte, denen es diesmal gilt, die
offene Hand zu reichen. Schluss also mit dem China-Bashing, mit den
unsinnigen Anschuldigungen gegenüber dem Iran, Myanmar, Nordkorea,
Syrien oder gar Venezuela und Kuba. Sehen wir lieber den
unübersehbaren Tatsachen zu Hause ins düstere Auge. Nutzen wir
unsere Kenntnisse um die Schwäche des martialisch auftretenden
Gegners weise. Begreifen wir: Im Osten geht die Sonne auf, im Süden
hält sie Mittagslauf, im Norden ist sie nie zuhaus, im Westen wird
sie untergehen. Verbünden wir uns mit jenen Ländern des globalen
Südens, die einen anderen Weg eingeschlagen haben, einen Weg in die
Zukunft.
Klarheit
schaffen, Gefahren rechtzeitig erfassen, Zusammenschlüsse bilden
1933
führte die bürgerliche
Furcht vor dem relativen Erstarken kriegskritischer Kräfte und die
verhängnisvolle Spaltung der Arbeiteropposition zur
Machtübertragung an die NAZIS unter Führung eines
Pseudo-Proletariers.
Es ist der Reichspräsident und Ex-Generalfeldmarschall Hindenburg,
der auf Anraten großbürgerlicher Kreise HITLER zum Kanzler macht.
Bald
brennt der Reichstag, wird Hatz auf alle irgendwie oppositionellen
Kreise gemacht. Der große Pazifist Carl von Ossietzky wird von einem
KZ ins nächste verbracht und stirbt schließlich 1938 an den dort
zugefügten Misshandlungen. Im März wird die Demokratie durch den
Parlamentsbeschluss des Ermächtigungsgesetzes ausgehebelt. Jetzt
klingeln die Rüstungskassen so richtig. Friedenspropaganda wird
vorgetäuscht. Die Weltwirtschaftskrise und der Bankenkrach 1929
führen unterdessen in der ganzen Welt zum Anschwellen
faschistischer Kräfte und zum Um-sich-Greifen von
Terroraktivitäten.
Die
Vorgänge in der UdSSR neu bewerten
In
der UdSSR sorgen bald die Moskauer Prozesse dafür, dass es keine
fünfte Kolonne geben wird, die von innen her die
Gesellschaftsordnung unterminiert. Im Ergebnis wird kein Quisling
dort die Besatzer willkommen heißen. Deswegen die Hetztiraden der
Konzernpresse gegen ganz legale, juristisch einwandfreie
Vorgehensweisen. Lassen wir uns also nicht länger täuschen von
Propagandatricks und erforschen wir die wahre Geschichte.
Auf
Initiative der Kommunistischen Internationale hatte schon Ende August
1932 in Amsterdam ein internationaler Antikriegskongress getagt.
1933 gab es ein Treffen antifaschistischer Schriftsteller in Paris.
1935 kamen schließlich auf dringende Einladung der Pazifisten
Roman Rolland und Henri Barbusse 250 Autoren von Rang und Namen aus
80 Ländern der Erde in Brüssel zusammen. Unter ihnen waren auch
die Russen Maxim Gorki, Boris Pasternak und Ilja Ehrenburg.
Kommunisten hatten alle Kräfte für dieses Treffen mobilisiert, aber
nicht alle Autoren kamen getragen von der derselben
Entschlossenheit, „ Die Kultur gegen Faschismus und Barbarei zu
verteidigen“. Einen einigenden Schlussappell können die dem
Individualismus frönenden, preisgekrönten Federführer folglich
fataler Weise nicht formulieren. Große und wichtige Worte von Klaus
und Heinrich Mann, von Bert Brecht,
Anna Seghers, Lion Feuchtwanger, G. B. Shaw, Sinclair Lewis, Selma
Lagerlöff und vieler anderer bedeutender Kulturschaffender
verhallen in den Nebelschwaden der giftigen Propagandafeuer und
bleiben ungehört. Der Kongressteilnehmer Andre Gide aber sollte
schon ein Jahr später seine Feder in den Dienst der Anprangerung
„der sowjetischen Diktatur“ stellen. Er findet mächtiges Gehör,
denn die Konzernpresse steht ihm offen. Es fehlte dem
Individualisten und späteren Nobelpreislaureaten aber tragischer
Weise an Einsicht in die Ursachen des kulturbedrohenden, alles
Menschliche verschlingenden, kriegerischen Faschismus. Weil Gide sein
Können in den Dienst der falschen Sache stellte, dient er bis heute
als Kronzeuge gegen die Sowjetunion, die ihn lange gastfreundlich
aufgenommen hatte. Die positiven Zeit-Zeugnisse von Henri Barbusse,
Lion Feuchtwanger und Emil Ludwig aber scheinen vergessen zu sein.
Faschismus
und Kommunismus sind tödliche Antagonismen
Georgi
Dimitroff, der Vertreter der KI,
stellt 1935 fest: “Der
Faschismus konnte vor allem deshalb zur Macht kommen, weil die
Arbeiterklasse dank der Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der
Bourgeoisie, die von den Führern der Sozialdemokratie betrieben
wurde, gespalten war, politisch und organisatorisch gegenüber der
angreifenden Bourgeoisie entwaffnet war. Die
kommunistischen Parteien aber waren nicht stark genug, um ohne und
gegen die Sozialdemokratie die Massen auf die Beine zu bringen und
sie in den entscheidenden Kampf gegen den Faschismus zu führen“.
Deswegen plädierte der Bulgare für das Zusammengehen mit den
sozialdemokratischen Massen, deswegen verfochten er und seine
Genossen ab 1935 mit aller Entschiedenheit die Politik der
Einheitsfront. Das Problem war ja ein globales. Die bewusste
Anstrengung aller Erniedrigten und Beleidigten konnte nach sechs
verheerenden Kriegsjahren den deutschen Faschismus erst einmal
besiegen. Am Ende waren es aber weder die
halbherzige Volksfrontpolitik in Frankreich unter Leon Blum, noch
der tapfere Versuch, in Spanien eine demokratisch geeinte Republik
zu gestalten, die dem Aufstieg des Faschismus hatten Einhalt
gebieten können. Auch die 'New Deal'-Politik eines populären
„Teddy“ Roosevelt in den USA war nicht ausschlaggebend. Die um
sich greifende Barbarei konsequent einzudämmen, gelang wirklich
überzeugend nur durch den allseits gewürdigten Beitrag der
Sowjetunion. Mit dem “New Deal“ war es unter Präsident Truman
dann ganz rasch zu Ende.
Stalingrad
bringt die Kriegswende
1943
Weil in der Sowjetunion
eine Gesellschaftsordnung Gestalt angenommen hatte, die zum Nutzen
der gesamten Bevölkerung errichtet worden war, gelingt es nach
dreieinhalb verlustreichen Kriegsjahren die Wende herbeizuführen.
Die Sowjetmenschen wussten sich, angeleitet von einer klugen und
weitsichtigen Führung, gegen ihre vorgesehene Versklavung mit aller
gebotenen Kraft und mit hoher Opferbereitschaft
zu wehren.
Angesichts
der Niederlage des deutschen Faschismus in Stalingrad,
das heute, auf Geheiß der damals unterlegenen Kräfte, nicht mehr
so heißen darf, atmet die Welt erstmals seit Kriegsbeginn auf. Noch
aber stehen schwere Kämpfe bevor.
Am
Ende eines fast sechsjährigen Krieges muss die deutsche Wehrmacht
kapitulieren gegenüber der Anti-Hitler-Koalition. In Potsdam stehen
die Vertreter dieses - im Westen nicht wirklich geliebten -
Bündnisses immerhin noch Respekt gebietend auf, als Stalin den Raum
im Schloss Cecilienhof betritt. Die Ehre gilt ihm und dem
sowjetischen Volk.
Dem
Angriffskrieg folgen deutsche Spaltung und Kalter Krieg
1953
Lange galt
der 17. Juni 1953 als Tag der deutschen Einheit. Vergessen war über
der Würdigung des sogenannten „Arbeiteraufstandes in der DDR“,
dass die deutsche
Teilung mit all ihren Folgen ein Resultat des Krieges war. In
Nürnberg war zumindest einigen Kriegsverbrechern der Prozess
gemacht worden. Der Angriffskrieg wurde als größtes Verbrechen
gegen die Menschheit gebrandmarkt. Ein wichtiger Markstein zum
Fortschritt des Völkerrechts war gesetzt.
Auf
Grund antagonistischer Interessen zerbricht die Koalition der
Alliierten bald. Zwei einander ausschließende Gesellschaftssysteme
stehen sich jetzt waffenstarrend gegenüber. Der trennende Riss geht
mitten durch Deutschland. Die ganze Menschheit leidet unter dem
„Kalten Krieg“. Der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und
Nagasaki hatte ihn schon im Sommer 1945 ausgelöst. Die Rede des
Briten Winston Churchill, in Fulton, Missouri, am 5. März 1946 hat
das antikommunistische Feuer erst richtig zum Lodern gebracht. Das
wertvolle Ressourcen verschlingende Wettrüsten zwischen Ost und West
nimmt von Nordamerika aus seinen Lauf. Am 19. Juni 1953 muss –
trotz weltweiter Proteste - das jüdische Physikerehepaar Ethel und
Julius Rosenberg auf dem elektrischen Stuhl in New York sterben.
In
Westdeutschland wird gegen den Widerstand von Millionen
Wiederaufrüstung betrieben.
Befreiungs-
und Anti-Kriegsbewegungen gewinnen an Kraft
In
der Folge des großen Krieges sind unterdessen weltweit die
Befreiungsbewegungen erstarkt. Mit ihnen und durch sie gewannen
kommunistische Parteien an der Wahlurne großen Zuspruch. So etwa in
Frankreich und Italien, wo sie eine bedeutende Kraft im
Anti-Hitler-Kampf gewesen waren. Auf der ganzen Erde setzten sich
nach dem 2. Weltkrieg noch größere Menschenmengen für eine Politik
des Friedens ein als nach 1918. Das volkreiche China hat sich vom
kolonialen Joch befreit. Die Volksrepublik China ist 1949 geboren.
Pablo
Picasso stiftet der Friedensbewegung viele Taubenmotive.
Da
trifft ein schwerer Schlag unvorbereitet die friedliebende
Menschheit.
Stalins
Tod zeitigt weitreichende, negative Folgen
Am
5. März 1953 stirbt Stalin. Beim Sowjetvolk löst die
Nachricht Verzweiflung und Entsetzen aus. Die Folgen des verfrühten
Ablebens eines weltweit geachteten Staatsmannes zeigen sich bald.
Eine merkliche Wende in der Politik der SU setzt unter der Ägide
Chruschtschows ein. Erste 'Ergebnisse' sind am 17. Juni in
Deutschland spürbar. Unkluge, scheinbar einsam getroffene
Anordnungen verursachen Missstimmung und Chaos und führen zu
Widerstand gegen staatliche Politik im Osten Deutschlands. In
Sowjetrussland wird ab jetzt die Geschichtsschraube rückwärts
gedreht.
Im
Schatten des Kalten Krieges tobt der heiße
Der
US-Imperialismus erleidet im Koreakrieg 1950 -1953 immerhin
seine erste Niederlage. Aber es bedarf dazu drei Jahre der
schlimmsten Kämpfe. Der Krieg hat d r e i Millionen Opfer unter
der Zivilbevölkerung gekostet. 450.000 Tonnen an Bomben hat die US
Air Force über dem kleinen, unbotmäßigen Land abgeworfen. Allein
zwischen Juni und Ende Oktober 1950 setzten die Vereinigten Staaten
insgesamt 3. 281. 270 Liter Napalm ein, ein Vielfaches der (später)
im Vietnamkrieg nieder gegangenen Menge. Die Folgen in Korea waren
verheerender noch als in Vietnam. Die Welt, so scheint es, hat diese
Verbrechen der Amerikaner, wie so viele andere, bald vergessen. Die
Konzernmedien faseln unwidersprochen über die diktatorisch
geführte „Atommacht Nordkorea“. Vergessen ist vor allem, wer den
kriegerischen Konflikt und die Spaltung Koreas 1950 begann. Vergessen
scheint vor allem, dass es damals schon gegen China ging.
Ein
CIA-Putsch beseitigt Präsident Mossadegh
Ex-General
Eisenhower, der das Amt als US-Präsident antritt und sein
Außenminister John Foster Dulles haben sogar ernsthaft den
Einsatz der Atombombe gegen Korea erwogen.
Bruder
Allan Dulles wird CIA Director und im August 1953 im Iran
der demokratisch gewählte Premierminister Mossadegh durch
Kollaboration mit dem britischen M16 gestürzt. Die
vorausgegangene Nationalisierung der iranischen Ölquellen ist der
unmittelbare Grund für diesen Eingriff in fremdes Hoheitsgebiet.
Eine
Million Dollar zum Sturz Mossadeghs haben die Dulles-Brüder flüssig
gemacht. Die Inthronisierung des grausam wütenden Schah-Regimes und
seines Geheimdienstes Savak erfolgte unmittelbar. Bis 1979 dauert
dessen blutige Herrschaft in dem alten, stolzen Kulturland. Sie
erfreute sich bis zum bitteren Ende des Beifalls aller NATO-Mächte.
Die
Politik der Attentate
1963
Atomkriegsgefahr und Kubakrise
wurden 1962 vorerst beigelegt. Die Wahl des jugendlichen John F.
Kennedy 1961 trug zu neuer Popularität der Yankee-Amerikaner bei.
JFK kommt nach Berlin und sagt die legendären Worte „Ich bin ein
Berliner“. Das war im Juni. Am 22. November stirbt der Präsident
in Dallas. Der Mord, hinter dem man die Rüstungslobby vermutet, ist
bis heute nicht aufgeklärt. Die Vietnamkriegs-Ausgaben der USA
vervielfachen sich jetzt sprunghaft. Kennedy hatte immerhin den
Rückzug aus Vietnam angedacht und wollte dem Kalten Krieg ein Ende
setzten. Der Millionär sprach für gewisse Kreise zuviel vom
Frieden.
Auch
Martin Luther King hat 1963 seinen Traum. Er hält die berühmt
gewordene „I have a dream“-Rede, die US-Bürgerrechtsbewegung
erwacht. 1968 fällt auch King einem Attentat zum Opfer, nachdem er
sich gegen den Vietnamkrieg ausgesprochen hatte.
Die
sogenannte Kongokrise.
Am
30. Juni 1960 erhielt der Kongo seine Unabhängigkeit.
Das Wahlergebnis hatte Lumumbas 'Mouvement National Congolais'
zur stärksten Fraktion gemacht. Der Demokrat Lumumba wurde von
interessierter Seite sofort als „Kommunist“ verdächtigt. Ein
wahrhaftes Totschlag-Argument. Eine Hinwendung des rohstoffreichsten
und größten schwarzafrikanischen Landes zum 'kommunistischen' Lager
musste aus kapitaler Sicht unter allen Umständen verhindert werden.
Der belgische Geheimdienst im Bunde mit der CIA wusste daher 1961
Lumumba mit interner Hilfe zu beseitigen.
Bald
marschieren UNO-Truppen im Kongo ein. Seither taumelt der
rohstoffreiche Kongo von einem Krieg in den nächsten. Inzwischen
ist ein großer Teil Afrikas Opfer neuer kolonialer Begehrlichkeiten,
neue Kriege verbreiten sich wie ein Buschfeuer.
Mehr
Putsche, mehr politische Morde und ein Kriegsende
1973
am 11. September
beseitigt ein faschistischer Putsch in Chile die demokratisch
gewählte Volksfrontregierung unter dem populären Arzt Salvador
Allende. Das neoliberale Modell wird erstmals einem Land mit Hilfe
diktatorischer Methoden aufgedrückt. Allende hätte vermutlich
genauso wenig wie Lumumba scheitern müssen. Ihrer beider so
verschiedenes Beispiel sollte endlich Anlass sein, mit dem gebotenen
Realismus die Kräftekonstellation zu analysieren und die internen
politischen Fehlentscheidungen, die zu ihrem für Millionen so
bitteren Sturz führten.
Unterdessen
kämpft in Vietnam ein kleines Volk heldenhaft für seine Befreiung
von Besatzung und Krieg. Die Pariser Verträge bereiten endlich das
Kriegsende in Vietnam vor.
Die
neue, globale Friedensbewegung und ihr Erbe
1983
Das Jahr ist Höhepunkt
einer neuen weltweiten Friedensbewegung gegen die Atomkriegsgefahr.
Die Massendemonstrationen waren ausgelöst worden durch die
geplante Aufstellung von nuklearen, gegen die SU gerichteten,
Pershing Raketen in Deutschland. Kanzler Kohl, durch Mandatsschacher
und Misstrauensvotum an die Macht gelangt, setzt deren
Stationierung gegen den Mehrheitswillen im Lande durch. Die Bewegung
zerschmilzt allmählich und knickt am Ende ein. Es fehlte ihr -
trotz kurzfristig enormer Mobilisierungsfähigkeit - an
organisatorischem Rückhalt, an Durchhaltevermögen, an fähigem
Führungspersonal und vor allem an einer die Realitäten adäquat
erfassenden Analyse der Situation. Es gibt keine Kraft, die die
Millionen Widerstandswilliger hätte zusammenhalten können. Die
fehlende Gesellschaftsanalyse der Bewegung und ihr latenter
Antikommunismus erweisen sich als ihre Hauptschwäche. Die übliche
Äquidistanz zwischen Freund und Feind, zwischen Opfer und Täter,
führt zur Bewunderung Gorbatschows, der wenige Jahre später den
Sozialismus außer Kraft setzt und damit sein Lebenswerk krönt.
1993
Deutschland ist dank diesem heute in den Vereinigten Staaten
lebenden Staatsmann seit vier Jahren wieder einig und gewinnt
stetig an Macht und Einfluss. Das große Sowjetland ist zergliedert,
die kleine Tschecheslowakei ist es auch. Niemand spricht von
München. Die Auflösung Jugoslawiens nimmt ihren Lauf. „Serbien
muss sterbien“, hieß es schon 1914 zu Kaisers Zeiten. Jetzt
erfüllt sich auch dieser Großmachttraum.
In
der BRD angekommen, schließen die einst Grünen Hoffnungsvögel sich
1993 mit dem Bündnis 90 aus dem Osten zu einer Partei zusammen. Im
Jahre 1999 sind sie dann unter Josef Fischer als Außenminister
definitiv zur Kriegspartei mutiert. Belgrad muss zum dritten Mal in
einem Jahrhundert Bombenhagel erdulden. Der Krieg ist unter der
Menschenrechtsmaske nun auch in Europa wieder salonfähig geworden.
Der eklatante Verstoß gegen das Völkerrecht wird als
'Kollateralschaden' billigend in Kauf genommen.
Uranmunition,
Drohnen und Terrormethoden gegen 'Terrorismusgefahr'
2003
Der zweite
US-Krieg gegen den Irak beginnt; es ist der dritte Golfkrieg hinter
dem der US-Imperialismus steht. Trotz diesmal millionenfach
kundgetanem Widerstand weltweit wird gegen Bagdad ein weiterer
Krieg eröffnet. Das historisch bedeutsame, fruchtbare und
prosperierende Zweistromland wird nachhaltig zertrümmert. Längst
ist der schuldige Kriegsvorwand als nichtig eingeräumt. Dennoch darf
sich das bis heute besetzte Land nicht erholen.
Der
beeindruckende Widerstand gegen diesen Krieg aber bleibt eine
Eintagsfliege. Er ist schon verpufft , während noch ein Jahr lang
die Ölfelder Kuweits brennen, vom imperialistischen Feuer entzündet.
Das Feindbild vom bösen Diktator Hussein hinterlässt nachhaltige
Spuren.
Jugoslawien
hört im gleichen Jahr noch zu existieren auf. Der beliebte
Staatschef Milosevic war zuvor mit dem Teufel selbst in Verbindung
gebracht worden.
2013
Libyen, das
gedeihlichste Land unter Afrikas Sonne, ist nach dem Bombenhagel 2011
und nach dem Lynchmord an seinem Revolutionsführer Ghaddafi dem
Verfall preisgegeben. Die Ex-Kolonialmacht Frankreich überzieht Mali
mit Bomben, angeblich um es von 'Islamisten zu befreien'. Über
dortigen Rohstoffreichtum und die Uranvorkommen im benachbarten Land
herrscht Schweigen. Söldnerheere und
Todesschwadronen destabilisieren seit zwei Jahren das säkulare,
demokratisch verfasste Syrien. Der Nahe Osten leidet, blutet, ächzt.
Von
der bald 70 Jahre andauernden Besatzung Palästinas, vom Krieg gegen
die autochtone Bevölkerung und vom Schicksal der Menschen im
Gazastreifen oder im Westjordanland spricht praktisch keiner mehr.
Trotzdem scheint der koloniale Stern Israels allmählich zu
verblassen.
Wo
Gefahr ist, wächst uns das Rettende auch
Erkennen
wir also in den Rauchzeichen einer unheilschwangeren Zeit das
vorwärtsweisende Element. Zwar stirbt Hugo Chavez, die Symbolfigur
eines neuen, stolzen, unabhängigen Lateinamerika einen zu frühen
Tod, aber er hinterlässt ein unschätzbares Erbe. Der bolivarische
Prozess scheint unumkehrbar.
Südeuropa
ist in Aufruhr. In Griechenland, Spanien, Portugal und Italien
widersetzen sich Massen dem neoliberalen Diktat Brüssels unter
deutscher Fuchtel. Sogar das kleine Zypern wagt, wie es scheint,
wider den Stachel zu löcken.
Die
Befreiung von neoliberaler Bevormundung ist auf die Dauer auch in
Europa also nicht mehr aufzuhalten. Die Eurozone wackelt. Die
Schuldenbremse erweist sich in Wahrheit als Bremsklotz gegen
wirtschaftliche Genesung. Die 'Schutzmacht' USA hat ihren Zenit
überschritten. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine
Weltmacht im Niedergang.
Was
noch fehlt, ist der organisierte Widerstand der Massen gegen die zum
Kriege treibende neoliberale Faschisierung. Aber dieser Widerstand
wird kommen. Die kapitalstarken Kreise und ihre Medien scheinen dies
besser zu wissen als die kleinen Leute. Die Wochenzeitung „Die
ZEIT“
wunderte sich kürzlich darüber, dass angesichts des allseits
drohenden Niedergangs der Kommunismus nicht wieder Urstände feiere.
Doch dazu ist es noch viel zu früh. Wir brauchen einen längeren
Atem. Lernen
wir erst einmal aus der Geschichte. Entreißen wir den Herrschenden
die in teuren PR-Agenturen für uns geschmiedeten Feindbilder.
Übernehmen wir selbst die Deutungshoheit für unsere Geschichte.
Vergessen wir dabei niemals, Lohnabhängige
Menschen müssen vorbehaltlos zusammenstehen:
Gegen
Sozialabbau und Rüstungsterror!
Für
die strikte Einhaltung des Völkerrechts!
Gegen
jegliche Militärintervention, ohne wenn und aber!
Für
den Abzug der Patriot-Raketen inklusive Truppenkontingent aus der
Türkei
Gemeinsam
fordern wir:
Hände
weg von Syrien, Hände weg vom Iran !
Raus
aus Afghanistan, Mali und anderen kolonisierten Staaten!
Betrachtungen
von Irene Eckert, 23. März 2013