Abschlusserklärung der Haifa-Konferenz "Für einen atomwaffenfreien Nahen Osten"
5. - 6. Dezember 2013 in Haifa/Israel
„Wenn Israel nicht nach Helsinki geht, dann holen wir Helsinki
nach Israel “ unter diesem Motto haben besorgte
israelische Bürger im Dezember letzten Jahres zu einer
historischen Konferenz aufgerufen. Anlass dafür war die
Befürchtung, dass ein weiterer katastrophaler Krieg im Nahen Osten
unmittelbar drohte, dessen Ressourcen als Schmiermittel für große
Weltwirtschaftsmächte von massgeblicher Bedeutung sind. Unsere
Sorge wuchs vor dem Hintergrund, dass die bereits geplante Helsinki
Konferenz entgleist war, die aber einen Prozess zum Auschluss eines
solchen Krieges hätte in Gang setzen können. So kam es zu einer
Koalition aktiver und emeritierter israelischer Parlamentarier, die
sich mit lokalen und international aktiven Friedens- und
Menschenrechtsvertretern am 5. und 6. Dezember 2013 in Haifa, Israel
zusammenfanden, um zu einer nuklearwaffenfeien Zone in Nahost
aufzurufen und um ihrer Forderung nach einer nuklearwaffenfreien
Welt Nachdruck zu verleihen.
In einem Grußschreiben an die Konferenz bezeichnete der ehemalige
US Präsident Jimmy Carter „das Streben nach Einrichtung einer
nuklearwaffenfreien Zone in Nahost, nach einer Zone, die frei von
Massenvernichtungsmitteln ist“, nicht nur als „vernünftiges,
sondern auch als ein erreichbares Ziel“. Er fügte noch hinzu: „Ich
unterstütze das Vorhaben der Organisatoren und rufe alle Staaten der
Region dazu auf, unmittelbare Schritte zu ergreifen, um diesen
explosiven Teil der Welt von diesen gefährlichen Waffen zu
befreien.“
Die Zusammenkunft von Haifa bekräftigte diese Unterstützung für
die unmittelbare Einberufung der Helsinki Konferenz zur Schaffung eines solchen Gebietes, das frei von allen
Massenvernichtungsmitteln sein muss.
- Ein solches Vorhaben ist einmütig mandadiert worden durch
die turnusmäßige Atomwaffen-Sperrvertrag-Überprüfungskonferenz bei den
Vereinten Nationen in New York 2010.
- Es wurde erneut im September 2013 von hochrangigen
Regierungsvertretern in New York eingefordert, anlässlich eines
Treffens zum Thema „Nuklearabrüstung“.
- Es wurde bestätigt von der UN Generalversammlung im Dezember
2013.
- Es wird unterstützt von der „Bewegung der Blockfreien
Staaten“.
Wir anerkennen die Bedeutung beider Vereinbarungen, die für den Augenblick den Krieg verhindern.
Syrien ist im Begriff seine Chemiewaffen abzuschaffen. Der Iran ist
dabei in Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Staaten Differenzen
über sein Atomprogramm auf diplomatischem Wege zu lösen. Wir
begrüßen die bevorstehenden Verhandlungen in Genf, die zum Ziel
haben, den Krieg in Syrien zu beenden ebenso begrüßen wir die im Gang
befindlichen Verhandlungen mit dem Iran.
Die Konferenz von Haifa begrüßt das
Zustandekommen der 'Israelischen Koalition für die Befreiung des
Nahen Osten von Nuklear – und anderen Massenvernichtungswaffen',
die sich im Laufe der Konferenzvorbereitung herauskristallisiert
hat. Die Koalition hat sich die Aufgabe gestellt, ihren
Wirkungskreis zu erweitern und mehr Interessenten für diesen neuen
öffentlich Diskurs zu gewinnen. Sie ist gleichermaßen bestrebt,
Beziehungen zu gleichgesinnten Organisationen in der Region und
darüber hinaus in der Welt zu knüpfen. Die Mitglieder der Koalition
sind davon überzeugt, dass die 'Politik der atomaren Ambiguität'
sich längst überlebt hat und dass die regionalen und globalen
Bedingungen eine neue Politik erfordern. Diese neue Politik würde
das Ende des israelischen Atommonopols zur Konsquenz haben. Wir
müssen uns die Alternative eingestehen, die da lautet: Entweder
Atomwaffen für alle oder die völlige Entfernung aller Massenvernichtungsmittel aus der Region, einschließlich jener in
Israel, im Iran, in Saudarabien und anderswo. Unsere Wahl ist klar:
Wir votieren für einen Nahen Osten ohne Atomwaffen und ohne jegliche
Massenvernichtungswaffen.
Die Koalition verwahrt sich gegenüber jeglicher rassistischer Phraseologie. Sie wendet sich gegen regionale Kriegsdrohungen und verurteilt mit aller
Entschiedenheit jede Gewaltandrohung oder gar Ermutigungen zum Einsatz Massenvernichtungsmitteln .
50 Jahre sind seit dem Bau des Dimona
Reaktors vergangen und die Israelische Koaltion ist davon überzeugt,
dass jetzt die Zeit für ein Umdenken gekommen ist, die Zeit für
ein neues antinukleares Denken, für ein Denken, das den Bürgern
Israels und der gesamten Region den Horror des Einsatzes von
Nuklearwaffen ersparen wird und. Ein Horrorszenario käme nicht nur für den Fall auf uns zu, dass
Israel mittels solcher Waffen angegriffen würde, sondern auch für
den Fall, dass es dergleichen Waffen als erstes einsetzen sollte. Wir
unterstützen daher die Forderungen der Koalition gegenüber dem Staat
Israel für:
- Entschlossene und unermüdliche Bemühungen, um den Nahen Osten nuklear-und massenvernichtsmittelfrei zu machen
- Konstruktive und wohlmeinende Teilnahme an der Helsinki Konferenz
- Teilnahme an der Konferenz in Mexiko über die humanitären Auswirkungen von Nuklearwaffen
- Den Beitritt zu allen Verträge und völkerrechtlichen Instrumente mit Bezug auf Nuklear- und Massenvernichtungswaffen sowie deren Ratifizierung
- Ein Verbot des Erwerbs von solchen Waffen. Für die Beendigung der Produktion, der Lagerung und der Drohung mit dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln.
- Unterziehung aller Nuklearanlagen unter die Sicherheitsstandards der Internationalen Energie Behörde, für die Überwachung und Verfikation der Maßnahmen durch die zuständige UN-Behörde
- Vollkommene Offenlegung aller radioaktiven und toxischen Verunreinigung, die durch die Dimona Anlagen verursacht wurden, sei es in der Luft, auf der Erde oder im Grundwasser. Diese Verunreinigungen gefährden das Leben von Israelis, von Palästinensern und auch von Völkern der anliegenden Länder und des Mittelmeeres.
- Schließung, Außerbetriebsetzung, Sicherung, Sanierung und vollkommene Offenlegung aller Einrichtungen bezüglich Massenvernichtungsmitteln
- Nukleare Abrüstung und die vollständige Einstellung der Entwicklung von Nuklearwaffen in der Region. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der zu erstrebenden Friedenssicherung in der Region und sollte dazu beitragen, die israelische Besatzung von palästinensischen und anderen arabischen Territorien als Bestandteil eines gerechten und dauerhaften Friedens zu ermöglichen.
- Die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen auf allen Ebenen der anstehenden Debatten und bei den diplomatischen Schritte zur Umsetzung dieser ForderungenWir rufen die internationale Gemeinschaft auf, die obigen Forderungen der 'Israelischen Koaltion' zu unterstützen und die Kampagne für einen nuklearwaffen- und massenvernichtungswaffenfreien Nahen Osten voranzutreiben, in dem sie:
- Die Existenz der 'Israelischen Koalition' bekannt macht
- Diese Verlautbarung weit verbreitet
- Eine Petition in Umlauf bringt, mit der die UNO aufgefordert wird, die Helsinki Konferenz umgehend einzuberufen und die Umsetzung der obigen Forderungen voranzutreiben
Mit tiefem Bedauern nahm die Konferenz
vom Tode Nelson Mandelas Kentnis.
Wir sehen in unseren Anstrengungen die
Fortsetzung des Kampfes für die Ziele, denen er sein Leben gewidmet
hat: Befreiung,Versöhnung, Nuklearabrüstung
Alle genannten Bemühungen werden in
dieser kritischen Zeit dazu beitragen, die Eliminierung von
Atomwaffen und Massenvernichtunsmitteln voranzutreiben. Auf diese
Weise werden sich auch die Spannungen verringern und das
Konfliktpotential wird abnehmen, das zum Krieg führt. Wir
akzeptieren die Verpflichtung den Inhalt dieser Erklärung umsetzen
zu helfen.
Für mehr Information und zur
Unterstützung der Erklärung: haifawmdfz@gmail.com
Übersetzung aus dem Englischen Irene Eckert
Israeli Coalition
Issam Makhoul Chairperson of Emil Touma Institute for Palestinian and Israeli Studies Former MK
Avraham Burg Senior Fellow and International Coordinator in Bruno Kreisky Forum for International Dialogue, Former Speaker of Israeli Knesset
Prof. Naomi Chazan Dean of School of Government and Society in the Academic College of Tel-Aviv-Yaffo
Dr. Dov Khenin, MK
Mossi Raz Former MK, Chairperson of the of the "Israeli Anti-Nuclear Movement"
Tamar Gozansky President of the Movement of Democratic Women in Israel, Former MK
Gideon Spiro Journalist and Member of the Committee for a Middle East Free from Atomic, Biological and Chemical Weapons
Dr. Ruchama Marton President and Founder of Physicians for Human Rights - Israel
Prof. Colman Altman Emeritus Professor, Department of Physics, Technion-Israel Institute of Technology
Aida Touma-Sliman Director of Women Against Violenc, Editor of Alitihad
Sharon Dolev Director of the Israeli Anti-Nuclear Movement
Prof. Avishai Ehrlich Academic College of Tel-Aviv-Yaffo
Dr. John Assi An-Najah University, Director of the UNESCO Chair
Akiva Eldar Al-monitor, Journalist
Adam Keller Gush Shalom
Michael Warshivsky Alternative Information Center
Dr. Edna Gorney Isha L'Isha - Haifa Feminist Center
Fathia Sageer General secretary of the Movement of Democratic Women in Israel
Dr. Asher Davidi Tel Aviv University
Prof. Dani Filc Ben Gurion University
Dr. Ishai Menuchin Director of The Public Committee Against Torture.
Dr. Ahmad Massarwi
Dr. Ofer Cassif Hebrew University
Dr. Hatim Kanaaneh Physicians for Human Rights - Israel
Hillel Schenker Co-editor of Palestine-Israel Journal
Uri Weltmann Teacher
International Delegates
Alfred Marder Honorary President of the International Association of Peace Messenger Cities (USA)
Prof. Tadatoshi Akiba Former Mayor of Hiroshima and Chairperson of the Middle Powers Initiative (JAPAN)
Jacqueline Cabasso Director ofWestern States Legal Foundation Working for Peace & Justice in a Nuclear Free World (USA)
Michelle Demessine French Senate member
Wolfgang Gehrcke Member of the German Bundestag
Dr. Henry Lowendorf US Peace Council
Dusan Stojanovic Deputy Secretary General of the International Association of Peace Messenger Cities (SLOVENIA)
Prof.Fanny-Michaela Reisin President of the International League for Human Rights - FIDH/AEDH (GERMANY)
Mathilde caroly Communist Party of France, Foreign Relationships
Aymeric Duvoisin Communist Party of France
Irene Eckert Working Circle for Peace Policy (GERMANY)
Mamadou Diop Mouvement Senegalais de la Paix, Secretaire aux relations exterieures (SENEGAL)
Cathy Goodman US Peace Council (QATAR)
Odile Hugonot Haber The Women's International League for Peace and Freedom,Co-chair of the Middle East Committee (USA)
Mario Franssen Mouvement Intal Beweging (BELGIUM)
Giorgos Koukoumas AKEL (CYPRUS)
Harri Gruenberg Die Linke (GERMANY)
Zisis Zannas SYRIZA (GREECE)
Edouard Brion, Mouvement Chretien pour la Paix (BELGIUM)
Madelyn Hoffman Executive Director of NJ Peace Action (USA)
Jeffrey Klein MA Peace Action (USA)
Olivette Mikolajczak AMPGN (IPPNW) (BELGIUM)
Teodora Velichkova Youth Organization of Socialist Party of Bulgaria
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