Friday, March 20, 2015

Israel gegen die Juden von Pierre Stambul, Paris

Auszugsweise übersetzt von Ellen Rohlfs

Es ist ein abgenützter Refrain. Man kritisiert Israel und den Zionismus? Dann bist du ein Antisemit! Ein französischer Jude möchte in der Lage sein, sein Judentum ganz zu leben? Er wird eingeladen „Aliyah“ zu machen und sich daran zu beteiligen, Palästina zu kolonisieren. Dies wurde uns eingebläut, dass die Geschichte des Judentums zu einem Ende gebracht wurde und dass Israel sein Endpunkt sei.  Israel funktioniert als ein Radierer,  der die jüdische Geschichte ausradiert, auch das Gedächtnis, Sprachen und Traditionen und die jüdischen Identitäten. Israelische Politik ist nicht nur kriminell gegenüber dem palästinensischen Volk. Es behauptet, der Erbe der jüdischen Geschichte zu sein, als es diese Geschichte falsch dargestellt und  betrogen hat. Israel bringt die Juden bewusst in Gefahr, wo immer sie sich befinden. Und es verwandelt sie in Roboter, die aufgefordert werden, das Nicht-zu Rechtfertigende zu rechtfertigen. 
Denken wir an das Geschehen in letzter Zeit
Die Geschichte der französischen Juden hat nichts mit Israel zu tun. Immer wieder von verschiedenen sehr christlichen Königen enteignet, massakriert oder vertrieben, haben Juden die französische Staatsbürgerschaft angenommen, nicht zuletzt dank der Fürsprache eines Priesters, Henri Grégoire, während der Revolution. Die letzten beiden Jahrhunderte sind durch eine Nachfrage nach der Staatsbürgerschaft  und nach gleichen Rechten nach dem Gesetz gezeichnet. 
Die Dreyfus-Affäre hat dies betont, dass, wenn ein Teil der französischen Gesellschaft antisemitisch war, so betrachtete letztendlich die Mehrheit die Freisprechung und die Rehabilitation von Dreyfus als Ziel all jener, die von der Freiheit fasziniert war und die Rassismus ablehnten. Die Geschichte der französischen Juden ist durch bedeutsame Beteiligung am Widerstand gegen die Nazis und das Vichy-Regime  gekennzeichnet worden und dann durch das Engagement von vielen in progressiven und/oder antikolonialistischen Kämpfen. Unter diesen namhaften jüdischen Intellektuellen dieser Zeit waren Raymond Aubrac, Marc Bloch, Laurent Schwartz, Pierre Vidal-Naquet und Stéphane Hessel. Es war eine Zeit, als viele Juden glaubten, dass ihre eigene Emanzipation ein Teil der universellen Emanzipation wäre. Es war eine Epoche, als Rassismus, Faschismus und der Hass gegen „den anderen“ als äußerst unannehmbar angesehen wurde und bekämpft werden musste. Jüdische Kinder gingen in die allgemeine Schule;  Die Idee, sich von anderen abzutrennen und in religiös-begründete Schulen zu gehen, kam ihnen nicht in den Sinn.
Im heutigen Israel hat es einen gezielten Versuch gegeben, die Geschichte der Juden in den verschiedenen Ländern auszulöschen. Wenn Juden lange von Antisemiten in Europa als nicht anpassungsfähige Parias angesehen wurden, und wenn sie verfolgt worden sind, weil sie ein Hindernis für den wahnsinnigen Nationalismus waren , der von ethnisch reinen Gesellschaften träumte, hätten sie niemals eine Trennung gesucht, sondern im Gegenteil die Integration in die Gesellschaften, in denen sie lebten. 
Ein Aufruf zur Desertion
Kommen wir zu den Ereignissen der letzten Zeit.  An der Spitze einer riesigen Pariser Demonstration , die angeblich gegen Terrorismus organisiert wurde, findet man  drei Kriegsverbrecher, Netanjahu, Lieberman und Bennett, die sich gerade einen Namen gemacht haben, indem sie im Sommer 2014 über 2000 Palästinenser (meistens Zivilisten) in Gaza massakriert  haben. In dem sie die Emotion ausnützen, die  durch den antisemitischen Mord  in der Porte de Vincennes entstanden war, ermächtigte Netanjahu  sich, den französischen Juden zu erklären, dass sie in Frankreich in Unsicherheit leben und dass sie in ihr „wahres“ Heimatland, nach Israel umziehen sollten. 
Tatsächlich hat Zionismus niemals den Antisemitismus  bekämpft. Er hat endlos diesen mit einem einzigen Ziel genährt:  so viele Juden wie möglich zu verleiten, nach Israel einzuwandern. Eine Folge davon ist, dass Netanjahu nicht zögerte, die französischen Juden in Gefahr zu bringen.  Er machte sie in ihrem eigenen Land zu Ausländern, zu ‚Touristen‘, die nicht begriffen haben, dass ihre ‚Heimat‘ dort sei. Juden werden eindringlich ermahnt, entweder ‚Verräter‘ zu werden ( aus dem einzigen Grund, damit Groß-Israel vom Meer bis zum Fluss)  oder Mitschuldige zu werden. Frankreich  ist immer als ein Fehlschlag für Israel angesehen worden: kaum 80 000 Juden haben seit 1948 Frankreich verlassen und die Hälfte von ihnen ist wieder nach Frankreich zurückgekehrt. Dann wurde die Propaganda ohrenbetäubend.  Doch wenn es ein Land gibt, in dem Juden in Unsicherheit leben, dann ist es Israel; es ist Israel selbst und es wird es so lange bleiben, wie Israel  die Zerstörung Palästinas verfolgt. 
Zu der ;Aliya‘ (Hinaufgehen) der Lebenden  nach Israel, kann nun die der Toten hinzugefügt werden. Die israelischen Behörden stacheln die französischen Juden an , ihre Toten in Israel zu begraben. So sind die Opfer der Porte de Vincennes im Givat Shaul-Friedhof beerdigt worden. Dieser Distrikt Jerusalems ist eigentlich das frühere Deit Yassin, das Dorf, das vor dem Krieg von 1948 gemartert wurde, wo die Irgun-Milizen von Menachim Begin geleitet,  ( fast) die ganze  Bevölkerung massakrierte, so dass das Dorf, wie viele andere von der Landkarte  verschwunden ist. Wie symbolisch!
Israel  in der Avant-Garde der Islamophobie
Juden haben jahrhundertelang in der islamischen Welt gelebt. Sie wurden sogar vom Ottomanischen Reich willkommen geheißen, als sie 1492 aus Spanien vertrieben worden sind.  Heute nimmt Israel an der Dämonisierung der Araber  und der Muslime  teil, indem es sich als Modell-Schüler des  „Zusammenstoßes der Zivilisationen“ verhält. Für einige Politiker, die dies zu ihrem Handelskapital machten, wird anti-arabischer Rassismus und Islamophobie offen entfaltet und auf sie einzuwirken, ist nicht ungewöhnlich. 
Das Massenverbrechen in Gaza oder die Multiplikation der rassistischen Äußerungen ( für  Rabbi Rosen sind die Palästinenser mit den Amalekitern verwandt und  die Torah  diktiert, dass wir sie töten sollen, auch ihre Frauen, Kinder und ihre Herden) wird Spuren hinterlassen. Kann man sich vorstellen, dass das, was man den Palästinensern zufügt, ohne Folgen ist?
In Israel konkurrieren Propagandisten miteinander, indem sie erklären , dass Juden  in der muslimischen Welt wie in der Hölle lebten, aber die Tatsache verbergen, dass Antisemitismus  vor allem europäischen und christlichen Ursprungs ist. In Israel machen orientalische Juden die Erfahrung der sozialen Diskriminierung und rassistischer Geringschätzung. Die Vertreibung der Palästinenser 1948 wird  als ein ‚Austausch der Bevölkerung’ dargestellt, wohingegen der Zionismus die Hauptursache  von beidem, der Nakba und der Vertreibung der orientalischen Juden aus ihren Ländern ist. 
Was bedeutet es in Israel jüdisch zu sein?
Die  Zionisten verbreiten die Idee, dass Juden und Nicht-Juden nicht in der Lage sind, zusammen zu leben. Das ist in völlig konträr zu allem, was sich in hunderten von Jahren abgespielt hat. Es läuft dem Streben der Juden, die Ghettos (mellahs und juderias) zu verlassen, zuwider, um normale Bürger zu werden.
Fromme Juden, die nach Israel auswanderten, fanden dort selten die Religion, die sie jahrhundertelang praktiziert haben. Die national-religiöse Bewegung herrscht vor. Diese integrationistische Strömung hat den Charakter der Religion verwandelt.  Ein ‚ausgewähltes Volk‘ hat niemals bedeutet, dass man mehr Rechte als die anderen hat, sondern im Gegenteil, dass man mehr Verpflichtungen hat. Unter  den Geboten  ist ‚tue gegenüberanderen das, was du möchtest, dass sie dir gegenüber tun sollen‘ und ‚liebe deinen Nächsten, wie dich selbst‘.  ‚Nächstes Jahr in Jerusalem‘ war nie als Inspiration für die ethnische Säuberung gedacht, die jetzt stattfindet, sondern war ein Ausdruck  für ein ‚Hoffen auf den Messias‘.
Hebräisch war immer eine religiöse Sprache, deren profane Verwendung verboten war. Die jüdische Religion ist eine Religion des Exils. Die Siedlungen auf diesem Land (von Israel/Palästina) vor der Ankunft des Messias und ein fortiori der Errichtung eines jüdischen Staates waren verboten. Außerdem  gingen die 1492 aus Spanien vertriebenen Juden  nicht nach Jerusalem.  Herzl traf  mit seinem zionistischen Projekt auf eine fast einmütige Feindseligkeit der Rabbiner, als die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina vorgeschlagen wurde
Für säkulare Juden sind die vorherrschenden Werte Israels die Antithese ihres Verständnisses der Werte des Judentums. Wo findet man in der jüdischen Tradition Rassismus, Chauvinismus, Militarismus und die Negation der Existenz und der Würde des anderen? Was haben die großen jüdischen Intellektuellen (Einstein, Freud, Arendt, Kafka, Benjamin.…)gemeinsam mit den Kriegsverbrechern, die Israel leiten? Was hat Israel mit ihrem Gedächtnis getan und dem, die gegen Faschismus und Kolonialismus kämpften (Marek Edelman, Abraham Serfaty, Henri Curiel..)?Mit welchem jüdischen Erbe können sich die Siedler und das Militär  im Voraus der Gewalt und Verbrechen rechtfertigen, die sie gegenüber den Palästinensern begangen haben?
Wie der israelische Historiker Shlomo Sand im  propos(?)  für das Buch von Yakov Rabkin „den Staat Israel verstehen“  geschrieben hat „denjenigen, die im Zionismus eine Fortsetzung des Judentums sehen, täte es gut, dieses Buch zu lesen. Aber für die, die glauben, dass der Staat Israel ein jüdischer Staat ist, sollte das Lesen dieses Buches eine Verpflichtung  sein.“
Einige Juden denken, dass nach dem Nazi-Genozid Israel das letzte Refugium sei. Aus welchen Gründen ist die israelische Führung in der Lage, überall den Antisemitismus und das Gedächtnis des Genozid vorzubringen?  Die Zionisten spielen nur eine  marginale Rolle im Kampf gegen den Antisemitismus und im Widerstand gegen den Nazismus. Einige zionistische Führer waren selbst mit schändlichem Verhalten während des Aufkommens des Faschismus beteiligt. (Ben Gurion 1933 mit dem Haavara-Abkommen) und während der Periode der Vernichtung(die Sterngruppe  mordete Soldaten und britische Würdenträger). 
Wie ist es möglich, dass das Gedächtnis des Genozids „Nie wieder!“  nicht bedeutet „Nie wieder  (nur)für uns!“ Das letztere bedeutet eine Stammesvision der Menschheit und ist in totalem Widerspruch zu allen Formen des jüdischen Erbes. 
Diktate, Ängste und alle Formen von Rassismus und Diskriminierung verweigern
Es gibt Konfrontationen, die vernünftig sind: Kampf gegen Unterdrückung, Vorherrschaft, Kolonialismus, für Gleichheit nach dem Gesetz. Doch wird uns ein Krieg verkauft, der nicht der unsrige ist: der von einer angeblich zivilisierten Welt gegen den „islamischen Terrorismus“.  In diesem Krieg werden Muslime als potentielle Terroristen angesehen, denen vorgeschrieben wird, zu beweisen, dass sie nicht Komplizen von ISIS sind. 
Und Juden wird befohlen, die israelische Politik bedingungslos zu unterstützen, eine Politik, die gegenüber Palästinensern kriminell und gegenüber Juden selbstmörderisch. Diese überstürzte Eile ins Verbrechertum arbeitet mit der Angst. Dieses Syndrom überzeugt den Konsens bis zu einem Punkt, von dem ein palästinensischer Unterhändler (Prof. A.Aghazarian) behauptet hat, dass die Israelis fürchten nicht länger mit Angst zu leben. Diese irrationale Angst hat viele französische Juden infiziert. 
Im Kontext  des „Clash of Civilisations“ dem Vorwand der Mächtigen, die Welt mit Blut zu tränken, gibt es in Frankreich eine allgemeine Eskalation aller Formen von Rassismus.  Im Gegensatz zum Erscheinungsbild, wie es Hauptmedien darstellen, trifft der Rassismus vor allem die „Beherrschten“, nämlich all die Opfer sozialer Apartheid: die Araber, die Schwarzen, Romas.  Es gibt auch ein unbestreitbares und abscheuliches Anwachsen des Antismitismus‘. Aber die verschiedenen Formen des Rassismus werden nicht auf dieselbe Art behandelt. 
Die israelische Führung und CRIF .( Conseil Répresentatif des Institutions Juives) in Frankreich sind aktiv an der Stigmatisierung der Muslime beteiligt. Sie behaupten – gegen allen Augenschein -, dass ees nur einen Rassismus gäbe, nämlich den Antisemitismus, und dass wir am Rande einer neuen Kristallnacht stünden ….
Die israelische Politik und die völlige Negation der Rechte für das palästinensische Volk kann die Juden nicht schützen. Im Gegenteil. Um den neuen Israeli zu schaffen, ist es nötig „den Juden zu töten“ und zwar denjenigen, der dachte, dass seine Emanzipation von der allgemeinen Emanzipation  abhängig sei. Wie der kämpferische anti-kolonialistische Israeli Eitan Bronstein sagte: „Wir werden niemals frei sein, solange die Palästinenser nicht frei sind“
Jeder wird aufgefordert, jeden Rassismus, jede Stigmatisierung, jede Diskriminierung zu bekämpfen. Es kommt darauf an, dass jeder sich für Gerechtigkeit einsetzt – in Palästina genau so wie in Frankreich.   Piere Stambul ist  der Präsident von  „Union Juive pour la Paix“  (UJFP)
(dt. und gekürzt: Ellen Rohlfs)



 "Offensive von rechts / Brasilien: Medial geschürte Massenproteste zur Destabilisierung der Regierung von Dilma Rousseff" /jW

Betrifft: 

Offensive von rechts / Brasilien: Medial geschürte Massenproteste zur Destabilisierung der Regierung von Dilma Rousseff

Von Peter Steiniger  / https://www.jungewelt.de/2015/03-17/003.php und in  0815-Newsletter

Guter Beitrag, lieber Tilo,

Dies zur Ergänzung: Peter Steiniger  vergisst das "Händchen" der Amis in dieser Sache. Auch dass nur  gut genährte und schicke Weisse auf die Straße gingen, bzw. gleichzeitig in ihren feinen Freizeitklubs karnevalsmäßig demonstriert haben oder auf ihren eleganten Balkonen vollen Bauchs mit leeren Töpfen klapperten und nach einer Militrärregierung rufen. Das Volk, d.h. die Wählerschaft von Rousseff, fehlte. Denn diese ist sichtbar anders, nämlich mehrheitlich schwarz, in einfacher Kluft und lebt nicht in den teuren Vierteln längs der Demo-Meile, sondern "jwd". Viele der Demonstrierenden gingen zum ersten Mal zu Fuß über die Avenida Paulista. 
Die heutigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten Brasiliens sind sind Altlasten der früheren rechten Regierungen, die Korruptionsfälle Teil unserer hiesigen politischen Kultur, leider "überparteilich". Die früheren bürgerlichen Präsidenten haben sie bewusst und geschickt vertuscht. Die Regierungen der Areiterpartei (PT) sorgten zum ersten Mal für Transparenz und für die nun instrumentalisierte Meinungs- und Demonstrationsfreiheit.
Es dreht sich eindeutig um einen Anlauf zur "Farbrevolution". Die derzeitige US-Botschafterin in Brasilien ist Spezialistin in diesen Tricks. Sie hat diese in Bolivien versucht, danach mit Erfolg in Paraguay und mischt nun im Schlüsselland Südamerikas mit.
Ganz wichtig auch die Tatsache, dass Brasilien zu den BRICS-Staaten zählt, die zunehmend den Dollar bei internationalen Transaktionen vermeiden und gerade erst eine eigene internationale Entwicklungsbank gegründet haben, die dem Int. Währungsfond und der Weltbank, beide US-gesteuert, entgegentritt.

Herzlichst
Wolf Gauer

Fotos: Brasil de Fato, 16.03.15
Die sehr  aussagekräftigen Fotos konnte ich leider nicht transportieren. (Bloggerin)

Nicht die Kölner Klagemauer und Walter Herrmann verletzen die Menschenwürde!

Spezialkommentar vom Hochblauen

Erneut versucht die Kölner Staatsanwaltschaft in Gestalt einer Staatsanwältin die Kölner Klagemauer und Walter Herrmann, den unermüdlichen Kämpfer für Gerechtigkeit in Palästina und anderswo anzuklagen. Nachdem lange Zeit Ruhe war, Walter Herrmann immer mehr Zustimmung für seine Arbeit in Köln bekam und zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution auf der Domplatte geworden ist, können es seine Gegner nicht lassen, ihn wieder einmal anzugreifen.
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Hauptziel der US-Politik: Deutsch-Russische Verständigung sabotieren

Der Vorsitzende des US-Thinktanks STRATFOR George Friedman erläuterte kürzlich in der hier vorliegenden Aufnahme die nach wie vor bestehende imperialistische Agenda der USA gegenüber Deutschland, Europa, Ukraine und Russland.
"Für die USA ist es seit einem Jahrhundert das Hauptziel, zu verhindern dass deutsches Kapital und deutsche Technologien sich mit russischen Ressourcen und russischer Arbeitskraft zu einer einzigartigen Kombination verbinden." 


US Re-evaluation of Israel Policy Could Pave Way to UN Condemnation

News | 20.03.2015 | 10:49
RT - The US is “evaluating” its policy towards Israel in the wake of Benjamin Netanyahu’s re-election and campaign statements. This could involve passing a UN resolution condemning Israeli settlements.
President Obama called Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu on Thursday to congratulate him on winning the March 17 election, and used the opportunity to reaffirm Washington’s commitment to a two-state solution that would result in a “secure Israel alongside a sovereign and viable Palestine.”
The president also brought up Netanyahu’s campaign comment about Israeli Arabs and said the US was reassessing its options following the prime minister’s rejection of Palestinian statehood, a White House official told Reuters
During the election, Netanyahu accused his opponents of busing Israeli Arabs to the polls “in droves.” The White House condemned the comments as “cynical, divisive election-day tactics” that “erode the values critical to the bond between” the US and Israel, spokesman Josh Earnest told reporters Thursday.
Earnest characterized Netanyahu’s campaign promise to block Palestinian statehood as “walking back” from Israel’s commitments to a policy that enjoyed bipartisan support in the US, and formed a basis for US actions on behalf of Israel in the UN and elsewhere.
The White House spokesman was echoing the statement of his State Department colleague. “Based on the prime minister’s comments, the United States is in a position going forward where we will be evaluating our approach with regard to how best to achieve a two-state solution,” State Department spokeswoman Jen Psaki told reporters Wednesday. “But that doesn’t mean that we’ve made a decision about changing our position with respect to the UN,” she added.
Foreign Policy magazine reported Thursday that Washington had told its allies it would continue to block any measures against Israel in the UN Security Council in case opposition candidate Isaac Herzog won the election, but “signaled a willingness to consider a UN resolution in the event Netanyahu was re-elected.”
“The more the new government veers to the right the more likely you will see something in New York,” FP quoted an anonymous Western diplomat as saying.
The magazine speculated that Washington might abstain from voting on the UN resolution condemning the construction of Israeli settlements in the West Bank, thus letting it pass. “I could see that as a possibility,” Ilan Goldenberg, former member of the Obama administration’s Mideast peace team told FP.
The rift between US and Israel is more based on a clash of personalities rather than fundamental bilateral relations Eric Draitser, independent geopolitical analyst, told RT.
"There has definitely been a rift that has grown in the personal relations between Netanyahu and Obama; between the Israeli regime that he leads and the Obama administration. Part of it has to do with extreme racism and belligerent rhetoric.”
US officials insist they would never cut military aid to Israel, nor would they support Palestinian membership in the International Criminal Court. “But they feel no similar inhibition about settlements, which they consider utterly indefensible,” liberal columnist Peter Beinart wrote in the Israeli daily Haaretz on Thursday.
Beinart claims that top Obama officials “loathed” Netanyahu before, but the Israeli PM’s comments about Palestinian statehood, settlements, and Arab voters in particular, “drove them to new levels of fury.”
Another sign that the US may rethink being “Israel’s shield” was the recent appointment of former Clinton adviser Rob Malley as the White House’s point man on Israel, reports Politico. Malley had been forced to resign from the Obama campaign in 2008, after Jewish groups dubbed him an “Israel-basher” due to his contacts with Hamas, considered by Israel and the US to be a terrorist organization.
Domestic politics may play a role in the White House’s calculations as well. “The worse relations between the White House and Israel get, the more Hillary can appease the American Jewish establishment by running to Obama’s right, and promising to repair the rift,” an unnamed US official told Beinart.
But as US enters the election cycle, the US – Israeli “fundamental relationship” is to be observed.
“Whatever the new incoming administration is going to be they will be moving further and further to the right,” Draitser said, which means realigning itself with the “powerful” Israel lobby, or standing“shoulder to shoulder with Israel.”
Netanyahu has reportedly already softened his stance on Palestinian statehood, saying he would be open to it “if circumstances improve.”
The White House, however, appears unwilling to let him walk back the campaign phrasing. “Words do matter,” said Earnest.
“Something fundamental has changed,” Beinart wrote of the mood in the Obama administration, adding that, “officials stress that they retain a deep, visceral commitment to the survival of the Jewish state. But they foresee terrible days for Israel ahead.”

Homophobie Moskaus - Entlarvung einer Lüge


Moskau – Ein Reisebericht


Eine ausgesprochene Dummheit, für die ich mich heute schäme. Ich schäme mich deshalb, weil ich all das, was ich im Nachklang der Demonstration an Recherche unternahm, vorher hätte unternehmen sollen. Hätte ich es getan, wäre ich nicht hingegangen.  Doch immerhin war das der Tag, an dem Russland überhaupt wieder in meinen Gesichtskreis rückte.
Aus diesem war es unbemerkt Mitte der neunziger Jahre verschwunden. Unter Gorbatschow war ich euphorisch, glaubte an Annäherung und Zusammenarbeit, unter Jelzin wollte ich meine Ausgabe von Marx’ “Das Kapital” ins Antiquariat bringen. Dann war es still. Manchmal plätscherte es noch ein bisschen, Georgienkrieg, Tschetschenien, aber das war alles weit weg.
Erst 2013 wurde ich durch Putins perfide Attacke auf die Schwulenrechte aus meinem Schlaf gerissen. Vehement! Ein bisschen zu vehement allerdings.
In der Monate andauernden Berichterstattung über die schwindenden Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen in Russland sah es nämlich in den deutschen Medien so aus, als würde sich Bundespräsident Gauck schützend vor die queere Community stellen und aus Protest nicht nach Russland zu den Olympischen Spielen nach Sotchi reisen. Das war dann doch zu viel des Guten, in keiner Weise mehr glaubhaft, löste daher bei mir die allergrößte Skepsis aus.
Dass in Russland Schwule und Lesben unter Druck sind, diesen Schritt war ich bereit, ohne Überprüfung mitzumachen, es schien mir plausibel. Dass ein Bundespräsident deshalb ein Land diplomatisch brüskiert, das war doch deutlich zu viel der Solidaritätsbekundung, zumal gleichgeschlechtliche oder, um es in der russischen Diktion zu sagen, nicht traditionelle Lebensentwürfe hier in Deutschland, Europa und dem Westen ebenfalls umstritten sind, sich auch nicht gerade einer langen, jahrhundertealten Tradition erfreuen. Es ist auch hier ziemlich neu, das gleichgeschlechtliche Partnerschaften schützenswert sind.
Also setzte ich mich hin und suchte nach einer deutschen Übersetzung des besagten Gesetzestextes, der fortan die russischen Schwulen und Lesben von jeder Beteiligung am öffentlichen Leben ausgrenzen würde, der sie der Gewalt von Nazi-Schlägern überließ, ohne dass die Polizei eingriff, die einem klerikalen Mob das Recht gab, Homosexuelle zu misshandeln und zu drangsalieren. Ich suchte und ich wurde auf paradoxe Weise fündig, denn ich fand – nichts!
Da braust ein Sturm der Empörung durchs Land, da werden Schreckensszenarien beschworen, wie in Russland Lesben, Schwule und Transsexuelle in grausamster Weise unterdrückt werden, da wird dem Präsidenten der Russischen Föderation unterstellt, er wäre persönlich verantwortlich, würde aufgrund seiner Homophobie einem Monarchen gleich einfach mal so homophobe Gesetze erlassen, da wird die Schwulenfeindlichkeit einer ganzen Nation konstatiert, da wird all dies behauptet und der Stein des Anstoßes, das Gesetz selbst findet sich in den Weiten des Internets nicht in einer Deutschen Übersetzung? Das war ausgesprochen interessant.
Inzwischen bin ich, was das Gesetz angeht schlauer. Es handelt sich um Ergänzungen in einigen Gesetzen des Zivilrechts. Nicht des Strafrechts wohlgemerkt und es geht ausschließlich um Jugendschutz. Das Wort Homosexualität kommt nicht vor. Ich will jetzt nicht in die Tiefe von Gesetzestexten eintauchen, ich bin kein Jurist.
Allerdings ist für mich zu meinem eigenen Erstaunen der Eindruck entstanden, die Gesetzeslage sei in der russischen Föderation trotz des Gesetzes in vielerlei Hinsicht deutlich liberaler als sie es zum Beispiel in zahlreichen Bundesstaaten der USA ist.
Dieses Erlebnis weckte eine größer werdende Skepsis im Hinblick auf unsere Berichterstattung gegenüber Russlands. Diese Skepsis kam keinen Augenblick zu früh, denn inzwischen zog die Ukrainekrise herauf und die Schärfe, die die deutschen Medien gegenüber der Russischen Föderation an den Tag legten, nahm mit jedem Tag ein bisschen zu. Spätestens als der Bürgerkrieg ausbrach, überschlugen sich die deutschen Medien mit Falschmeldungen, die als Lügen zu bezeichnen man kaum vermeiden kann.
Leider, das stellte ich bei dieser Gelegenheit auch fest, konnte man all das Geschreibsel von der angeblich ebenfalls stattfindenden russischen Propaganda nicht überprüfen, ich konnte kein Russisch, war daher darauf angewiesen, dass die Information in der Presse stimmte. Dieser misstraute ich jedoch inzwischen zutiefst, es war einfach in sich nicht schlüssig und evident.
Um dem Abhilfe zu schaffen, buchte ich einen Sprachkurs und suchte per Internet nach Kontakten nach Russland, was erstaunlich leicht gelang.
Die Informationen, die von dort kamen, waren diametral zu denen, die hier in den Medien verbreitet wurden. Natürlich war nicht alles super, wo war es das schon. Außerdem pflegt man in Russland, inzwischen weiß ich das, eine gewisse Larmoyanz. Meine russischen Freunde waren gegenüber ihrem Land viel kritischer als wir es gegenüber unserem sind. Wir sind im Hinblick auf uns selbst recht blind und ungesund selbstzufrieden. Wir sind Exportweltmeister, das ist doch super. Wir sind Wirtschaftslokomotive, wir sind das Modell für Europa.
Die Problematik, die sich hinter all dem verbirgt, übersehen wir mit einer Mischung aus Arroganz und Ignoranz.
Der Larmoyanz ungeachtet meinten alle meiner Kontakte, die Freiheit habe nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zugenommen, erheblich zugenommen. Das war der Tenor, der mir entgegenschlug. Und noch etwas wurde mir deutlich: Im Gegensatz zu unserer Selbstwahrnehmung betrachten uns meine russischen Freunde keineswegs als frei, sondern als am Gängelband der USA gehalten. Aus dieser Perspektive erscheint Russland mit Berechtigung viel freier. Und dieser Anspruch, in vielerlei Hinsicht, vor allem aber politisch freier zu sein als die Menschen in der Bundesrepublik, zog sich wie ein roter Faden durch meine Unterhaltungen. Ein Augenöffner! Eine diskussionswürdige Perspektive.
Spätestens dann wurde mir klar, ich müsste dringend mal nach Russland, um mir selbst ein Bild zu machen. Ich hatte das Gefühl, keine zwei Flugstunden von hier ist eine Welt, zu der ich keinen Zugang hatte, ein völlig unbekanntes Terrain, eine andere Sicht, die man dringend wahrnehmen muss, denn sie könnte viel erhellen.
Wenn in Florida die Schulkinder aufgrund des Wetters auf ihrem Weg zur Schule einen Schal tragen müssen, wurde ich darüber umfassend bis zur Belästigung informiert. Über Russland – nichts. Nichts über Alltag in Russland, russische Feste, russische Filme, russischen Pop, nichts. Lediglich Informationen zu politischen Themen, denen ich nicht mehr traue, denn sie sind überzogen, einseitig, verstoßen gegen Evidenz, Psychologie, Hermeneutik und Erfahrung, sind offensichtlich dazu gemacht, zu manipulieren, sind hoch aggressiv.
Während ich in meinem Sprachkurs erfuhr, dass Duma, der Name des russischen Parlamentes von dem Verb “dumat”, denken abgeleitet ist, wurden im deutschen Parlament, dessen Name immer wirklichkeitsnaher vom Wort labern abgeleitet werden kann, Sanktionen gegen Russland befürwortet.
Schließlich saß ich dann tatsächlich im Flugzeug nach Moskau. Von meinem Internetkontakt Dmitry wurde ich abgeholt, in seiner Wohnung sollte ich die nächsten Tage verbringen. Ich hatte Schwierigkeiten dieses Angebot anzunehmen, schließlich kannte ich ihn im Grunde nicht. Ich hatte mich dennoch darauf eingelassen. Zur Not, so war mein Plan, würde ich in ein Hotel umziehen.
Dmitry, der in Moskau eine Künstleragentur und einen Kostümverleih betreibt, legte eine mir in diesem Ausmaß unbekannte Gastfreundschaft an den Tag. Ich hatte den Wunsch geäußert, ich wolle die schwule Szene von Moskau sehen. Genau das bekam ich. Wir besuchten Cafés und Bars, besuchten ein Freundespaar, zwei Programmierer, die zusammen in einer Wohnung in einer Moskauer Satellitenstadt lebten, gingen in Discos und sahen diversen Damenimitatoren bei ihren Auftritten zu.
Langer Rede kurzer Sinn, von der in Deutschland an die Wand gemalte Unterdrückung keine Spur. Keine Razzien, keine Übergriffe durch Nazis, keine Attacken orthodoxer Christen. Es gibt in Moskau eine funktionierende Szene, die genauso funktioniert wie die Szene in anderen europäischen Metropolen auch. Mir wurde gesagt, die Szene in St. Petersburg wäre noch viel besser und die in Jekaterinburg müsste ich auch unbedingt mal sehen.
Wir sprachen viel über queere Politik. Ich trug deutsche Argumente vor. Ja, es gab in Moskau keine Gay Pride. Meine Gesprächspartner waren sich aber auch gar nicht sicher, ob das ein Ziel sein sollte. Ein Argument, das immer wieder fiel, war, der Christopher Street Day sei ein durch und durch US-Amerikanisches Fest, es hätte mit Russland und seiner Geschichte gar nichts zu tun. Es hätte da nie die Übergriffe von Polizei auf Bars wie Stonewall-Inn in der New Yorker Christopher Street gegeben, die dann Auslöser für die Proteste in den USA waren. Warum sollte man das feiern? Man hätte eigene Probleme, die eigene Antworten erforderten. Irgendwie schlagend.
Am Morgen des 28. Februar trat jedoch ein ganz anderes Thema in den Vordergrund. Boris Nemzow war in der Nacht erschossen worden.
Dann passierte etwas, das ich mir für Deutschland wünschen würde. Die Meldung machte die Runde und jeder mit dem ich es zu tun hatte, war unmittelbar politisiert. Niemand blieb gleichgültig. Niemand hatte es verpennt, übersehen, wegen Jungle-Camp nicht wahrgenommen. Und das, obwohl der ehemalige Ministerpräsident Nemzow, wie ich bei dieser Gelegenheit erfuhr, inzwischen eine politisch völlig unbedeutende Person war. Seine Partei scheiterte regelmäßig an der 5-%-Hürde, und das nicht mal knapp.
Er war nicht sonderlich beliebt. Der Politiker Nemzow steht für den Ausverkauf Russlands und den neoliberalen Durchmarsch unter Jelzin, der zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führte und das viel kritisierte Oligarchentum ermöglichte.
Entsprechend peinlich war mir dann die Berichterstattung, die aus Deutschland herüberschwappte. Hier glauben wir ja, in Russland wäre alles reine Staatspropaganda. Die Medien werden nicht müde, dies zu suggerieren. Dabei ist die Auswahl an Nachrichtensendern in Russland unglaublich groß, die Meschen, die ich kennen gelernt habe, sind ausgesprochen gut informiert, viel besser als ich es von meinen Freunden hier kenne. Von RT über CNN bis hin zur Deutschen Welle ist das Angebot an Nachrichtenssendern sehr breit.
Im Vergleich hiermit, ist es ganz explizit Deutschland, das unter der Propagandaglocke lebt. Hier wird ein neuer Kanal wie RTDeutsch nicht als Bereicherung des Spektrums begrüßt, wie man das von einem der Meinungsfreiheit und Pluralität verpflichteten Land erwarten könnte. Hier wird diese Alternative, die gerade mal ein paar tausend Klicks pro gestreamter Sendung erhält, erstmal kräftig diffamiert. Ein wirklich schändlicher, jedem Selbstverständnis westlicher Demokratien zuwider laufender Vorgang und deutliches Signal, dass es mit den westlichen Werten nicht zum Besten steht.
Boris Nemzow jedenfalls war noch nicht richtig kalt, da wussten die deutschen Medien schon, wer es war. Putin, der alte KGB-Agent, hatte sich nachts in die Pantoffeln geworfen, Knarre aus dem Schrank geholt und war dann um die Ecken des Kreml geschlichen, um seinen großen Widersacher zu erledigen. Auch in Russland nimmt man gern Einblick in die Vorstellungswelt deutscher Journalisten und … lacht sich kaputt.
Mir war es ausgesprochen peinlich, was da an geistigem Dünnpfiff abgesondert wurde. Mir war es peinlich, wer da als Experte und Expertin befragt wurde. Manch einer und manch eine hatte einen russisch klingenden Namen, doch schon nach kurzer Recherche wurde klar, die Finanzierung kam aus einem transatlantischen Think Tank, wie zum Beispiel die vom Focus als “Expertin” vorgestellte Poltitologin Frau Schewzowa, die vom Carnegie-Institut finanziert wird. Das veranlasst einen deutschen Qualitätsjournalisten jedoch nicht zu einer kritischen Nachfrage. Noch viel peinlicher war mir jedoch, dass man in Russland bestens über die intellektuellen Bankrotterklärungen aus Deutschland informiert ist. Totaler Gesichtsverlust der Dichter und Denker.
Am 1. März versammelten sich dann mehrere tausend Menschen zu einem stillen Gedenken an dem Ort, an dem Nemzow erschossen worden war. Auch dafür hatte der deutsche Qualitätsjournalismus sofort die richtige Einordnung parat. Es waren alles Oppositionelle. Mein Bild war jedoch anders. Die Motiviation zur Teilnahme war vielschichtig. Viele gingen, weil es einfach schrecklich war, dass mitten in Moskau jemand erschossen wurde. Andere gingen hin, weil sie eine Attacke von außen annahmen, die das Ziel hatte, Russland zu destabilisieren. Wieder andere waren da, weil sie Verbundenheit zeigen wollen und dann waren da einige, die waren tatsächlich so etwas wie eine außerparlamentarische Opposition. Aber es war meiner Einschätzung nach der kleinste Teil.
Ich will hier abschließen und zusammenfassen. Was blieb von meiner Reise außer dem Wunsch, möglichst schnell wieder Russland zu besuchen?
Ich bekam für einige Tage einen Außenblick auf die Bundesrepublik und ihre Selbstwahrnehmung; ich bekam einen sehr eindrucksvollen Realitätscheck.
Wir sind wieder was als Deutsche, lächerlich nämlich. Lächerlich und gefährlich sind wir in unserer Ignoranz und Blödheit. Unsere Medienlandschaft ist ein Desaster gerade angesichts eines Landes wie Russland, auf das wir nur allzu bereit sind hinunter zu gucken. Es gibt in Russland einseitige Berichte, die den Namen Propaganda verdienen mögen, aber es gibt eben auch eine Vielzahl anderer Positionen, die Raum finden. Genau diese Pluralität besitzt die deutsche Medienlandschaft eben nicht. Aus diesem Grund weiß ich auch genau zu beurteilen, welche Nation unter der Glocke umfassender Propaganda hockt. Die Russen sind es nicht.
Die Menschen in Russland sind politisiert und haben vielfältige Ansichten, die kontrovers diskutiert werden. Hier sind die Menschen zur Kontroverse oft gar nicht mehr in der Lage, weder im Politischen noch im persönlichen Umgang. Das ist das Ende jeder Dynamik.
Wir haben das Gefühl, wir hätten alles richtig gemacht und hätten daher das Recht, andere zu belehren. Belehren im Hinblick auf ihr Wirtschaften, die Umsetzung Reformen, von Menschenrechten, die Ausgestaltung von Demokratie. Ein ausgesprochen unangenehmer Zug, der zudem noch in grundlegend falschen Annahmen wurzelt. Wir merken gar nicht, wie lächerlich wir uns damit machen, zumal es um unsere Demokratie, um unsere sozialen und politischen Errungenschaften angesichts von TTIP, Austeritätspolitik und marktkonformer Demokratie keineswegs gut bestellt ist. Jeder weiß das, jeder außerhalb Deutschlands. Nur die Deutschen selbst, die wissen es nicht. Ihnen bleiben die Zusammenhänge verborgen.
Deutschland träumt von seinem Modellcharakter, glaubt, das, was hier gut sei, sei für alle gut, und verpennt dabei, wie Rechte und Freiheiten hier angegriffen und beschnitten werden, wie asymmetrisch und einseitig unsere Wahrnehmung absichtsvoll gehalten wird. Deutschland pennt und glaubt sich wach.
Es ist ein sehr hässliches Bild, das wir inzwischen wieder abgeben. Einige Tage in Moskau brachten dies deutlich und schmerzlich zum Bewusstsein. Es braucht diesen Austausch, das hinausschauen über den eigenen Tellerrand, Vernetzung, um sich entwickeln zu können und auch sich selbst wahrnehmen zu können. Es war übrigens Wladimir Putin, der genau dies für  das Verhältnis von EU und Russland immer wieder vorgeschlagen hat. Austausch, Zusammenarbeit, Vernetzung, Handel. Wir haben das zurückgewiesen.
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