meint Thomas Mann in seiner Berliner Rede von 1930.»Der exzentrischen Seelenlage einer der Idee entlaufenen Menschheit entspricht eine Politik im Groteskstil mit Heilsarmee-Allüren, Massenkrampf, Budengeläut, Halleluja und derwischmäßigem Wiederholen monotoner Schlagworte, bis alles Schaum vor dem Munde hat. Fanatismus wird Heilsprinzip, Begeisterung epileptische Ekstase, Politik wird zum Massenopiat des Dritten Reiches oder einer proletarischen Eschatologie, und die Vernunft verhüllt ihr Antlitz.«
Unter der Überschrift "Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft" illustriert der Nobelpreisträger vorausschauend die nazistische Weltanschauung mit bedrängend aktuellen Vokabeln.
Lion Feuchtwanger liefert in seinem im gleichen Jahr erschienenen Roman "Erfolg" am Beispiel Bayerns ein paradigmatisches Panorama des heraufziehenden Faschismus, gegen den er sich mit aller Kraft zur Wehr setzte.
Wir tun gut daran uns auf die klassischen Autoren des Exils neu zu besinnen.
Es ist jetzt an der Zeit wieder die Stimme zu erheben gegen eine neuerliche, natürlich anders gewandete Faschisierung und gegen ihren ewigen Begleiter, den großen Krieg, der ihr auf dem Fuße folgt.
Quelle des Mann Zitats:
Junge Welt 29.12.2014 / Thema / Seite 12Inhalt
Vision der Besten
Vor 90 Jahren erschien Thomas Manns Bildungsroman »Der Zauberberg«. Teil III (und Schluss): Die Hinwendung zu Antifaschismus und »Sozialismus«
Von Alain Herman
Eine »Riesenwelle exzentrischer Barbarei«, die »Vernunft verhüllt ihr Antlitz«. Thomas Mann warnte früh vor dem Faschismus im Aufgang (Der Schriftsteller 1931 im Kreise seiner Familie in Nida auf der Kurischen Nehrung an der Ostsee)
Foto: wikimedia.org/commons/public domain
|
Quelle: Junge Welt vom 29.12.14
No comments:
Post a Comment