Tuesday, July 5, 2016

Prinzipien Leibnizschen Denkens aktuell

Vor 370 Jahren wurde Gottfried Wilhelm Leibniz geboren. Die Prinzipien seines Denkens sind auch heute noch höchst aktuell Quelle: https://www.jungewelt.de/2016/07-01/050.php

Von Hannes A. Fellner

Gottfried Wilhelm Leibniz (er lebte vom 1. Juli 1646 bis zum 14. November 1716) wurde gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) in eine Familie des Leipziger Bildungsbürgertums geboren. Sein Vater war Jurist und Professor für Moralphilosophie an der Universität Leipzig, der während des verheerenden Krieges unter anderem mit der Wahrung des Buchbestandes der Hochschule betraut war. Bereits im Vorschulalter begann der junge Leibniz mit Hilfe der bestens ausgestatteten väterlichen Bibliothek, sich das Wissen seiner Zeit zu erschließen.
Nach dem Besuch der Leipziger Nikolaischule von 1655 bis 1661 studierte Leibniz Philosophie, Theologie und Recht in Leipzig und Mathematik, Physik und Astronomie in Jena. Er wurde 1662 Baccalaureus, 1664 Magister der Philosophie und 1665 Baccalaureus des Rechts. Er promovierte und habilitierte sich 1666 an der Universität Leipzig in Philosophie. Im Jahr 1667 wurde er an der Universität Altdorf in Nürnberg zum Doktor der Rechte promoviert.
In jener Zeit machte Leibniz, der schon damals – im Alter von 21 Jahren – den Ruf eines angesehenen Gelehrten genoss, Bekanntschaft mit dem kurmainzischen Staatsmann Johann Christian Freiherr von Boyneburg (1622–1672). Dieser war um Frieden zwischen den Religionen ebenso bemüht wie um die Wissenschaften, verfügte über eine umfangreiche Bibliothek und stand mit unzähligen Gelehrten in Kontakt. Boyneburg machte den jungen Magister zu seinem Assistenten, zum Lehrer seines Sohnes und führte ihn am Mainzer Hof ein.

Diplomat und Erfinder

1669 wurde der lutherische Leibniz Rat am kurfürstlichen Oberrevisionsgericht im katholischen Mainz. Nur kurze Zeit später trat er in den Dienst des Mainzer Erzbischofs und Reichserzkanzlers Johann Philipp von Schönborn, der eine maßgebliche Rolle bei den Verhandlungen um den Westfälischen Frieden gespielt hatte. Leibniz wurde Schönborns Berater und war für ihn als Diplomat tätig. Neben seinen politischen Verpflichtungen widmete sich der junge Gelehrte aber nach wie vor Wissenschaft und Technik, entwarf und konstruierte zu dieser Zeit eine bahnbrechende mechanische Rechenmaschine, die in der Lage war, alle vier Grundrechnungsarten auszuführen.
Ab 1672 war der damals 25jährige in diplomatischer Mission in Paris. Dort verkehrte er mit den führenden Köpfen jener Zeit, wozu unter anderen die Philosophen Antoine Arnauld (1612–1694), einer der bedeutendsten Logiker der Philosophiegeschichte, Nicolas Malebranche (1638–1715), ein wichtiger Metaphysiker und Verbreiter der Schriften René Descartes’ (1598–1650), und Christiaan Huygens (1629–1695), der führende Mathematiker und Physiker des 17. Jahrhunderts, zählten. Letzterer wurde Leibniz’ Mentor bei dessen physikalischen und astronomischen Studien, deren Resultat die Entwicklung der Infinitesimalrechnung war – die zur selben Zeit unabhängig und in anderer Form auch Isaac Newton (1642–1726) gelang. Mitte der 1670er Jahre wurde Leibniz Mitglied der erst wenige Jahre zuvor gegründeten französischen und britischen Akademien der Wissenschaften, eine Ehre, die in dieser Epoche nicht vielen Deutschen zuteil wurde.
Im Jahr 1676 erlangte Leibniz eine Stellung als Berater und Bibliothekar beim welfischen Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg (1625–1679) in dessen Residenzstadt Hannover. Auf dem Weg zum Antritt seines neuen Postens hielt er sich einige Zeit in den Niederlanden auf, wo er zum geistigen Austausch mit Antoni van Leeuwenhoek (1632–1723), dem Vater der Mikroskopie, und Baruch de Spinoza (1632–1677), einem der bedeutendsten und radikalsten Philosophen der frühen Neuzeit, zusammenkam.
In Hannover stieg er rasch zum Hofrat des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg auf, eine Stelle, die er auch noch unter Ernst August (1629–1689), dem Nachfolger Johann Friedrichs, und dessen Sohn Georg Ludwig (1660–1727) – als Georg I. später König von Großbritannien – bis zu seinem Lebensende bekleiden sollte. So war Leibniz politischer Berater, Diplomat, Historiker, Erfinder und führender Wissenschaftler im Dienste dreier aufeinander folgender Welfenherrscher. Seine Stellung erlangte durch die Erhebung des Herzogs von Braunschweig zum Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches unter Ernst August umso größere Bedeutung.

Chronist und Mathematiker

Zu Beginn der 1680er Jahre beschäftigte sich Leibniz mit der Verbesserung des Bergbaus im Oberharz. Während dieser Zeit gewann er wichtige Einsichten in die Geologie und Paläontologie. Im Jahr 1685 erhielt er von Ernst August den Auftrag, die Geschichte des Geschlechts der Welfen zu schreiben und bereiste zu diesem Zweck für einige Jahre Europa. Wo immer er auch hinkam, nahm er Kontakt zu wichtigen Vertretern von Politik und Wissenschaft auf und tauschte sich mit ihnen aus. In Österreich traf Leibniz mit Kaiser Leopold I. zusammen, um Verbesserungen der habsburgischen Ökonomie und Verwaltung anzuregen. In Italien verkehrte er mit dem Mathematiker, Physiker und Ingenieur Vincenzo Viviani (1622–1703), dem letzten Schüler und Mitarbeiter Galileo Galileis.
Die Geschichte der Welfen führte Leibniz sehr zum Missfallen seiner Auftraggeber nicht in der dafür vorgesehenen Zeit zu Ende. Nur ein Teil seiner umfangreichen Studien kam zum Abschluss. Dies lag auch daran, dass er auf vielen anderen Gebieten publizistisch tätig war. So veröffentlichte er Werke in Mathematik und Philosophie. Das umfangreiche Material, das er für seine Welfenchronik zusammengetragen hatte, ist die erste große Sammlung von staatsrechtlichen Urkunden zur europäischen Geschichte. Auch wenn Leibniz’ gesamte Arbeiten zur Geschichte des Adelsgeschlechts nicht zu seinen Lebzeiten erschienen, sind sie dennoch ein Meilenstein quellenkritischer Edition und markieren den ersten Höhepunkt wissenschaftlicher Historiographie.
Imperalismus morgen
Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert verhandelte er mit dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., dem späteren König Friedrich I., über die Stiftung einer Gelehrtenanstalt. Am 11. Juli 1700 erfolgte schließlich die Gründung der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, deren erster Präsident Leibniz wurde. Diese wissenschaftliche Institution lebt trotz historischer und politischer Zäsuren in Form der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin bis heute fort. Auch die russische Akademie der Wissenschaften, die der Hofrat der Welfen bei Gesprächen mit Zar Peter dem Großen 1711 in Hannover angeregt hatte, besteht bis heute ebenso wie die österreichische, deren Gründung er bei seinen frühen Aufenthalten am Wiener Hof vorgeschlagen hatte und in seiner Zeit als habsburgischer Hofrat von 1712 bis 1714 voranzutreiben versuchte.
Im Jahre 1708 wurde Leibniz in der führenden wissenschaftlichen Zeitschrift der Royal Society vorgeworfen, die Infinitesimalrechnung von Isaac Newton plagiiert zu haben. Trotz der nach heutigem Kenntnisstand haltlosen Anschuldigung bestätigte eine Kommission der Royal Society, die der Beschuldigte angerufen hatte, den Vorwurf. Aus diesem Grund und da er die versprochene Welfenchronik nicht zu Ende geführt hatte, verbot Georg Ludwig ihm die Anwesenheit bei seiner Krönung zu Georg I. von Großbritannien. Obwohl Leibniz maßgeblich politisch und diplomatisch daran beteiligt war, den Welfen auf den englischen Thron zu bringen, verweigerte ihm der König auch nach seiner Krönung den Aufenthalt am britischen Hof.
In seinen letzten Lebensjahren veröffentlichte der Universalgelehrte seine bekanntesten philosophischen Schriften. Darunter war die Theodizee, die der Frage nach dem Bösen in der Welt und der damit verbundenen Rechtfertigung bzw. Gerechtigkeit Gottes nachging, und die Monadologie, die kurzgefasst seine Metaphysik darstellte.
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Welt in Bewegung und qualitativ zum Besseren veränderbar (Treppauf in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover)
Am 14. November 1716 starb Leibniz in Hannover. Sein Verhältnis zu Georg I. war dermaßen getrübt, dass weder der englische König selbst, obwohl er zufällig in der Nähe weilte, noch sonst jemand vom Hofe Kurhannovers an seinem Begräbnis teilnahm. Einzig sein Sekretär erwies ihm die letzte Ehre. Es sollte 50 Jahre dauern, bis an seinem Grab auch sein Name angebracht wurde.

Philosoph und Weltverbesserer

Leibniz war der letzte Universalgelehrte, der es vermochte, sich beinahe alle Wissenschaften, die in der frühen Neuzeit aus der Philosophie und Theologie des Mittelalters heraus entstanden waren und selbstständige Gestalt angenommen hatten, anzueignen und auch weiterzuentwickeln. Davon zeugen seine Arbeiten und Erkenntnisse in Mathematik, Geometrie, Physik, Astronomie, Geologie, Geschichts-, Sozial-, Rechts- und Sprachwissenschaft. Stets verfolgte er die Absicht, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse auch zur Anwendung zu bringen. Dies wird durch seine praktisch-technische und seine politische Tätigkeit deutlich.
Theoria cum praxi, diese Einheit war Leibniz’ Grundsatz. Dies bedeutete für ihn nicht nur das Zusammengehen von akademischer Theorie und experimenteller Praxis in der Forschung der empirischen Wissenschaften, sondern auch theoriegeleitetes vernünftiges Handeln in der Welt. Seine Philosophie war der Entwurf eines Weltmodells, einer auf dem Stand seiner Zeit formulierten wissenschaftlichen Weltanschauung, die dem Menschen Orientierung und Anleitung für sein Handeln geben sollte. Sein Weltmodell – auch wenn es epochenbedingt nicht ohne theologische Phrasen und religiöse Untertöne auskommen konnte – ist, wie der marxistische Philosoph Hans Heinz Holz in seinem Lebenswerk gezeigt hat, ein dialektisches (siehe jW-Thema vom 26.2.2014).
Die Welt ist für Leibniz in all ihren Sphären (der Natur, der Gesellschaft und des Denkens) eine lebendige, bewegte, sich entwickelnde Ganzheit von allseitigen Bedingungs- und Wirkungszusammenhängen, eine, wie er formulierte, universelle Harmonie. Sie ist die Gesamtheit der materiellen Verhältnisse, welche die Elemente der Natur und die Menschen in einer Gesellschaft auf verschiedenen Ebenen und in verschiedener Komplexität eingehen. Sie ist auch die Gesamtheit der in ihr durch ihre Bewegung angelegten und sich verwirklichenden Möglichkeiten. So ist die Welt für Leibniz ein Organismus, in welchem jeder Teil mit jedem anderen auf unterschiedliche Art und Weise vermittelt ist. Jede Änderung eines Teils des Organismus hat Auswirkungen auf alle anderen Teile und damit den ganzen Organismus. Jedes Einzelne wird damit durch alle anderen Einzelnen, deren Summe die Welt ist, bestimmt. Mit anderen Worten, jeder einzelne Weltpunkt – Leibniz nennt dies Monade – spiegelt die Welt gemäß dem Wirkungszusammenhang, in welchem er sich befindet, wider.
Das menschliche Bewusstsein ist die höchste Form dieser Widerspiegelung. Der Mensch tritt also der Welt nicht als ganz Anderes, sondern als Teil von ihr entgegen. Damit hat jede seiner Handlungen eine Auswirkung auf die Welt und auch auf ihn selbst. Der Mensch verwirklicht wissend und bewusst, was in der Welt als reale Möglichkeit angelegt ist. Im Erarbeiten und Erkennen seines Weltverhältnisses kommt der Mensch zur Welt- und Selbsterkenntnis und damit zur Freiheit. Hier erweist sich Leibniz’ Weltanschauung als aufklärerisch. Er schreibt: »Die Wurzel der Freiheit liegt in den ursprünglichen Anlagen« des Menschen, worunter er dessen Vernunftbegabung und dessen Gesellschaftlichkeit versteht. Beide sind gleichsam die Widerspiegelungen der universellen Harmonie im Denken und in der Gesellschaft. Aber wie alles in Leibniz’ Weltentwurf – der deshalb von der besten aller Welten spricht, weil diese Welt in Bewegung und qualitativ zum Besseren veränderbar ist – sind Vernunft und Gesellschaft zu Verbesserung fähig und ihrer bedürftig. Eine Welt, die durch Zweckhandlungen verändert werden kann, ist die Welt des gesellschaftlich tätigen und politischen handelnden Menschen. Hier vollzieht sich der Umschlag von Philosophie in Politik. Leibniz steht damit am Anfang einer Entwicklung, an deren Ende Hegel steht, von dem wiederum ausgehend Marx, Engels und Lenin die Überleitung zu einer Philosophie der revolutionären Praxis und zu einer Praxis der revolutionären Philosophie entwerfen.

Wegbereiter und Dialektiker

Auch gesellschaftlich vertrat Leibniz für seine Zeit eine sehr fortschrittliche und zukunftsweisende Maxime, bedenkt man, dass er in der Übergangszeit von Feudalismus und bürgerlicher Gesellschaft lebte: »Was von öffentlichem Nutzen ist, muss getan werden.« Öffentlicher Nutzen steht aber für ihn in einer Wechselwirkung mit dem Nutzen der Individuen in einer Gesellschaft. Nicht nur gilt für diese, »niemandem zu schaden«, sondern gerade »allen zu helfen, damit mehr an öffentlichem Wohl hervorgehe«. Für das gesellschaftlich »ehrenhafte Leben« forderte er: »Gerechtigkeit, das heißt die kluge Sorge für das fremde Wohl«, was verlangt, »dass jeder auch das Wohl des Nächsten fördere«. Und weiter: »Gerechtigkeit ist die recht geordnete Nächstenliebe oder die Tugend, die in der Neigung des Menschen zu seinem Mitmenschen die Vernunft wahrt. [...] Zu loben ist eine Handlung, durch deren Setzung mit aller Wahrscheinlichkeit etwas Gutes in der Gesellschaft herbeigeführt werden wird.« Durch das »Niemandem schaden, allen nützlich sein« könne dann wechselseitig das Wohl des Einzelnen und der ganzen Gesellschaft (»Commune bonum«, das gemeinsame/gesellschaftliche Gute) garantiert werden.
Und so formulierte Leibniz im Sinne des und für das commune bonum einen bildungspolitischen Imperativ: »Man muss dafür sorgen, dass die Menschen klug, mit Tugend begabt, mit einer Fülle von Vermögen ausgestattet sind, damit sie das Beste wissen, wollen und tun können, das Schlechte aber weder zu denken noch zu wollen noch zu tun vermögen.« Geschichtsphilosophisch ist dies nichts anderes als die »Erziehung des Menschengeschlechts« (Lessing) im Sinne der Aufklärung. Damit ist Leibniz einer ihrer Wegbereiter. Seine Besonderheit ist darin zu sehen, dass er ein Konzept zur vernunftmäßigen Verbesserung des Menschen und seiner Gesellschaft auf der Grundlage einer wissenschaftlich-philosophischen Hypothese entwickelte, die, zwar in sich geschlossen, aufgrund ihrer dialektischen Struktur ein offenes System bildet. Dies bedeutet, dass dessen Bewegungsformen Übergang zu Neuem, das Entstehen und die Verwirklichung von darin angelegten Möglichkeiten zulassen, in Gang setzen und in Bewegung halten. Das macht den Frühaufklärer zu einem der bedeutendsten Vertreter der dialektischen Philosophie auf dem Wege zu Hegel und darüber hinaus zum Marxismus.
Wohl nicht zufällig entwickelte Leibniz denn auch gesellschaftspolitisch frühsozialistische Tendenzen, die seinerzeit entsprechend utopisch, aber nichtsdestoweniger bemerkenswert sind, und die so gar nicht zu einem »Fürstenknecht« – als den ihn der revolutionäre Sozialdemokrat Franz Mehring verächtlich bezeichnet hatte – passen mögen: »Wenn die Menschen schon genug Weisheit und Liebe hätten, und die Staaten so geordnet werden könnten wie gewisse Religionsgemeinschaften, dass nämlich alle an der Macht und an der Sorge für den Staat teilhätten, den einzelnen aber das Maß der Arbeit gleich dem des Lohnes und der Bedürfnisse (Begierden) gegeben würde, brauchte nichts anderes in der Rechtswissenschaft betrachtet zu werden als die Verteilung, das heißt, dass jedem jene Arbeiten zugeteilt werden, in denen er sich mit der mindesten Mühe die größten Dinge leistet, und dass er jeweils durch Belohnungen angetrieben werde, durch die ihm am meisten gedient werden kann.«
Hier werden die Konturen einer gerechte Verteilung in einer klassenlosen Gesellschaft gezeichnet, wie sie Marx ganz ähnlich in der Kritik des Gothaer Programms skizziert hatte: »In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen – erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!«
Die aktuelle Bedeutung von Leibniz geht also über historisches Interesse und Philosophiegeschichte hinaus. Sie besteht in der Tatsache, dass er auf Grundlage des Wissenschaftsstands seiner Zeit ein dialektisches Weltmodell entwarf, das es dem Menschen ermöglichen sollte, sich zu orientieren, das dessen individuelles und gesellschaftliches Handeln leiten sollte – mit bisweilen zumindest theoretisch revolutionären Konsequenzen.
Es war Hans Heinz Holz, der das Denken Leibniz’ für eine dialektisch-materialistische Weltanschauung auf wissenschaftlicher Grundlage, eine »Wissenschaft des Gesamtzusammenhangs«, welche der dialektische Materialismus nach Engels sein sollte, fruchtbar machte. Mit Holz kann Leibniz zu den Quellen und Bestandteilen des Marxismus – wie Lenin in bezug auf die klassische deutsche Philosophie festhielt – gezählt werden. Eine Beschäftigung mit diesem Teil des marxistischen Erbes ist nicht nur an Gedenktagen äußerst lohnend.

BREXIT: Follow-Up?: US Asks Russia to Cooperate in Syria, New Possibilities on the Horizon


PETER KORZUN | 04.07.2016 |
Amidst the growing tension, Washington has come out with a groundbreaking proposal that could lead to greater cooperation with Moscow in Syria – one of the biggest shifts in strategy since the start of the Syrian conflict.
This is a major US diplomatic effort to contain the crisis in Syria after peace talks in Geneva failed.
The United States transmitted the text of the proposed agreement to the Russian government on June 27 after weeks of negotiations and internal Obama administration deliberations.
The crux of the deal is a US promise to join forces with the Russian Aerospace Forces to share targeting and coordinate an expanded bombing campaign against Jabhat al-Nusra, the al-Qaeda’s branch in Syria, which is primarily fighting the government of Syrian President Bashar al-Assad.
The plan would require «moderate» opposition forces to disentangle themselves from the al-Nusra group and move into identifiable areas where they would not be vulnerable to government and Russian air attacks. It isn’t clear to what degree the US would begin to provide any detailed targeting information to Moscow. Under the proposal, the United States would specify geographic zones to be excluded from the target list.
The offer would expand cooperation beyond the «deconfliction» talks the US and Russian militaries launched last year. Russia and the United States, while backing opposing sides in Syria’s civil war, co-chair an international task force that agreed early this year – along with Assad and the opposition – to support a «cessation of hostilities» and begin negotiations for a political solution that would allow the international community to turn its full attention to the fight against the Islamic State.
The Russian government has yet to respond to Obama’s proposal. Deputy Foreign Minister Sergei Ryabkov said, Moscow will study the proposal attentively. There will be many details to be discussed. No doubt, the foreign and defense chiefs of both countries will have a lot of work to do. If agreed on, the plan will make Russian and American militaries cooperate at an unprecedented level. As a result, the strategic landscape in Syria is set to shift significantly.
Russia has many times called on the United States to cooperate on Syria’s conflict since the start of the Russian counter-terrorist aerial campaign in September. For instance, on May 20, Russia proposed joint airstrikes with the US-led coalition in Syria against the al-Qaeda-linked al-Nusra Front group and other factions, as well as against convoys of arms and fighters crossing the Syrian-Turkish border.
The US rejected this offer. Now it has to do an about-face. As CIA Director John Brennan said on June 27 in remarks at the Council on Foreign Relations «There’s going to be no way forward on the political front without active Russian cooperation and genuine Russian interest in moving forward».
The Obama administration is understandably trying to find some creative way to salvage its Syria policy in its final months before a new team takes its place in January, 2017. The announcement of the United States policy shift comes at the time a new meeting of Russia-NATO Council has been agreed on upon the initiative of US-led NATO. The news was made public by French Foreign Minister Jean-Marc Ayrault after he held talks with Russian Foreign Minister Sergey Lavrov in Paris on June 29. The Council’s meeting is the right place for the two great powers to address burning security issues.
With little time left for the Obama administration, the next US President will carry the burden of making military decisions. In his address to Russian ambassadors gathered in Moscow from across the world on June 30, President Vladimir Putin said that he was «prepared to work with any future President» and was interested in closer cooperation with the United States in international affairs. «However, we consider unacceptable the approach on the part of the American establishment, which believes that they can decide in what issues they will cooperate with us», the President added.
It’s well-known that the US-Russian relations are at a low ebb. The political stocks are at their historic lows since the most dramatic moments of the US-Soviet confrontation half a century ago. It occurs at the time Russia and the United States confront the multitude of very urgent problems – from international terrorism and climate change, to global migration management and United Nations reforms. This is the time the great powers should engage in a dialogue to focus on the emerging challenges of the twenty-first century, setting aside the problems that divide them. Although slowly, the American government starts to realize that no major international problem can be solved without Russia. The latest initiative on Syria confirms this fact. There are a number of fundamental disagreements between Russia and the US on how the world should be managed and what the future global order should be like. It’s impossible to ignore the deep gap in perceptions, but the leaders of the Russian Federation and the US have a special responsibility to confront and contain the present global destabilization, as well as to build a new system of international relations. There is no plausible excuse for not trying to work together wherever possible. After Ukraine’s crisis broke out, Russia and the US did cooperate on a number of critically important international problems. The Iranian deal became possible to a large extent due to their consorted efforts. The elimination of the Syrian chemical arsenal was completed primarily through their joint actions. A joint effort to achieve progress in Syria would be a great accomplishment and a major step ahead to a safer world.

How Does Corporate Media Manufactures False Narratives?


By Nauman Sadiq . He is an Islamabad-based attorney, columnist and geopolitical analyst focused on the politics of Af-Pak and MENA regions, neocolonialism and Petroimperialism

EDITOR'S CHOICE | 05.07.2016
What bothers me is not that we are unable to find the solution to our problems, what bothers me more is the fact that neoliberals are so utterly unaware of the real structural issues that their attempts to sort out the tangential issues will further exacerbate the main issues. Religious extremism, militancy and terrorism are not the cause but the effect of poverty, backwardness and disenfranchisement.
Empirically speaking, if we take all the other aggravating factors out: like poverty, backwardness, illiteracy, social injustice, disenfranchisement, conflict, instability, deliberate training and arming of certain militant groups by the regional and global players, and more importantly grievances against the duplicitous Western foreign policy, I don’t think that Islamic State, al-Qaeda and the likes would get the abundant supply of foot soldiers that they are getting now in the troubled regions of Middle East, North Africa and South Asia.
Moreover, I do concede that the rallying cry of “Jihad in the way of God” might have been one reason for the abundant supply of foot soldiers to the jihadists’ cause, but on an emotional level it is the self-serving and hypocritical Western interventionist policy in the energy-rich Middle East that adds fuel to the fire. When Muslims all over the Islamic countries see that their brothers-in-faith are dying in Palestine, Syria, Iraq, Libya, Yemen and Afghanistan, on an emotional level they feel outraged and seek vengeance and justice.
This emotional outrage, in my opinion, is a far more potent factor than the sterile rational argument of God’s supposed command to fight holy wars against the infidels. If we take all the other contributing factors, that I have mentioned in the second paragraph out of the equation, I don’t think that Muslims are some “exceptional” variety of human beings who are hell-bent on killing the heretics all over the world.
Notwithstanding, it’s very easy to distinguish between the victims of structural injustices and the beneficiaries of the existing neocolonial economic order all over the world. But instead of using words that can be interpreted subjectively I’ll let the figures do the talking. Pakistan’s total GDP is only $270 billion and with a population of 200 million it amounts to a per capita income of only $1400. While the US’ GDP is $18 trillion and per capita income is in excess of $50,000. Similarly the per capita income of most countries in the Western Europe is also around $40,000. That’s a difference of 40 to 50 TIMES between the incomes of Third World countries and the beneficiaries of neocolonialism, i.e. the Western powers.
Only the defense budget of the Pentagon is $600 billion, which is three times the size of Pakistan’s total GDP. A single multi-national corporation based in the Wall Street and other financial districts of the Western world owns assets in excess of $200 billion which is more than the total GDP of many developing economies. Examples of such business conglomerates are: Investment banks – JP Morgan, Goldman Sachs, Barclays, HSBC, BNP Paribas; Oil majors – Exxon Mobil, Chevron, BP, RDS, Total, Vitol; Manufacturers – Apple, Microsoft and Google.
On top of that, semi-legit wealth from all over the world flows into the Western commercial and investment banks: last year there was a report that the Russian oligarchs have deposited $800 billion in the Western banks, while the Chinese entrepreneurs have deposited $1.5 trillion in the Western financial institutions.
Moreover, in April this year the Saudi finance minister threatened that the Saudi kingdom would sell up to $750 billion in Treasury securities and other assets if Congress passed a bill that would allow the Saudi government to be held responsible for any role in the September 11, 2001 terror attacks. And $750 billion is only the Saudi investment in the US, if we add up Saudi investment in Western Europe, and the investments of UAE, Kuwait and Qatar in the Western economies, the sum total would amount to trillions of dollars of Gulf’s investment in the US and Western Europe.
The first and foremost priority of the Western powers is to save their Corporate Empire, and especially their financial institutions, from collapsing; everything else like eliminating terrorism, promoting democracy and “responsibility to protect” are merely arranged side shows to justify their interventionist foreign policy, especially in the energy-rich Middle East.
Additionally, the irony is that the neoliberal dupes of the mainstream media justify and validate the unfair practices of the neocolonial powers and hold the victims of structural injustices responsible for their misfortunes. If a Third World’s laborer has been forced to live on less than $5 a day and a corporate executive sits in the Wall Street on top of $18 trillion business empire, neoliberals are okay with this travesty.
However, we need to understand that how does a neoliberal mindset is structured? As we know that mass education programs and mass media engender mass ideologies. We like to believe that we are free to think, but we aren’t. Our narratives aren’t really “our” narratives. These narratives of injustice and inequality have been constructed for the public consumption by the corporate media, which is nothing more than the mouthpiece of the Western political establishments and the business interests.
Media is our eyes and ears through which we get all the inputs and it is also our brain through which we interpret raw data. If media keeps mum over some vital structural injustices and blows out of proportion some isolated incidents of injustice and violence, we are likely to forget all about the former and focus all of our energies on the tangential issues which the media portrays as the “real” ones.
Monopoly capitalism and the global neocolonial economic order are the real issues while Islamic radicalism and terrorism are the secondary issues and itself an adverse reaction to the former. That’s how the mainstream media constructs artificial narratives and dupes its audience into believing the absurd: during the Cold War it created the “Red Scare” and told us that communism is an existential threat to the free world and the Western way of life. We bought this narrative.
Then the West and its Saudi and Pakistani collaborators financed, trained and armed the Afghan so-called “freedom fighters” and used them as their proxies against the Soviets. After the collapse of the Soviet Union they declared the former “freedom fighters” to be terrorists and another existential threat to the “free world” and the Western way of life. We again bought this narrative.
And finally, during the Libyan and Syrian proxy wars the former terrorists once again became freedom fighters – albeit in a more nuanced manner, this time around the corporate media sells them as “moderate rebels.” And the lobotomized neoliberal audience of the mainstream media is once again willing to buy this narrative, how ironic?
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