Stephen Kinzer vom Watson-Institut für Internationale Studien der Brown University hat in einem Artikel für die Boston Globe die Berichterstattung zum Syrien-Krieg als eine der schändlichsten Seiten in der Geschichte der amerikanischen Presse bezeichnet.
Laut Kinzer ist das jüngste Beispiel, wo sich die amerikanischen Medien mit Schande bedeckt haben, die Berichterstattung über die jüngsten Ereignisse in Aleppo. In den letzten Wochen hat die syrische Armee mit russischer Luftunterstützung begonnen, die Gegend von den Militanten zu befreien, die seit drei Jahren die Stadt kontrollieren.
Als Reaktion auf die Offensive der syrischen Armee haben die von der Türkei und Saudi-Arabien unterstützen Kämpfer dieser Tage Raketen auf die friedlichen Stadtbezirke abgefeuert. Doch allein dank der Handlungen der syrischen Regierungstruppen und ihrer Bündnispartner hätten die „Einwohner von Aleppo endlich einen Hoffnungsschimmer erblickt“, schreibt Kinzer.
Die amerikanischen Medien erzählten, dass der Kampf gegen das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seine Bündnispartner Russland und Iran eine tugendhafte Sache sei. Es wird angenommen, dass die US-Bürger hoffen sollen, dass die „tugendhafte Koalition der Amerikaner, Türken, Saudis, Kurden und der ‚moderaten Opposition‘ siegen werden“.
Das sei eine „raffinierte Lüge“, konstatiert der Experte. Doch man dürfe die einfachen Amerikaner nicht dafür verurteilen, dass sie das glauben, denn sie hätten praktisch keine wahren Informationen über die kämpfenden Seiten, über deren Ziele und Taktik. Und der größte Teil der Schuld hierfür laste auf den amerikanischen Medien, ist Stephen Kinzer überzeugt.
Die Journalisten in Washington würden zum Beispiel dem Auditorium weise machen, dass die al-Nusra-Front angeblich aus „Rebellen“ oder der „moderaten Opposition“ bestehe, wobei sie verschweigen, dass sie ein Ableger des berüchtigten Terrornetzwerkes Al-Qaida ist. Saudi-Arabien werde als Helfer der Kämpfer um die Freiheit Syriens dargestellt, wobei es in Wirklichkeit die Terrormiliz Daesh (auch Islamischer Staat, IS) finanziere. Die Amerikaner würden auch nichts darüber wissen, dass in der Türkei bereits seit mehreren Jahren „Rattenpfade“ existieren, über die sich Kämpfer aus anderen Ländern den Terroristen in Syrien anschließen. Doch „alles, was Russland und der Iran in Syrien tun, wird einfach deshalb als Destabilisierung dargestellt, weil eben sie es tun – und auch deshalb, weil es Washingtons politischer Linie entspricht“, resümiert Kinzer.
© SPUTNIK/ ALEXANDR ASTAFEEV
Politikern könne man für eine Verzerrung ihrer früheren Taten vergeben, den Regierungen sei es eigen, ihre Interessen voranzubringen. Doch es werde vorausgesetzt, dass die Journalisten „abseits der politischen Eliten und ihrer angeborenen Heuchelei bleiben“ müssen. Im Fall Syriens hätten die amerikanischen Journalisten ein volles Fiasko erlitten, resümiert Stephen Kinzer in seinem Beitrag.
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