rt. In den Augen vieler westlicher Medien gilt der alle 5 Jahre stattfindende Kongress der Kommunistischen Partei Chinas KPCh als wohlinszenierte Operette, ganz in der Tradition der Kongresse kommunistischer Parteien. Erwähnt werden in diesem Zusammenhang regelmässig Probleme mit der Korruption, mögliche parteiinterne Ränkespiele und als i-Tüpfelchen dann die fehlende Demokratie. Neu im Repertoire der Mainstreammedien ist der Hinweis auf Chinas wachsende Wirtschaftsmacht und der unterstellten Absicht, andere Staaten zu erpressen oder einzuschüchtern. Ganz so, als ob das im Westen völlig unbekannte Erscheinungen wären. Sicher gibt es an den Zuständen in China einiges zu kritisieren. In der Regel erfährt der Leser aber leider wenig über das Land selbst, seine Entwicklung sowie sein Selbstverständnis. Dafür werden gezielt alte Vorurteile bestärkt und neue Ressentiments aufgebaut.
In den vergangenen Jahren sind viele Darstellungen über China erschienen, die einen differenzierten Blick auf das Land ermöglichen (z. B. Seitz, Konrad. China. Eine Weltmacht kehrt zurück. 2006. ISBN 978-3-442-15376-3). Selbst wenn man nur wenig Einblick in die Geschichte des Landes nehmen würde, müsste ein Urteil vorsichtig und differenziert ausfallen. Auffällig bleibt die unreflektierte Sicht der allermeisten Zeitungsredaktionen, ganz aus ihrem westlichen Selbstverständnis und ihrer transatlanischen Bindung heraus. So kann die Unterstellung, China handele genauso rücksichtslos wie die früheren Kolonialmächte (Frankreich, Deutschland, Grossbritannien oder die USA), zu gefährlichen Fehleinschätzungen führen. China führt weder eine Kanonenboot-Politik noch überzieht es die halbe Welt mit einem «Global War on Terrorism». Offensichtlich sieht die moderne Grossmacht China ihre Gestaltungsmöglichkeiten eher auf wirtschaftlichem als auf militärischem Gebiet. Ausserdem beruft sich das Land zunehmend auf das Völkerrecht und die Uno, anstatt ständig geltendes Recht zu verletzen. Die zögerliche, geradezu verhaltene Reaktion westlicher Staaten auf das chinesische Angebot zur Beteiligung an der «One Belt, one Road»-Initiative deuten eher auf machtpolitische Überlegungen hin als auf marktwirtschaftliches Interesse. Echte Chancen auf Kooperation könnten vertan werden. So konnte es kommen, dass einige europäische Länder (Makedonien, Ungarn, Serbien, Slowakei) statt mit EU-Krediten nun mit chinesischer Unterstützung notwendige Autobahnen und Brücken in ihrem Land bauen. China als Wirtschaftsmotor
Dass sich heute die chinesische Bevölkerung von 1390 Millionen Menschen ernähren kann und zu immer grösseren Wohlstand kommt, ist eine enorme Leistung. Noch vor einigen Jahrzehnten wurde das Land von katastrophalen Hungersnöten mit Millionen Opfern heimgesucht. Nicht zuletzt durch den Kolonialismus des Westens im 19. und 20. Jahrhundert, die japanische Okkupation in den 1930–1940er Jahren sowie den anschliessenden Bürgerkrieg und die verheerenden Wirtschaftsexperimente Maos in den 1960er Jahren wurde das Land in die Armut getrieben und dort gehalten.
Der enorme Aufschwung des Landes in den vergangenen 20 Jahren wird auch international immer mehr zur Kenntnis genommen. Techniker und Ingenieure aus China haben in sehr vielen Bereichen zur weltweiten Führung aufgeschlossen. Das gilt für den digitalen Bereich genauso wie für die Raumfahrt oder das Transportwesen. Der Aufschwung strahlt weltweit aus, indem auch andere Volkswirtschaften vom chinesischen Wachstum profitieren konnten und können. Beispielhaft hat die chinesische Regierung das geradezu gigantische Projekt der neuen Seidenstrasse (OBOR – One belt, one Road) initiiert. Ein breiter Korridor wirtschaftlichen Handels zu Land und zur See von Asien nach Europa wird geschaffen. Das Projekt betrifft mehr als 60 Länder und 4,4 Milliarden Menschen. Dadurch kann Arbeit und Wohlstand für viele ermöglicht werden. • Dynamisches Wachstum in China
rt. Um eine Vorstellung von der dynamischen Entwicklung Chinas zu vermitteln, wird im folgenden ein Teil des Ausbaus des chinesischen Eisenbahnnetzes für Hochgeschwindigkeitszüge vorgestellt. Westliche Experten veranschlagten für den Ausbau des Netzes 30 Jahre. Doch schon nach wenigen Jahren werden die meisten Strecken befahren.
Die zweitlängste Trasse dieses Hochgeschwindigkeitsnetzes ist die Strecke von Peking (7,7 Mio. Einwohner, Angaben ohne Agglomeration) nach Guangzhou (12 Mio.). Sie ist 2298 km lang und eine der 4 Nord-Süd-Achsen im geplanten Hochgeschwindigkeitsnetz. Die Strecke ist derzeit nach der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Schanghai (15 Mio.) nach Kunming (5 Mio.) die zweitlängste der Welt. Die Baukosten betrugen ungefähr 17 Milliarden US-Dollar. Die Strecke wird mit Geschwindigkeiten von bis zu 350 km/h befahren. China nimmt damit für sich in Anspruch, den schnellsten Zug der Welt zu besitzen. Die Strecke führt dabei durch die dicht besiedelten Provinzen Hebei, Henan, Hubei, Hunan und Guangdong. Über eine 142 km lange Trasse ist auch Hongkong (7,3 Mio.) an diese Strecke angebunden. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke ist seit Ende 2012 in Betrieb – ihr Bau begann im Oktober 2008! Die Reisezeit wurde von 20 auf 8 Stunden verkürzt. Nach der Strecke von Peking nach Schanghai ist sie die zweite Nord-Süd-Achse im chinesischen Hochgeschwindigkeitsnetz, die in Betrieb ging. Auch bautechnisch war diese Strecke anspruchsvoll. Der schwierige Abschnitt zwischen Wuhan und Guangzhou besteht zu 65 % aus Brücken und Tunneln. Eine besondere Herausforderung war der Bau des 4500 Meter langen Jin-Shazhou-Tunnels unter dem Perlfluss bei Guangzhou. Zeit-Fragen Postfach Postfach CH-8044 Zürich |
Friday, October 27, 2017
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