Die Sensation dieser Wahlen ist der fulminante Einzug der AfD in den Bundestag. Die Regierungsparteien CDU/CSU und SPD haben knapp 14 Prozentpunkte verloren, die AfD ist mit eben diesen 13+-Prozent in den Bundestag eingezogen. Die Große Koalition ist keine Option mehr – die SPD geht in die Opposition. Bleibt nur noch Jamaika?
Die SPD hat sich schon vorher entschieden – „Wir gehen in die Opposition!“ Dass SPD-Chef Martin Schulz nicht Kanzler wird, war spätestens seit dem TV-Duell mit seiner Kontrahentin klar. Alles andere hätte Wahlfälschung vermuten lassen. Die Partei fährt das schlechteste Ergebnis seit 1949 ein. Zwar nicht nach Zahlen – da hat die CDU noch größere Verluste eingefahren – aber gefühlt sind die SPD die großen Verlierer dieser Wahl. Und das lag wohl mehr an Merkel als an Schulz.
Die AfD hat das geschafft, was den anderen Parteien bei den letzten Wahlen nicht gelungen ist – über eine Millionen Nichtwähler zu mobilisieren. Von den Christdemokraten hat die AfD eine Million mitgenommen. Rechts von der CDU ist Platz. Warum also nicht? Links gibt es sozusagen schon einen „Überhang“. So oder so – die AfD wird vier Jahre lang die deutsche Politik mitbestimmen. Ob man es will oder nicht.
Die Linke fährt ihr zweitbestes Ergebnis ein, hätte aber gern die zehn Prozent geknackt. Allerdings sind sie oppositionsgeschult und mit ihrer Politik damit wohl auch am besten aufgehoben. So gesehen – Stellung gehalten.
© REUTERS/ STEFANIE LOOS
Die FDP ist back! Und das beeindruckend – mit dem besten Ergebnis der etablierten Drittparteien. Auch wenn sich Christian Lindner so teuer wie möglich verkauft, will er natürlich in die Regierung. Dafür erträgt man sogar die Ökonörgler von den Grünen. Mit Cem Özdimir ist der FDP-Chef ja zumindest schon mal auf „Du“.
Die Grünen haben nach einem schwachen Wahlkampf besser abgeschnitten, als sie wahrscheinlich selbst erwartet hatten. Welche Ämter dürfen sie in einer möglichen neuen Jamaika-Regierung bekleiden? Hoffentlich nicht das Außenministeramt. Das wäre zumindest für das deutsch-russische Verhältnis schwierig. Die Grünen haben sich seit Ihrer Zustimmung zur Bombardierung Serbiens zur Kriegspartei gemausert.
Die SPD hat die Ostpolitik quasi erfunden und damit eine der wenigen Erfolgsgeschichten vorzuweisen. In der Großen Koalition hat die Kanzlerin die Richtung vorgegeben und der Juniorpartner konnte nicht so, wie er wollte. Erst im Wahlkampf ist Sigmar Gabriel als Außenminister endgültig vorgeprescht, hat sich für einen Abbau der Sanktionen ausgesprochen und demonstrativ auch russischen Staatsmedien Interviews gegeben. Damit sind die Befürworter einer konstruktiven Russlandpolitik im Bundestag in der Mehrheit. Dazu müssten allerdings die Linke und SPD zumindest in diesem Punkt über ihren Schatten springen und mit der AfD zusammenarbeiten.
* Die Meinung des Autors muss nicht mit dem Standpunkt der Redaktion übereinstimmen.
https://de.sputniknews.com/kommentare/20170924317574980-bundestagswahl-sieg-fuer-afd-und-merkel-gut-oder-schlecht-fuer-russland/
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