Wednesday, February 4, 2015
The Lab - Das Versuchslabor (OmU) Doku über die israelischen Rüstungs- und Waffenindustrie
Liebe Palästina und Israel Interessierte!
Ich habe mir gestern abend die vor 2 Wochen auf DVD erschienene Dokumentation "The Lab" angeschaut. Dieser Film dokumentiert die ganze Szene der israelischen Rüstungs- und Waffenindustrie in unglaublicher und nicht geahnter Weise mit Interviews ehemaliger Generäle und heutiger Waffenproduzenten. Dazu kommen die Verbindungen zu den Käuferstaaten der Welt, eingeladen zu wahren Waffenverkaufsfestivals in Israel.
Da Feldman Israeli ist, sollte dies beim Anschauen mit berücksichtigt werden. So z. B. seine Aussage, dass er später seinen Reservistendienst verweigert hat. Offen bleibt auch die Frage, wieso Feldman als Israeli einen solchen Film machen und auch in Israel zeigen kann, dass der Film beim israelischen Dokumentar-Filmfestival in Tel Aviv gezeigt wurde. Ist auch das wieder eine Sache versteckter "Israelischer Propaganda"? Die Frage bleibt.
Ungeachtet dessen offenbart die Dokumentation die unglaubliche und tödliche Waffenindustrie Israels in Verbindung mit vielen Staaten der Welt.
Bitte die Info verbreiten und bekannt machen - und den Film anschauen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Film bald den Weg ins Fernsehen findet, ist unwahrscheinlich.
Da hat Frieden echt keine Chance mehr. die Ex-Generäle, heute Bosse der Waffenschmieden geben unumwunden zu, dass Israel alle paar Jahre einen Krieg braucht, um die Waffen zu testen. Mit jedem Krieg steigt dann der Umsatz um mehrere Miliarden.
Alle wichtigen Filmdaten siehe unten, incl. Bestellmöglichkeiten
Vielen Dank
P. Rainer
The Lab - Das Versuchslabor (OmU)
Gewehre, die um die Ecke schießen, ferngesteuerte Aufklärungsroboter, modernste Kampfdrohnen oder der Iron Dome zur Abwehr von Raketenangriffen: innovatives Kriegsgerät sind Israels Antwort auf sein großes Schutzbedürfnis. Der (nach der BRD) viertgrößte Waffenexporteur der Welt lebt seit Jahrzehnten in stetig aufflammender Kriegsgefahr - und das höchst profitabel. Zukunftsweisende Spezialentwicklungen, im tatsächlichen Kampf erprobt und verbessert, avancieren zu internationalen Verkaufsschlagern. Regisseur Yotam Feldman begleitet die führenden Köpfe der israelischen Waffenindustrie zu Diplomatenempfängen und auf Rüstungsmessen, besucht Entwickler und Produzenten: höchst profitable Folgen einer beständigen Bedrohung.
Produktinformation
- Hersteller: absolut Medien
- EAN: 9783848840328
- ISBN: 3848840324
- Artikeltyp: Film
- Best.Nr.: 41449782
- Anzahl: 1
- Datenträger: DVD
- Erscheinungstermin: 9. Januar 2015
- FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG
- Sprachen: Deutsch, Englisch, Hebräisch - Untertitel
- Regionalcode: 2
- Bildformat: 16:9
- Tonformat: Hebräisch DD 2.0 Stereo
- Gesamtlaufzeit: 58 Min.
Bestellmöglichkeiten
»Antifa heißt Luftangriff!« von Susann Witt-Stahl
Antifa in der Krise?Kritik an einer Spielart antifaschistischer Politik in Deutschlandvon Susann Witt-StahlEine signifikante Zahl von Nazi-Gegnern bekämpft heutzutage die virulente Gefahr, die Besserverdienenden in den schicken Szene-Vierteln der Metropolen von der dort immer noch ansässigen Unterschicht droht. Sogenannte Hipster-Antifas entdecken sogar verblüffende Parallelen zwischen der von ihnen begrüßten Gentrifizierung und der Befreiung vom Nazi-Faschismus am 8. Mai 1945. »Party Like It’s 1945«, lautet ihr Motto. Als Blockupy-Aktivisten 2013 auf der Frankfurter Zeil mit friedlichen Protesten kurzzeitig den marktwirtschaftlichen Betrieb störten, schritt der Bundesarbeitskreis hipster der Linksjugend [‘solid] zur antifaschistischen Tat gegen das antikapitalistische Unwesen. In einem Flugblatt prangerte er die Behinderung des Kundenverkehrs bei »Primark, ja sogar McDonald’s« in ausgerechnet »einer der umsatzstärksten Einkaufsstraßen« an. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass die Linksjugend-Hipster über die Monate später einsetzende Verfolgung von Kommunisten in der Ukraine durch faschistische Milizen kein einziges Wort des Missfallens verloren – sie nahmen sie nicht einmal zur Kenntnis. Offenbar ist ein ganz neues Verständnis von Antifaschismus entstanden: Aktivisten fühlen sich genötigt, die großen Konzerne zu schützen, wenn die Armen den Aufstand proben – aber nicht zuständig, wenn Gewerkschaftshäuser angezündet werden.Das theoretische Fundament für derartige Positionen werden von der Antifa-Zeitschrift »Phase 2« geliefert, einem Zerfallsprodukt der 2001 aufgelösten Antifaschistischen Aktion/Bundesweite Organisation. Die »schematische Rückführung« gesellschaftlicher Übel auf den Kapitalismus, ein »typisches Überbleibsel des revolutionären Antifaschismus«, sei überwunden, stellte ein Gründungsmitglied der Redaktion 2011 zufrieden fest. Zwar ließen noch nicht alle vom »Arbeiterbewegungsmarxismus« vollständig ab, einige hielten noch an »Instrumenten der traditionellen Kapitalismuskritik« fest. Aber ein »Großteil der Antifa« habe schon »die Konstruktionen von Volk und proletarischen Massen als Teil des Problems« erkannt, war bereits 2002 von »Phase 2« zu erfahren – die es für überflüssig hält, den wesentlichen Unterschied zwischen dem rassistischen Volksbegriff der Nazis und dem plebejischen Volksbegriff der Sozialisten zu reflektieren. Und mittlerweile verabscheuen nicht wenige Nazi-Gegner die Marx’ Kritik der politischen Ökonomie zugrunde liegende Erkenntnis, Kapitalismus sei in erster Linie »Herrschaft des Menschen über den Menschen«, so sehr, dass sie jede kollektive widerständische Regung gegen die Plusmacherei als »faschistisch« oder »antisemitisch« denunzieren. Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet diejenigen mit der Arbeiterbewegung kurzen Prozess machen wollen, die lauthals das Erbe der 1932 aus der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) hervorgegangenen Antifaschistischen Aktion für sich beanspruchen. So bedauert der in Organen der VVN-BdA und der Partei Die LINKE publizierende Mitarbeiter des Vereins für Demokratische Kultur, Mathias Wörsching, das Vorhandensein von »traditionsmarxistischen Restbeständen« in der Faschismusforschung. Die Bestimmung des Faschismus als Klassenherrschaft, meint er, führe »viele Marxist/innen zur Vernachlässigung der spezifisch faschistischen Form von Antikapitalismus zugunsten des faschistischen Antikommunismus«.Sogar der antifaschistische Minimalkonsens »Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!« wurde von Antifas aufgekündigt und seine seit Auschwitz eine untrennbare Zweiheit bildenden Imperative zu einem Entweder-Oder pervertiert: Krieg, so die Argumentation der linken Bellizisten, müsste geführt werden, um dem »neuen Faschismus« der »Islam-Nazis« zu stoppen und die »westliche Zivilisation« zu verteidigen. So bejubelten Linke den Afghanistan- und Irakkrieg – allemal sämtliche israelische Angriffskriege. Entsprechend beklagte die linke Wochenzeitung »Jungle World« 2013, dass sich eine militärische Intervention des Westens in Syrien hinauszögere – obwohl Assad Giftgas zum Einsatz gebracht habe. Wo Gas im Spiel sei, so ihre Logik, kann schließlich der Wunsch nach der »Endlösung« nicht weit sein.Mit der neuen Parole »Antifa heißt Luftangriff!« auf den Lippen wachen zu NATO-Patrioten degenerierte Antifaschisten darüber, dass von deutschem Boden bloß nie wieder eine Friedensbewegung und ein Klassenkampf ausgehen. Diese bizarre Entwicklungen und die damit verbundene ideologische Überdehnung, Verformung und heteronome Instrumentalisierung des Faschismusbegriffs sind Epiphänome des neoliberalen Umbaus der westlichen Gesellschaften.Bereits die intellektuellen Gründerväter des Neoliberalismus hatten versucht, sich als Antifaschisten zu profilieren: So charakterisierte der US-amerikanische Publizist Walter Lippmann den Faschismus in seinem Buch »Die Gesellschaft freier Menschen« von 1937, einem Standardwerk neoliberaler Theorie, als »Abart« des Kommunismus und subsumierte Kommunismus und Faschismus unter dem Begriff »kollektivistische Bewegung« – ein Taschenspielertrick manipulativer Gleichmacherei, mit der dem Marxismus die Verbrechen des Faschismus angelastet werden konnten und letzterer als Antithese des Kapitalismus dargestellt werden sollte.Der marxistische Faschismusforscher Reinhard Opitz hatte 1980 – als der Neoliberalismus von Margret Thatcher und Ronald Reagan in der westlichen Welt durchgesetzt wurde – vor einem »Strategiewechsel« der bürgerlichen Rechten gewarnt und eine Radikalisierung der Angriffe auf die als »Rote Flut« dämonisierten kapitalismuskritischen Kräfte prognostiziert. Zum einen sei jener eine Reaktion auf den Vormarsch demokratischer linker Bewegungen seit Ende der 1960er Jahre, zum anderen eine Konsequenz des »Aufstiegs der Bundesrepublik zur nach den USA zweitstärksten ökonomischen Macht der kapitalistischen Welt und stärksten Militärmacht Westeuropas (mit entsprechend wachsender globaler Engagementbereitschaft und Expansivität)«, aber auch der sich weltweit anbahnenden Wirtschaftskrise und »Umorientierung der kapitalistischen Länder vom Keynesianismus zum Monetarismus«. Zur Forcierung einer rabiaten Austeritätspolitik als Reaktion auf diese veränderte ökonomische und politische Lage mussten alle demokratischen Kräfte, von Sozialliberalen bis Kommunisten, ausgeschaltet werden. Also ganz die alte (Kapital-)Interessenlage – nur die falsche Flagge, unter der die Reaktion marschiert, wird im Zuge veränderter Machtverhältnisse ausgetauscht, vor allem die ideologische Gleichung »Kollektivismus = Faschismus« aufgemacht und die Aussonderung des Kollektivismus (als Ausdruck und Synonym des Sozialen, der Solidargemeinschaft, des Sozialstaates) aus dem Kanon des Demokratischen vollzogen: »Einst im Zeichen des Sozialismus – gegen den wirklichen Sozialismus und alle demokratischen Kräfte; heute im Zeichen des ›Antifaschismus‹ – gegen alle wirklichen Antifaschisten, abermals die wirklichen Sozialisten und wirklichen Demokraten.« Dieser Mobilisierungstyp, so Opitz weiter, kennzeichne eine »tatsächlich qualitativ neue Rechte«, zu deren ideologischen Zielen gehört, Antisozialismus als Antifaschismus zu camouflieren. Dabei gelte es, unbedingt zu verstehen, dass hier »nicht die völkische, sondern die neoliberale Variante antikommunistischer Demagogie mit ihrem totalitarismustheoretisch konstruierten Feindbild« am Werk sei.Der organisierte Antifaschismus hat diese Entwicklung nicht erkannt, sie verschlafen oder falsch analysiert. Vielfach hat er sich ihr untergeordnet und sich die mit ihr verbundenen Ideologeme zu eigen gemacht und sie gegen fortschrittliche Kräfte gewendet. Die Folge: Antifaschismus heute ist zunehmend systemfromm und affirmativ. Er droht, zur Ode an die freie Marktwirtschaft zu verkommen. Er entwickelt sich zum Teil des Problems – nicht mehr der Lösung. Das ist eine ideologische Meisterleistung des Neoliberalismus.Die Autorin stellt auf einer Veranstaltung in Berlin am Montag, dem 9. Februar 2015 um 19 Uhr ihr Buch »Antifa heißt Luftangriff!« vor und ihre Thesen zur Diskussion. Veranstaltungsort: MEZ, Spielhagenstraße 13, 10585 Berlin-Charlottenburg.Dieser Beitrag ist Teil eines Dossiers. Mehr Informationen zur Debatte über die Neuausrichtung antifaschistischer Politik finden sich hier.
04.02.2015
Peter Vonnahme
Doppelmoral ist der Nährboden des Terrorismus
Millionen behaupteten am 11. Januar 2015, dass sie Charlie sind ("Je suis Charlie"). Die meisten von ihnen hatten bis zur Nachricht über die Ermordung der zehn Journalisten keine Ahnung, dass es eine Satirezeitschrift namens Charlie Hebdo überhaupt gibt. Dessen ungeachtet nahmen sie über Nacht eine neue Identität an.
Der Charlie-Hype
Heute ist Charlie Hebdo weltbekannt. Die Auflagenzahl verhundertfachte sich und die Exemplare reichten trotzdem nicht aus. Hinz und Kunz waren Präsident Hollandes Einladung zum Marche Républicaine gefolgt. Fast alle waren sie da, die man dort erwarten konnte: die EU-Repräsentanten Juncker, Schulz und Tusk, die Regierungschefs Cameron, Merkel, Renzi, Rajoy, aber auch handverlesene Lichtfiguren im Kampf für die Menschenrechte wie etwa Netanjahu, Poroschenko und Orban, selbstverständlich auch der Nato-Generalsekretär.
Sie haben - wohlabgeschirmt von der marschierenden Menschenmenge - medienwirksam für Presse- und Meinungsfreiheit posiert. Die Fake-Bilder[1] haften im Gedächtnis, sie sind Ausdruck eines Medienschwindels und einer beklemmender Doppelmoral (vgl. Die Wahrheit ist nur eine Fußnote der Geschichte[2]). Unausgesprochen war auch die Bedrohung durch islamistische Terroristen in den Köpfen der Trauermarschierer.
Zwei Große fehlten in Paris, Putin und Obama. Da der russische Präsident die Menschenrechte nicht zu seinem Markenzeichen erkoren hatte, konnte man sein Fehlen verschmerzen. Aber US-Präsident Barack Obama, Friedensnobelpreisträger und Guantanamo-Betreiber (Prantl: "Häuptling gespaltene Zunge"), ist er etwa nicht Charlie? Er, der ebenso hingebungsvoll wie erfolglos mit Drohnen, Kampfjets und CIA-Agenten für die "westlichen Werte" kämpft? Sein Fehlen war ein Fehler, hört man aus dem Weißen Haus.
Inzwischen ist der Entrüstungsorkan der ersten Tage abgeflaut. Fähnchen und Transparente mit der Aufschrift "Je suis Charlie" setzen in Kellerräumen Staub an. Das ruhige Nachdenken kann beginnen.
Angesichts der Tragik des Geschehens und der großen internationalen Solidarität drängt sich eine Frage auf:
Muss jeder rechtschaffene Mensch Charlie sein?
Meine Antwort vorweg: nein! Doch vermutlich ist das eine Mindermeinung. Seit dem Anschlag hat die westliche Welt ihr Herz für Charlie Hebdo entdeckt. Das ist keineswegs selbstverständlich. Denn anstößige Bilder über Jesus und den Papst werden im christlichen Abendland üblicherweise in der Luft zerrissen - vor allem von denen, die beim Marche Républicaine in der vordersten Reihe standen. Warum darf man Mohammed lächerlich machen und Jesus nicht?
Es riecht nach Heuchelei.
Die Morde an den Journalisten sind grauenvoll und Zeichen heilloser geistiger Verirrung. Wer immer die Täter waren, es waren Verrückte, fernab von ihrer Religion.
Die Freiheit der Presse ist ein hohes Gut. Das gilt auch dann, wenn wesentliche Teile der Medien hierzulande von ihrer verfassungsrechtlich verbürgten Freiheit nur noch unzulänglich Gebrauch machen und sich stattdessen zum Büttel der Staatsmacht erniedrigen. Der Verlust an verlässlicher Information ist schmerzlich. Charlie Hebdo ist nicht eingeknickt. Das Magazin zeigte immer Zähne, oft auch Geifer, es war bissig und provokant, was ihm letztlich zum Verhängnis wurde.
Natürlich gibt es auch ein Recht auf religiöse Satire. Ihr muss es erlaubt sein, scheinheiligen Glaubensgemeinschaften, kriminellen Klerikern und bigotten Gläubigen schonungslos den Spiegel vorzuhalten. Nach meinem Verständnis gibt es aber kein Recht auf Verletzung religiöser Gefühle.
Es ist nicht Aufgabe der Satire, zentrale religiöse Symbole wie Jesus oder Mohamed verächtlich zu machen. Auch Menschen, die - wie ich - auf keine religiöse Stimme hören, wissen, dass es eine Grenze gibt, wo Spaß aufhört. Sie wissen, dass es für Gläubige einen Kernbereich gibt, der ihnen heilig ist. Diese Grenze muss man auch in einer libertären Gesellschaft nicht überschreiten. Und genau das tat bzw. tut Charlie Hebdo. Seine Karikaturen sind häufig verletzend. Wer gläubige Muslime kränken will, muss nur den Propheten oder den Koran verächtlich machen.
Die Redakteure von Charlie Hebdo wussten das. Sie haben absichtsvoll Muslime weltweit tief getroffen und heftige Reaktionen in Kauf genommen. Der Hinweis der Charlie-Verteidiger, dass die Redakteure mit anderen Religionen nicht schonender umgegangen seien, mag richtig sein, aber das macht die Sache nicht besser. Die unterschiedliche Reaktion auf Beleidigungen liegt darin, dass in der westlichen Welt die religiöse Verankerung nicht mehr so fest ist und dass man deshalb mit solchen Verletzungen im Regelfall gelassener umgeht.
Wenn man der größeren Verletzbarkeit der muslimischen Welt mit mehr Empathie begegnen würde, wäre das nicht Ausdruck von Feigheit oder gar Kapitulation. Es wäre nur Respekt vor anderen Überzeugungen. Kluge Selbstbeschränkungen sind uns nicht fremd: Kein halbwegs normaler Mensch findet Witze über den Holocaust lustig. Dies ist zwar nicht religiösen Gefühlen geschuldet, wohl aber der Rücksichtnahme auf die Verletzbarkeit anderer. Da Charlie Hebdo zu diesem Feingefühl offensichtlich nicht fähig ist, lautet meine Antwort: Je ne suis pas Charlie.
Aber nochmals, die Ermordung der Redaktionsmitglieder ist eine zivilisatorische Katastrophe. Damit ihr Tod nicht völlig sinnlos ist, muss er Anlass zu einer ungeschminkten Ursachenforschung sein.
Wir sind die Guten
Eine ehrliche Gewissenserforschung zeigt, dass der freie, auf einer vermeintlichen "christlich-jüdischen Wertegemeinschaft" aufbauende Westen in eine beängstigende, ja gefährliche Selbstgefälligkeit verfallen ist. Wir sprechen es zwar nicht offen aus, aber wir lassen keinen Zweifel daran: Wir sind die Guten. Wer nicht mitspielt, ist der Böse. Der Vorteil ist, dass diese Weltsicht einfach, der Nachteil, dass sie konfliktträchtig ist.
Wir feiern die westlichen, freiheitlichen, demokratischen Werte. Gleichzeitig wird im Namen von Freiheit und Demokratie weltweit gemordet und gefoltert. Viele Staatschefs, die das Banner der Freiheit und der Gerechtigkeit bei öffentlichen Anlässen hochhalten, treten diese Werte im Politalltag mit Füßen. Neuerdings (Krimkonflikt) sprechen sie sogar wieder vom Völkerrecht. Während der westlichen Kriege etwa in Jugoslawien, Afghanistan, im Irak und in Libyen fristete es ein Schattendasein.
In den letzten 15 Jahren wurden Hunderttausende in Bosnien, in Afghanistan, im Irak, in Gaza, in Libyen und in Syrien Opfer völkerrechtswidriger Kriege. Auch heute noch werden nur wenige Flugstunden entfernt täglich viele Menschen von Kugeln, Granaten, Bomben und Drohnen zerfetzt. Andere verhungern, sterben auf der Flucht oder ertrinken im Mittelmeer. Im Donbass werden unschuldige Menschen Opfer westlicher Expansionspolitik.
In Palästina wird Menschen durch ein selbstsüchtiges Besatzungsregime Land und damit die Zukunft geraubt. Bei all dem sind wir, die Guten, entweder Täter oder wir sehen tatenlos zu. Wo bleiben angesichts dieses Unrechts und dieses Elends die Millionenaufmärsche in unseren Hauptstädten? Wo die Sondersendungen im TV? Und wo die Schweigeminuten im Weltsicherheitsrat?
Nichts dergleichen! Denn die Menschen in Afghanistan und im Irak starben und sterben, so wurde uns versichert, für unsere Freiheit und für unsere Sicherheit und natürlich für die Demokratie (die sie gar nicht wollten). Andere wurden Opfer von barbarischen "Vergeltungsaktionen" oder von "humanitären Interventionen".
Wieder andere hatten einfach Pech, sie wurden zu Kollateralschäden. Wenn in Afghanistan oder in Pakistan Teilnehmer von Hochzeitsgesellschaften oder ganze Schulklassen durch US-Drohnen in Stücke gerissen werden, dann betonen US-Militärsprecher achselzuckend, es habe der Verdacht bestanden, dass sich al-Qaida-Mitglieder unter die Anwesenden gemischt hätten. Selbst wenn es so wäre, ist das ein Freibrief zum Liquidieren?
Wurde in all diesen Fällen jemals ernsthaft gefragt, ob die Hunderttausende wegen unseres unersättlichen Rohstoffhungers oder wegen amerikanischer Weltmachtsphantasien sterben mussten? Hat man den Unglücklichen je eine Träne nachgeweint? Nein! Denn wer außerhalb der "Welt der Guten" Opfer von Krieg, Terror, Mord und Vertreibung wird, ist nicht der Rede wert. Er bleibt anonym, sein Ableben schafft es nicht über unsere Aufmerksamkeitsschwelle. Wer will schon die Folgen eigener Gewalt sehen? Schon gleich gar nicht können diese Opfer mit öffentlichen Mitleidsbekundungen rechnen. Das unterscheidet sie von Charlie Hebdo.
Falsche Bilder
Politik und Medien vermitteln uns seit Jahren den Eindruck, dass wir einer zunehmenden islamistischen Bedrohung ausgesetzt sind. Die Zahlen sprächen für sich, sagen sie. Tatsache ist jedoch, dass Täter mit christlichem oder jüdischem Glaubenshintergrund seit Jahrzehnten weltweit ungleich mehr Muslime töten als Christen und Juden durch muslimische Gewalttäter umkommen. Im ersteren Fall nennen wir das Verteidigung oder gerechter Krieg, im letzteren Fall islamistischen Terrorismus. Denn wir sind die Guten.
Die Meinungsmacher sind zu Heuchlern geworden, nicht alle, aber viele der mächtigen. Ihre Richtschnur ist die Doppelmoral. Unter ihrer Anleitung haben wir uns heillos verrannt. Denn auch falsche Bilder sind wirkmächtig. Entscheidend ist nämlich nicht, was ist, sondern woran man glaubt.
Die Doppelmoral der Guten
Wenn wir eine bessere Welt anstreben, dann müssen wir aufhören, mit zweierlei Maß zu messen. Doppelmoral ist der Nährboden des Terrorismus.
Es ist doppelbödig, wenn wir Anschlagsopfer muslimischer Täter im Herzen des europäischen Kontinents öffentlich betrauern, die Millionen Opfer westlicher Weltordnungskriege aber als unvermeidlich hinnehmen.
Es ist doppelbödig, wenn nach Verbrechen muslimischer Täter reflexartig an die muslimischen Verbände appelliert wird "Distanziert euch, andernfalls werdet ihr in Mithaft genommen!". Gab es entsprechende Distanzierungsaufrufe an christliche Gemeinden bei Bekanntwerden der NSU-Morde an Immigranten?
Es ist doppelbödig, wenn wir arabische Diktaturen, die weitab von unserem Menschenrechtsverständnis leben, mit modernsten Waffen beliefern, obwohl wir wissen, dass mit ihnen dschihadistische Organisationen ausgerüstet werden, die unsere Werte brutal bekämpfen. Dass wir dafür Öl und blutverschmiertes Geld bekommen, macht den Deal nicht besser.
Es ist doppelbödig, wenn wir den das Völkerrecht verachtenden Staat Israel mit atomar ausrüstbaren U-Booten beschenken und bei seinen Rechtsbrüchen wegschauen. Schwerste eigene Schuld aus dunklen Zeiten kann dieses Verhalten nicht rechtfertigen.
Es ist doppelbödig, wenn wir der USA bei völkerrechtswidrigen Kriegen Beistand gewähren. Es ist unverantwortlich, weil wir um die Gräuel von Abu Ghraib, Guantanamo und sonstiger Foltergefängnisse sowie um die garantierte Straflosigkeit der politisch Verantwortlichen wissen.
Es ist doppelbödig, wenn wir den grauenvollen Massenmord des christlich-fundamentalistischen Psychopathen Anders Breivik, der Europa vor dem Islam schützen wollte, anders bewerten als Gewaltakte muslimischer Terroristen. Damals gab es nämlich trotz der 77 Mordopfer keinen internationalen Trauermarsch vergleichbar dem von Paris? Was wäre aber gewesen, wenn kein Norweger, sondern ein Araber den Massenmord begangen hätte? Die Hysterie wäre vermutlich grenzenlos gewesen.
Und ja, es ist auch doppelbödig, wenn wir terroristische Attentäter stereotyp als feige und hinterhältig bezeichnen. Ist es etwa mutiger, wenn ein Todesvollstrecker im sicheren Befehlsstand auf einen Knopf drückt, um einen in großer Entfernung vermuteten Gotteskrieger mittels Drohne zu ermorden? Im Übrigen ist das, was bei uns als feige und hinterhältig eingestuft wird, die Folge davon, dass die terroristischen Einzeltäter weder über Drohnen noch über Jagdflugzeuge und Kampfpanzer verfügen. Es ist zu vermuten, dass sie ihre zur Selbstvernichtung führenden Sprengstoffgürtel gerne gegen modernes Kriegsgerät austauschen würden. Auch Sprache ist kennzeichnend für Doppelmoral.
Was tun?
Die Politik und ihre Spiegelung in den Medien müssen ehrlicher werden. Es ist nämlich perspektivisch von zweifelhaftem Nutzen, die Toten von Charlie Hebdo für taktische Vorteile zu instrumentalisieren. Das löst die Probleme im Nebeneinander von islamischer und westlicher Welt nicht.
Erinnern wir uns! In den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg fühlte niemand eine islamistische Bedrohung. Die Menschen im Westen waren mit der geschürten Angst vor den Russen und dem Kommunismus voll ausgelastet. Als die Sowjetunion und der Warschauer Pakt zerbrochen waren, wurde unser Bewusstsein auf neue Gefahren eingestimmt (Islamismus, Dschihadismus, Salafismus, Gotteskrieger). Bündnisse wie die NATO brauchen zur eigenen Legitimation ein Bedrohungsszenario.
Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, über mögliche Beweggründe der Charlie-Mörder nachzudenken. Wenn es tatsächlich die Kouachi-Brüder gewesen sind, kann man sie leider nicht mehr befragen. Denn sie wurden erschossen. Wir können nur noch mutmaßen.
Der Koran enthält andere Glaubensanweisungen als die Bibel der Christen. Doch allein deswegen werfen junge Männer nicht ihr Leben weg. Andernfalls hätte es das Phänomen des islamistischen Terrorismus auch früher geben müssen. Das legt nahe, dass zum Glauben andere Tatmotive hinzukommen müssen: Kränkungen, Erniedrigungen, Entrechtung, Ausgrenzung, Ausbeutung, Zerstörung von Lebensgrundlagen, Armut, Hoffnungslosigkeit. Raum für solche Motive gibt es im Umgang mit der arabischen Welt genügend.
Fehlende Sensibilität hierfür rächt sich. Sie gebiert nämlich das, was uns später in Form des sogenannten Terrorismus entgegentritt. Wenn es dem Westen wirklich um Befriedung und nicht um Dominanz geht, dann muss er seine Politik von Grund auf überdenken. Außerdem muß er mit den Ländern des Nahen Ostens und mit dem Islam über die genannten Zusammenhänge sprechen - und zwar aufmerksam und auf Augenhöhe.
Unsere Staatsführer müssen über Substanzielles reden und nicht nur überlegen, wie man Terroristen wie lästiges Ungeziefer vernichten kann. Nur ehrlicher Dialog führt zu Verstehen und geistiger Abrüstung. Das geht nicht ohne Respekt für andere Sichtweisen. Im Bereich der Religion sollte das unschwer möglich sein, hier gibt es kein falsch oder richtig, sondern mur glauben oder nicht glauben. Das ist die Spielwiese der Toleranz. Doch auch im diesseitigen Leben muss allmählich die Einsicht reifen, dass unsere westlichen Vorstellungen nicht schlechthin für andere Kulturen maßstabbildend sind. Wir können unsere Lebensformen anbieten, sie erklären und für sie werben. Aber herbeibomben lässt sich Akzeptanz nicht.
Fehlende Strategie
Selbst wenn man zugunsten des Westens unterstellen würde, dass es ihm in den letzten Jahrzehnten nicht zuvörderst um militärische Vorherrschaft und Ressourcensicherung gegangen ist, kommt man an einer ernüchternden Feststellung nicht vorbei: Der aufgeklärte Westen hat keine tragfähige Strategie für den Frieden entwickelt. Reaktion prägt sein Denken. Wo Weltinnenpolitik gefragt wäre, wird in militärischen Zusammenhängen gedacht.
Die politischen und medialen Schnellschüsse nach Charlie Hebdo sind bezeichnend: mehr Polizei, bessere Überwachung, Informationsaustausch, Vorratsdatenspeicherung, Geheimdienst, Militäreinsatz, Hubschrauber, Waffen, Straßensperren. Kurzum: Terrorabwehr mit Hardware. Der Chef des Springer-Konzerns, Döpfner, brachte es auf den Punkt. Er machte den Tag der Pariser Attentate zum europäischen 9/11. Das ist ein Fanal zum neuen war on terror. Die Pariser Morde werden benutzt, um die eigene Bevölkerung auf mehr Kampfbereitschaft einzustimmen. Angemahnt wird die Bereitschaft, Freiheit zugunsten von mehr Sicherheit zu opfern. Schon Benjamin Franklin wusste, dass man bei diesem Geschäft am Ende beides verlieren wird.
Im Wortschatz der Mächtigen fehlen die Worte Ursachen- und Konfliktforschung, Psychologie, Dialog, Respekt, Verständigung, Ausgleich. Der Mangel an kreativer Phantasie ist bedrückend und verspricht nichts Gutes. Natürlich muss verantwortliche Politik für die Sicherheit der Menschen alles tun, was möglich ist. Aber das darf nicht bei polizeistaatlichem Denken enden. Friedenspolitik ist auf lange Sicht die einzig erfolgversprechende Option. Solange wir glauben, wir könnten unsere sogenannten westlichen Werte mit Panzern und Drohnen schützen, werden wir keine Ruhe bekommen.
Neben einer Langzeitstrategie ist Mut zur Ehrlichkeit vonnöten. Sicherheitspolitiker dürfen nicht müde werden, den Menschen zu erklären, dass es einen absoluten Schutz vor durchgeknallten Straftätern nicht geben kann - und zwar auch dann nicht, wenn man bereit ist, wesentliche Teile der persönlichen Freiheit abzugeben.
Beiläufig muss auch das von konservativen Staatsrechtlern herbeigeschriebene "Grundrecht auf Sicherheit" auf der Müllhalde der hartnäckigen Irrtümer entsorgt werden. Unser Grundgesetz verbürgt ein Grundrecht auf Freiheit, aber nicht auf Sicherheit. Grundrechte sind Abwehrrechte gegen Übergriffe des Staates. Sie können keinen Schutz gegen Verbrechen à la Charlie Hebdo gewährleisten. Wirklichen Schutz kann nur gute Politik geben.
Ein Nachwort zum Journalismus
Der "Qualitätsjournalismus" hat (von ein paar Ausnahmen abgesehen) rund um Charlie Hebdo das geleistet, was kritische Beobachter von ihm erwartet haben, nämlich nichts. Er hat die Erklärungsmuster und Rezepturen der Politik treulich nachgebetet. Er war unkritisch bis hin zur Servilität. Wo Nachfragen am Platz gewesen wäre, duckte sich die Journaille bequem ab.
Nur weil zwei Vermummte "Allahu akbar" riefen und einer von ihnen im Fluchtauto seinen Personalausweis vergessen hatte, war für die Polizei die Täterfrage rasch geklärt. Diese Hochgeschwindigkeitstäterermittlung erinnert an 9/11, wo auf den qualmenden Trümmerhaufen der Twin Towers der Ausweis eines Attentäters gefunden worden ist. Duplizität der Ereignisse, irgendwie merkwürdig, nicht wahr? Kontrollfrage: Wie oft habe ich in den letzten 20 Jahren meinen Ausweis im Auto liegen lassen, vergessen, verloren?
Investigativem Journalismus hätte es auch gut angestanden nachzufragen, weshalb die Täter beim Verlassen des Hauses, in das sie geflüchtet waren, erschossen worden sind. Hätte man ihrer nicht auch lebendig habhaft werden können? Das entspräche rechtsstaatlichen Standards und hätte Antworten auf viele interessante Fragen erwarten lassen.
Doch solche Feinheiten sind nicht Sache des real existierenden Journalismus. Er schmiegt sich geschmeidig an die herrschenden politischen Zerrbilder. Im Fall Charlie Hebdo sah er seine Aufgabe darin, vorhandene Islamfeindbilder beflissen aufzunehmen und zu verstärken sowie der Weltöffentlichkeit das Bild von inniger Geschlossenheit zwischen dem Volk und seinen Führern zu vermitteln. Man könnte den Eindruck haben, dass manch bekannter Journalistenmime Angst vor den dunklen Abgründen hat, die eigenständiges Denken sichtbar machen kann.
In Anlehnung an Marx und Engels möchte man ihnen allen zurufen: Heuchler aller Schreibstuben, vereinigt euch! Und geht dann gemeinsam in den Ruhestand...
Der Autor Peter Vonnahme ist Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof i.R. und ehemaliges Mitglied im Bundesvorstand der Neuen Richtervereinigung.
31.01.2015
Anhang
Links
[1]
http://www.tagesspiegel.de/politik/trauermarsch-in-paris-staatenlenker-posierten-nicht-in-seitenstrasse/11225488.html
Abendländische Aufklärung gegen morgenländische Religiosität? Über die Problematik des nach den Terroranschlägen von Paris verbreiteten Slogans »Je suis Charlie«
Postkoloniale Attitüde
Von Hannes Hofbauer
Ost-London am 14. Januar: Symbol vermeintlicher kultureller Überlegenheit:
Foto: Luke MacGregor/Reuters
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Selbst in Wien, einem Ort, in dem das Französische mit dem Ende des Kaiserhauses vor fast 100 Jahren die letzten Reste seiner Umgangssprachlichkeit verloren hat, prangen vereinzelt »Je suis Charlie«-Poster an Auslagenscheiben von Geschäften, deren Besitzer sich offensichtlich für progressiv halten. Seit ein paar Tagen hängt ein großes Transparent an der Fassade der Magistratsabteilung 7 gleich hinter dem neugotischen Rathaus. Diese Abteilung ist für die Kultur der Stadt und die Verteilung der entsprechenden Gelder zuständig. Ein fortschrittliches Image haftet auch ihr – fast definitionsgemäß – an.
Die Ausstrahlung der Parole »Je suis Charlie« vom 11. Pariser Bezirk in sich linksliberal gebende westeuropäische Szenen hat ungeahnte Ausmaße erreicht: Sieben Millionen Mal ging die nach der Tragödie publizierte Ausgabe der Satirezeitschrift Charlie Hebdo über die Ladentische, so viele Menschen wollten die neue Mohammed-Karikatur auf dem Titelbild sehen. Ein Bekenntnis zu Fortschrittlichkeit und Weltoffenheit, die man damit zur Schau zu stellen vermeint, muss allerdings kritisch hinterfragt werden.
Wer die Kurzformel »Je suis Charlie« als progressive Losung begreift, hat etwas missverstanden. Denn der Terrorangriff der zwei Attentäter von Paris auf die satirische Wochenzeitung am 7. Januar zielte mitnichten auf die Linke. Diese politische Schlagseite war und ist dschihadistischen Radikalen vollkommen egal. Zugegeben, die Forschung nach dem Motiv für das Attentat gegen Charlie Hebdo ist mit der Liquidierung der Mörder nicht leichter geworden. Aber die Verkürzung auf »rechtsradikale Gotteskrieger töten linksradikale Karikaturisten« ist nicht nur unzulässig, sondern führt auf die falsche Fährte.
Womit solidarisiere ich mich unter dem Slogan »Je suis Charlie«? Mit der Meinungsfreiheit, lautet der gängige Tenor. Diese Abstraktion klingt gut, inhaltlich ist damit freilich noch nichts ausgesagt. Für welche Meinung steht dann also der Slogan? Im Kontext mit den Anschlägen, und nur die haben im Anschluss zum Motto »Je suis Charlie« geführt, ist es die Verulkung eines Religionsgründers, die inhaltlich auf der Agenda steht. Der Spaß darüber, sich über ein Tabu im Zusammenhang mit religiösen Gefühlen von Menschen hinwegzusetzen, wird zur Meinungsfreiheit. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Und Charlie Hebdo hat in seiner langen Publikationsliste oft genug bewiesen, dass seine Zeichner nicht nur den muslimischen, sondern auch den christlichen Gläubigen (weniger den jüdischen) respektlos und despektierlich entgegentreten. Die Frage ist, an welchem Punkt der Spaß für Linke aufhören sollte. Öffentlichkeit findet ja nicht im luftleeren Raum statt, sie existiert nicht fernab einer historischen und aktuellen Situation, sondern äußert sich in einem konkreten sozialen, (geo)politischen und kulturellen Kontext. Und das gilt es in Erinnerung zu rufen.
Der Kontext, in dem die Mohammed-Karikaturen erscheinen, ist so geläufig wie er gerne verschwiegen wird. Frankreich steht – wie viele Länder der NATO – seit über 20 Jahren im Krieg gegen Länder des Nahen Ostens und Nordafrikas. Nachdem dort seit den 1980er Jahren laizistische Organisationen und Regierungen mit westlicher Hilfe niedergerungen und in den vergangenen Jahren weggebombt wurden, entstand ein neues Feindbild: der von der westlichen Allianz mitgeschaffene, nun mit dem sich davon distanzierende »-ismus« versehene Islamismus. Französische Kampfjets und fallweise Bodentruppen löschten in den vergangenen Jahren Tausende Leben in muslimisch geprägten Ländern aus. Vom Irak 1991 und 2003 über Libyen 2011 bis Mali 2013 zieht sich eine Blutspur, bei Freunden und Verwandten der Getöteten wurde Verzweiflung und Hass gesät.
Das imperiale Gehabe in der muslimischen Welt spiegelt sich in der französischen Innenpolitik. Auch in ihr sehen dschihadistisch indoktrinierte Muslime Anlässe, zur Waffe zu greifen. Diese reichen von einer Gesetzgebung wie der »Loi Mékachéra« von 2005, die die Beleidigung von Angehörigen französischer Hilfstruppen während der Kolonialzeit in Algerien unter Strafe stellt, über Verbote, islamische Kleidervorschriften zu verfolgen, bis hin zur weit verbreiteten antimuslimischen Stimmung. Ausdruck davon sind u.a. die Hetze der Partei »Front National« und die Respektlosigkeit gegenüber religiösen Tabus, die sich eben in der Publikation von Propheten-Karikaturen äußert.
Die Abbildung Mohammeds wird von gläubigen Muslimen als Gotteslästerung empfunden. Fernab der muslimischen Welt, also z.B. in der Redaktion von Charlie Hebdo, kann man nur darüber lachen. Das ist verständlich, allerdings nur dann, wenn die Redakteure meinen, wirklich fernab der muslimischen Welt agieren zu können. So weltfremd wollen wir sie nicht einschätzen. Jedem in Frankreich ist bewusst, dass Milliarden von Euro budgetiert sind, um in der muslimischen Welt zu intervenieren. Militär, Geheimdienste und Außenministerium unterhalten Hunderte, ja Tausende Beschäftigte in Abteilungen, die dem sogenannten »Kampf gegen den Terror« ihre ganze Aufmerksamkeit widmen. Und einem Leser von Charlie Hebdo ist es wohl auch zumutbar, hinter dieser Begrifflichkeit einen Euphemismus zu erkennen. Es geht um die »Eindämmung« einer als bedrohlich empfundenen muslimischen Welt, militärisch gegen die Radikalen im Ausland (und seit den Anschlägen von Paris auch in Frankreich selbst), und juristisch gegen missliebige Lebensentwürfe im Inneren des Landes.
Die Rechte spielt schon seit geraumer Zeit die antiislamische Karte. In Frankreich sowieso, dort agiert der »Front National« rassistisch gegen nordafrikanische Immigranten, die seit dem Ende von Sozial- und Wohlfahrtsstaat ihr Heil in der – muslimischen – Religion suchen. Auch in Deutschland und Österreich haben Parteien wie die AfD oder die Bewegung Pediga bzw. die FPÖ »den Moslem« als dankbaren Feind erkannt. Als billige Arbeitskräfte ins Land geholte Menschen aus Jugoslawien/Bosnien und neuerdings auch per NATO-Bomben zwangsmobilisierte Araber werden von ihnen als »Parasiten am Sozialstaat« bezeichnet, so ausgehöhlt dieser auch sein mag. Mit dem Slogan »Je suis Charlie« können sich nun auch – vermeintlich – Linke im Gefühl einer kulturellen Überlegenheit suhlen: abendländische Aufklärung gegen morgenländische Religiosität.
Noch vor 20 Jahren wäre ein solches Verhalten als ein orientalistisches im Sinne des US-amerikanischen Literaturwissenschaftlers Edward Saids enttarnt worden. Heute kann man sich in Huntingtonscher Manier ohne Gewissensbisse einer postkolonialen Attitüde hingeben. »Je suis Charlie« ist die eurozentrische Antwort im Verteilungskampf der Kulturen.
Doppelmoral: Zweierlei Maß
Der Richter am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof i. R., Peter Vonnahme, veröffentlichte am 31. Januar im Internetportal Telepolis einen Artikel unter dem Titel »Charlie und die Heuchler«. Darin heißt es:
(...) Wenn wir eine bessere Welt anstreben, dann müssen wir aufhören, mit zweierlei Maß zu messen. Doppelmoral ist der Nährboden des Terrorismus.
– Es ist doppelbödig, wenn wir Anschlagsopfer muslimischer Täter im Herzen des europäischen Kontinents öffentlich betrauern, die Millionen Opfer westlicher Weltordnungskriege aber als unvermeidlich hinnehmen.
– Es ist doppelbödig, wenn nach Verbrechen muslimischer Täter reflexartig an die muslimischen Verbände appelliert wird »Distanziert euch, andernfalls werdet ihr in Mithaft genommen!« Gab es entsprechende Distanzierungsaufrufe an christliche Gemeinden bei Bekanntwerden der NSU-Morde an Immigranten?
– Es ist doppelbödig, wenn wir arabische Diktaturen, die weitab von unserem Menschenrechtsverständnis leben, mit modernsten Waffen beliefern, obwohl wir wissen, dass mit ihnen dschihadistische Organisationen ausgerüstet werden, die unsere Werte brutal bekämpfen. Dass wir dafür Öl und blutverschmiertes Geld bekommen, macht den Deal nicht besser.
– Es ist doppelbödig, wenn wir den das Völkerrecht verachtenden Staat Israel mit atomar ausrüstbaren U-Booten beschenken und bei seinen Rechtsbrüchen wegschauen. Schwerste eigene Schuld aus dunklen Zeiten kann dieses Verhalten nicht rechtfertigen.
– Es ist doppelbödig, wenn wir den USA bei völkerrechtswidrigen Kriegen Beistand gewähren. Es ist unverantwortlich, weil wir um die Greuel von Abu Ghraib, Guantanamo und sonstiger Foltergefängnisse sowie um die garantierte Straflosigkeit der politisch Verantwortlichen wissen.
– Es ist doppelbödig, wenn wir den grauenvollen Massenmord des christlich-fundamentalistischen Psychopathen Anders Breivik, der Europa vor dem Islam schützen wollte, anders bewerten als Gewaltakte muslimischer Terroristen. Damals gab es nämlich trotz der 77 Mordopfer keinen internationalen Trauermarsch vergleichbar dem von Paris. Was wäre aber gewesen, wenn kein Norweger, sondern ein Araber den Massenmord begangen hätte? Die Hysterie wäre vermutlich grenzenlos gewesen.
– Und ja, es ist auch doppelbödig, wenn wir terroristische Attentäter stereotyp als feige und hinterhältig bezeichnen. Ist es etwa mutiger, wenn ein Todesvollstrecker im sicheren Befehlsstand auf einen Knopf drückt, um einen in großer Entfernung vermuteten Gotteskrieger mittels Drohne zu ermorden? (...)
http://www.jungewelt.de/2015/02-03/015.php Ausgabe vom 03.02.2015, Seite 3 / Schwerpunkt
http://www.jungewelt.de/2015/02-03/015.php Ausgabe vom 03.02.2015, Seite 3 / Schwerpunkt
Die zionistische Ideologie: expansionistisch-kolonialistisches Siedlerprojekt ."
DAS REICH DER KHASAREN
Aus „Geheime Geschichte aufgedeckt – Putin spielte nach dem vorausgeplanten Zusammenbruch der UdSSR eine entscheidende Rolle“
„..Solch ein „europäisches Israel“ würde nicht nur eine äußerst wichtige, strategische und geopolitische Lage erstellen, von der aus die Bemühungen, Russland zu destabilisieren, fortgesetzt werden können, nein, die AAA würde dann auch die Ukraine benutzen, um von dort aus die gesamte Europäische Union zu destabilisieren. Genauso wie Israel es seit Jahrzehnten genutzt hat, den Nahen Osten zu zerbrechen, wobei der neue Ukraine-Staat für israelische Umsiedlung eine ähnliche Funktion für die Euro-Zone dienen wird, die sich langsam feindlich gegenüber der jüdischen Bevölkerung und ihre Interessen wendet.“
(Anmerkung: bei AAA handelt es sich um die anglo-amerikanische Achse)
[Übersicht der derzeitigen Mitglieder der Regierung in der Ukraine: President - Poroshenko (Valtsman) – Jew (Jude). - and. o. President Turchinov (Kogan) - Jew. - Prime Minister - Yatsenyuk (Buckeye) - Jew. - The Minister of Finance - Alexander Shlapak- Jew. - Secretary of national security and Defence - Andrew Parubiy- Jew - Vice Prime Minister - Vladimir Groisman - a Jew. - Interior Minister Arsen Avakov - Armenian Jew - Minister of Culture - Sergei Nischuk - Jew,Mason - Director of the National Bank - Stepan Kubiv - Jew. - Head of the Administration of President - Sergey Pashinskiy- Jew.
The main presidential candidates from the opposition: - Julia Tymoshenko (Celia Kapitelman) - Jewish. - Vitali Klitschko (Etinzon) - a Jew by his father. - Oleg Tyagnibok (Frotman) a Jew mom. - Dmitry (Avdimou) Yarosh-Jew Hasid.
The oligarchs in Ukraine - all Jews: I. Kolomoisky, E. Hurwitz, H. Bogolyubov, Poroshenko, D. Firtash, S. Liovochkin, V. Haiduk, V.Nemirovsky, K. Zhevago, V. Pinchuk, E. Prutnik, Akhmetov, A. Martynov, B. Kostelman, E.Sigal, B. Kolesnikov, A. Feldman, F. Shpyg, N. Shufrych, Rodnyanskii A., I. Butler, A. Abdinov, V. Ermolaev, M. Kiperman, E. Zviagilskiy, F. Zhebrovskaya, S. Ronis, H. Korban, G. Surkis, I. Surkis, V. Shamotiy, A. Leszczynski, J. Rodin, M. Becker.
All media - in the hands of Jews P. Poroshenko, I. Kolomoisky, D. Firtash, V. Pinchuk, Akhmetov. nezalezhnoy Presidents: - Kravchuk (Bloom) - a Jew. - Kuchma (Kuchman) – Jew.
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Siehe auch:
http://www.palaestina-stimme.
Auf die Spuren von "Gog" und "Magog"
Das jüdische Königreich der Khasaren |
["In Khasarien gibt es Schafe, Honig und Juden in großen Mengen"]
Muquadassi, Descriptio Imperii Moslemici, 10 Jahrhundert |
Einleitung
Anlaß zu dieser Abhandlung gab der englische (ungarisch-deutscher Herkunft) Historiker und Schriftsteller, Arthur Koestler. Stützend auf umfangreicher Fachliteratur, beschreibt er, in seinem Buch: "Der dreizehnte Stamm - Das Reich der Khasaren und sein Erbe" (Deutsche Ausgabe 1989; englische Originalausgabe 1976 - "The Thirteenth Tribe"), detailliert den Aufstieg und Niedergang des Khasarenreiches. Koestlers verblüffende These: Die Khasaren sind die Vorfahren der jüdischen Siedler in Osteuropa und damit der meisten heute lebenden Juden. Ziel ist zunächst, ein fern verdrängtes Geschichtsereignis, über die Herkunft der Juden Europas, wieder auf der Tagesordnung zu setzen und zu beleuchten. Des Weiteren wird ein Augenmerk auf die Tatsache focusiert, dass die Volksstämme der Khasaren während einer langen Geschichtsepoche existent waren und geherrscht haben, dann die Beziehung zwischen den Khasaren und den heute lebenden Juden soll hergestellt und, anhand historischer Fakten, nachgewiesen werden. Zum Schluss der Frage nachgegangen: "Sind khasarische Juden als die Vorfahren der jüdischen Siedler in Osteuropa und damit der meisten heute lebenden europäischen und amerikanischen Juden?" Ein historisches Faktum wird für die These Israel Shahaks gesucht, dass: "92 Prozent der weltweit 13 Millionen Juden keine Semiten sind und aus der khasarischen Bevölkerungsschicht in Europa bzw. Rußland stammen", womit die Behauptung der Juden von der "Rückkehr nach Palästina" lediglich als ein "Mythos" erweisen wird.... - ...Ben Gurion, angesprochen auf den Widerstand der Palästinenser gegen das zionistische Projekt, sagte in interner Diskussion, dass "wir bei unserer politischen Argumentation im Ausland den arabischen Widerstand kleinreden", doch müssen "wir unter uns die Wahrheit ins Auge blicken": Politisch nämlich "sind wir die Aggressoren, während sie sich selbst verteidigen ... Das Land gehört ihnen, weil sie es bewohnen, während wir ankommen und uns hier niederlassen, und aus ihrer Perspektive wollen wir ihnen ihr Land wegnehmen, noch bevor wir hier richtig angekommen sind." [Der Aufstand wurde 1938 von den Briten mit beträchtlicher Brutalität niedergeschlagen.] Mir scheint es angebracht zu sein, an Schluß dieser Ausführungen, die Schlußfolgerung unter der Einleitung hier noch einmal zu wiederholen, dass: "D |
Yalta – 1945 Cannot Be Repeated in 2015
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