"Das Vertrauen in das
kapitalistische System ist verloren gegangen." sagt Jakob
Augstein richtig, aber er hilft uns nicht den Weg darüber
hinaus zu bahnen.
Die Spatzen pfeifen es zwar von den
Dächern, aber damit ist noch kein Staat zu machen. Es kömmt darauf an, die richtige Erkenntnis in ein systemüberwindendes
Programm zu übersetzen.
Es kömmt auch darauf an, den jeden
Fortschritt blockierenden Antikommunismus endlich auf den
Müllhaufen der Geschichte zu befördern. Erforderlich dafür sind,
historische Kenntnisse und Präzision im Denken.
Augstein meint: "Wenn wir
unsere Begriffe verlieren, dann verlieren wir die Möglichkeit, die
Wirklichkeit zu verstehen." Damit hat er recht. Er hat
auch recht, wenn er sagt: "Es geht darum, Begriffe
zurückzuerobern: Gerechtigkeit, Gesetz, Gleichheit, Demokratie,
Freiheit: Ein trübsinniger Kapitalismus hat uns
diese Begriffe geraubt". So weit J. Augstein.
Der Kapitalismus allerdings ist zwangsläufig trübsinnig für die Menschen und für den Planeten. Es geht auch um mehr als Begriffe, es geht um die Sache selbst. Jakob Augsteins Ausführungen in seiner Spiegel-online Kolumne "Im Zweifel LINKS"sind daher verwirrend. Wer weiter liest, merkt rasch, dass der Sohn von Martin Walser und Rudolf Augstein nicht die nötige Klarheit zu stiften vermag. Auch der provokative Titel seines neuen Buches "Sabotage" zielt nicht auf Klarheit und ernst gemeinte Systemtranszendenz.
Der Kapitalismus allerdings ist zwangsläufig trübsinnig für die Menschen und für den Planeten. Es geht auch um mehr als Begriffe, es geht um die Sache selbst. Jakob Augsteins Ausführungen in seiner Spiegel-online Kolumne "Im Zweifel LINKS"sind daher verwirrend. Wer weiter liest, merkt rasch, dass der Sohn von Martin Walser und Rudolf Augstein nicht die nötige Klarheit zu stiften vermag. Auch der provokative Titel seines neuen Buches "Sabotage" zielt nicht auf Klarheit und ernst gemeinte Systemtranszendenz.
Wichtiger als provokative Wortfetzen
sind allemale die Begriffsinhalte. Die
Begriffshüllen für die von Augstein zitierten Worte sind ja in
unserer Sprache noch vorhanden. Die Definitionsgewalt über sie
befindet sich aber in den Händen jener, die die Medien
beherrschen. Die Medien sind im Besitz der Kapitaleigner. In den
Konzernmedien, dort wo auch Augstein zu Hause ist, sind
die Begriffs-Verdreher, die Umdeuter am Werk.
Ergreifen wir also zuerst den zentralen, den viel geschundenen Begriff der Gerechtigkeit.
Das Wesen der Gerechtigkeit ist
sozial, ist gemeinnützig. Kein Mensch ist überflüssig, kein Mensch
darf darben oder für andere zum Instrument werden. Darauf zielt
Gerechtigkeit, darauf zielt unser Grundgesetz, darauf zielt das Völkerrecht. Solche Gerechtigkeit ist natürlich mit dem
Kapital nicht zu haben. Das Kapital kennt nur seine Profitmarge
und seine für die Welt ruinösen Effizienzkriterien. Menschen
werden ihm - wie alles, was kreucht und fleucht, ja wie selbst die
unbelebte Natur - zur Ware. Waren erwirbt man. Waren kann man nach
Gusto benutzen, auslutschen und wegwerfen.
Die Belange des Kapitals sind
menschenfeindlicher Natur qua der ihm eigenen Logik, der es bei
Strafe des Unterangs gehorchen muss, das hat Marx beweiskräftig entdeckt.
Wollen wir in dieser Welt also
Gerechtigkeit erlangen, dann müssen wir uns folgerichtig gegen die
Belange des Kapitals stellen. Wir müssen uns leider mit den
Mächtigen anlegen.
Ähnlich ist es mit dem Einsatz für
Recht und Gesetz. Der Sinn von Gesetzen besteht darin, den Schwachen vor den Übergriffen der Mächtigen zu schützen.
Aufgabe jeglichen Gesetzes ist es, der Macht Schranken aufzuerlegen.
Der Mächtige braucht kein, Gesetz. Gebote und Vorschriften stören
ihn nur. Das Kapital muss schrankenlos wirken. Gesetze sind ihm „wettbwerbsverzerrende Vorgaben“. Der Starke nimmt sich sein
Recht gewöhnlich mit Gewalt oder er hat hochdotierte Anwälte, die für ihn Recht aus- und zurechtlegen.
Gesetze sind Hindernisse für die schrankenlose Ausbeutung von Natur und Mensch. Das Kapital lässt
sich keine Vorschriften machen. Es muss sich von solchen Hindernissen "befreien".
Das genau ist der Sinn „neoliberaler" Politik, der Hauptinhlat der Nach-Wende-Politik. Sie zielt auf die totale Freiheit, auf die Befreiung von Kapitalhemmnissen. Gedungene
Medienmacher nennen das „Neue Freiheit“. Noch wohlklingender klingt der von ihnen kreierte Terminus "Neoliberalismus".
Die erste Handlung, die uns
Betroffenen abverlangt wird, ist daher Präzision im
begrifflichen Denken. Wiederaneignung der Sprache für unsere
Belange ist ein Gebot der Stunde. Interessenorientiertes Denken ist
schließlich die erste und wichtigste "Waffe"
der Ausgebeuteten. Wir müssen überhaupt in den Sinn kriegen, dass das Kapital, das uns
regiert, nur ausbeuten kann. Es ist sein Wesenskern. Wir müssen also begreifen, das wir ausgebeutet werden. Wir müssen
begreifen, dass 99% der Menschheit heute dem
Ausbeutungsprozess unterliegen, auch dann falls wir uns noch
als relativ Privilegierte erleben sollten. "Ausbeutung" ist ein systemischer Vorgang, ein objektiver Prozess,
kein gefühlter.
Bei dieser notwendigen, basialen Einsicht, die dennoch schwer zu erlangen ist, helfen uns die Analysen der Klassiker. Lesen wir also das Kapital von Karl Marx und darauf aufbauende Schriften. Nutzen wir das offizielle Weltkulturerbe! Die Mühe lohnt. Aus der richtigen Erkenntnis erwächst die Befähigung zu befreiendem, gemeinschaftlichem Handeln.
Bei dieser notwendigen, basialen Einsicht, die dennoch schwer zu erlangen ist, helfen uns die Analysen der Klassiker. Lesen wir also das Kapital von Karl Marx und darauf aufbauende Schriften. Nutzen wir das offizielle Weltkulturerbe! Die Mühe lohnt. Aus der richtigen Erkenntnis erwächst die Befähigung zu befreiendem, gemeinschaftlichem Handeln.
Die Befassung mit der Geschichte der
fortschrittlichen Errungenschaften der Menschheit ist fast genauso
wichtig. Die Geschichte wurde uns aus den Händen gerissen und
gewaltsam umintepretiert. Die größte Errungenschaft in der
Geschichte der Menschheit war schließlich der
Sowjetstaat und nachfolgend die sozialistische
Staatengemeinschaft. Diese waren menschheitlich gesehen große
Errungenschaften, trotz all der Mängel, die ihnen
zwangsläufig anhafteten. Es waren aber diese
„Mängelwesen“ keineswegs "Unrechtsregime".
Dieses stigmatisierende Etikett hefteten ihnen die vorübergehend
enteigneten Kapitaleigner - interessenbewusst - an.
Ich fürchte die Lektüre von Jakob
Augsteins Buch "Sabotage", das am 29.7. 13 im
Münchner Hanser Verlag erscheint, wird uns bei der Suche nach einem
Weg aus der Falle, in der wir uns gegenwärtig zu befinden scheinen, kaum behilflich sein können.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-kolumne-am-schmelzpunkt-des-sozialen-systems-a-913612.html