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Mai in Istanbul: Zehntausende sagen NEIN zu Erdogans Aggressionskurs
gegenüber dem Nachbarland Syrien
Glaubt
nicht der schwarzen Propaganda, nicht hierzulande, nicht anderswo!
Trotz
Sperrung der öffentlichen Transportwege, trotz des voraus gegangenen
Gerangels um den Taksimplatz, trotz massiver Polizeipräsenz, trotz
Körperkontrolle und Polizeivergitterung finden sich Zehntausende
auf dem Kadiköy-Platz ein, um friedlich, in guter Gesellschaft den
Mai-Feiertag für ihre uneingeschränkte Solidarität mit der
syrischen Nation zu nutzen . "Lang lebe der erste Mai und die
aufgeklärte und unabhängige Türkei" lautet die immer wieder
skandierte Parole. Der Protest des ersten Redners gilt den
Polizei-Übergriffen gegen jene Demonstranten, die sich trotz
Demonstrationsverbot auf dem traditionsreichen Taksimplatz
eingefunden haben. Der durch Baustellen beeinträchtigte
traditionsträchtige Platz wäre auch für die TKP der richtige Ort
gewesen. Die Platzfrage aber sollte nicht die Inhalte verdrängen
dürfen. Daher trugen sie ihr NEIN gegenüber der diktatorischen,
aggressiven und unsozialen Politik Erdogans auf die asiatische Seite
der 20 Millionenstadt. Sie rufen NEIN zum Bündnis der AKP
Regierung mit dem US-Imperialismus, NEIN zur Aggression gegen das
Nachbarland Syrien. Der Anwalt Adel Omar aus Damaskus überbringt
die Dankesgrüße der starken Kommunistischen Partei Syriens auf
Kurdisch. Schon vor der Übersetzung seiner Worte ins Türkische
durch die Soziologieprofessorin Zeynep Bespinar erhält er Applaus
für das gemeinsame Anliegen einer den Völker dienenden
Friedenspolitik. Viele Mitglieder und Sympathisanten der Türkischen
Kommunisten sind Kurden. Den neuerlich angekündigten
„Friedensprozess“ Erdogans gegenüber den Kurden empfinden sie
aber als heuchlerisch und den gemeinsamen Interessen nicht dienlich.
Ganz entschieden lehnen sie alle gemeinsam die Islamisierungspolitik
der türkischen Regierung ab. Sie arbeite einer Faschisierung in
die Hände. Ein kurdischer Vertreter der jungen Arbeitslosen
verleiht vom Podium herab seiner Überzeugung Ausdruck, die Regierung
Erdogan werde ihre Problem nicht lösen. Dazu bedürfe es eines
entschiedenen Kurswechsels. Ob Oberschüler, ob Studenten, ob
Industriearbeiter oder Fakultätsmitglieder diverser Hochschulen, ob
freie Journalisten, oder Musiker und Kulturschaffende, ob streikenden
Mitarbeiter der türkischen Luftfahrtgesellschaft, ob prekär
Beschäftigte, ob Jung ob Alt, sie alle eint heute eine Botschaft:
Der Islam ist nicht die Lösung. Ein Politikwechsel mit Zielrichtung
Frieden und Sozialismus weisen den Weg zur Überwindung des
Desasters, das der neoliberalistische Imperialismus in der Türkei
und anderswo hinterlässt.
Zehntausende
gehen heute mit neuer Energie beflügelt nach Hause. Sie sind
überzeugt, dass man gemeinsam für ein besseres Leben kämpfen kann
und muss. Die gemeinsam von populären türkischen Musikern
vorgetragene Maihymne wirkt elektrisierend.
Fernsehbilder
von der Umgebung des Taksimplatzes, die sie später am Bildschirm
wie in einer Endlosschleife präsentiert bekommen, sprechen zwar
eine andere Sprache, die Sprache der Gewalt, die Sprache der
Ausschreitungen. Aber man weiß, wer diese Bilder bestellt hat und
wer sie bitter benötigt um die arbeitenden Bevölkerung zu spalten,
hier wie anderswo. Überzeugen können diese Bilder nicht! Sie können
die Macht des einen Prozent über Millionen Menschen auf die Dauer
nicht aufrechterhalten
Die
Hoffnung auf ein besseres Morgen können sie, insbesonders an diesem
Tag, nicht zunichte machen.
Bericht
Irene Eckert, 1. Mai Istanbul-Kadköy
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