"Jüdischer Dschihadismus" Von Evelyn Hecht-Galinski
Eigentlich kann ich es nicht mehr lesen, diese ewige Gleichsetzung von Besatzern und Besetzten, diese ewigen Vergleiche zwischen dem israelischen Regime, der militärischen Stärke und den so gut wie wehrlosen, unterdrückten Palästinensern. Alle Berichte in den westlichen Medien sind immer geprägt von einem Verständnis für den angegriffenen, unter ständiger Bedrohung stehenden und um seine Existenz bangenden "jüdischen Staat", der doch nur eines will, in Frieden mit seinen Nachbarn leben. Israel will alles, nur keinen Frieden!
Die drei verschwundenen jüdischen Siedlersöhne und Talmudschüler
Seit dem Verschwinden der drei jüdischen Siedlersöhne und Talmudschüler am 12. Juni war vom israelischen Regime eine beispiellose Suchaktion gestartet worden. Diese Siedler, die ohne Skrupel auf geraubtem palästinensischen Land leben, sich in luxuriösen Siedlungen wie ein Krebsgeschwür über besetztes Land verbreiten, fühlen sich doch so sicher bewacht von der israelischen "Verteidigungsarmee", den Hütern der Besatzung, dass sie sogar trampen und in fremde Autos steigen.
Was der Öffentlichkeit allerdings von Beginn der Suche an verschwiegen wurde, war, dass direkt nach der Entführung - schließlich stiegen sie ja wahrscheinlich freiwillig in das Auto - ein Handyanruf eines der drei Talmudschüler bei der israelischen Polizei einging: "Wir wurden entführt". Erst am nächsten Morgen wurde dieser Anruf ernst genommen. Schlimmer noch: am letzten Dienstag wurde in der israelischen Presse ein Mitschnitt dieses Anrufs veröffentlicht, auf dem sogar Schüsse und Stimmen zu hören waren. Darunter auch eine Stimme auf arabisch, die "drei auf einmal" verkündete; und dass Schmerzensschreie zu hören waren, denn das Handy war noch längere Zeit, auch nach dem Tod der drei Siedlerjungen in Betrieb.
Schon am 13. Juni fanden palästinensische Sicherheitskräfte den ausgebrannten Wagen, unweit von Hebron. Wahrscheinlich wollten die Täter Spuren verwischen, was ihnen aber nur teilweise gelang. Man fand sogar noch Blutreste und Patronenhülsen. Die israelische Polizei und das Militär wussten also wahrscheinlich sehr genau über das Tatgeschehen Bescheid. Mit fast 100 Prozent Wahrscheinlichkeit wurden die Siedlerjungen, direkt nach ihrem Einstieg in das Auto erschossen und dann unweit der Stelle verscharrt. Warum also hielt das israelische Regime diese Erkenntnisse so lange geheim?
Wer weiß, ob der Schin Bet, der israelische Inlandsgeheimdienst, der ja alles weiß was im besetzten Westjordanland vor sich geht, nicht die Leichen der drei Verschwundenen schon längst gefunden hatte, aber diese Tatsache verschwieg? Aus gutem Grund, denn wie hätte man sonst diese beispiellosen Zerstörungs-Razzien als Kollektivbestrafung der gesamten palästinensischen Bevölkerung so gut rechtfertigen und ausführen können? Nur so lange, wie die drei Siedler als verschwunden galten - natürlich von der Hamas gekidnappt - konnte dieses menschenrechtsverletzende Vorgehen in der israelische Öffentlichkeit und vor der Weltöffentlichkeit als Suche verkauft werden. (1a) Schließlich "zauberte" der Schin Bet, noch zwei Täternamen hervor. Marwan Kawasme und Amar Abu Aischa, deren Häuser man zerstörte und deren Angehörige das alles als Sippenhaft miterleben mussten. So handelt diese "einzige Demokratie im Nahen Osten", ganz im Zeichen der westlichen Werte!
Ich warte nur darauf, wann auch diese beiden "Täter" gefunden und dann "auf der Flucht erschossen werden"!
Inzwischen war die Stimmung in der israelischen Öffentlichkeit so angeheizt, dass die nationalistischen israelischen Regierungspolitiker sie für weitere schreckliche Ziele missbrauchen konnte. Das Netanjahu Regime startete in einem beispiellosen Rachefeldzug unter dem blumigen Namen" Bruders Hüter" die brutalste und größte Militäraktion seit Beginn der zweiten Intifada. Man hatte ja von Beginn an die Hamas der Tat bezichtigt, um endlich diese wunderbare Gelegenheit zu nutzen und sie zu zerschlagen und - noch wichtiger - aktuell der jungen Einheitsregierung von Fatah und Hamas den Todesstoß zu versetzen.
Da kamen dann die üblichen Slogans wie: " Tod den Arabern!", "Das Volk Israel verlangt Rache!", "Mohammed ist tot!", oder "Araber zu hassen ist kein Rassismus, sondern dahinter stehen Werte!", die danach ertönten, wie gelegen.
Willkommensgruß für neue jüdische Siedler in Hebron
850 jüdische Siedler leben in Hebron, viele noch mit US-Migra-tionshintergrund, bewacht von 4,000 israelischen "Verteidi-gungssoldaten", die ihr von Gott gegebenes Land mit aller Gewalt gegen die palästinensischen Ureinwohner verteidi- gen wollen. Sie können sich so sicher fühlen, dass sie palästinensische Geschäfte mit Slogans wie "Rache" (Nekama) beschmieren, oder ihre "Preisschild Attacken" durchführen. Das sind Parolen, mit denen die extremistischen Siedler und die extremistische Siedler-"Hügeljugend" darauf hinweisen wollen, dass sich jeder, der es wagt sich gegen sie zu stellen, dafür einen hohen Preis zahlen muss. Ganz nach der jüdischen alt-testamentarischen Forderung. "Auge um Auge, Zahn um Zahn". Eben ganz so, wie "judaistische Dschihadisten" denken!
Vergessen wir nicht das verbrecherische Massaker, bei dem der rechtsextreme Fanatiker Baruch Goldstein, ein in Brooklyn geborener Arzt und Mitglied der extremen Kach Partei, 1994 29 Palästinenser ermordete und über 100 zum Teil schwer verletzte, ehe er überwältigt und getötet wurde. Noch heute wird Goldstein in diesen Siedlerkreisen von Kiryat Arba als Heiliger verehrt, die sogar 2010 noch eine Gedenkveranstaltung für ihn organisierten und ihn ausdrücklich lobten.
Israels Verteidigungsminister Moshe Jaalon
Quelle wikipedia, Foto: Kapuscinski
Aus solchen Kreisen, kommen diese Siedler, die man weiter gewähren lässt, bzw. tatkräftig unterstützt. So wie auch jetzt wieder, als Verteidigungsminister Moshe Jaalon den Bau von 10.000 neuen Wohneinheiten verkündete. Es scheint sogar Pläne zu geben, auf dem Feld, wo man die Leichen der drei Siedlersöhne fand, noch eine neue Siedlung zu bauen! In der Jeschiwa, der Talmudhochschule eines der getöteten "Jeshiwabocher" sollen nach Siedlerwünschen demnächst anstatt 350 1000 Talmudschüler studieren - Tendenz steigend, immer nach dem jüdischen Siedlermotto, Landraub und Vertreibung der Palästinenser sei von Gott gewollt: "Mit der Thora in der Hand, besiedeln wir das ganze Land"!
So sieht die Ethnische Säuberung und endgültige Vertreibung der Palästinenser aus: Erst wenn die letzten Palästinenser "freiwillig" gegangen sind, können die jüdischen Israelis/Siedler so leben wie es ihr Wunsch ist.
Zur Erinnerung: Allen jüdischen Bürgern in der Welt ist es gestattet "in das Heilige Land" "heimzukehren". Dieses Recht wird den palästinensischen, aus Palästina vertriebenen Flüchtlingen von Israel verweigert!
Wird dieses Treiben weiter durch diese Regierung unterstützt, dann wird dieses Wunschdenken immer mehr zur traurigen Realität. Das muss einem ganz klar vor Augen stehen, wenn man sich mit der israelischen Politik von Staatsgründung an beschäftigt. Das ist und bleibt "zionistisches Endziel", heute allerdings noch mit "jüdischen Dschihadismus" garniert. Geister die sie riefen!
Israels Wirtschaftsminister Naftali Bennett
Derlei Werte sind die Ernte der Saat dieses jüdischen messianischen Zionismus, die jetzt aufgeht. Es ist der ungehemmte "Hooligan-Judaismus", der der jüdischen Siedler-Bewegung alles erlaubte und sie voll unterstützte - noch verstärkt durch den aktuellen Wirtschaftsminister Naftali Bennett, in der Siedlersprache Samaria und Judäa "König der Siedler und vom besetzten Westjordanland", das für immer jüdisch bleiben muss! Er ist wahrlich ein würdiger Vertreter der "aufrechten Palästinenser-Hasser" im Kabinett! Dieser Vorsitzende der Partei "Jüdisches Heim", der eine massive Offensive gegen Gaza befürwortet und die Hinrichtung von palästinensischen Häftlingen in Israel fordert, die angeblich "wegen Mordes" sitzen. Natürlich fordert er auch den Bau neuer Siedlungen. Damit steht er ja nicht allein in dieser rechtsextremistischen Regierung, sondern fühlt sich gut aufgehoben unter Netanjahu und dessen Außenminister Lieberman.
Im Grund sind es doch nur Nuancen, die die israelischen Politiker unterscheiden, egal welcher Partei sie angehören! Nur uns soll doch immer Glauben gemacht werden, dass es "liberale" Politiker in Israel gibt. Als solche "moderaten Politiker" werden uns Justizministerin Livni - mit Kriegsblut an den Händen - oder der scheidende Präsident Peres - der Vater des Siedlungsbaus und des israelischen Nuklearprogramms – öffentlich vorgestellt, was ein absoluter Witz ist! Aber was will man von westlichen Medien halten, die immer nur von den heute besetzten Gebieten berichten, ohne aber auf den Beginn der Vertreibung der Palästinenser 1948, der Nakba, hinzuweisen, also ganz im Sinne der israelischen Hasbara, auf Deutsch "zionistische Propaganda".
Israel soll immer weiter als "einzige Demokratie im Nahen Osten" dargestellt werden, im Gegensatz zu den palästinensischen "Terroristen", die nur danach trachten, das "Volk Israel" auszurotten. Tatsächlich ist es genau umgekehrt: die Ethnische Säuberung Palästinas durch Israel wird täglich ein Stückchen mehr Wirklichkeit. Nach der Staatsgründung 1948 Israels, nach der Vertreibung, der Nakba/Katastrophe, wurden 750.000 Palästinenser vertrieben. Ihnen wurde alles Hab und Gut gestohlen, zudem noch 70.000 Bücher geraubt, dann brannten die Olivenbäume und nun brannte ein Palästinenser.
Palästinenserjunge Muhammad Abu Khedir
Im Fall des lebendig verbrannten, unschuldigen 16jährigen Palästinenser-Jungen Muhammad Abu Khedir gingen die israelischen "Ordnungshüter" etwas anders vor. Dass dieser arme Junge, der mit 99% Wahrscheinlichkeit von jüdischen Extremisten aus Rache für die drei getöteten Siedlerjungen ermordet wurde, wollten die israelischen Ermittler bis jetzt nicht wirklich bestätigen. Man versuchte sich lieber in diffamierenden Gerüchten, wie, dass der Junge schwul gewesen sei, oder dass er einem "Familienfehde-Ehrenmord" zum Opfer gefallen sei. Geht es eigentlich noch schmutziger in diesem ungleichen Kampf? Der Vater des ermordeten und verbrannten Muhammad hatte sogar Videoaufnahmen des Wagens, in den der Junge gezerrt worden war. (1) Wann wird endlich die palästinensische Forderung an UNO- Generalsekretär Ban Ki Moon nach einer internationalen Kommission für die Untersuchung des Mordes an dem 16jährigen Abu Khedir erfüllt? Sogar die Kennzeichen des Wagens waren notiert und der Polizei übergeben worden. Zumal Insassen dieses Wagens wohl zuvor versucht hatten, ein Kleinkind aus den Armen einer palästinensischen jungen Mutter zu reißen, der es aber gelungen war diese Entführung zu verhindern.
Nach berechtigten Protesten in Ost-Jerusalem, Nazareth, Tira, Kalansua und Taibeh gegen diesen heimtückischen Mord nahmen die israelischen "Ordnungshüter" mehr als 35 Palästinenser und "arabische Israelis" fest, hauptsächlich Jugendliche! Darunter auch den Cousin des ermordeten und lebendig verbrannten Muhammad Abu Khedir, den 15 jährigen US-Bürger/Palästinenser Tariq Abu Khedir, den man am in Shuafat, einem Ortsteil des von Israel widerrechtlich besetzten Ost-Jerusalem krankenhausreif geschlagen und verhaftet hatte. (2) (3) Nicht nur dass israelische Grenzwächter ihn so übel zugerichtet haben, wie auf Videos und Bildern zu sehen ist - einer von ihnen hält den Wehrlosen fest und ein Zweiter schlägt auf ihn ein. Und dieser US-Bürger aus Florida, zu Besuch in Jerusalem, um hier seine Ferien bei seiner Familie zu verbringen, wurde am letzten Sonntag auch noch von einem israelischen "Standgericht" verurteilt und dann gegen Kaution von 850 US$ freigelassen - aber mit 10 Tagen Hausarrest und Bann für Shuafat. Wäre er kein US-Bürger, hätte die israelische Besatzungsmacht ihn noch in Administrativhaft gesteckt! Die US-Regierung verlangte Aufklärung über diesen Tatbestand!
Ebenfalls am Sonntag verhaftete die israelische Polizei 6 verdächtige jüdische Israelis im Mordfall Abu Khedir. Lapidar hieß es, "es gibt Hinweise, dass nationalistische Motive der Tat den Hintergrund bilden", oder "es handelt sich offenbar um jüdische Extremisten". Witziger Weise, beharrte der israelische Polizeisprecher, Micky Rosenfeld aber weiter darauf, dass man "weiterhin in alle Richtungen ermittle". Tatsächlich aber haben inzwischen drei der
tatverdächtigen jüdischen Extremisten den Mord an dem Palästinenser gestanden. Allerdings wurde in den deutschen Nachrichten fein unterschieden zwischen "drei israelischen Extremisten" als Mörder, während im Gegensatz dazu die drei Ermordeten "jüdische Religionsschüler" genannt werden.
Es scheint, als ob nach der US-Anfrage nach Aufklärung Netanjahu und Bennett doch ein bisschen der "Toches (Hintern) aufs Glatteis" geraten ist. Denn nach der Verhaftung der verdächtigen sechs jüdischen Extremisten tönten beide, dass man jüdische ebenso wie palästinensischen Terroristen behandeln müsste. Schön, wenn es denn so wäre. So verlangte der Vater des ermordeten Abu Khedir zu Recht, dass man doch auch die Häuser der sechs mutmaßlichen Mörder seines Sohnes in die Luft sprengen sollte und verglich sie mit Nazis.
Al Aksa-Moschee in Jerusalem
Bei der Beerdigung des ermordeten Palästinensers, hatte man allen männlichen Palästinensern unter 50 Jahren das Betreten der Al Aksa Moschee verweigert. Nicht einmal trauern und beten dürfen die Palästinenser wie es gehört und ohne israelische Repressalien! Schuafat, der besetzte Bezirk in Ost-Jerusalem, wo der ermordete Palästinenser herkam, war mit Barrikaden von israelischen Sicherheitskräften abgesperrt worden. In dem Haus des Vaters, Hussein Said Abu Khedir und in seinem Hof, saßen Dutzende von Trauergästen und Kondolenzbesuchern, die die Wut der in der Stadt wütenden Palästinenser nur allzu gut nachvollziehen konnten. Sie alle haben das Besatzungsleben, umgeben von der Apartheidmauer und den Siedlungen, satt. So rücksichtslos geht das israelische Besatzer-Regime gegen Betende und Trauernde vor, egal ob Ramadan oder Beerdigung.
Allerdings konnte Ministerpräsident Netanjahu während einer Presse-konferenz am Sonntag seine ideologischen Sprüche nicht lassen. Er betonte, es gebe eben einen Unterschied zu den "Nachbarn", den Palästinensern, wo man Mörder als Helden feiere und Straßen nach ihnen benenne, während man in Israel Mörder verurteile. Zusätzlich beschuldigte er die Palästinensische Autonomiebehörde, dass sie in ihrem Erziehungssystem zur Vernichtung von Israel aufrufe.
Außenminister Avigdor Lieberman
Am Montag schließlich kündigte Außenminister Lieberman sein Parteibündnis zwischen seiner Partei Beitenu und Netanjahus Likud auf, allerdings, ohne die Regierungs-koalition zu zerstören. Sein Verhältnis zu Netanjahu sei zerrüttet, weil dieser Gaza noch "nicht genug" angreife und auch andere Forderungen nicht erfüllt hätte. - Hier haben wir es allerdings nur mit einer Profilierung und Wahlvorbereitung rechtsextremer Politiker unterein- ander zu tun.
Demnächst werden sie sich wieder in neuen "nationalistischen Taten" überbieten, zum Nachteil der Palästinenser.
In dem Zusammenhang möchte ich betonen, dass in Israel "Administrativhaft" und Gerichtsverfahren gegenüber Palästinensern ein gerechtes Justizsystem für Palästinenser doch wohl vermissen lassen. Gesetze werden ständig neu erdacht, die unserer angeblichen "Wertegemeinschaft" doch wohl völlig diametral entgegenwirken, so auch das geplante Gesetz zur Zwangsernährung von hungerstreikenden Palästinensern, oder zur Haft für Kinder und Jugendliche. Auch die Behandlung von Friedensaktivisten, oder "nicht genehmen" Einreisenden nach Israel sprechen doch für sich! Vergessen wir auch nicht die vielen Straßennamen für israelische ehemalige Terroristen und spätere Politiker, sogar Friedensnobelpreisträger wie Begin und Scharon, den "Schlächter von Beirut" und viele andere! - Soviel zur Heldenverehrung in Israel!
Allerdings gehen die Unruhen der zu Recht aufgebrachten Palästinenser weiter. Tatsächlich ist die Stimmung so aufgeheizt, dass es immer wieder Übergriffe von jüdischen Siedlern und Extremisten auf Palästinenser gibt. So auch wieder diesmal in Haifa. Dort wurden am Sonntag zwei Palästinenser von einem Lastwagen eines jüdischen Extremisten mit Absicht tödlich überfahren, wie Yedioth Ahronot meldete. Auch das gehört zu den Geistern, die sie riefen - immer wieder neu entfacht durch israelische extremistische Politiker. Natürlich gilt das auch für Außenminister Lieberman, wenn er israelische Palästinenser als Terroristen bezeichnet, weil sie an Demonstrationen in Israel teilnehmen!
Und in der Nacht zu Montag flog die israelische Luftwaffe auch wieder Angriffe auf Gaza, dabei wurden 9 ermordete Palästinenser gezählt! Natürlich immer als Vergeltung für vorangegangene Kassam Raketen auf Sderot. Dort sehen wir immer wieder in deutschen Medienberichten die armen verängstigten Israelis, die soviel Leid ertragen müssen und vor Angst zittern! Aber die palästinensischen Eingeschlossenen, die so viel Zerstörung, Unterdrückung und Tote durch die Israelis ertragen müssen, werden nicht gezeigt.
"Unsere" Medien sind immer wieder mit der schrecklichen Bedrohung beschäftigt, der Israel ausgesetzt ist, ohne darauf hinzuweisen, dass Israel eine hochgerüstete Militärmacht ist, der jedes Mittel zur Verfügung steht, um die beinahe hilflosen Palästinenser anzugreifen, bis hin zu unverhältnismäßigen Mitteln wie Luftangriffen mit Bomben! Hier gibt es also eine falsche Gleichsetzung zwischen Besetzten und Besatzern, und auch "Ausgewogenheit" ist für diese Berichterstattung ein falsches Wort. Es gibt eben keinen "ausgewogenen" Kampf der Israelis gegen die Palästinenser.
Dazu passt auch sehr gut die Meldung, dass am 30.Juni, fernab der Öffentlichkeit, das größte U-Boot "Tanin" das jemals in Deutschland gebaut wurde, von Thyssen Krupp Marine Systems GmbH (TKMS) an die israelische Marine übergeben wurde. Auch den überregionalen Medien war das keine Meldung wert! Denn diese wohl bedachte Geheimniskrämerei liegt im Interesse von Israel: Man möchte nicht, dass die Öffentlichkeit viel über das neue U-Boot erfährt. Sicher auch deshalb, weil dieses U-Boot von Israel aus auch mit nuklearen Marschflugkörpern bestückt werden kann. Darüber wird natürlich lieber von Israels Marine und TKMS der Mantel des Schweigens gehüllt. Und: Für "Tanin" und zwei noch 2015 und 2017 auszuliefernde U-Boote übernimmt die Bundesregierung gut ein Drittel der Baukosten!
Nach der unsäglichen Drohnen-Diskussion in Deutschland, sprechen sich jetzt auch noch Verteidigungspolitiker in der "GRO/KOTZE"-Regierung dafür aus, dass die Bundeswehr in den nächsten Jahren "bewaffnungsfähige" Aufklärungsdrohnen des Typ Heron TP von Israel least, die mit dem Davidstern, die Israel zum Morden von Palästinensern einsetzt! Dafür sind u. a. der Verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Rainer Arnold und sein CDU Kollege Henning Otte. Da sich diese Heron Drohne doch so gut in Afghanistan bewährt hat, " Ausbildung und Einsatz sind eingeübt" und es gelte, sich "nicht auch noch bei Drohnen von den Amerikanern abhängig zu machen". (4) Was für ein tolles Argument, vom Regen in die Traufe. Schöne neue Welt der militarisierten Außenpolitik, angeführt vom "Bundesgauckler" bis zur "Drohnen-Mutti"!
Da kann ich die palästinensische Regierungsmitarbeiterin Isra Almodallal sehr gut verstehen, die in einem TAZ-Interview vom 1. Juli kein Bedauern empfinden konnte, nach ihrem jahrelangen verzweifelten Kampf um Freiheit, die Israel den Palästinensern verweigert. Dieses Interview hebt sich wohltuend von den herkömmlichen der "Vichy-Abbas"-Vertreter und -Berater ab! (5)
Die Berichterstattung vieler westlicher Medien, an erster Stelle aber der deutschen, ist der hauptsächliche Teil des Problems, indem ständig neue Artikel und Berichte fabriziert werden, die nichts anderes bezwecken, als entweder Nachrichten wegzulassen, oder aber zu manipulieren. So berichtet Al Akhbar am 5. Juli folgende Zahlen: Seit Beginn des Jahres 2014 wurden von israelischen Sicherheitskräften 31 palästinensische Zivilisten ermordet, 1226 verletzt und 629 gewaltsam vertrieben! Wobei sich diese Zahlen täglich ändern und erhöhen, durch israelische Taten! Haben wir diese Informationen in Deutschland lesen oder hören können?
Haben westliche Regierungschefs, von Merkel bis Cameron, schon einmal Empathie für ermordete Palästinenser gezeigt, wie sie das für jüdische Tote empfinden? Nein, es gibt immer diesen schrecklichen Unterschied zwischen "bedrohten Juden" und "terroristischen Palästinensern". Solange sich dieses Denken nicht ändert, wird es niemals einen gerechten Frieden geben. Der entsteht nur mit Gleichbehandlung und nicht durch Gleichsetzung!
Es gibt eben keine "Spirale der Gewalt", sondern nur israelische Besatzung und palästinensische Besetzte! - Sind die Geister, die sie riefen noch zu stoppen? (PK)
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Mann Benjamin Hecht lebt.
Am 26. September wird sie für ihre mutigen Texte gegen die Menschenrechtsverletzungen durch die israelische Regierung und für einen gerechten Frieden mit dem vierten Kölner Karls-Preis ausgezeichnet.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro.http//sicht-vom-hochblauen.de