In memoriam Stalingrad - oder warum die Parole „NATO raus - raus aus der NATO“ falsch ist2
Keinen Mann und keinen Pfennig für den Krieg gegen Russland1!
Unsere Aufgabe als Kriegsgegner ist:
Mut machen, Orientierung weisen, Risse im Kriegslager nutzen
Wir brauchen Mut machende
Losungen gegen mächtige Kriegstreiber. Die Losung „ NATO raus -
raus aus der NATO “ ist ahistorisch,
sie wirkt lähmend und demotivierend. Indem sie auf ein
utopische Fernziel verweist, trifft sie den Zeitnerv nicht.
Nur Stein für Stein kann
langfristig das kränkelnde Bollwerk der Kriegsallianz-NATO ins
Wanken gebracht werden. Risse sind allemal vorhanden. Der
turko-amerikanische Konflikt über Afrin und die US-Aufrüstung
der Kurden in Syrien ist ein wichtiger Indikator. Der zweitstärkste
„NATO-Partner“ Türkei ist nicht mehr zuverlässig, das
nato-interne Krisenpotential beträchtlich.
Der alarmierende, zügig
forcierte NATO-Aufmarsch gen Osten wirkt verstörend. Er findet, wie
die gezielt geplante Vorbereitung einer NATO-Aufnahme der einstigen
Sowjetrepubliken Georgien und Ukraine, keine ungeteilte Zustimmung
unter den „Bündnispartnern“. Die gleichzeitig medial
hypostasierte Dämonisierung Russlands, ihre Behandlung als
Feindnation stößt auf um sich greifende Irritation, wenn nicht gar
breite Ablehnung in der Öffentlichkeit. Sie wird vielerorts als
tragi-komische Farce wahrgenommen.
Die veröffentlichte
Meinung ist also längst nicht die öffentliche Meinung. Das alles
gilt es zu nutzen für die gebotene Anti-Kriegs-Propaganda. Ein Blick
in die Geschichte mag erhellend wirken.
Vom NATO-Bollwerk gegen
den Bolschewismus zum „Jugoslawienkrieg“
Wer
unbedingt an der „NATO-RAUS“-Parole festhalten will, möge
bedenken: Die NATO ist trotz innerer Risse noch immer ein gewaltiges
Bollwerk. Wer daran offen rüttelt, wird kaltgestellt. Wer die
Kräfteverhältnisse ignoriert, kann leicht als utopischer Spinner
abgetan werden.
Die NATO-Mitgliedschaft
wurde unserem Land 1956 aufgezwungen. Angeblich sollte uns das blau
drapierte „Verteidigungsbündnis“ davor bewahren, dass „die
Russen kommen“ und uns mit roter Farbe den bolschewistischen Tod
bringen.3
Der Widerstand gegen neuerliche Aufrüstung, gegen
Feindbildprojektionen und das Schüren des Kriegsgespenstes war nach
1945 beträchtlich. Es gab in Nachkriegsdeutschland eine
achtungsgebietende Volksbewegung gegen die Wiederbewaffnung und somit
gegen den Eintritt in das US-gesteuerte Aggressionsbündnis NATO.
Aber nach dem Verbot der KPD, die lange erfolgreich dagegen gehalten
hatte und die Angst vor der Bolschewisierung mokierte, war die
Antikriegsbewegung geschwächt und der NATO-Beitritt möglich
geworden.
Immerhin hatte man den
1949 gegründeten „Nordatlantikpakt“ zunächst als
Verteidigungsbündnis kaschieren müssen. Kriegerische Absichten
verbarg der Vertragstext, indem er sich der UN-Charta an dienerte.
50 Jahre nach Grundsteinlegung des transatlantischen Bundes ist die
defensive Hülle schließlich gefallen. Der völkerrechtswidrige,
unprovozierte NATO-Angriffskrieg gegen die demokratische Republik
Jugoslawien offenbarte die aggressive Logik der Allianz.
Wider den
völkerrechtswidrigen NATO-Bomben-Krieg
Damals gab es eine rührige
Bewegung gegen den NATO-Krieg in Europa. Die kriegsvorbereitende
Propaganda, die Verteufelung Milosevics, der angebliche Völkermord
an den Kosovo-Albanern vermochte nicht jeden davon zu überzeugen,
dass Bomben auf Belgrad das richtige Mittel seien, um die
vermeintlichen Menschenrechtsverletzungen auf dem Balkan zu
verhindern. Die Bombardierung des serbischen Rundfunk – und
TV-Senders, dieselbe Vorgehensweise gegen die chinesische Botschaft
kamen als Zeichen einer neuen Menschheitsdämmerung nicht wirklich
an, obwohl das mediale Trommelfeuer zur Verunglimpfung der Serben und
ihres Präsidenten ihre Wirkung nicht verfehlte.
Trotz der deutschen
Beteiligung an diesem Trauerspiel einer humanitär drapierten
Militärintervention stellte keiner die Parole auf „Deutschland
raus aus der NATO“, wohl aber wurde der Krieg der Allianz als
völkerrechtswidrig angeprangert. Dieses Stigma haftet dem
Kriegsbündnis seither an und muss aufklärerisch genutzt werden.
Die nicht mandatierte
NATO-Militärintervention traf parteiübergreifend auf gewichtige
Einwände von Dieter S. Lutz, General Loquai, Willy Wimmer, ja
selbst Peter Gauweiler. Deren unabweisbare Vorhaltungen haben bis
heute ihre Überzeugungskraft nicht eingebüßt. Die Kritik an der
NATO muss an ihrem kriegstreiberischen und expansionistischen
Charakter ansetzen. Einfach nur den Rauswurf zu fordern ist billig
und wirkt nicht aufklärend.
Stoppt die
zweiprozentige Anhebung der NATO-Wehrsteuer ! Schluss mit der
Aufrüstung gegen Russland!4
Die
Formel „Deutschland raus aus der NATO - NATO raus aus Deutschland“
ist scheinradikal und wirklichkeitsfremd. Eine so abgehoben
weitreichende Forderung kann keine massenmobilisierende Kraft
entfalten. Sie verhindert breite, machtvolle Bündnisse.
Trotz
der NATO-Treue vieler Mitgliedsländer sind Mehrheiten für eine
friedenssichernde Politik in der Bevölkerung vorhanden.
Unabhängigkeit von der US-NATO-Gebundenheit kann nur in kleinen
Schritten erwirkt werden und in Zusammanhang mit der stetigen
Veränderung der globalen Kräfteverhältnisse, woran wir mitwirken
müssen.
Gegen
den kriegerischen NATO-Aufmarsch an den Westgrenzen Russlands sind
Massen zu mobilisieren. Gegen die zweiprozentige Anhebung der
NATO-Wehrsteuer würden die Menschen auf die Straße gehen.
Allerdings muss man sie dazu gezielt aufrufen. Die Aufrüstung gegen
Russland hat keine Anhänger im Volk. Deren Gefährlichkeit liegt
offen zutage. Die Hetzpropaganda zu demontieren ist Tagesaufgabe.
Gabriele
Krone Schmalz schlägt in ihrem neuen Buch „Eiszeit“ ganz
kleinschrittig Städtepartnerschaften und Jugendaustauschprogramme
mit Russland vor. Auch gegen den geplanten NATO-Beitritt der Ukraine
und Georgiens anzugehen, fordert die ehemalige ARD-Korrespondentin.
Beendet die
Dämonisierung Putins und stoppt die Diskrimierung des russischen
Volkes!
Die
derzeitige Schwäche der
„Friedensbewegung“
rührt daher, dass weder unmittelbar auf der Hand liegende Besorgnisse der Menschen noch die akuten Aufgaben in den Fokus
gerückt werden. Statt dessen wird auf Nebenschauplätze ausgewichen
oder man stellt unerreichbare Forderungen auf.
Wer auf Kooperation statt auf Konfrontation setzt, wer
Diplomatie statt Krieg als besseres Mittel zur Durchsetzung von
Interessen fordert, der muss nach einer gemeinsamen Plattform suchen.
Offensichtlich sind Friedenskreise schon lange Zielscheibe jener dem
Kriege zuarbeitenden Kräfte geworden. Diese sehen in Desorientierung
ein probates Mittel für ihre finsteren Zwecke. Klare, wegweisende
Formeln zu finden, liegt begreiflicherweise nicht im Interesse gewisser Auftraggeber, die am Krieg verdienen.
Es ist daher an der Zeit, sich auf den alten Imperativ
Kantscher Prägung zu besinnen: Sapere Aude!
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu
bedienen.
Jeder ist heue überall dazu aufgefordert, die
herrschenden Ansichten und die vorgetragenen Losungen daraufhin zu
befragen, wem sie am Ende nützen.
- Keinen Mann und keinen Pfennig für den Krieg gegen Russland!
- Nein zur Anhebung der NATO-Wehrsteuer!
- Nein zum Aufmarsch deutscher Panzer an Russlands Grenzen!
- Stoppt die NATO-Osterweiterung!
- Ukraine und Georgien dürfen nicht in die NATO!
- Verständigung statt Verunglimpfung!
- Partnerschaft statt Polemik!
- Wandel durch Handel!
- Kooperation statt Konfrontation!
Ein Beitrag von Irene Eckert 18. Februar. 2018
______________
Fussnoten
1Russland
scheint sich dem Kalten Krieg zu verweigern:
http://russlandkontrovers.de/deutlicher-rueckgang-der-russischen-ruestungsausgaben-in-2017/
2Realistischer
ist schon die Losung abrüsten jetzt, auch wenn sie schon wieder zu
weit vorgreift, wir haben mit 20 000 anderen
unterschrieben:https://abruesten.jetzt
3Man
erinnere sich an die Losung „Lieber Rot als Tot“
4
Befreiung statt Vernichtungskrieg – gute Nachbarschaft zu Russland
statt Feindschaft
Ganz
still ist es in Deutschland zum 75. Jahrestag des Sieges der Roten
Armee in der Schlacht um Stalingrad. Mit der Kapitulation von
Generalfeldmarschall Paulus endete am 02. Februar 1943 das
opferreichste Gemetzel des II. Weltkriegs. Noch bevor
US-amerikanische und britische Streitkräfte 14 Monate später mit
der Landung in der Normandie endlich die zweite Front eröffneten,
leitete die Schlacht von Stalingrad die Wende zum Sieg über den
Hitlerfaschismus ein. Deshalb nehmen wir das Schweigen über
Stalingrad nicht hin.
Wir
werden über Stalingrad reden als Symbol für deutsche Schuld und
deutsche Verantwortung im Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion,
als Signal für die Befreiung Europas vom Faschismus.
Veranstaltung
: Montag 19. Februar, 18-21 Uhr
Franz-Mehring-Platz
1, 10243 Berlin (Münzenberg-Saal im Haus der
Rosa-Luxemburg-Stiftung)
https://cooptv.wordpress.com/2018/02/04/das-fanal-von-stalingrad-befreiung-statt-vernichtungskrieg-gute-nachbarschaft-zu-russland-statt-feindschaft-19-2-2018-18-21-uhr-muenzenberg-saal-im-haus-der-rosa-luxemburg-stiftung/
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