Rohingya-Konflikt in Myanmars Provinz RakhineFreiheitskämpfer oder Terroristen?Von Rainer Rupp
Des einen Freiheitskämpfer sind des anderen Terroristen. Dieser Grundsatz zeigt sich auch im Rohingya-Konflikt. Die bewaffneten Gruppen der muslimischen Minderheit in Myanmar erhalten Geld, Ausbildung und Waffen für ihre Kämpfer. Aber ist ihr Ziel tatsächlich ein islamischer Staat? Wer sind die muslimischen, bewaffneten Gruppen, die mit Überfällen auf Polizeistationen und Brandschatzung von buddhistischen Dörfern seit Oktober Myanmars Krisenprovinz Rakhine unsicher machen. Sind es idealistische Freiheitskämpfer, die für die angeblich entrechtete, muslimische Minderheit der Rohingya dort einen Kleinkrieg führen? Diese Darstellung findet man überwiegend in westlichen Medien, die in mitleidheischenden Artikeln über die Lage der muslimischen Minderheit der Rohingya den Rebellen ehrliche Motive zubilligt.
Oder handelt es sich bei den angeblichen „Freiheitskämpfern“ um fanatisierte lokale Islamisten, die von ausländischen Dschihadisten ausgebildet und angeführt werden. Ihre Gegner behaupten, sie kämpften ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, egal ob es sich um Frauen und Kinder aus der buddhistischen Mehrheit oder muslimische Minderheit handelt, obwohl sie Letztere vorgeben zu schützen. Ihr Ziel sei, in der Provinz Unsicherheit zu schaffen und sie für die Zentralregierung unregierbar zu machen, um langfristigen Rakhine von Myanmar abzuspalten. Das ist zum Beispiel die Sicht der Friedensnobelpreisträgerin und de-Facto Staatspräsidentin Myanmars, Aung San Suu Kyi, auf die Lage in Rakhine. Ihre Einschätzung wird auch in Peking und Moskau geteilt.
Von interessierten Kreisen im Ausland gesteuert
Laut dieser Lesart handelt es sich in Rakhine um islamistische Terroristen, die von interessierten Kreisen im Ausland gesteuert und dazu missbraucht werden, eine engere wirtschaftliche, politische und militärische Zusammenarbeit zwischen China und Myanmar zu torpedieren oder gar ganz zu verhindern. Denn Rakhine ist aus geologischen Gründen die Schlüsselprovinz für die Verwirklichung des Baus der Öl- und Gaspipelines vom Golf von Bengalen in den Westen Chinas, womit Peking zur Verbesserung seiner Energiesicherheit den maritimen Engpass der Straße von Malakka umgehen will.
Ursprünglich hatten sich die Rohingya-Kämpfer den arabischen Namen “Harakah al-Yaqin” gegeben, was so viel wie "Bewegung des Glaubens“ heißt. Diese Bewegung war 2012 nach größeren Gewaltausbrüchen zwischen muslimischen und buddhistischen Bevölkerungsgruppen in Rakhine gegründet worden. Sie blieb weitgehend unbekannt bis sie im Oktober 2016 von sich reden machte, nachdem ihre Kämpfer einige Polizei- und Grenzposten angegriffenen und dabei 9 Polizisten getötet hatten. Dennoch hat die Bewegung inzwischen ihren Namen geändert, um die Nähe zum arabischen Islamismus zu kaschieren.
Aktuell firmieren die in Rakhine operierenden Kämpfer unter dem patriotischen Namen „Arakan Rohingya Salvation Army“ (ARSA). Arakan ist ein alter Name für die Provinz Rakhine. Auf Deutsch übersetzt heißt die umbenannte Gruppe jetzt also: „Rettungsarmee der Rohingya in Rakhine“.
Zwar behaupten die ARSA-Aktivisten und ihre ausländischen Unterstützer stets, dass die Rohingya-Kämpfer keine Terroristen sind, weil sie nur Sicherheitskräfte der Regierung angriffen. Allerdings scheint das Gegenteil der Fall. So berichtete etwa die britische BBC unter Bezugnahme auf Nay Pyi Taw vom 4. September dieses Jahres über einen Überfall einer ARSA-Gruppe auf das buddhistische Dorf Maungtaw in der Provinz Rakhine vom Tag zuvor. Gegen 10 Uhr abends war eine Gruppe von 30 ARSA-Kämpfern im Schutz der Dunkelheit in das Dorf eingesickert. Es kam zu Kämpfen. Als eine Stunde später die staatlichen Sicherheitskräfte eintrafen, zogen sich ARSA-Kämpfer zurück, aber nicht ohne zuvor Feuer gelegt zu haben, das sich rasch ausbreitete. Dem seien dann laut Regierungsangaben insgesamt Hütten und Häuschen zum Opfer gefallen.
Auch laut einer Analyse der in Brüssel ansässigen „International Crisis Group“ (ICG) haben die ARSA-Kämpfer immer wieder ganz normale Bewohner buddhistischer Dörfer überfallen und massakriert und ihre Siedlungen niedergebrannt. Im Gegenzug haben Militär und Polizei – wie üblich in solchen Konflikten – Rohingya-Siedlungen niedergebrannt, die im Verdacht standen, ARSA-Mitglieder zu verstecken. Als Fazit können wir hier also festhalten, dass ARSA-Kämpfer, die unschuldige Menschen, Frauen und Kinder zur Zielscheibe nehmen, zu Recht als Terroristen bezeichnet werden, egal wie nobel ihre angeblichen Motive im Westen dargestellt werden. Aber sind sie auch islamistische Terroristen, wie die Regierung Myanmars behauptet?
Die angeblich guten Verbindungen von ARSA zu verschiedenen islamistischen Terrorgruppen im Mittleren Osten sind zwar nicht dokumentarisch belegt, aber dennoch gibt es dafür gute Indizien. So nehmen z.B. internationale Dschihadisten-Gruppen wie die Taliban, der so genannte "islamische Staat" (IS) und al-Qaida lebhaften Anteil an der Lage der ARSA. Diese Terrororganisationen verurteilen z.B. mit großer Heftigkeit die angeblich gegen die Rohingya begangenen Gräueltaten und fordern auf ihren Webseiten „Rache an Myanmar und seinen Buddhisten“. Laut einer Analyse der in Brüssel beheimateten „International Crisis Group“ (ICG) deute das darauf hin, dass die ARSA mit den anderen internationalen Dschihadisten Gruppen vernetzt ist.
ARSA-Terrorgruppe in Saudi-Arabien gegründet?
Unter Bezugnahme auf dieselbe ICG-Analyse berichtete die britische Nachrichtenagentur Reuters im Dezember 2016, dass die ARSA-Terrorgruppe in Saudi-Arabien gegründet wurde und die dschihadistische Kampfausbildung von Saudi Arabien und Pakistan geleitet und finanziert worden sei. Laut Mitarbeitern der ICG wurden die aus Rohingya-Islamisten bestehende ARSA-Einheiten, die – wie bereits oben berichtet - im Oktober 2016 drei Grenzposten in Myanmar überfallen und 9 Soldaten getötet hatten, von Leuten angeführt, die nachweislich Verbindungen zu Saudi Arabien und Pakistan haben.
Demnach war der Anführer der Gruppe ein gewisser Ata Ullah. Laut ICG ist er im pakistanischen Karachi als Sohn eines Rohingya Migranten-Vaters geboren. Schon als Kind kam er mit seinem Vater nach Mekka in Saudi-Arabien, wo er aufwuchs und islamistisch radikalisiert wurde. Dort bekam er dann als junger Mann, zusammen mit 20 weiteren Rohingya, eine Ausbildung in Guerilla-Kriegsführung. Daraus ist dann anscheinend der harte Kern der islamistischen Terroristen entstanden, die nun die Provinz Rakhine unsicher machen. Unabhängig davon gebe es einen in Mekka residierenden „Ältestenrat“ aus Rohingya Emigranten, der die militärischen Operationen der ARSA-Terroristen in Myanmar politisch überwacht.
In einem Video, das auf der ARSA-Webseite ins Netz gestellt wurde, prahlt Anführer Ullah, dass die ARSA inzwischen Zulauf von Hunderten von jungen Rohingya-Männern bekommt, die alle mit Hass auf die Buddhisten erfüllt seien. Rohingya-Islamisten, die bereits in anderen internationalen Konflikten Kampferfahrung gesammelt haben, sowie kampferprobte Pakistanis und Afghanen, hätten die Ausbildung der Rekruten übernommen. Diese beinhaltete Waffenkunde, Guerilla-Taktik, wobei besonderer Wert auf die Herstellung von selbst hergestellten Sprengstoffen und improvisierten Sprengfallen gelegt werde.
Der Zulauf zur ARSA scheint nicht übertrieben, denn nur so erklärt sich, dass am 25. August dieses Jahres die ARSA 30 Polizei- und Militärposten überfallen und dabei 12 Polizisten ermorden konnte. Mit diesen Operationen hätte die ARSA ihre „Legitimität und Fähigkeit zur Durchführung von Angriffen etabliert“, weshalb jetzt unwahrscheinlich sei, dass sich die Terroristen in Zukunft Sorgen um ihre weitere finanzielle Unterstützung machen müssten, lautet der zynische Kommentar der International Crisis Group zu diesen mörderischen Überfällen.
Um der Gewalteskalation von beiden Seiten zu entgehen, fliehen viele Rohingya über die Grenze nach Bangladesch. Dort erwartet vor allem die jungen Männer eine von Saudi Arabien finanzierte Infrastruktur, mit deren Hilfe sie von der radikal islamistischen Wahhabi Propaganda infizieren werden sollen, mit dem Ziel, sie zu willigen Mordwerkzeugen zu machen. Denn langfristig soll aus der Myanmar-Provinz Rakhine ein „unabhängiger Islamischer Staat“ werden, zumindest wenn es nach den Video-Verlautbarungen des militärischen Anführers der ARSA Ata Ullah und seiner Gruppe geht.
Das aber ist noch ein langer Weg und bedarf vieler, dschihadistischer Fußsoldaten. Dafür hat Saudi Arabien laut der kritischen US-amerikanische Webseite „MofA“ am 26. April dieses Jahres bereits die Fundamente gelegt, und zwar mit der Unterschrift unter das eine Milliarde Dollar teure Mamut Projekt, das den Bau von 560 Moscheen samt dazugehöriger Islamschulen in Bangladesch vorsieht.
Insgesamt habe die saudische Golf-Diktatur im Mantel einer islamistischen Monarchie seit 1979 rund um die Welt die Summe von 70 Milliarden Dollars für solche Moscheen und religiöse Schulen ausgegeben. Dort wird ausschließlich der gewalttätige, saudische Wahhabismus gelehrt, eine islamistische Lehrmeinung, die keine andere neben sich duldet.
Derweil geht der Konflikt vor Ort weiter. Laut jüngsten Angaben der Regierung von Myanmar sind 45 Dörfer und Siedlungen in Rakhine (mit muslimischen oder buddhistischen Einwohnern) bisher abgebrannt worden. Laut einem Sprecher mit Namen Zaw Htay seien im Norden von Rakhine von insgesamt 471 Dörfern 176 vollkommen verlassen worden und aus 34 weiteren seien mindestens einige Leute geflohen. Weiter betonte der Sprecher jedoch, dass bei weitem nicht aus allen muslimischen Ortschaften die Bewohner über die Grenze nach Bangladesch geflohen seien.
Diejenigen jedoch, die sich nach Bangladesch abgesetzt hätten, seien entweder mit den Aufständischen verbunden, oder es handele sich um Frauen und Kinder, die vor den Konflikten fliehen. Laut offiziellen Zahlen sind in Rakhine seit dem 25. August 432 Menschen getötet worden. Die meisten seien Aufständische gewesen.
Chinesischen Einfluss in Myanmar zurückdrängen
China, das enge Beziehungen zur Regierung von Myanmar pflegt, begrüßte ausdrücklich die anti-Terror-Operation gegen die ARSA in Rakhine und bezeichnet sie als “interne Angelegenheit” eines souveränen Staates. Die USA und ihre Verbündeten, die den chinesischen Einfluss in Myanmar zurückdrängen wollen, möchten den Konflikt mit humanitären Appellen mit Hilfe der Vereinten Nationen internationalisieren.
Dabei leisten westliche Medien mit entsprechender Gräuelpropaganda Washington Schützenhilfe. Schon hat die US-Regierung zum „Schutz der Zivilbevölkerung“ in Rakhine aufgerufen. Das ist ein ominöser erster Schritt, der in der Vergangenheit schon öfters zur Vorbereitung bewaffneter Intervention genutzt wurde, die mit der berüchtigten angeblichen „Schutzverantwortung“ (R2P) rechtfertigt wurden, mit der das Angriffskriegsverbot der UNO-Charter umgangen wurde.
Mit Dank übernommen von RT Deutsch – Erstveröffentlichung am 30.09.2017 als dritter Teil einer Folge von Artikeln (Teil 1: Die Scheinheiligkeit westlicher Empörungsdramaturgie, Teil 2: US-Blockadeinstrument gegen Chinas Einfluss in Myanmar)
Online-Flyer Nr. 631 vom 04.10.2017
Des einen Freiheitskämpfer sind des anderen Terroristen. Dieser Grundsatz zeigt sich auch im Rohingya-Konflikt. Die bewaffneten Gruppen der muslimischen Minderheit in Myanmar erhalten Geld, Ausbildung und Waffen für ihre Kämpfer. Aber ist ihr Ziel tatsächlich ein islamischer Staat? Wer sind die muslimischen, bewaffneten Gruppen, die mit Überfällen auf Polizeistationen und Brandschatzung von buddhistischen Dörfern seit Oktober Myanmars Krisenprovinz Rakhine unsicher machen. Sind es idealistische Freiheitskämpfer, die für die angeblich entrechtete, muslimische Minderheit der Rohingya dort einen Kleinkrieg führen? Diese Darstellung findet man überwiegend in westlichen Medien, die in mitleidheischenden Artikeln über die Lage der muslimischen Minderheit der Rohingya den Rebellen ehrliche Motive zubilligt.
Oder handelt es sich bei den angeblichen „Freiheitskämpfern“ um fanatisierte lokale Islamisten, die von ausländischen Dschihadisten ausgebildet und angeführt werden. Ihre Gegner behaupten, sie kämpften ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, egal ob es sich um Frauen und Kinder aus der buddhistischen Mehrheit oder muslimische Minderheit handelt, obwohl sie Letztere vorgeben zu schützen. Ihr Ziel sei, in der Provinz Unsicherheit zu schaffen und sie für die Zentralregierung unregierbar zu machen, um langfristigen Rakhine von Myanmar abzuspalten. Das ist zum Beispiel die Sicht der Friedensnobelpreisträgerin und de-Facto Staatspräsidentin Myanmars, Aung San Suu Kyi, auf die Lage in Rakhine. Ihre Einschätzung wird auch in Peking und Moskau geteilt.
Von interessierten Kreisen im Ausland gesteuert
Laut dieser Lesart handelt es sich in Rakhine um islamistische Terroristen, die von interessierten Kreisen im Ausland gesteuert und dazu missbraucht werden, eine engere wirtschaftliche, politische und militärische Zusammenarbeit zwischen China und Myanmar zu torpedieren oder gar ganz zu verhindern. Denn Rakhine ist aus geologischen Gründen die Schlüsselprovinz für die Verwirklichung des Baus der Öl- und Gaspipelines vom Golf von Bengalen in den Westen Chinas, womit Peking zur Verbesserung seiner Energiesicherheit den maritimen Engpass der Straße von Malakka umgehen will.
Ursprünglich hatten sich die Rohingya-Kämpfer den arabischen Namen “Harakah al-Yaqin” gegeben, was so viel wie "Bewegung des Glaubens“ heißt. Diese Bewegung war 2012 nach größeren Gewaltausbrüchen zwischen muslimischen und buddhistischen Bevölkerungsgruppen in Rakhine gegründet worden. Sie blieb weitgehend unbekannt bis sie im Oktober 2016 von sich reden machte, nachdem ihre Kämpfer einige Polizei- und Grenzposten angegriffenen und dabei 9 Polizisten getötet hatten. Dennoch hat die Bewegung inzwischen ihren Namen geändert, um die Nähe zum arabischen Islamismus zu kaschieren.
Aktuell firmieren die in Rakhine operierenden Kämpfer unter dem patriotischen Namen „Arakan Rohingya Salvation Army“ (ARSA). Arakan ist ein alter Name für die Provinz Rakhine. Auf Deutsch übersetzt heißt die umbenannte Gruppe jetzt also: „Rettungsarmee der Rohingya in Rakhine“.
Zwar behaupten die ARSA-Aktivisten und ihre ausländischen Unterstützer stets, dass die Rohingya-Kämpfer keine Terroristen sind, weil sie nur Sicherheitskräfte der Regierung angriffen. Allerdings scheint das Gegenteil der Fall. So berichtete etwa die britische BBC unter Bezugnahme auf Nay Pyi Taw vom 4. September dieses Jahres über einen Überfall einer ARSA-Gruppe auf das buddhistische Dorf Maungtaw in der Provinz Rakhine vom Tag zuvor. Gegen 10 Uhr abends war eine Gruppe von 30 ARSA-Kämpfern im Schutz der Dunkelheit in das Dorf eingesickert. Es kam zu Kämpfen. Als eine Stunde später die staatlichen Sicherheitskräfte eintrafen, zogen sich ARSA-Kämpfer zurück, aber nicht ohne zuvor Feuer gelegt zu haben, das sich rasch ausbreitete. Dem seien dann laut Regierungsangaben insgesamt Hütten und Häuschen zum Opfer gefallen.
Auch laut einer Analyse der in Brüssel ansässigen „International Crisis Group“ (ICG) haben die ARSA-Kämpfer immer wieder ganz normale Bewohner buddhistischer Dörfer überfallen und massakriert und ihre Siedlungen niedergebrannt. Im Gegenzug haben Militär und Polizei – wie üblich in solchen Konflikten – Rohingya-Siedlungen niedergebrannt, die im Verdacht standen, ARSA-Mitglieder zu verstecken. Als Fazit können wir hier also festhalten, dass ARSA-Kämpfer, die unschuldige Menschen, Frauen und Kinder zur Zielscheibe nehmen, zu Recht als Terroristen bezeichnet werden, egal wie nobel ihre angeblichen Motive im Westen dargestellt werden. Aber sind sie auch islamistische Terroristen, wie die Regierung Myanmars behauptet?
Die angeblich guten Verbindungen von ARSA zu verschiedenen islamistischen Terrorgruppen im Mittleren Osten sind zwar nicht dokumentarisch belegt, aber dennoch gibt es dafür gute Indizien. So nehmen z.B. internationale Dschihadisten-Gruppen wie die Taliban, der so genannte "islamische Staat" (IS) und al-Qaida lebhaften Anteil an der Lage der ARSA. Diese Terrororganisationen verurteilen z.B. mit großer Heftigkeit die angeblich gegen die Rohingya begangenen Gräueltaten und fordern auf ihren Webseiten „Rache an Myanmar und seinen Buddhisten“. Laut einer Analyse der in Brüssel beheimateten „International Crisis Group“ (ICG) deute das darauf hin, dass die ARSA mit den anderen internationalen Dschihadisten Gruppen vernetzt ist.
ARSA-Terrorgruppe in Saudi-Arabien gegründet?
Unter Bezugnahme auf dieselbe ICG-Analyse berichtete die britische Nachrichtenagentur Reuters im Dezember 2016, dass die ARSA-Terrorgruppe in Saudi-Arabien gegründet wurde und die dschihadistische Kampfausbildung von Saudi Arabien und Pakistan geleitet und finanziert worden sei. Laut Mitarbeitern der ICG wurden die aus Rohingya-Islamisten bestehende ARSA-Einheiten, die – wie bereits oben berichtet - im Oktober 2016 drei Grenzposten in Myanmar überfallen und 9 Soldaten getötet hatten, von Leuten angeführt, die nachweislich Verbindungen zu Saudi Arabien und Pakistan haben.
Demnach war der Anführer der Gruppe ein gewisser Ata Ullah. Laut ICG ist er im pakistanischen Karachi als Sohn eines Rohingya Migranten-Vaters geboren. Schon als Kind kam er mit seinem Vater nach Mekka in Saudi-Arabien, wo er aufwuchs und islamistisch radikalisiert wurde. Dort bekam er dann als junger Mann, zusammen mit 20 weiteren Rohingya, eine Ausbildung in Guerilla-Kriegsführung. Daraus ist dann anscheinend der harte Kern der islamistischen Terroristen entstanden, die nun die Provinz Rakhine unsicher machen. Unabhängig davon gebe es einen in Mekka residierenden „Ältestenrat“ aus Rohingya Emigranten, der die militärischen Operationen der ARSA-Terroristen in Myanmar politisch überwacht.
In einem Video, das auf der ARSA-Webseite ins Netz gestellt wurde, prahlt Anführer Ullah, dass die ARSA inzwischen Zulauf von Hunderten von jungen Rohingya-Männern bekommt, die alle mit Hass auf die Buddhisten erfüllt seien. Rohingya-Islamisten, die bereits in anderen internationalen Konflikten Kampferfahrung gesammelt haben, sowie kampferprobte Pakistanis und Afghanen, hätten die Ausbildung der Rekruten übernommen. Diese beinhaltete Waffenkunde, Guerilla-Taktik, wobei besonderer Wert auf die Herstellung von selbst hergestellten Sprengstoffen und improvisierten Sprengfallen gelegt werde.
Der Zulauf zur ARSA scheint nicht übertrieben, denn nur so erklärt sich, dass am 25. August dieses Jahres die ARSA 30 Polizei- und Militärposten überfallen und dabei 12 Polizisten ermorden konnte. Mit diesen Operationen hätte die ARSA ihre „Legitimität und Fähigkeit zur Durchführung von Angriffen etabliert“, weshalb jetzt unwahrscheinlich sei, dass sich die Terroristen in Zukunft Sorgen um ihre weitere finanzielle Unterstützung machen müssten, lautet der zynische Kommentar der International Crisis Group zu diesen mörderischen Überfällen.
Um der Gewalteskalation von beiden Seiten zu entgehen, fliehen viele Rohingya über die Grenze nach Bangladesch. Dort erwartet vor allem die jungen Männer eine von Saudi Arabien finanzierte Infrastruktur, mit deren Hilfe sie von der radikal islamistischen Wahhabi Propaganda infizieren werden sollen, mit dem Ziel, sie zu willigen Mordwerkzeugen zu machen. Denn langfristig soll aus der Myanmar-Provinz Rakhine ein „unabhängiger Islamischer Staat“ werden, zumindest wenn es nach den Video-Verlautbarungen des militärischen Anführers der ARSA Ata Ullah und seiner Gruppe geht.
Das aber ist noch ein langer Weg und bedarf vieler, dschihadistischer Fußsoldaten. Dafür hat Saudi Arabien laut der kritischen US-amerikanische Webseite „MofA“ am 26. April dieses Jahres bereits die Fundamente gelegt, und zwar mit der Unterschrift unter das eine Milliarde Dollar teure Mamut Projekt, das den Bau von 560 Moscheen samt dazugehöriger Islamschulen in Bangladesch vorsieht.
Insgesamt habe die saudische Golf-Diktatur im Mantel einer islamistischen Monarchie seit 1979 rund um die Welt die Summe von 70 Milliarden Dollars für solche Moscheen und religiöse Schulen ausgegeben. Dort wird ausschließlich der gewalttätige, saudische Wahhabismus gelehrt, eine islamistische Lehrmeinung, die keine andere neben sich duldet.
Derweil geht der Konflikt vor Ort weiter. Laut jüngsten Angaben der Regierung von Myanmar sind 45 Dörfer und Siedlungen in Rakhine (mit muslimischen oder buddhistischen Einwohnern) bisher abgebrannt worden. Laut einem Sprecher mit Namen Zaw Htay seien im Norden von Rakhine von insgesamt 471 Dörfern 176 vollkommen verlassen worden und aus 34 weiteren seien mindestens einige Leute geflohen. Weiter betonte der Sprecher jedoch, dass bei weitem nicht aus allen muslimischen Ortschaften die Bewohner über die Grenze nach Bangladesch geflohen seien.
Diejenigen jedoch, die sich nach Bangladesch abgesetzt hätten, seien entweder mit den Aufständischen verbunden, oder es handele sich um Frauen und Kinder, die vor den Konflikten fliehen. Laut offiziellen Zahlen sind in Rakhine seit dem 25. August 432 Menschen getötet worden. Die meisten seien Aufständische gewesen.
Chinesischen Einfluss in Myanmar zurückdrängen
China, das enge Beziehungen zur Regierung von Myanmar pflegt, begrüßte ausdrücklich die anti-Terror-Operation gegen die ARSA in Rakhine und bezeichnet sie als “interne Angelegenheit” eines souveränen Staates. Die USA und ihre Verbündeten, die den chinesischen Einfluss in Myanmar zurückdrängen wollen, möchten den Konflikt mit humanitären Appellen mit Hilfe der Vereinten Nationen internationalisieren.
Dabei leisten westliche Medien mit entsprechender Gräuelpropaganda Washington Schützenhilfe. Schon hat die US-Regierung zum „Schutz der Zivilbevölkerung“ in Rakhine aufgerufen. Das ist ein ominöser erster Schritt, der in der Vergangenheit schon öfters zur Vorbereitung bewaffneter Intervention genutzt wurde, die mit der berüchtigten angeblichen „Schutzverantwortung“ (R2P) rechtfertigt wurden, mit der das Angriffskriegsverbot der UNO-Charter umgangen wurde.
Mit Dank übernommen von RT Deutsch – Erstveröffentlichung am 30.09.2017 als dritter Teil einer Folge von Artikeln (Teil 1: Die Scheinheiligkeit westlicher Empörungsdramaturgie, Teil 2: US-Blockadeinstrument gegen Chinas Einfluss in Myanmar)
Online-Flyer Nr. 631 vom 04.10.2017