Thursday, November 22, 2018

Frieden in Syrien? Verurteil! Muslimbruder-Ideologie'- Thierry Meyssan



Syrien: der Frieden braucht eine internationale Verurteilung der Ideologie der Muslimbruderschaft

Während in den Regierungs-Kanzleien mehrere Projekte für den Frieden in Syrien im Umlauf sind, unterstreicht Thierry Meyssan ihre Unzulänglichkeit für diese Art von Kriegen. Ihm zufolge werden auch diejenigen guten Willens sowohl an der Problemlösung scheitern, als auch einem neuen Krieg den Weg ebnen, wenn sie von einer unvollständigen Analyse des Konflikts ausgehen. Es ist zwingend notwendig, der ideologischen Frage Priorität einzuräumen.

 | DAMASKUS (SYRIEN)  
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Syrien sollte bald auf der Gesamtheit seines Territoriums das Ende der bewaffneten Feindseligkeiten erleben, mit Ausnahme der von der Türkei und den Vereinigten Staaten besetzten Gebiete. Die internationale Presse befasst sich nun mit der Rückkehr der Flüchtlinge, dem Wiederaufbau der verwüsteten Gebiete und der Verhinderung der Rückkehr der europäischen Dschihadisten.
Aber diese Probleme sind zweitrangig im Vergleich zu zwei anderen.
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Am Morgen des 11. September 2001 ernannte der US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Admiral Arthur K. Cebrowski zum Direktor des Office of Force Transformation. Er begann sofort mit der Lehre seiner Doktrin, zuerst vor den Stabs-Offizieren des Pentagons, und dann in den verschiedenen Militärakademien. Er bleibt die grundlegende strategische Bezugsgröße in den Vereinigten Staaten, selbst nach der Wahl von Donald Trump.

Den Krieg beenden

Seit 2001 hat sich das Pentagon die Lehre von Admiral Arthur Cebrowski, dem von Donald Rumsfeld eingesetzten Leiter des Büros der Transformation der Streitkräfte, zu eigen gemacht. Das Ziel ist nicht mehr, die natürlichen Ressourcen für sich selbst zu vereinnahmen, sondern, den Zugriff anderer auf diese Ressourcen zu kontrollieren. Und dafür muss auf unbestimmte Zeit ein Chaos geschaffen werden, das nur die US-Streitkräfte bewältigen können. Es ist laut Präsident George W. Bush ein "endloser Krieg", in dem die Vereinigten Staaten vor allem weder verlieren noch gewinnen dürfen [1].
So zieht sich der Krieg gegen Libyen über 7 Jahre hin, der gegen den Irak über 15 Jahre und der gegen Afghanistan seit 17 Jahren. Trotz all der guten Worte hat keines dieser Länder Frieden gefunden, seit es durch das Pentagon „getroffen“ wurde.
So wird es auch in Syrien sein, solange die Vereinigten Staaten die Cebrowski-Doktrin nicht offiziell aufgegeben haben. Sicherlich hat Präsident Donald Trump seine Absicht verkündet, den „amerikanischen Imperialismus“ abschaffen zu wollen und wieder zu einer Form von „Hegemonie“ zurückzukehren. Doch trotz seiner Bemühungen scheint er das nicht erreicht zu haben. Es ist nicht klar, ob die Ankündigung von General James Mattis (Verteidigungsminister) und von Michael Pompeo (Außenminister) bezüglich der Bereitschaft der USA zur Wiederherstellung des Friedens im Jemen innerhalb von dreißig Tagen, als das Ende der saudischen Initiative, oder als das der Cebrowski Doktrin [2] interpretiert werden soll.
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Die zwei Schwerter und der Koran bilden das Logo der Muslimbruderschaft (oberes Foto, auf einer Konferenz des ägyptischen Präsidenten Mohamed Mursi und des Führers der Bruderschaft). Dieses Symbol wurde nach den Verbrechen im Namen dieser Ideologie in Ägypten verboten, wie das Hakenkreuz im westlichen Europa und in Russland nach den Verbrechen im Namen des Nationalsozialismus verboten ist. Es wurde durch ein Handzeichen ersetzt, das von dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan mit Stolz gezeigt wird (siehe unten).

Die Ideologie der Dschihadisten eliminieren

Obwohl die Ereignisse in Syrien als Bürgerkrieg dargestellt wurden, handelt es sich ohne den geringsten Zweifel um eine ideologische Auseinandersetzung. Die zwei wichtigsten Slogans der Demonstrationen des Jahres 2011 waren:
- „Allah, Syrien, Freiheit!“ (dieses letzte Wort bezeichnet nicht die westliche politische Freiheit, sondern die Freiheit, die Scharia anzuwenden).
- « Die Christen nach Beirut, die Alawiten ins Grab! »
Der Konflikt ist viel tiefgreifender, als man glaubt. Die ersten Schlüsselwörter waren nicht gegen die syrische arabische Republik oder gegen ihren Präsidenten Bachar Al-Assad gerichtet, sondern gegen die Essenz der syrischen Zivilisation. Es ging darum, mit einer multireligiösen Gesellschaft ohne Beispiel in der ganzen Welt aufzuräumen und eine Lebensweise im Einklang mit den Grundsätzen der Muslim-Bruderschaft durchzusetzen.
Syrien ist ein Raum, in dem jeder seine Religion frei ausüben kann und anderen hilft, die ihrige auszuüben. So ist die große Moschee der Umayyaden von Damaskus ein Heiligtum rund um die Reliquie des Kopfes von Johannes dem Täufer. Seit Jahrhunderten beten dort, jeden Tag, ohne Ausnahme, Juden [3], Christen und Muslime zusammen.
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Der zweite Teil des Buches von Thierry Meyssan, "Vor unseren Augen", ist bisher die einzige Studie zur internationalen Geschichte der Muslim-Bruderschaft.
Die Muslimbrüder sind keine religiöse Gruppe, sondern eine politische Bruderschaft. Sie sind nach dem Vorbild der europäischen Freimaurerlogen organisiert, die mehrere ihrer Gründer besucht haben. Ihre Mitglieder sind Aktivisten in verschiedenen öffentlichen politischen Parteien und dschihadistischen Gruppen. Alle salafistischen Führer, ohne Ausnahme, von Osama bin Laden, bis Abu Bakr al-Baghdadi, sind Mitglieder oder ehemalige Mitglieder der Bruderschaft.
Die Ideologie der Muslimbruderschaft unterscheidet zwei Handlungen: diejenigen, die ihrer Meinung nach von Gott erlaubt sind, und jene die von Ihm verboten sind [4]. Dementsprechend teilt sie die Welt in zwei Gruppen: die Diener und die Feinde Gottes. Schließlich verherrlicht sie diejenigen, die ihrem Entwurf der von Gott autorisierten Handlungen folgen und ermutigt, die anderen zu töten.
Zur dieser Ideologie bekennen sich die saudischen Prediger (auch wenn sie heute die Bruderschaft verurteilen und ihr die königliche Familie vorziehen), und die türkische Regierung und diejenige von Katar. Sie ist nicht nur im Syrien-Krieg am Werk, sondern auch bei allen Dschihad-Anschlägen überall auf der Welt.
Geht man davon aus, dass die Vereinigten Staaten zum Frieden in Syrien bereit wären, wird er also nur dann möglich sein, wenn die Generalversammlung der Vereinten Nationen, oder stattdessen der Sicherheitsrat, die Ideologie der Muslimbruderschaft ausdrücklich verurteilt. Infolgedessen würde der Frieden in Syrien die Situation in Libyen, Irak und Afghanistan erheblich vereinfachen und zur Schwächung des internationalen Terrorismus beitragen.
Es ist daher gefährlich, von einer „allgemeinen Amnestie“ zu sprechen, während man die zu Lasten dieser Ideologie gehenden Verbrechen noch offen legen und verurteilen muss. So wie man am Ende des zweiten Weltkrieges die Ideologen und Apologeten des Nationalsozialismus verurteilt hat, muss man heute diejenigen verurteilen, die diese Ideologie verbreitet haben. Und im Gegensatz zu Nürnberg muss man es mit dem Respekt vor der Rechtsstaatlichkeit tun, während dort damals rückwärts gewandte Texte verwendet wurden. Was man verstehen soll: das Wichtigste ist nicht, einzelne Menschen zu verurteilen, sondern eine Ideologie zu verstehen, um sie zu beseitigen.
Im Jahr 1945 ist die UdSSR (Russland) um ein einziges bedeutendes Faktum herum rekonstruiert worden: den Kampf gegen die rassistische Ideologie des Nationalsozialismus - d.h. die Behauptung, dass alle Menschen gleich sind und dass alle Völker Respekt verdienen -. In gleicher Weise kann Syrien nur rund um den Kampf gegen die Ideologie der Muslimbruderschaft wiederaufgebaut werden - die Behauptung, dass alle Menschen gleich sind und dass alle Religionen Respekt verdienen -.
Da die Bruderschaft der Muslimbrüder die Unterstützung des Vereinigten Königreichs erhielt und noch immer genießt [5], wird es nicht möglich sein, ihre Führer zu verurteilen. Es ist wichtig, diese Ideen und die Verbrechen, zu denen sie unmittelbar führen, publik zu machen, egal wie.

Schlussfolgerung

Ein Krieg endet immer mit Siegern und Besiegten. Dieser hat nicht nur Menschenleben in Syrien zerstört, sondern auch in Frankreich und in Belgien, in China und in Russland und in vielen anderen Ländern. Der Frieden in Syrien muss daher nicht nur nach lokalen Gegebenheiten beurteilt werden, sondern auch nach den von den Dschihadisten in anderen Staaten verübten Verbrechen.
Man muss wissen, dass die 124 Staaten der selbsternannten „Freunde Syriens“ militärisch verloren haben, wobei sie durch zwischengeschaltete Söldner gehandelt haben und oft keinen militärischen Verlust in ihrem Hoheitsgebiet hatten, und nun nicht bereit sind, ihre Niederlage zu akzeptieren und nur ihre Verantwortung für die begangenen Verbrechen zu verbergen suchen.
Es kann nur Frieden in Syrien geben, wenn man die Ideologie der Muslimbruderschaft verurteilt, aber dieser Krieg wird auch in anderen Ländern weitergehen, wenn man es nicht tut.

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