Weihnachten im Frühling
2015: Historischer Umbruch am Horizont
Jahresendzeitliche
Erwägungen von Irene Eckert
Ausgangslage
Erderwärmung.Flüchtlingsdramen.
Kriege in der südlichen Hemisphäre ohne Ende in Sicht.
In den westlichen
Metropolen aber findet ein manchmal grotesk anmutender
Weihnachtsrummel statt, so als sei nichts gewesen.
Leider fehlt es vielen
Menschen der nördlichen Hemisphäre gegenwärtig an einem
Gewahrsein dessen, was um sie herum in der Welt vorgeht. Es fehlt an
Verständnis dafür, wie unser relativ gutes Leben verknüpft ist mit
dem Elend der Anderen. Was vor allem viel zu vielen fehlt, ist die
Einsicht in die historisch-politische Verantwortung, die jeder
Bürger doch am Schicksal der Erde mitträgt, so oder so. Die
Blickschärfe für die Zusammenhänge und für das erforderliche
Verantwortungsbewusstsein wird uns allerdings tagtäglich, stündlich,
ja minütlich durch ein schier undurchdringliches Lügengespinst
verstellt. Der jüdisch-britische Autor Harold Pinter hat vor zehn
Jahren in seiner Nobelpreisrede noch darauf Bezug genommen. Der in
diesem Frühjahr verschiedene deutsche Literaturnobelpreisträger
Günter Grass wurde noch kürzlich dafür öffentlich hingerichtet,
dass er mit 'letzter Tinte' ein mahnendes Poem auf die den
Weltfrieden bedrohende Rolle Israels zu publizieren wagte. Vergessen
der eine, verdrängt die Worte des anderen. Ein solcher Umgang mit
bekannten Persönlichkeiten schreckt intuitiv ab. Mächtig und
einschüchternd tritt die Lobby jener global agierenden Eliten auf,
die von dem Unheil, das sie stiftet, stets profitiern.
Für die paar übrig
Gebliebenen, die trotz aller zielgerichteten Blendung etwas ahnen von
dem Geschick, in das wir alle verstrickt sind und die vor allem etwas
dagegen tun wollen, fehlt es spätestens seit 1989 an positiven
Visionen. Das Vertrauen darauf, dass sich nachhaltig und
konstruktiv eingreifen lässt in ein durchaus abwendbares
Verhängnis, hat deutlich nachgelassen.
Globale
Überwindungsbemühungen
Dennoch zeichnen sich
jenseits von Niedergang und kriegerischer Versrickung seit einigen
Jahren auch konstruktive Umbrüche in der Welt ab und zwar wider
alle Blindheit der Mehrheitsgesellschaft im globalen Norden und
ihrem irrsinnigen Weiterso. Diese langfristig wirkenden, positiven
Entwicklungen sind nicht mehr aufhaltbar. Der Wiedereintritt
Russlands in die Geschichte seit dem Abtritt des Alkoholikers und
West-Lakeien Jelzin vor nunmehr 15 Jahren ist ein Meilenstein auf
dem Wege zu einer kooperativen, multipolaren Weltordnung. Die
geschickte, wohlüberlegte Bündnispolitik der multiethnischen und
multireligiösen Russischen Föderation unter Putins umsichtiger
Führung verdeutlicht nachhaltig die Möglichkeit zu einer anderen,
konstruktiveren Weltordnung. Der größte Flächenstaat der Erde mit
den umfänglichsten Naturressourcen kann und wird an der Seite des
volkreichsten und revolutionären Staates China, die Welt in eine
bessere Zukunft führen. Beide große Kulturnationen wissen, warum
sie zusammenarbeiten müssen. Sie haben viele Gemeinsamkeiten und
sind der gemeinsamen umfassenden Bedrohung durch imperiale
Einkreisung ausgesetzt. Vor allem aber verfügen sie beide über
eine reiche revolutionäre Erfahrung. Im Bunde mit allen
fortschrittlichen, anti-imperialen Staaten der Erde bilden diese
Länder daher schon eine ganze stille Weile ein konstruktives
Gegengewicht zum hegemonialen Vorherrschaftsstreben der USA und ihrer
verblendeten Vassallen. Während die westliche 'Staatengemeinschaft'
des NATO-Kriegsbündnisses und die 'Koalition' von ihm unterworfener
Völker ein fragiles Gebilde darstellen, das im Grunde nur durch
erpresserische Gewalt zusammengehalten wird, verbindet die
BRICS-Gemeinschaft das befreiende Interesse am Aufbau eines globalen
Gegengewichts. Das Acronym BRICS bedeutet in sinngemäßer
Übersetzung ziegelrote Bausteine. In der Tat bauen unter dem
BRICS-Siegel Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an
einer kooperativen Weltordnung. Stein auf Stein entsteht so ein
globaler Zusammenhalt, der ohne Drohgebärden auskommt und ohne
pseudo-humanitäre Intervention. Die streng am Völkerrecht der
UN-Konventionen orientierte Zusammenarbeit respektiert die nationale
Souveränität und die Vielfalt fremder nationaler Gebilde. Die
Islamische Republik Iran steht daher fest an der Seite der
BRICS-Staaten. Auch dieses Land hat sich seit 1979 mühsam aus
imperialen Fesseln zu befreien vermocht.
Begründete Hoffnung
auf eine alternative Weltordnung
Es gibt also eine relativ
neue, vom Westen zwar allseits und bei jeder Gelegenheit
diffamierte, auf globaler Ebene auch im Rahmen der UNO
zusammenwirkende Staatengemeinschaft. Dieser lockere Staatenverbund
verkörpert die Hoffnung für die Menschheit.
Das Wissen darum, dass
eine andere Welt nicht nur nötig, sondern auch möglich ist, ist
ein notwendiger Faktor für all jene Individuen und Völker, die
erkannt haben, dass die Welt mit ihrem derzeitigen Kurs keine
Aussicht auf Fortbestand hat. Die Hoffnung ist aber ein
unverzichtbarer Kraftspender. Ohne Hoffnung verfallen wir entweder in
Resignation oder in sinnlosen Lebenstaumel.
Gemeinsames Interesse
an systemischer Veränderung
Während die herrschenden
Eliten zu keiner Zeit ein Interesse an systemüberwindender
Veränderung hatten, sind es die kolonial bedrängten Völker und die
verlendeten Massen die einen Ausweg aus ihrer Misere herbeisehnen.
Während die Oberen alles zu tun bereit sind, um sich potentiellen
Systemveränderungen in den Weg zu stellen, gibt es ganz unten die
Sehnsucht und den Willen nach etwas Besserem als den Tod. Die da ganz
oben verbreiten deshalb Hoffnungslosigkeit und Chaos, um Oberwasser
zu behalten. Zu ihren Methoden gehört in Zeiten schwerer Bedrängnis
der Aufkauf verelendeter Elemente und deren Anstiftung zum die
übrigen einschüchternden Terror. Es ist wichtig, ihre
Machterhaltungsstrategien zu erkennen. Nur wenn wir erkennen, wer
hinter dem desaströsen Terror steckt, können wir ruhig und gelassen
ihre niederträchtigen Pläne durchkreuzen.
Während also in diesem
Jahrtausend die noch herrschende Wirtschaftsunordnung weltweit zu
Barbarei, Dekadenz, Krieg und um sich greifender Niedertracht geführt
hat, wachsen an anderen Stellen die heilsamen Kräfte hervor und
erstarken. Denn wo da Gefahr ist,wächst das Rettende auch,
wir müssen es nur erkennen und beim Schopfe fassen. Jedem
innehaltenden und nachdenklichen Menschen kann heute bewusst werden,
dass buchstäblich alle Welt von der Ablösung dieser Unordnung nur
noch profitieren kann. Das westlich angeführte hegemoniale System
lässt sich im von ihnen noch beherrschten Teil der Erde nur noch
mittels rücksichtlosester Gewalt aufrechterhalten. Jeder, der sich
ihren Zielen in den Welt stellt, gerät gnadenlos ins Visier und
man versucht ihn oder sie zu beseitigen. Dafür werden
Milliardenbeträge anderweitig nicht mehr profitabel investierbarer
Gelder eingesetzt. Jene Gebilde auf die wir Unteren unsere Hoffnung
setzen, versucht man auszumerzen. Mit den schwächsten
Kettengliedern wird begonnen.
Aber wir sehen
überdeutlich, ihre Strategie greift nicht mehr. Eigentlich greift
sie schon lange nicht. Kleinere Gebilde hat man niedergewalzt und
atomatisiert: Jugoslawien exisistert nicht mehr , in Afghanistan
beherrschen die Drogenbarone mehr oder weniger das angerichtete
Chaos. Auf dem Schlachtfeld des einst prosperienden Ölstaates Irak
mästen sich Terrorgebilde und nennen sich in gotteslästerlicher
Weise „Islamischer Staat“. Auf dem ehemaligen Staatsgebiets des
ehedem wohlhabenden Libyen und im armen Yemen geht es ähnlich zu.
Flüchtlingsströme aus den bewusst vom Imperium USA samt Anhang
zugrunde gerichteten Staaten bedrängen nunmehr auch den reichen
Norden.
Die Vereinigten Staaten
weit weg vom Chaos, das sie angestiftet haben, fordern von ihren
europäischen Partnern nunmehr die Öffnung ihrer Grenzen und
fördern so den grenzüberschreitenden Terror.
Wirtschaftliche starke
Partner und eigenständige Gegenüber können sie nicht gebrauchen.
Ihre absichtsvolle Strategie heißt 'divide et impera', wie einst im
antiken Rom. Selbsbewusste Repräsentanten stolzer Völker sind
ihnen ein Graus. Damit schaufeln sie sich aber am Ende ihr eigenes
Grab. Sie zerstören jene Partner, die sie in ihrem unabweisbaren
Fall noch stützen könnten.
Syrien und Ukraine
Haupszenarien von Widerstand
Während das einst stolze
Sowjetrußland beginnend mit 1953 von innen mittels ausländischer
Unterstützung zielgerichtet kaputtgemacht und in Einzelteile
zerschlagen wurde, schaffte es die Russische Föderation dank kluger
Führung ab der Jahrtausendwende wieder auf die Beine zu kommen. Das
einst russische Kernland Ukraine aber wurde vom Westen, vor allem von
US-amerikanischen Planern und Interventen zerrüttet. Immerhin
wehrten sich die mehrheitlich von Russen besiedelten Gebiete im Osten
des Landes mit nachbarschaftlicher Hilfe tatktäftig gegen ihre
ethnische und physische Vernichtung. Die stragegisch bedeutsame
Halbinsel Krim kehrte nach einer positiven Volksabstimmung zurück
ins Mutterland der Russischen Föderation. Von Völkerrechtsbruch
keine Spur. Die westliche Welt aber entdeckte mit dem Abfall der Krim
von ihrer Bevormundung das Völkerrecht wieder. Auch das lässt sich
als Fortschritt werten.
Während das Minsker
Abkommen von Kiew mit westlicher Unterstützung nicht eingehalten
wird und das ganze Land weiter verelendet, ist die Ukraine aus dem
Fokus westlicher Medien verschwunden. Das unter dem Augenarzt Bashar
Al Assad dem Terror seit vier Jahren die Stirn bietetende Syrien hält
weiter stand. Erst der angeforderte und erfolgreiche Einsatz
modernster russischer Bomber für die Zerstörung der Infrastrukturen
des Terror auf syrischem Boden bringt endlich das Thema Syrien wieder auf die
internationale Agenda und befördert gar eine einmütige
UN-Resolution. Der US-Außenminister Kerry ersuchte in Moskau um
eine Audienz, die ihm von höchster Stelle gewährt wurde. Das
angeblich isolierte Russland macht Weltpolitik und dient wieder
einmal dem Frieden. Die effektive Bekämpfung des Terrors muss
zumindest verbal auch vom Westen als Priorität Nummer eins anerkannt
werden, obwohl dessen Züchtung zur Beseitigung unliebsamer Regime
des Hegemons ureigenstes Werk ist. Nicht mehr dessen
Lieblingsforderung „Assad muss gehen“ bestimmt heute die Agenda,
sondern der Kampf gegen den Terror und die von Moskau und Peking
stets kompromiß bereit angestrebte, politische Suche nach einer
Beendigung des unheilvollen „Syrienkonflikts“.
Die
Politik des 'Regime Change' in der Sackgasse
In
Syrien ist die von den Vereinigten Staaten eingeführte, unheilvolle
und völkerrechtswidrige Politik des von außen verordneten
Regimewechsels definitiv in eine Sackgasse geraten, aus der sie sich
nicht mehr wird befreien können. Das Schicksal des Niedergangs der
einst stolzen, auf demokratische Werte verweisende US-amerikanische
Nation wurde von dem ersten schwarzen Präsidenten in der
Landesgeschichte nicht abgewehrt. Solches von ihm zu erwarten wäre
auch unrealistisch gewesen. Der scheidende Juraprofessor und noch
Landeschef befindet sich fest im Zangengriff der die Nation
beherrschenden Eliten. Er hat nicht einmal die Kraft sich voll und
ganz hinter seinen um Ausgleich mit Russland bemühten Außenminister
zu stellen. Seine mögliche weibliche Nachfolgerin im Amt Hillary
Clinton wird das Land nur noch tiefer in Schuld verstricken und den
Rutsch in den Abgrund beschleunigen. Die Politik der einst
mächtigsten Nation der Erde wird nicht wie das Alternativgebilde
BRICS und co von um Ausgleich und Völkerfrieden bemühten Politikern
gelenkt, sondern von egoistischen, mächtigen Interessengruppen, die
sich untereinander nicht grün sind.
Diese
Situation ist gefährlich und dem Weltfrieden nicht dienlich.
Allerdings ist das ideologische Kapital der USA und des Westens
verspielt. Sie haben keine Trümpfe mehr im Ärmel. Ihre blutige Hand
wird vor der Weltöffentlichkeit immer deutlicher sichtbar, ebenso
wie die unblutige Alternative.
Bedeutung
einer kritischen Öffentlichkeit
Die
Art und Weise wie US-Amerika bemüht ist, all seinen Einfluss geltend
zu machen, um die tonangebenden Medien der Welt auf ihre Seite zu
ziehen und ihr Lied zu singen, ist Ausdruck der Defensive in die sie
längst geraten sind. Ihre Methode der Diffamierung etwa von RT
international, das mit seinem Motto „mehr Fragen“ stellen und
einer höchst professionellen Darbietung ein Millionenpublikum
anzieht, deutet ebenso daraufhin, dass ihnen der Schwund ihres
Einflusses sehr bewusst ist.
Um
so bedeutender wird in der nahen Zukunft der Einfluss einer
kritischen, unabhängigen Öffentlichkeit, die sich vom Einfluss des
Imperiums zu lösen versteht. Dazu gehört auch, das wir uns vom
Einfluss gekaufter NGOs, gekaufter und nur pseudo-unabhängiger
Alternativmedien und „Bewegungen“, die längst zu Salzsäulen erstarrt sind, freischaufeln. Es gibt sie aber, die wirklich
unabhängigen Stimmen. Man erkennt sie daran, dass sie die falsche
Äquidistanz zwischen Freund und Feind, zwischen Opfer und Täter
aufgegeben haben. Sie beten nicht mehr die falschen Töne der
imperialen Stimmleiter nach. Diese wartet noch immer mit Stichworten
auf wie das 'Unrechtsregime Assad', 'der grausamer Diktator, der
sein Volk verheizt', 'die Fassbomben und Giftgaseinsätze des
arabischen Dikators' oder sie palavern weiter von der
'unrechtmäßigen, völkerrechtswidrigen Aneignung der Krim durch den
russischen Aggressor' oder sie unterstellen die Möglichkeit der
Unterscheidung von 'moderaten und rabiaten Terroristen'.
Manchen
fällt auf einmal ein, dass der Koran vielleicht doch eine
lehrreiches Buch sein könnte, zur Unzeit möchte meinen.
Wir
müssen stattdessen lernen, uns argumentatativ schützend vor jene
Länder zu stellen, die auch für uns den Kopf hinhalten, die an
einer Alternative arbeiten, auch wenn sie den Fenzielen manches
linken Visionärs nicht zu entsprechen vermag.
Oköpazifisten oder Anhänger radikaler Gewaltfreiheit
Ähnliches
gilt für Oköpazifisten oder Anhänger radikaler Gewaltfreiheit.
Das
etwa unter ökologischen Aspekten heftig kritisierte China hat sich
zur Priorität gesetzt sein Volk zu ernähren und zu einem
bescheidenen Wohlstand zu führen. Alles spricht dafür, dass dieses
Ziel in allernächster Zukunft voll umfänglich erreicht sein wird.
Das rohstoffarme, bevölkerungsreiche Land arbeitet auch zielstrebig
an einem ökologischen Umbau. Noch ist es auf die Nutzung des
Energieträgers und Umweltverschmutzers Kohle angewiesen. Die
Problematik der Luftverschmutzung ist der Leitung des großen Landes
durchaus bewusst und wird planerisch angepackt. Der größte
Umweltverschmutzer weltweit bleibt allerdings nach wie vor der
Westen unter Führung der Vereinigten Staaten. Auch die lange Dauer
der Erdbelastung in Anbetracht der Kolonialgeschichte seitens jener
Länder muss mitgedacht wetden. Die Umzingelung Chinas und sein
vergleichsweise geringes Militärbudget möge all jenen Kritikern ins
Bewusstsein gerufen werden, die China hegemoniale Bestrebungen
unterstellen.
Wer
in Anbetracht unmittelbarer Aggression, in Anbetracht kololonialer
Besatzung oder vor dem Hintergrund terroristischer Angriffe aus dem
Hinterhalt die Opfer zur Gewaltfeiheit auffordert, macht sich
mitschuldig an der Auslöschung menschlicher Existenzen.
Es
gibt Widersprüche und Widersprüche. Manche Widersprüche haben
einen vorantreibenden, potentiell befreienden Charakter, andere
wiederum halten die Menschen vom befreienden Handeln ab. Auf alle
Fälle hilft die Aufarbeitung der Geschichte von unten her, aus der
Perspektive der Unterdrückten. Es hilft der befreite Blick, der sich
von der Gängelung durch die jahrzehnte währende Gewaltherrschaft
löst.
In diesem Sinne gilt es anzupacken und das uns jeweils Mögliche zu tun.
Frohe Weihnacht und neue Energie für ein besseres Neues Jahr!