Monday, May 27, 2013

"Israel ist friedensresistent! Druck von außen ist nötig, um es zum Frieden zu zwingen" Felicia Langer: am 24. 05. in der Wilma Berlin

Die Veranstaltung  wurde  moderiert von  Pfarrer Peter Kranz (ökumenisches Zentrum Berlin Wilmersdorf) und   mitgetragen  vom Arbeitskreis für Friedenspolitik - atomwaffenfreies Europa e.V.

Die über 80jährige Menschenrechtsanwältin, Überlebende des Holocaust, Verteidigerin  der Rechte palästinensischer Häftlinge in Israel fordert vor einem vollen Haus im ökumenischen Zentrum Berlin-Wilmersdorf: "Wir müssen kämpfen gegen die Gleichgültigkeit der Welt gegenüber dem himmelschreienden Unrecht am palästinensischen Volk".
Fast zu Tode gefolterte Häftlinge in israelischen  Gefängnissen sprechen im Geiste zu ihr. Unter den 7000 Gefangenen sind etwa 200-300  inhaftierte Kinder, die nachts aus dem Schlaf gerissen und mitgenommen wurden.   Sie alle sind  ihr Antrieb und Mahnung, für sie setzt sie ihre letzten Kräfte ein. Sie erinnert uns an die bevorzugt  nächtlich erfolgenden Verhaftungen und zwar dort, wo der Widerstand gegen das unmenschliche Besatzungsregime gewaltfrei erfolgt. Sie verweist auf UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, das  die in sonst keinem Land der Erde vorkommenden Kinderverhaftungen anprangert.
Sie  verurteilt die Besatzung als  kolonisatorisch, ja sie bezeichnet  die Landnahme als den genetischen Code  des Zionismus und  eine besondere Art von Apartheit. Schon Ben Gurion habe offen gesagt: "Wir brauchen das ganze Palästina". Die Zionisten wirkten wie Barbaren im von ihnen beanspruchten Land und seien  nicht wie Herzl  meinte als "Vorposten der Kultur  gegen die Barbarei" präsent. Schlimmer noch als in Südafrika einst, seien die Zustände in Israel-Palästina heute. Eine physische Mauer, die sich über 700 km palästinensischen Landes erstrecke, habe es im Apartheidstaat Südafrika nicht gegeben. Dieser "Schutzwall" für die   600 000 Siedler auf eindeutig Palästina zugeordnetem Territorium wurde selbst vom Internationalen Gerichtshof IGH in Den Haag für völkerrechtswidrig erklärt, bisher ohne Folgen. Und doch seien die  Siedlungen illegal und verstießen gegen jede völkerrechtliche Bestimmung. 70% des für einen Palästinenser-Staat vorgesehenen Landabschnittes seien so bereits als C-Gebiet unter israelischer Verwaltung. Die Siedler verdienten  dort Millionen, hätten sie sich doch widerrechtlich das beste Land angeeignet,  die Wasserquellen beschlagnahmt, während sie die Palästinenser verdursten ließen. 100 000 Bäume  hätten die Usurpatoren bereits  entwurzelt, die Vertreibung der 'ortsansässigen' Bevölkerung, der Nomaden etwa im Negev  gehe täglich weiter. Dafür werde der Staat Israel nicht nur durch Atomwaffen und nuklearfähige U-Boot-Geschenke aus Deutschland  belohnt, sondern neuerlich auch durch Baumspenden an  die  Baumausreißer und Menschenvertreiber.  Das müsse aufhören, dagegen müsse man sich mit aller Entschiedenheit und der nötigen Information bewaffnet zur  Wehr setzen.

Das Dilemma der „Freunde Syriens“

Generaloberst i. R. Leonid Iwaschow, Präsident der Moskauer Akademie für geopolitische Probleme, wies vor einer Woche auf das Dilemma der „Freunde Syriens“ hin: „Sie haben vor zwei Jahren diese Operation begonnen, bestimmte Mittel eingeplant und Stabsstrukturen geschaffen und stehen heute vor einer Niederlage. Sie sind das nicht gewohnt und schüren deshalb eine Psychose um Syrien, um einen Anlass (für eine Intervention, Anm. d. Red.) zu finden – selbst den geringsten“, sagte der General. (12)

(12) http://de.rian.ru/security_and_military/20130517/266134593.html
(13) http://redhack.tumblr.com/


Die "aparte" Demokratie - Apartheid in Israel?




 


Die "aparte" Demokratie - Apartheid in Israel?
Während vom europäischen und US-amerikanischen Mainstream, von europäischen Staatsoberhäuptern und europäischen Regierungen Israel als „die einzige Demokratie im Nahen Osten“ gelobt wird, werden vermehrt Stimmen laut, die den israelischen Staat als Apartheidstaat bezeichnen. Militärische Großoffensiven gegen das größte Freiluftgefängnis der Welt Gaza, Verelendung und Abhängigkeit von westlichen Entwicklungsgeldern, expandierende israelische Siedlungen auf palästinensischen Gebieten in der Westbank und eine Mauer, die israelischen Siedlungen vom besetzten palästinensischen Land trennt, sind untrennbar mit der israelischen Regierungspolitik verbunden. Jüngst hatte der weltberühmte britische Physiker Stephen Hawking seine zuvor zugesagte Teilnahme an der Konferenz "Facing Tomorrow" in Israel, dessen Schirmherr der israelische Präsident Schimon Peres ist, abgesagt und sich damit dem akademischen Boykott gegen Israel angeschlossen. Der südafrikanische Erzbischof, Friedensnobelpreisträger und Anti-Apartheid-Aktivist Desmond Tutu, die Journalistin und Globalisierungskritikerin Naomi Klein, der israelische Friedensaktivist Jeff Halper, der israelische Historiker Ilan Pappe, die Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire, die indische Schriftstellerin und Friedensaktivistin Arundhati Roy, der britische Filmregisseur Ken Loach und viele andere namhafte Persönlichkeiten der globalen Zivilgesellschaft schlossen sich der 2005 initiierten, weltweiten Kampagne BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) an.

Wie lässt sich Apartheid definieren? Inwiefern handelt es sich im Falle Israels um einen Apartheidstaat? Gibt es Parallelen zur Apartheid in Südafrika?

Anthony Löwstedt, Professor für Media Communication an der Webster University in Wien widmete sich in seinen Arbeiten seit Jahren den historischen und zeitgenössischen Apartheid-Regimen und analysiert in seinem Vortrag die Situation in Israel/Palästina.

Wann: Donnerstag, 6. Juni 2013, 18.30 Uhr
Wo: Dar al Janub – Zentrum Interkultureller Begegnung, Kleistgasse 8/3, 1030 Wien

Eintritt frei
Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative
Dar al Janub - Zentrum Interkultureller Begegnung,
Kleistgasse 8, 1030 Wien,
Tel.: 0676 / 78-93-413
www.dar-al-janub.net




Österreich: wenn die EU die syrischen Rebellen bewaffnet, werden wir uns aus der UNO-Mission zurückziehen





Össtereich befürchtet, dass Waffenstillstandsbeobachter ihre Neutralität verlieren
Jason Ditz  
Österreich war einer der entschiedensten Gegner des britisch-französischen Plans, das Waffenembargo der Europäischen Union gegen Syrien aufzuheben, und droht jetzt offen damit, sich aus dem Waffenstillstandsbeobachterteam der UNO auf den Golanhöhen zurückzuziehen, wenn dieser Plan durchgeht.
Es geht nicht nur um theoretische Bedenken für den österreichischen Verteidigungsminister Gerald Klug, der davor warnt, dass seine Soldaten im Fall, dass die Europäische Union offen damit beginnt, die syrischen Rebellen zu bewaffnen, bereits aufgrund der Tatsache, dass sie aus einem Mitgliedsland der EU kommen, ihren neutralen Status verlieren und ernsthaft gefährdet sein würden, wenn sie im südlichen Teil Syriens verbleiben.
Die Europäische Union hat sich schwer getan, Soldaten für die Beobachtung des Waffenstillstands zu finden, die 1974 begann mit dem Auftrag, sicherzustellen, dass weder Syrien noch Israel die Waffenstillstandslinie verletzten.
Eine syrische Rebellenfraktion, die sich selbst als Yarmouk Märtyrerbrigade bezeichnet, hat zweimal Mitglieder der Beobachtungstruppen in den vergangenen Monaten entführt, angeblich „für ihre eigene Sicherheit.“ In beiden Fällen wurden die Soldaten letztendlich freigelassen, es unterstreicht aber die Gefahr für die Mission mit dem Anwachsen des Bürgerkriegs in Syrien, und wenn philippinische Soldaten anscheinend grundlos gefangen werden können, wären sicher auch österreichische Soldaten in Gefahr, wenn sie zu denen gerechnet würden, die offen einige Rebellenfraktionen bewaffnen.  
erschienen am 21. Mai 2013 auf > www.antiwar.com > Artikel
Was "der Kultursender Österreich 1" zu diesem Thema zu bieten hat, kann man eine Woche lang (bis 28.Mai) unter > http://oe1.orf.at/ > 7 Tage Ö 1 > Mi - Sendungen vom Mittwoch, 22.5.2013 > 18.25 Journal-Panorama anhören. Sehr zu empfehlen für Kotzprobleme!z.B. die gerade zurückgekehrte Journalistin: "es gab ja auch zumindest mutmassliche Giftgasanschläge"

SANA:Syrian Foreign Minister: No Force in the World Can Make Decisions on the Syrians' Behalf




May 27, 2013

BAGHDAD, (SANA)- Foreign and Expatriates Minister Walid al-Moallem said the international conference on Syria due to be held in Geneva next June constitutes a favorable opportunity to reach a political solution to the crisis in Syria.
"Since the start of the crisis in Syria, we believed that dialogue among the Syrian people is the solution to this crisis," al-Moallem told reporters in a joint press conference with his Iraqi counterpart Hoshyar Zebari in the Iraqi capital Baghdad.
"Nobody and no force in the world that can make decisions on behalf of the Syrian people as they alone have the right to do that," he added.
Al-Moallem pointed out that he informed the Iraqi Prime Minister Nouri al-Maliki and Foreign Minister Zebari of "Syria's decision on agreeing in principle to participate with an official delegation in the international conference," noting that he "felt relief on their part about the Syrian decision."
"The Syrian government believes in all good faith that the international conference constitutes a favorable opportunity for a political solution to the crisis in Syria," the Foreign Minister said.
He clarified that his visit to Iraq came to express "the Syrian people and leadership's solidarity with the Iraqi people and leadership in the face of the terrorist operations targeting the Iraqi civilians."
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"We came also to stress that the regional countries which are conspiring against Syria are the same countries that are supporting terrorism in Iraq," al-Moallem added.
He noted that he discussed with both Iraqi ministers the means to develop the bilateral relations between Syria and Iraq and increase coordination during the current stage to prepare for the developments on the international arena.
Al-Moallem pointed out that he informed the Iraqi side of Syria's decision to exempt the Iraqi tourism groups from entry visa charges as of early next month and its welcome of the Iraqi tourist groups.
He expressed Syria's relief over the steps taken by the Iraqi army in combating the al-Qaeda terrorist organization "because this is a joint Syrian-Iraqi issue."
"The terrorists in Syria have their extension in Iraq and vice versa, and we hope these operations will be successful as they guarantee the security of the Iraqi people and contribute to combating terrorism," al-Moallem added.
He affirmed that "The only agreement between Iraq and Syria is that of serving the interest of the two peoples, and Iraq can't be part of the axis of Syria's enemies."
For his part, the Iraqi Foreign Minister stressed that violence will not solve the problem in Syria, saying "It is essential to adopt political solutions that are to be agreed upon first and foremost by the Syrians themselves without dictations or imposition of a will or guardianship on the Syrian people in deciding the political system they want."
Zebari made clear that "Iraq's stances at the international and Arab forums have been very clear as from the very first day we called for the need to find a peaceful political solution to what the friendly and neighborly people of Syria are going through."
He considered that "The crisis in Syria is no longer merely Syrian as all the neighboring countries have started to feel the impact of its serious repercussions on the security and safety of the region as a whole."
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He highlighted the importance of al-Moallem's visit to Baghdad in terms of "its important timing for consultation and exchange of views between the two sides regarding fundamental issues that concern the security of Syria and the region."
The Iraqi Foreign Minister described the talks with al-Moallem as "friendly and frank" which he said dealt with the developments and the Syrian-Iraqi relations in all aspects.
Zebari stressed that bilateral relations between Syria and Iraq are "standing and sustainable not only on the official level but also on the popular level as well."
He pointed out that al-Moallem held talks with Iraq's Prime Minister al-Maliki in which they discussed "many detailed issues and the international and diplomatic efforts to prepare for holding an international conference on the crisis in Syria."
Zebari affirmed that Iraq will attend the upcoming conference on Syria, saying "Iraq was present at the first conference in Geneva a year ago…and we support the next international conference 'Geneva 2'."
He stressed that contact is underway between Syria and Iraq "in the interest of the two peoples and the security and safety of both countries," reiterating that Syria and Iraq will continue consultation "to face any dangers that could face them."
Zebari continued as saying that Syria and Iraq "are neighboring states and intertwined peoples, and whatever happens in any of them affects the other and none of them can distance or isolate itself from the other."
H. Said

Das Leben des Galileo Galilei von Bert Brecht im Gorki Theater: Ein Klamaukstück!

Die sinnliche Freude bei der  Erkenntnis um die Beschaffenheit der Welt wird in der  jüngsten Berliner Inszenierung des im Exil 1939 entstandenen Stückes ausradiert. Völlig verloren geht Brechts Grundidee, dass die  Wissenschaft das Schicksal der Menschen erleichtern kann, muss und wird. Als Voraussetzung nennt Brecht wissende Menschen, die sich für den Fortschrittsgedanken in Bewegung setzen, Menschen also, die begriffen haben, dass sie selbst letztlich ihres  Schicksals Meister sind. In dieser Erkenntnis  gründet letztlich Brechts eigene  Freude am forschenden Denken. Die dauernd hysterisch kreischende Virginia, Tochter des Meisters Galilei, rückt  völlig zu unrecht  in den Vordergrund des Geschehens. Das ist auch deswegen schon konträr zu Brechts Anliegen, weil  das Mädchen  die Bigotterie und die Dummheit verkörpert. Die leibliche Tochter des Forschers ist also dumm, während der Ziehsohn intelligent ist und daher zu Galileis  Lieblingsschüler wird. Das offenbar attraktive Mädchen aber wird vom Regisseur Petras bevorzugt und mit ihrer Hilfe verdrängt er  die wunderbare Rolle ihrer Ziehmutter Frau Sarti. Diese von Brecht fürsorglich-mütterlich angelegte Figur  wird in der aktuellen Inszenierung zur Sexgespielin des erkenntnishungrigen  Wissenschaftlers degradiert. Für irrelevant wird in der Petraschen Inszenierung damit das ewige Bemühen der Rolle einer Haushälterin und Mutter erklärt, der es anheimfällt  für das leibliche Wohl zu sorgen  und den  schwierigen Alltag im Forscherhaushalt  zu meistern. Gar nicht mehr vor kommt Frau Sarti als Mutter des klugen Schülers und Gehilfen Andrea, der die Zukunft einer neuen Wissenschaftlergeneration verkörpert, wissbegierig, aufrichtig, wahrheitsliebend. Der Zuschauer kann ohne Textlektüre nicht wissen, dass der  zu Beginn der Handlung erst elfjährige Knabe, der spätere Physiker Andrea, in den Galilei vernarrt ist, dem er alles zutraut, dem er seine Discorsi heimlich (!) übergibt, sozusagen sein Adotpivsohn ist. Andrea bildet bei Bercht  das Gegenstück nicht nur  zu seiner Stiefschwester und späteren Spionin Virginia, was unter  Petras Regie  auch entfällt.  Er ist damit  auch das Gegenstück  zu dem perspektivisch von seiner Schwester erträumten reichen  Bräutigam Ludovico. Den Gutsherrensohn, einen Dummbold und Pferdenarr  will Galilei  nicht unterrichten,  dafür ist ihm seine Zeit zu schade. Wohl aber lehrt er  jederzeit die, die fragen, denn sie verdienen Antwort ("Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration").  Das positive Lehrer-Schüler-Verhältnis soll aber  nach  Petras nicht sein.  Stattdessen wird völlig sinnwidrig  dem großen Mann  Galilei spät noch  ein inzestuöses Verhältnis zu der dummen, blind der Obrigkeit gehorchenden Virginia angedichtet. Der altersschwache Greis Galilei, der über seiner heimlichen Forscherarbeit erblindet, wird im Gorki-Theater von einem schwachen Schausspielerinterpreten als Säufernase charakterisiert. Die Inszenierung verurteilt  anhand von Mätzchen die Zuschauer zum "Glotzen",  anstatt  sie, wie Brecht es will,  zum Sehen, also zum erkennenden Denken und damit zum verändernden Handeln anzuleiten. Der Gestus des zeigenden Schauspielers wird abgelöst durch den Geist der seichten Unterhaltung. Stilistische Mittel sind von Robert Wilson abgekupfert.
Auch die Figur des intellektuell regen,  dünnen Mönchs aus der Campagna wird  verkannt. Er ist  von Brecht   als weiteres  Gegenbild zu Ludovico konzipiert. Virginia Galilei will er  nur so lange zur Frau als der Vater  sich höchster Anerkennung erfreut, sich  der Macht beugt und durch seine Wissenschaft keinen Aufruhr begünstigt. Schließlich würde  ein solcher  seinen Geschäftsinteressen schaden, die auf Ausbeutung der Campagna-Bauern ruhen.  Die Erwiderung Galileis auf des Mönchleins Rede über die positive  Rolle der kirchlichen Moral, die den kleinen Leuten ihr  unveränderbares Schicksal  erträglich machen will,  fällt dem Streichstift nämlich ganz und gar zum Opfer. Verloren geht damit, dass Galilei dem wissbegierigen, armen, kleinen Mann der Kirche die Augen öffnet und ihm zeigt, dass  es die Wissenschaft ist, die den geknechteten Campagna-Bauern ihr Los einmal erleichtern wird, falls sie in Bewegung kommen und sich  rühren werden   gegen ihr Schicksal: "Wenn sie nicht in Bewegung kommen und denken lernen, werden ihnen auch die schönsten Bewässerungsanlagen nichts nützen",  sagt der Sterndeuter bei Brecht. Aber auch dieser,  für Brecht zentrale Gedanke,  entfällt.  Der Satz "Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch wie wir durchsetzen"  wird dagegen out of Kontext platziert  und geht damit  verloren. Verloren geht auch Galileis Gedanke: "Was ich weiß, muss ich weitersagen. Wie ein Liebender, wie ein Betrunkener." Wissen wollen und Wissen verbreiten, darin besteht die Leidenschaft  des Renaissance-Mathematikers, weder im Trinken noch im Huren, wie es das Stück tendenziell nahelegt.

Verloren geht auch die Bedeutung der kleinen List im Kampf ums Überleben, die  im Brechtschen Sinne keine Lüge ist, sondern Überlebenskunst. Vor allem aber dient die List der nachgeholten Erfindung des Fernrohrs ja der Erkundung des Laufs der Gestirne. Diese Sache  aber, die ihm einige Scudi einbringt, wird  im Gorki-Theater zum Wesensmerkmal eines betrügerischen Galileis hochstilisiert: "Groß ist nicht alles, was ein großer Mann tut" wird zum Leitmotiv, mit dem ihm auch unzüchtiges Verhalten gegenüber der leiblichen Tochter angehängt wird.

Völlig unbegriffen bleibt schließlich , dass der Mann aus Sinnlichkeit denkt! Eine Beobachtung, die Brecht dem neuen Papst, ehemals  Barberini, in  den Mund legt, dem einstigen Wissenschaftler und früheren Kollegen Galileos.
Unergründet bleibt weiter, die wieder zeitgemäße  Rolle der Bigotterie, der Virginia verfallen ist, der Ignoranz, das kirchlich verordnete  Festhalten an der  Unwissenheit, die zur Verbreitung der Pest   und auch zum Tode von Frau Sarti führt. Dieser Tod wird damit Galilei angelastet, der sie aus Liebe zur Wissenschaft nicht rechtzeitig aus der Stadt schaffen ließ.
Gestrichen wurde auch der für uns Heutige triftige Schlußgedanke Galileis:

"Wie es nun steht ist das Höchste, was man erhoffen kann, ein Geschlecht erfinderischer Zwerge die für alles gemietet werden können."

Vielleicht hätte diese Feststellung gegen Ende  die Zuschauer nachdenklich entlassen. So bleibt  uns nur die Hoffnung auf  die Textlektüre.
Und es verbleibt uns der Verweis auf einen wichtigen Text von Professor Norman Paech über das nachgerade peinliche Versagen der Human- bzw. Rechts-Wissenschaft von heute.
Siehe Junge Welt vom 12.12 2012  "Unter Dauerbeschuß"