Saturday, March 8, 2014

Iran ändert seine Palästina-Strategie


Fatahs Jibril Rajoub in Teheran beim iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif.
Seit Jahren bestanden die Beziehungen zwischen Iran und den Palästinenser-Fraktionen hauptsächlich aus Verbindungen mit der Hamas, dem Islamischen Jihad und bedingt mit Ahmad Jibrils Zweig der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP). Jahrelang verblieb es bei jener Situation, bis Jibril Rajoub, stellvertretender Generalsekretär des Zentralkomitees der Fatah und ehemaliger Chef der präventiven Sicherheitskraft der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), am 28. Januar in Teheran – zur Überraschung vieler - zu Besuch erschien, um iranische Offizielle zu treffen.

Irans Revolutionäre und die Fatah genossen starke Beziehungen vor und während der Revolution, aber nach dem Sturz des Shahs und der Bildung der neuen Islamischen Republik Iran begannen sich die Dinge zu ändern. Innerhalb von ein bis zwei Jahren zog die Allianz, die Männer wie Mustafa Chamran, den getöteten iranischen Verteidigungsminister und Abu Jihad, ein Fatah-Funktionär, der ebenfalls später ermordet wurde, zusammenbrachte, mit den regionalen Entwicklungen mit. Nur wenige Fatah-Führer sind seitdem nach Iran gekommen, doch wenige Jahre später tauchten der Islamische Jihad und die Hamas als Irans „adoptierte Söhne“ in Palästina auf.

Bis zum 15. März 2011 bildeten Iran, Syrien, die Hisbollah, Hamas und der Islamische Jihad die Widerstandsfront [in erster Linie gegen Israel]* in der Region. Das Politbüro der Hamas und sein Kopf Khaled Meshaal hatten ihren Sitz in Damaskus, ebenso der Generalsekretär des Islamischen Jihad, Ramadan Shallah. Nach dem Beginn der Revolution in Syrien änderten sich die Dinge nach und nach; die Hamas versuchte anfangs zwischen dem Regime Bashar al-Assads und der Opposition – allen voran der syrischen Muslimbrüderschaft- zu vermitteln. Als jedoch die Schlichtung scheiterte, hat die Hamas sich selbst als ein Mitglied wieder gefunden, die die Achse des Widerstandes in Stich lässt. Die Beziehungen zu Iran kühlten anschließend ab, obwohl das Büro der Hamas in Teheran weiter arbeitet. Besuche von Funktionären der Hamas in der iranischen Hauptstadt haben nicht aufgehört, auch wenn sie über die Zeit rarer wurden.

Der Islamische Jihad distanzierte sich von der syrischen Krise und forderte alle Parteien auf, ihre Probleme durch Dialog zu lösen. Funktionäre des Islamischen Jihad vereinbarten, auch wenn kein Konsens [von der Widerstandsfront] über die Situation in Syrien herrscht, dass der Widerstand [gegen Israel] Priorität hat und der Islamische Jihad sich nicht in die syrische Krise einmischen will. Shallah ist eindeutig, was Iran angeht. Ein berühmter Vorfall ereignete sich in Kairo zwischen ihm und Meshaal inmitten des Gaza-Krieges 2012. Shallah dankte Iran, und Meshaal zögerte, so ein führender arabischer Journalist, der beide Männer traf. Shallah warnte Meshaal, er habe Iran für seine Unterstützung zu danken, ansonsten werde er nicht [auf der gemeinsamen Pressekonferenz] reden.

Zurück in Teheran, der Besuch von Rajoub geschah nicht bloß zum Vergnügen. Nach gut informierten Quellen kam er nach Teheran, um den Iranern zu erklären, dass die Fatah bereit sei, ihr starker Partner in Palästina zu sein. Die Quelle, ein anderer palästinensischer Funktionär, betonte in einem Interview mit Al-Monitor, dass die Fatah nichts dagegen hat, an  iranischer Seite zusammen mit anderen palästinensischen Gruppen wie die Hamas und der Islamische Jihad zu stehen – als echte Partner und nicht als Ersatz für eine andere Fraktion. Hinter der Bühne hörte man ebenfalls, dass die Fatah eine positive Nachricht von der Hamas bekommen hat, aber es gab keine Bestätigungen, ob die Nachricht von den Iranern befördert wurde.

In einem Interview mit Al-Monitor vom 8. Februar sagte Rajoub deutlich, dass alle Optionen auf dem Tisch lägen, und er rief dazu auf, dass die palästinensischen Fraktionen „kommen und sich auf eine Widerstandsstrategie einigen sollen – eine Strategie an die internationale Gemeinschaft, die sich dem Staat gebunden fühlt, und einen Widerstand, den alle unsere Menschen annehmen und an ihm teilhaben können, (einen,) den die gesamte Region befürworten und unterstützen kann“.
Ein paar Tage nach der Abreise Rajoubs, kam eine Delegation des Islamischen Jihad nach Teheran, Asmaa al-Ghoul von Al-Monitor legte diesen Besuch genauer dar. Die Delegation, geführt von Shallah, der Teheran häufig besucht, traf iranische Offizielle und diskutierte die interne palästinensische Krise mit ihnen.

Ein hochrangiger iranischer Offizieller sagte gegenüber Al-Monitor, Iran beginnt eine neue Strategie in Palästina, ähnlich der vorherigen, aber in gewisser Hinsicht anders. „Früher hatte Iran zwei oder drei Verbündete. Heute will Iran alle palästinensischen Fraktionen als ihre Verbündeten, trotz der Tatsache, dass sie Säkularisten oder Islamisten sind. Es spielt eigentlich keine Rolle. Was zählt ist, dass die Sache Palästinas wieder zur Hauptsache der Leute wird, auf die sie sich konzentrieren.“

Der Offizielle erklärte, dass das, was im Jahr 2007 geschah – als die Hamas die Fatah aus dem Gaza-Streifen vertrieb – sich nicht wiederholen werde. „Die Hamas ist ein Teil unseres Blocks. Es mag sein, dass sie einige Fehlkalkulationen machten, aber dies hat nichts mit unserem Widerstand und unserer vollen Unterstützung zu tun.“ Er fügte hinzu: „Als Herr Rajoub hier war, sagten wir ihm klar, dass Iran die Verhandlungen mit Israel als komplette Zeitverschwendung betrachtet, aufgrund der israelischen Arroganz, der negativen Rolle der USA und der Entscheidung der arabischen Staaten, keine Unterstützung zu leisten. Weder die Zwei-Staaten-Lösung, noch eine andere werden Früchte tragen. Die eine und einzige Lösung ist der Widerstand, und Iran ist bereit, weiterhin Unterstützung zu leisten und darüber hinaus, und sie [die Palästinenser] können auf uns zählen.“


Erstmals veröffentlicht am 14. Februar 2014 bei Al-Monitor. Übersetzt von Said Ghadimi.
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