Thursday, February 6, 2020

WHO Vorsorgeplan für Coronavirus

Update vom Mittwoch, 05.02.2020, 20.41 Uhr: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat zu Spenden in Höhe von 675 Millionen Dollar (613 Millionen Euro) zur Bekämpfung des Coronavirus aufgerufen. Der Großteil des Geldes solle in besonders "gefährdete" Länder fließen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Die WHO habe einen Vorsorgeplan entwickelt, für dessen Finanzierung in den kommenden drei Monaten 675 Millionen Dollar nötig seien. "Unsere Botschaft an die internationale Gemeinschaft ist: Investiert heute oder zahlt später mehr", sagte Tedros. Die Summe liege deutlich unter jener, die später fällig werde, "wenn wir jetzt nicht in Vorsorge investieren".  https://www.fr.de/panorama/coronavirus-schutz-china-deutschland-who-spenden-krankheit-pandemie-millionen-dollar-zr-13451287.html




WHO ruft internationale Gemeinschaft zu Zahlungen auf – schon 563 Tote in China


Illustration des Coronavirus nCoV im Jahr 2019. (imago images / ZUMA Press)
Illustration des Coronavirus. (imago images / ZUMA Press)
Die Weltgesundheitsorganisation hat an die internationale Gemeinschaft appelliert, für die Bekämpfung des Coronavirus 675 Millionen Dollar bereitzustellen.
Generaldirektor Ghebreyesus sagte in Genf, die meisten Mittel sollten in besonders gefährdete Länder fließen. In der kommenden Woche sollen bei einem Treffen der WHO hunderte Experten zusammenkommen, um über die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung des neuartigen Virus zu diskutieren.

Derweil stieg die Zahl der Toten in China weiter. Nach Angaben der Behörden starben 563 Menschen an den Folgen der Lungenkrankheit. Die Zahl der Infizierten wird dort inzwischen mit über 28.000 angegeben. In Deutschland gibt es zwölf bestätigte Krankheitsfälle.


Wie gefährlich ist das neuartige Coronavirus?

Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in China ist weiter angestiegen. In Deutschland wurden inzwischen mehrere Fälle bestätigt. Die Weltgesundheitsorganisation rief den „internationalen Gesundheitsnotstand“ aus.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Erreger
Konzeptionelle Darstellung einer Virusinfektion der Lunge mit einem Mers Coronavirus  (imago / Science Photo Library)
Das neuartige Coronavirus ähnelt dem SARS-Virus (imago / Science Photo Library)
MEHR ZUM THEMA
MERS-Coronavirus Erinnerungen an SARS-Epidemie
Medizin Maßgeschneiderte Viren gegen resistente Bakterien
Bakterien, Viren und Pilze Die Wunderwelt unserer unsichtbaren Mitbewohner
In China nimmt die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus weiter sprunghaft zu. Die Zahl der Todesopfer ist auf mehr als 560 gestiegen. 
Mehr als 100 Menschen wurden am 01.02.2020 aus Wuhan mit einer Maschine der Bundeswehr nach Frankfurt am Main gebracht. Zwei der Rückkehrer sind inzwischen positiv auf den Coronavirus getestet worden, wie der Landrat des Kreises Germersheim erklärte. Sie wurden in die Uniklinik nach Frankfurt gebracht. Die Infektionen in Deutschland sind inzwischen auf 12 (Stand: 06.02.2020).
Eine Spritze liegt auf einem aufgeschlagenem Impfpass. (dpa)(dpa)Impfung gegen Coronavirus – Stand der Forschung
Das SARS- und das MERS-Virus, die 2003 und 2012 auftraten, zählen zur Familie der Coronaviren. Die Erfahrungen damit begünstigen die Entwicklung eines Impfstoffes. Bis es den gibt, kann es trotzdem noch dauern.

 Um welches Virus handelt es sich?

Das neue Virus ist der Gruppe der Coronaviren zuzurechnen. Diese verursachen oft harmlose Erkrankungen wie Erkältungen – allerdings gehören auch Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten dazu. Der neue Erreger (2019-nCoV) ähnelt dem Sarsvirus (Sars = schweres akutes Atemwegssyndrom), doch er scheint weniger gefährlich zu sein. Lebensgefährlich ist das neue Virus vor allem für Menschen mit Vorerkrankungen beziehungsweise einem geschwächten Immunsystem. 
Der Kölner Virologe Herbert Pfister sagte im Dlf: „Das ist kein absolut banales Virus, das ist kein Schnupfen-Virus, aber es ist auch nicht vergleichbar mit Sars.“ Bei Sars sei die Todesrate deutlich höher gewesen.
Coronavirus (imago / Science Photo)(imago / Science Photo)Virologe: Widerspruch von milden Verläufen und Gesundheitsnotstand
Nach Ansicht des Virologen Herbert Pfister wird zu wenig über die Krankheitsverläufe gesprochen, die das neue Coronavirus auslöst. Die Infizierten in Deutschland hätten „von ihrer Infektion überhaupt nichts gemerkt“, sagte Pfister im Dlf.

Welche Symptome und Krankheiten kann das Virus auslösen?

Das neue Coronavirus kann zu schweren Atembeschwerden, Lungenentzündungen, Husten und hohem Fieber führen. 
Robert-Koch-Institut: „Keine Infektionsgefahr in Deutschland“ [AUDIO] Das neue Coronavirus sei ansteckender, als man zunächst gedacht habe, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts, im Dlf. Das Virus lasse sich relativ leicht übertragen. In Deutschland jedoch zirkuliere es nicht.

Ist eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich?

Der neue Erreger wurde wie alle Coronaviren zunächst zwischen Tier und Mensch übertragen. Doch auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch wurde bereits nachgewiesen.
Experten und Behörden warnen inzwischen davor,  dass das neue Coronavirus 2019-nCoV möglicherweise noch aggressiver werden kann –  weil Coronaviren relativ leicht mutieren können. Das zeigen unter anderem Erfahrungen mit dem Sars-Virus.
Deutschland, Berlin, 06.12.2019: SPD-Bundesparteitag, Karl Lauterbach, MdB (www.imago-images.de /Rüdiger Wölk)(www.imago-images.de /Rüdiger Wölk) Lauterbach – „Vorsicht mit dem Grippevergleich“
Das Coronavirus ist nach Einschätzung SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach für Betroffene doch gefährlicher als die Grippe. Die Wahrscheinlichkeit zu sterben oder schwer zu erkranken sei größer, sagte Lauterbach im Dlf.
Zudem kann das Virus schon während der Inkubationszeit übertragen werden, wie chinesische Behörden mitteilten. Die beträgt bis zu zwei Wochen, in denen Betroffene meist noch keine Symptome zeigen. Diese Erkenntnis beruht auf den bisherigen Beobachtungen, nicht auf wissenschaftlichen Daten.
Innerhalb Chinas waren wegen des Neujahrsfestes zum Zeitpunkt des Ausbruchs besonders viele Menschen unterwegs. Man geht davon aus, dass sich die Krankheit auch deshalb so schnell verbreiten konnte. Feiern zum chinesischen Neujahrsfest wurden abgesagt.

Wie groß ist das Ausmaß bisher?

Bis Donerstagmorgen (06.02.2020) sind weltweit mehr als 28.200 Infizierte gemeldet worden, die meisten von ihnen in China. Von China aus hat sich das Virus inzwischen in mindestens 25 Länder ausgebreitet.
Das Corona-Virus vom Typ 2019-nCoV – auch bekannt als Wuhan-Virus. (imago images | Zuma Press | Cover Images)(imago images | Zuma Press | Cover Images)Diagnostischer Test aus Berlin weltweit gefragt
Um den Vormarsch des Coronavirus zu bremsen, sind vor allem präzise Diagnoseverfahren wichtig. Forscher der Berliner Charité haben nun im Rekordtempo einen Virus-Test entwickelt, um Infizierte schnell zu identifizieren.

Welche Maßnahmen werden getroffen?

 Da möglich ist, dass sich das Virus über Wildtiere verbreitet hat, wurde in ganz China der Handel mit Wildtieren untersagt.
Um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern, wurden in mehr als zehn Städten in der Provinz Hubei die öffentlichen Verkehrsverbindungen unterbrochen, darunter die Millionenmetropole Wuhan. Der Flug- und Fährbetrieb wurde eingestellt, ebenso der Betrieb von U-Bahnen und Bussen.
Organisierte Reisen sowohl innerhalb Chinas als auch ins Ausland wurden untersagt. Zudem werden verschiedene touristische Stätten geschlossen, darunter auch Abschnitte der Chinesischen Mauer. Das Tragen von Masken in der Öffentlichkeit ist Pflicht. Auch in anderen Landesteilen wurden Vorkehrungen getroffen. In der Hauptstadt Peking etwa sind Großveranstaltungen vorerst abgesagt. Die für März 2020 geplante Leichtathletik WM wurde auf das nächste Jahr verschoben.

Was geschieht mit ausländischen Staatsbürgern in China?

Einige Staaten haben begonnen ihre Bürger aus den Regionen auszufliegen. So haben zum Beispiel Japan, Australien und die USA bereits Menschen aus China ausgeflogen. Am 01.02.2020 wurden mehr als einhundert Menschen aus Wuhan mit einer Maschine der Bundeswehr nach Frankfurt am Main gebracht. Sie befinden sich in Quarantäne in einer Kaserne in der Südpfalz. 
Zwei von ihnen sind mit dem Virus infiziert, zeigen aber derzeit keine Symptome. Die Rückkehrer sind in vier Gruppen aufgeteilt, berichtet Kai Kranich vom Deutschen Roten Kreuz. „Dort versucht man, dass sie jetzt nicht in Gruppen in Kontakt kommen“, sagte Kranich im Dlf.

Gibt es eine Reisewarnung?

Das Auswärtige Amt hat am Dienstag (28.01.2020) eine Reisewarnung für die am stärksten von dem Virus betroffene Provinz Hubei erlassen. Für den Rest des Landes empfahl die Behörde, nicht notwendige Reisen möglichst zu verschieben.
Die Lufthansa – und weitere Fluglinien haben ihre Flüge nach China eingestellt. 

Wie ist die Einschätzung der WHO? 

Die Weltgesundheitsorganisation hat am Donnerstag (30.01.2020) angesichts der rasanten Verbreitung der Krankheit den „internationalen Gesundheitsnotstand“ ausgerufen. 
Ein internationaler Notstand ist mit einer Reihe von Empfehlungen zur verschärften Seuchenbekämpfung verbunden, etwa Gesundheitskontrollen an Grenzen und das Einrichten spezieller Behandlungszentren.
Trotz des Notstands sieht die WHO jedoch „keinen Grund“ für Reise- und Handelsbeschränkungen mit China, sagte der WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf einer Pressekonferenz. „Die WHO empfiehlt keinerlei Einschränkungen, sondern lehnt sie sogar ab.“ 
Dutzende Feldbetten stehen in einer Turnhalle auf dem Gelände des Flughafens in Frankfurt für die Ankunft von rund 90 Menschen aus dem vom Corona-Virus besonders betroffenen chinesischen Gebiet um Wuhan bereit. Die Menschen sollen nach einer ersten Untersuchung ins rheinland-pfälzische Germersheim gebracht werden, wo sie weitere zwei Wochen in Quarantäne bleiben sollen. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)(picture alliance / dpa / Boris Roessler)Medizinhistoriker über Pandemien[AUDIO]
Im Vergleich zu historischen Pandemien habe das Virus bisher wenige Opfer gefordert, sagte der Historiker Wolfgang Uwe Eckart im Dlf. Zwar könnte sich der Erreger in der globalisierten Welt in kürzester Zeit ausbreiten. Die moderne Welt sei aber besser vorbereitet.

Woher kommt das Virus?

Laut der chinesischen Gesundheitskomission ist noch nicht viel über den Ursprung des Virus bekannt. Es sei möglich, dass es sich zunächst über Wildtiere verbreitet habe. Als Ausgangspunkt der Viruserkrankung gilt eine inzwischen geschlossene Markthalle in Wuhan. Dort wurden lebende Fischen, Muscheln und Krebse, aber auch Schlangen und diverse Vogel- und Säugetierarten verkauft. Als Vorsichtsmaßnahme wurde deshalb in ganz China der Handel mit Wildtieren untersagt. Das Verbot soll gelten, bis die Epidemie vorbei ist. 

No comments:

Post a Comment