Ermutigung zum Friedensengagement von Irene Eckert zur Weihnacht 2013
Als Menschen, die den Frieden wollen und die damit für eine gerechte soziale Ordnung votieren, müssen wir das Grass wachsen hören. Wir müssen im Meer der gegenwärtigen unheilvollen Tatbestände das vorwärtsweisend Widersprüchliche erkennen. Die Widersprüche sind es, die den Mauern der nur scheinbar fest gefügten Unrechtsordnung Risse zufügen und sie somit schließlich - mit unserer Hilfe - zum Einsturz bringen werden. Die Überwindung der gegenwärtigen freiheits- und menschenrechtlich unhaltbaren Mauerordnung in der westlichen Hemisphäre ist ja ganz offensichtlich unerlässlich zur Beendigung des unermesslich gewordenen Leides von Mensch und Kreatur. Die Mauerordnung ist aber schon ins Wanken geraten. Ihr Einsturz ist möglich und liegt sogar zum Greifen nahe. Um dies zu erkennen, müssen wir nur genau hinsehen. Wir müssen dazu die Nachrichten des Mediengestrüpps der Konzerne gegen den Strich lesen. Wir dürfen die Gefahren natürlich nicht klein reden. Das Aufblähen der Gefahr lähmt aber den Widerstandsgeist und nützt damit nur den gegenwärtig Herrschenden. Diese Profiteure der falschen Ordnung werden sie verständlicherweise um jeden Preis verteidigen. Sie tun dies allerdings in der irrigen Annahme, davon endlos einen Nutzen ziehen zu können.
In Deutschland, dem
einstigen Lande der Dichter und Denker mangelt es derzeit an
Geistern, die zu einer solch realistischen Lagebeurteilung bereit und
befähigt scheinen. Nur eine solche aber wird den Mut zum
eingreifenden, friedenspolitisch motivierten Handeln stärken. Statt
dessen verbreiten "friedensbewegte Kreise" leider immer
wieder niederdrückende Detailinformationen zu Aufrüstungsplänen,
publizieren alarmistische Meldungen oder stellen illusionistische
Forderungen auf. Ein solchermaßen alarmistischer und damit lähmender
Text ist die vom US-amerikanischen Analysten Robert Craig jüngst
vorlegte Betrachtung zur US-amerikanischen Außenpolitik. Die
"friedenspolitischen Mitteilungen aus der US-Militär-Region
Kaiserlautern Ramstein" haben seinen berechtigt kritischen
Rückblick auf die Politik seines Landes mit der
fatalen Überschrift versehen "Washington treibt die Welt in den
finalen Atomkrieg".
Craigs Fazit: Nur Deutschland könne
die Welt noch vor dem finalen Krieg retten, müsse dazu allerdings
vorher aus der EU und der Nato austreten. Die friedenspoltische
Hoffnung auf das gegenwärtige Deutschland ist nachgerade absurd zu
nennen.
Solche Schlussfolgerungen nach vorausgegangenen richtigen Ausführungen setzen eine naive, geradezu gefährliche Pointe. Craig verkennt nämlich nicht nur vollkommen die Rolle, die Deutschland in Geschichte und Gegenwart innerhalb der EU und innerhalb der NATO spielt. Er übersieht auch die jüngsten positiven Impulse, die auf Grund des Drucks innerhalb und außerhalb seines Lande von der Regierung Obama seit September ausgehen. Stichworte sind 'Chemiewaffenabkommen mit Syrien statt offener Krieg', 'Interimsabkommen mit dem Iran', 'wahrscheinliche Syrien-Konferenz Genf II am 22. Januar', Zurückpfeifen des israelischen "Kettenhundes" hinsichtlich seiner Atomkriegsdrohung gegenüber dem Iran und kürzlich in Südafrika sogar der Händedruck Castros.
Zu Deutschland. Eine
erkennbare Friedensbewegung gibt es im Lande derzeit nicht. Es fehlt
an einer Opposition, die Regierungspolitik auch nur marginal
beeinflußen könnte oder wollte. Das Deutschland, an das Craig
appelliert, spielt unterdessen innerhalb der EU, die es seinetwegen
verlassen soll, die erste Geige. In Brüssel wird nach Merkels
Melodie getanzt. Die Kräfte, die ihrer Regierung wiederum den Marsch
blasen, die deutschen, international aufgestellten Konzerne, das
Finanz-und Rüstungskapital, betreiben eine forcierte Militarisierung
der europäischen und vor allem der deutschen Außenpolitik. Sie
wollen noch mehr, keinesfalls weniger deutsche Kriegsbeteiligung.
Der Chefkommentator des Springerschen Leitmediums "DIE
WELT", Professor Michael Stürmer, fordert am 19.12. ganz
in diesem Sinne von Deutschlands Führungsmannschaft: Das Land müsse
seine "Zurückhaltung" aufgeben und von der
angeblichen "Soft Power-Vormacht“ endlich zur Sache, sprich zur Kriegsbereitschaft kommen. "Verteidigung", alias
Rüstungs- und Militärpolitik dürfe nicht länger als Nebensache
behandelt werden. Weiter behauptet Stürmer, dass die europäische
"Verteidigung" bisher fälschlicherweise als Nebensache
behandelt werde. Das deutsche Koalitionsabkommen sei konzeptionell
weiterhin zu "timide". Er fordert im Interesse
deutscher Konzerne die Vereinheitlichung europäischer
Rüstungspolitik und die Überwindung vermeintlicher deutscher
Schüchternheit. Auch die anderen Alpha-Medien fordern ganz im
Stürmer-Stil mehr Militarismus statt weniger. Von solcher, die
Staatsraison tragenden Politik ist keine Einschränkung
der US-amerikanischen Pläne zu erwarten.
Stattdessen müssen
friedenspolitisch aktivierende Stimmen sich heute auf die
tektonischen Verschiebungen in den Koordinaten der Weltpolitik
stützen. Diese führten etwa dazu, dass Präsident Obama jüngst
sein Veto gegenüber den Vorhaben jener 26 Senatoren ankündigte,
die neue Sanktionen gegenüber dem Iran einführen wollen!
Nicht die völlige
illusionistische Forderung nach einem Ausstieg Deutschlands aus der
NATO oder aus der EU gehört auf die Tagesordnung, sondern konkrete
Einsprüche gegen kriegstreibende und kriegsverlängernde Politik.
Zu fordern ist von der
Bundesregierung nach wie vor der Rückzug der Patriot Raketen
aus der türkisch-syrischen Grenzprovinz Hatay. Zu fordern ist,
mäßigend auf den NATO-Partner Türkei einzuwirken, der ja die
verbrecherischen "Rebellen" in Syrien im Auftrag des
Westens logistisch unterstützt. Zu fordern ist die Beendigung der
völkerrechtswidrigen Politik des "Regime Change" und der
gesamten interventionistischen Einmischung in die inneren Belange
anderer souveräner Nationen. Zu fordern ist im Interesse des
Weltfriedens eine Beendigung der Haßpropaganda gegen ungeliebte
Regierungschefs oder deren Verunglimpfung. Damit ist nicht nur die
weiter geschürte Diffamierung des syrischen Präsidenten Assad etwa
gemeint, sondern genauso die Attacken auf den russischen Präsidenten
Putin. Jüngstes Beispiel, der SPIEGEL-Aufmacher vom 16. 12., der
einer Putin Karikatur auf einer zerfetzten EU-Fahne den Text
beifügt „ Der Halbstarke - Wie Putin die Demokratie und den
Westen attackiert“. Friedenspolitische Intentionen müssten etwa
mehr Respekt vor dem Repräsentanten des größten Landes der Erde einfordern. Friedensbewegte Menschen müssten sich auf die
Hinterbeine machen und von den Vereinigten Staaten von Amerika etwa
das gleiche verlangen, zu dem der russische Präsident sich zur
Weihnacht bereit fand: Die Freilassung politischer Gegner, Gnade vor
Recht!
Friedensbewegte Kreise
dürfen sich nicht erlauben, den Schwarzen Peter an die Wand zu malen
oder sich damit begnügen, das Umögliche zu fordern. Sie müssen
dort, wo sich konstruktive Ansätze zeigen, wie etwa in der außenpolitischen Haltung
Chinas, Brasiliens, Indiens oder Russlands, beispringen
und nicht noch in das vorgegebene Horn der Verteufelung und
Verunglimpfung blasen. Es gilt zu erkennen, wo
imperiale Kreise ihre Machenschaften entfalten und dem mutig und
beharrlich entgegenzuwirken.
Will man Großes
Erreichen, muss man klein ansetzen und darf nicht das
Unmöglich zuerst fordern und das noch in dem man sich die
völlig falschen Verbündeten sucht.
Die Parole, dass am
„deutschen Wesen die Welt genesen“ solle, wurde 1861 vom
deutschen Dichter Geibel kreiert, der die Reichseinigung unter
preußischem Vorzeichen gut hieß. Der Slogan wurde vom nach
kolonialem Besitz strebenden kaiserlichen Deutschland aufgegriffen.
Obwohl der Kaiser abgeschafft wurde, sind die Ziele der
Wirtschaftsmächtigen heute dieselben wie zu Kaisers Zeiten.
In Deutschland gibt es –
wie überall auf dem Erdenrund – 99% die nach Frieden Auschau
halten und eine neue gerechte Weltordnung ersehnen. Diese Sehnsucht
ist nicht auszublasen. Aber verkennen wir nicht die Koordinaten der
herrschenden Politik und unterschätzen wir nicht ihre
propagandistischen Einflussmöglichkeiten.
Tun wir das uns Mögliche und leisten wir einen Beitrag zu Erhellung und damit zum Einsturz des baufälligen Mauerwerks.
Tun wir das uns Mögliche und leisten wir einen Beitrag zu Erhellung und damit zum Einsturz des baufälligen Mauerwerks.
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