Populismus - Faschismus – Rassismus, alles eine Sauce? Betrachtungen anlässlich des Todes von Kurt Gossweiler von Irene Eckert
Am 20. Mai veröffentlichte die Tageszeitung „Junge Welt“ auszugsweise eine ‘Drucksache’ des international renommierten Faschismusforschers Kurt Gossweiler aus dem Jahre 2005. Der Historiker korrigiert dort die verbreitete, aber irrige Annahme, die Hauptgefahr eines neuen Faschismus gehe von den im Aufwind begriffenen neuen braunen Strömungen aus. Diese seien vielmehr „genau wie die großen Parteien, von SPD bis CSU, nur Filialen der einen großen Partei der herrschenden Klasse der imperialistischen deutschen Monopolbourgeoisie, deren wirklichen, den Kurs bestimmenden Leitungen im BdB (Bundesverband deutscher Banken) und im BDA (Bundesverband der Arbeitgeberverbände) und im DIHT (Deutscher Industrie-und Handelstag) sitzen. Die hierzulande wohlberechnet nicht mit ihnen zustehenden Namen „faschistisch“, sondern als „rechtsextremistisch“ benannten Parteien sind seit dem Ende des Ersten Weltkrieges ein unverzichtbarer Bestandteil des imperialistischen Herrschaftssystem.“Solche Gruppierungen sind nicht nur völkerrechtswidrig, sondern auch verfassungswidrig. Laut Art. 139 GG und unter Einhaltung des Potsdamer Abkommens hätten sie niemals zugelassen werden dürfen. So weit Gossweiler und so richtig, die Sache im Kern treffend. Problematisch aber ist das große Begleitfoto zum Text, das den umstrittenen AfD – Landesvorsitzenden von Thüringen, Björn Höcke am 1. Mai auf einer Kundgebung seiner Partei zeigt. Diese neue, rechtslastige, aus dem Schoß der CDU gekrochene, Partei konnte Gossweiler natürlich nicht kennen. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in einem Altersheim in Berlin Friedrichshagen. Auf Grund schwindender Kräfte konnte er die neueren Entwicklungen nicht mehr verfolgen. Im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, hätte der messerscharfe, stets an Fakten orientierte Analytiker und Kommunist diese Parteienbildung niemals mit dem Etikett „faschistisch“ versehen. Die Meinungstrommler aller Couleur tun dies allerdings ohne den geringsten Skrupel, sind sie doch Teil des gesteuerten Apparates.
Anders die AFD. Sie ist Teil jener vom monopolbourgeoisen Establishment meist gehassten, weltweiten, anti-globalistischen, realpolitischen Strömungen. Diese suchen die Verständigung mit Russland und nicht den Krieg. Nach der politisch inszenierten Migrationsschwemme 2015 plötzlich sehr erfolgreich, ist die neudeutsche Partei Teil jener bürgerlichen Kräfte, deren Spitze der derzeitige US-Präsident Donald Trump verkörpert. Diese Strömungen vereinigen heute im globalen Maßstab potentiell mehrheitsfähige Massen, die den Plänen der Herrschenden ungemütlich zu werden drohen. Die Konzernmedien haben diesen Gegenströmen zunächst im Bunde mit der ‘Linken’ das Etikett „populistisch“ verpasst. Äußerst populär sind sie in der Tat, weil sie berechtigte Bedürfnisse der Millionen gegen die Milliardäre artikulieren, wozu eine blutarm gewordene, revisionistische Linke schon längst nicht mehr fähig ist.
Inzwischen sind diese anti-globalistischen, nationale Belange geltend machenden Ströme mit BREXIT in Großbritannien, Trumps Wahlsieg in den USA und Marine Le Pens großem Erfolg in Frankreich den Interessen der weltweit vernetzten und global agierenden imperialistischen Monopolbourgeoisie so gefährlich geworden, dass ihre medialen Verstärker sie, nun in einem wieder einmal geschickten Dreh als rechtsextremistisch, rassistisch, ja „faschistisch“ bezeichnen. Eine begriffslose, wenn nicht gar begriffsstutzige ‘linksliberale’ Meinungsmaschinerie geht ihnen, mit samt ihrem noch verbliebenen Anhang, auf den Leim. So etwa die sich „marxistisch“ nennende Tageszeitung „Junge Welt“ oder ihre französische Schwester „Liberation“. Letztere hatte unter Bruch der dortigen Wahlgesetzgebung am Vorabend der Präsidentschaftswahl groß über die ganze Frontseite getitelt: „Macht was ihr wollt, aber wählt Macron“. Das libertinäre, links angehauchte Blatt unterstützte somit ganz offen den transatlantischen Kandidaten der Banken und des Großkapitals wider die volkstümliche, arbeiterfreundliche, keineswegs rassistische und schon gar nicht faschistische Kandidatin Le Pen.
Tragischer Weise geht in völliger Verkennungen der Anliegen der Massen in Deutschland die gesamte Linke mit allen Schattierungen gegen vermeintliche Faschisten vor und lässt die Wirklichen unterdessen ungeschoren ihr schmutziges Spiel zu Hause und im Weltmaßstab treiben. Sie macht sich damit zum Handlanger der Übeltäter.
Solch fatale Verkennung der Zusammenhänge, solcher Etikettenschwindel wäre nicht möglich, wenn die sich progressiv-links dünkenden Eliten die Nach-Wende-Texte von Kurt Gossweiler gelesen und sich zueigen gemacht hätten. Seine zweibändige „Taubenfußchronik“ und seine Schriften „Wider den Revisionismus“ sind noch immer eine eingehende Befassung wert. Dort dokumentiert und untersucht der Historiker nämlich akribisch die Ursachen für die innere Zerrüttung und den schließlichen Zusammenbruch des sozialistischen Lagers. Es sind dieselben objektiven und subjektiven Faktoren, die letztlich zum historischen Niedergang der einst ruhmreichen, von Karl Marx und Friedrich Engels begründeten und von Lenin und Stalin stark gemachten, internationalen Arbeiterbewegung geführt haben. Es handelt sich um die Revision aller dort niedergelegten Erkenntnisse und um Ignoranz gegenüber den Kampferfahrungen von Generationen. Es ist die Missachtung aller mit Menschenblut bezahlten Opfer zugunsten opportunistischer Vorteilssuche für die Wenigen.
So lange nachwachsende Generationen sich die Schriften der Klassiker nicht neu erobern und dazu gehören inzwischen auch jene des Revisionismus-Forschers Kurt Gossweiler, solange wird es kein Vorankommen geben. Solange der Menschen Feind falsch geortet wird, so lange ist man der Demagogie schutzlos ausgeliefert. Es handelt sich um die massenmedial verbreitete, dem Faschismus und dem blutigem Terrorismus zuarbeitende Demagogie monopolbourgeoiser Kreise. Von Kurt Gossweiler, dem Wehrmachtsüberläufer und sowjetischen Kriegsgefangenen, dem späteren Lehrer an der Antifa-Schule in Tuzla, dem Mitglied an der DDR Akademie der Wissenschaften, von Kurt, dem Genossen lernen, heißt aber den Sozialismus als Wissenschaft begreifen. Der Marxismus-Leninismus ist vor allem eine gesellschaftswissenschaftliche Methode zum Begreifen historischer Gesetzmäßigkeiten. Wenn diese Gesetzmäßigkeiten ignoriert werden, so führt das zu noch größeren menschheitlichen Katastrophen als bei der Missachtung der schon länger erforschten Gesetze der Natur.
All die Millionen Opfer, alle die Kriege der „Nachwende“- Zeit, alle die unter der Folter Geschundenen, die Hungeropfer, die Orgien von Gewalt, die dem Niedergang des Sozialismus im Osten folgten, der von Bush ausgerufene „Krieg gegen den Terror“, die ganze nachfolgende Barbarei, inklusive des kulturzerstörerischen Niedergangs und der in böser Absicht angezettelten Migrationsströme, all das sind letztlich Folgen der Revision des historischen Fortschritts. Dieser Menschheitsfortschritt bestand im Sieg des Sozialismus in zunächst einem und dann in mehreren Ländern. Die “Realsozialistischen Länder” hatten auch am Ende noch eine gewisse Bremswirkung gegenüber dem ungehinderten Weltauftritt des Imperialismus.
Der moderne Revisionismus, dem wir mit Gossweiler deren Niedergang zuschreiben, ist eine eine Ausgeburt des Faschismus. Er ist eine Folge der über lange Jahre unbestrittenen Herrschaft der am meisten zur Gewalt treibenden, skrupellosesten Kräfte des imperialistischen Monopolkapitals, dessen Namen und Adressen Kurt Gossweiler in seinen Studien zum Faschismus für seine Zeit ausfindig machen konnte. Ebenso akribisch hat er die Wurzeln des modernen Revisionismus historisch bloß gelegt und exemplifiziert. Man kann diese studieren und sie unschädlich machen. Es kostet allerdings Zeit und Kraft. Vorurteilsfreiheit ist eine Grundvorrausetzung. Möge die Lebensarbeit von Kurt Gossweiler nicht vergeblich gewesen sein, möge die Jugend seine Werke studieren, sich aneignen und entsprechend handeln.
MÖGEN MUTIGE MENSCHEN DAS LEBENSWERK GOSSWEILERS ZUM NUZEN DER MENSCHHEIT FORTSETZEN.
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