Angesichts der aktuellen, zugespitzten politischen Weltlage sind weder Ratlosigkeit noch Pessimismus angebracht. Wer genau hinschaut, die ganze Welt nüchtern und vorurteilsfrei im Blick hat, der sieht schon in mitten der Trümmer des Niedergangs die letztlich konstruktiven Veränderungsprozesse am Werk.
Die Persönlichkeit des
gegenwärtigen US-Präsidenten und seiner scheinbar erratischen
Entscheidungen scheinen uns überbewertet im Guten wie im Schlechten.
Überhaupt halten wir nicht viel von der Personalisierung von
Politik, wenngleich Individuen unter bestimmten historischen
Bedingungen viel zur Verbesserung der allgemeinen Lage beitragen
können.
Die Rolle des im
Niedergang befindlichen US-Imperiums seit 1945
Das US-Imperium spielt
allerspätestens seit 1945 mit dem bisher weltweit einzigen Abwurf
von zwei Atombomben über japanischen Städten eine friedens- und
umweltpolitisch verheerende Rolle in der Weltpolitik. Es folgte die
Zerstörung Nord-Koreas, seiner Städte, seiner zivilen
Infrastruktur, von Millionen nordkoreanischen Menschen. Dem folgte
der Krieg gegen Vietnam, die Entlaubung seiner Vegetation, die
Verstümmelung seiner gegenwärtigen und künftigen Bewohner, seiner
entschieden antikolonialen Bemühungen. Es folgte die tiefe
Demütigung des iranischen Volkes mit Hilfe des von US-Gnaden
installierten Schah-Regime nach dem Sturz Mossadhegs im Jahr 1953.
Seit der Revolution von 1979, die diesem blutigen Regime ein Ende
setzte, versuchten die USA auf mannigfache Weise, ein solches
Unterdrücker-System von US-Gnaden zu re-inthronisieren. Weiter ging
es in Mittelost mit der Zerstörung Afghanistans 2001 unter dem
Vorwand der Terrorbekämpfung und zuvor schon seit 1979 unter dem
geheuchelten Vorwand der Sowjetbekämpfung. Kein Zufall ist die
voraufgegangene Befreiung der Iraner von ihrem US-Vormund. Der Krieg
gegen den Irak ab 1990, offen geführt spätestens ab 2003, unter
dem geheuchelten und verlogenen Vorwand der Eliminierung von
Massenvernichtungswaffen, zog eine weitere Blutspur durch den Nahen
und Mittleren Osten. Weiter ging es mit der Zerstörung des
blühendsten afrikanischen Landes, Libyen 2011 und der bestialischen
Ermordung seines Staatschef Gaddafi. Der Versuch Syrien ebenso zu
zerstückeln und zu vernichten ist zwar mit russischer, iranischer
und chinesischer Hilfe misslungen, das Hochkultur-Land aber doch
weitgehend kaputt gebombt und durch forcierte Massenflucht wertvoller
geistiger Ressourcen beraubt. Noch unerwähnt ist dabei das
Kardinal-Verbrechen, das mit der Gründung des Staates Israel im
Jahre 1948 die Welt des Nahen und Mittleren Ostens heimsuchte. Dessen
ständige US-gestützte Kriege terrorisieren alle seine Nachbarn und
fügen dem palästinensischen Volk seit nunmehr über 70 Jahren
unermessliches Leid zu, das in der Gegenwart auf entsetzliche Weise
kulminiert1.
Die Inthronisierung des frühgeborenen israelischen Zwillingsbruders
Saudi Arabien im Jahre 1932, dessen letzte US-geführte Schandtat
der Krieg gegen Jemen ist, geht letztlich auch auf das
Anglo-amerikanische Konto. Beiseite blieb noch die
Anglo-amerikanische Einmischung in den griechischen „Bürgerkrieg“
von 1946 - 49 mit Hilfe des Einsatzes von Napalm. Das alles und noch
viel mehr hat nicht Meister Trump zu verantworten, sondern seine
Vorläufer. Wer gegen solch hypertrophe imperialistische Politik im
Zeichen der Vernunft hielt, der wurde eliminiert. Siehe John F.
Kennedy, oder aus dem Amt gedrängt wie Nixon. Letzterer hatte den
Ausgleich mit China gesucht. Er setzte auf Kooperation mit dem
Ostblock – trotz des vor ihm ermordeten Amtskollegen John F.
Kennedy für ähnliche Unterfangen.
Verstehen, was läuft,
ist der Schlüssel zu seiner Veränderung
Verständlich wird die
Weltpolitik aber nur mit Hilfe der Kapitalanalyse und noch genauer
mithilfe von Lenins Imperialismus-Theorie. Die Weigerung das zur
Kenntnis zu nehmen, hat sträfliche Folgen. Die Zertrümmerung der
Linken, die völlige Aufweichung ihrer Analysefähigkeit2
auf Grund des Wegwurfs ihrer wertvollsten Instrumente, hat zur Folge,
dass die Menschen nicht mehr begreifen, was von wem und warum
gespielt wird. Das wiederum führt zu Pessimismus und
Politikverdrossenheit und lähmt die entschiedensten Geister. Es sind
nicht die vermeintlich bösen Charaktereigenschaften von Donald
Trump oder etwa Angela Merkel, die die Welt in die Dunkelheit zerren.
Es ist letztlich die Logik des Kapitals, die aber von
charakterlichen Menschenlarven umgesetzt wird. Es kann aber dieser
Logik, die ins Verderben für alle Erdbewohner führt, die
Wirksamkeit genommen werden, in dem man sie ganz einfach durchschaut
und folglich in ihre menschengemachten (!) Prozesse eingreifen kann.
Klägliche Rolle einer
opportunistischen Intelligenz ist anzuprangern
Die meisten
Intellektuellen ziehen es aus Bequemlichkeitsgründen vor, falsche
Erklärungsmuster zu verbreiten, die ihnen ungefährlich scheinen.
Trump anzuprangern ist billig. Er ist inzwischen jedermanns Feind.
Damit wird die verbrecherische Politik des US-Imperialismus, die
übrigens seine eigene Geburtsstunde begleitet hat mit der Ausrottung
der indigenen Bevölkerung und der die Fortsetzung des britischen
Imperialismus war und ist, personalisiert und entschärft. In
Wirklichkeit ist es der „Tiefe Staat“, das Pentagon, die
Interessen einer scheinbar ewig herrschenden Pseudo-Elite, die dem
jeweiligen Präsidenten die Politik diktiert, mit der sie im
Zweifelsfall nichts zu tun haben will. Wer dagegen an-denkt,
an-schreibt und dagegen an-spricht, der hat schlechte Karten.
Widerständiges Denken und folgerichtiges Handeln wird nicht mit
Karriereaussichten belohnt.
Widerstand erfordert
innere Unabhängigkeit, Klarheit im Denken und den Mut, kurzfristige
Nachteile in Kauf zu nehmen.
Worauf unser Optimismus
gründet
Menschen
sind keine Lemminge3,
Menschen haben kein eingebautes Selbstmord-Gen, sie wollen leben,
sie wollen keine Sklaven sein, sie sind mit Vernunft und Gewissen
begabt, wie es in der UN-Charta festgehalten ist. Daraus folgt, dass
Menschen die Voraussetzung mitbringen, Lösungen für die von ihnen
geschaffenen und von der Natur auferlegten Probleme zu finden, gemäß
dem Grundsatz, dass keiner mit ruhigem Gewissen gut leben kann, wenn
es dem Nachbarn schlecht geht.
Wenn
wir uns die Geschichte und die Kultur der Menschheit zu eigen
machen, können wir wissen:
- „So wie es ist, bleibt es nicht“! „Am Grunde der Moldau da liegen die Steine, das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine ...“ Bert Brecht, an Marx, Lenin und Hegel geschulter deutscher Dichter und Dramatiker.
- Dass Russland sich im 20. Jahrhundert in kürzester Zeit vom Holzpflug ins Industriezeitalter katapultiert hat, mittels der Planwirtschaft unter Führung der bolschewistischen Arbeiter- Partei.
- Dass der Imperialismus die große UdSSR zwar von innen und außen zu zerstören fähig war, aber seine Macht nach dem Höhenflug von 1989 im jähen Absturz begriffen ist.
- Dass Russland unter Putin und seinem Kollegenstab, mithilfe seiner Verbündeten dank kluger Führung dem schon fast besiegte Land trotz der Feindschaft des Westens zu neuem globalen Ansehen verhalf, alle Auslandschuld gegenüber dem IWF beglichen hat und sich wirtschaftlich ungeachtet aller Sanktionen stabilisierte.
- Dass die Chinesen Marx, Engels und Lenin eifrig studiert haben und die Geschichte des Niedergangs des sozialistischen Welt. Als großes Kulturvolk verkörpern sie jetzt die Avantgarde in der Welt, aber nicht sie alleine, sondern im Bunde mit Russland und dem Iran und einigen weniger mächtigen Verbündeten.
- Ex Oriente Lux! Jetzt nach der Aufkündigung des Iran-Abkommens spätestens und nach der unheilvollen Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Die Tage des Imperiums sind angezählt. Wir gehen einer multipolaren Weltordnung entgegen, die sich in absehbarer Zukunft nicht mehr den Willen einer angeblich „von Gott auserwählten Nation“ beugen wird. Man könnte auch sagen: Das Ende der Herrschaft des Imperialismus wird schon sichtbar am Horizont.
Unsere Betrachtungen mögen
vorerst noch auf Granit stoßen. Die Intelligenzia. geht mit den
Mächtigen, „was man Dir auch sage“.4
Zu grausam verfuhr man mit den wenigen „Aufsässigen“, mit den
Quer- und Vordenkern zu allen Zeiten. Sie aber sind unser
wertvollstes Erbe. Trotz all der mit dem Strom schwimmenden
Skeptiker: Die Zukunft wird sein und sie wird human sein. Es leben
unsere Klassiker5
und unsere gute revolutionäre Tradition. Wir ehren sie und helfen
die Wende, die zunächst eine geistige sein muss, mit vorbereiten,
indem wir sie studieren, indem wir ihre Lehren weiterverbreiten und
folgerichtiges Handeln für eine realistische, eine pragmatische,
der Zukunft und der Gerechtigkeit dienende Friedens-Politik der
Gegenwart daraus ableiten.
Irene Eckert, Potsdam,
Pfingsten 2018
1UN halten Gazastreifen für unbewohnbar | ZEIT ONLINE https://www.zeit.de › Gesellschaft 11.07.2017 - In einem neuen Bericht mit dem Titel Gaza – zehn Jahre später hat die UN die Lebensbedingungen der zwei Millionen Menschen im Gazastreifen ... Ein normales Leben in dem Gebiet sei so laut Piper nicht mehr möglich.
3Allerdings
sind auch die Lemminge keine „Massenselbstmörder“ wie es die
typischerweise von Disneyland erfundene Legende unterstellt
http://www.sueddeutsche.de/panorama/lemminge-todessturz-einer-legende-1.921458
4
„Über das Niederträchtige niemand sich beklage, es ist das
Mächtige, was man Dir auch sage“ Goethe, Rendsch Nameh -
Buch des Unmuts Wanderers Gemütsruhe aus dem West-Östlichen Diwan
5Unser
klassisches und revolutionäres Erbe würdigen, das heißt
Schiller und Goethe, Heine und Freiligrath, den ganzen Vormärz
inklusive Marx und Engels. Karl
Marx wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren, nur 30 Jahre später
erschien das Kommunistische Manifest. Die
Klassiker ehren, heißt aber auch Thomas Mann und Bert Brecht und
all die großen Schriftsteller des vorigen Jahrhunderts lesen und
den Beitrag des deutschen Geistes zur positiven Weltveränderung
wieder hervorkehren.
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