Weihnachtsfriedengrüße aus biblischer Zeit mit Blick auf das Jahrhundertjahr 2017 von Irene Eckert
Wer nicht von dreitausend Jahren
Bleib
im Dunkeln unerfahren,
Mag
von Tag zu Tage leben.
Johann
Wolfgang von Goethe
Die
Botschaft Jesajas
Als
einer der großen Propheten des Alten Testaments gilt Jesaja, der
Sohn von Amos. Er lebte und wirkte im 8. vorchristlichen Jahrhundert
in Damaskus, der Hauptstadt Syriens. Auch damals war eine
unfriedliche, eine schlimme Zeit. Der visionäre Denker, der
politische Philosoph Jesaja aber sah durch all die
Gewaltzustände hindurch und über den Schrecken hinaus nach vorne.
Er nahm die Weihnachtsbotschaft schon Hunderte von Jahren vorweg und
weissagte das Kommen des 'Messias und seines Friedensreiches'.
In
der schönen, bildreichen Sprache der Lutherbibel lesen wir bei
Jesaja in Kapitel 11:
„Sodann
wird ein Reis aus dem Stumpfe Isais hervorgehen und ein Schößling
aus seinen Wurzeln Frucht tragen und der Geist des HERRN wird auf ihm
ruhen: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der
Geist des Rates und der Heldenkraft, der Geist
der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Er wird
richten mit Gerechtigkeit und den Gebeugten im Lande Recht
sprechen … Die Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Hüften sein und
die Treue der Gürtel seiner Lenden.
Dann
wird der Wolf als Gast bei dem Lamm weilen und der Panther sich neben
dem Böcklein lagern ... Kuh und Bärin werden miteinander weiden,
ihre Jungen sich zusammen lagern, und der Löwe wird Stroh fressen
wie das Rind ...
Man
wird nichts Böses mehr tun und nicht unrecht handeln auf meinem
ganzen heiligen Berge, denn das Land wird voll von der Erkenntnis
des HERRN sein gleich den Wassern, die den Meeresgrund bedecken.“
Der hier zum Bild
gewordene, uralte Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit ist die
vergessene und verdrängte Kernbotschaft der geweihten Nacht. In
dieser Weih-Nacht wurde vor 2016 Jahren laut Neuem Testament und
unserer Zeitrechnung der Welt schließlich ein Friedensfürst
geboren. Vor ihm sollten selbst Könige die Knie beugen. Auf dem
neugeborenen Leben im Stall von Bethlehem ruht alle Hoffnung der
Welt. Der Geist der Weisheit, des gemeinsamen Ratschlusses, des
heldenhaften Einsatzes für die Sache der Gerechtigkeit haftet diesem
Kinde an. Der Geist des Heilands, der über die Zeit hinaus wirken
und die Menschheit zu einem friedlichen Miteinander führen wird,
diesen Geist preist schon der Prophet Jesaja aus dem biblischen
Syrien.
Die
Wahrheit setzt sich am Ende durch
Wie alle in Text
gefassten Botschaften, so wurde damals wie heute gefaked,
überschrieben und das gute Wort im Sinne der herrschenden Mächte
zurechtgebogen, was das Zeug hielt. Deswegen wohl spricht die Bibel,
spricht vor allem das Alte Testament nicht überall in diesem
friedfertig, jessaisch-christlichen Sinne. Auch die „Heilige
Schrift“ die im „Christlichen Abendland“ als Wort Gottes
gilt, wurde vielfach redigiert. Nun ja, die Stimme der Vernunft wurde
seit jeher verfälscht, verzerrt, verdrängt. Veränderungen in
Richtung einer humaneren Welt wurde so für lange blockiert. Aber das
wahre Wort lässt sich niemals auf Dauer zum Verschwinden bringen.
Die uneingelöste Wahrheit, der Schrei nach Gerechtigkeit, die
Sehnsucht nach Frieden bewegt uns Erdbewohner bis heute. Ungeachtet
aller Widrigkeiten verschafft sie sich immer wieder aufs Neue
Geltung. Entgegen all der machtgestützten Niedertracht und wider
alle Gewalt erstehen auch in unserer Zeit aller Orten neue
'Messias-e', neue 'Gesalbte', neue Fürsprecher und 'Heilande' ihrer
Völker. Die am meisten geplagten Völker bringen oft solch starke
Charaktere hervor. Heldenhafte, begnadete und begabte Menschen, die
geprägt sind vom 'Geist der Erkenntnis' und der 'Furcht des Herrn'
machen sich immer wieder aufs Neue ans Werk. Die 'Auserwählten'
werden nicht müde im Dienste der Gemeinschaft zu handeln.
'Auserwählt' sein ist allerdings ein hartes Brot und immer mit
großer Opferbereitschaft verbunden. Für mich zählen, um nur einige
heutige Beispiele zu nennen, dazu Menschen wie Edward Snowden,
Julian Assange, Bradley Manning, Mumia Abu Djamal, der
bolivianische Präsident Evo Morales, der ecuadorianische Präsident
Raffael Correa, der syrische Staatschef Assad und Präsident
Vladimir Putin von Russland. Die archaisch anmutende 'Furcht des
Herrn' meint hier nichts anderes als die Ehrfurcht vor einer höheren
Verpflichtung. Eine solche innere, ethische Verpflichtung spendet
den Voranschreitenden die nötige Kraft, derer es bedarf, um sich
den korrupten Mächtigen auf Erden zu widersetzen. Ganz im Sinne der
messianischen Idee wird es ihnen folgerichtig zu einer
Selbstverständlichkeit, sich selbstlos in den Dienst des Friedens
und der Gerechtigkeit zu stellen. Einige solcher mutiger Einzelner
gibt es immer auf allen Ebenen der Gesellschaft. Es gibt sie unter
allen Völkern der Erde. Manche bleiben der großen Menge verborgen,
manche stehen auch an der Spitze ihrer Nation. Die Lautersten unter
ihnen werden um ihrer Vorbildwirkung willen von der Macht verteufelt
und verketzert. Man hetzt die Kettenhunde auf sie und am liebsten
würde man sie wieder kreuzigen. Aber die Möglichkeiten der
Mächtigen dazu neigen sich ihrem Ende entgegen.
Wir leben heute im
Atomzeitalter und dank all der bedrohlichen Netze, lassen sich
andererseits auch finstere Machenschaften immer weniger geheim
halten. 'Fake News' oder 'Lügenpresse' hin oder her, die Menschheit
ist heute mehr denn je in der Lage, gute und böse Absicht, gute und
böse Herrschaft zu unterscheiden. Die finsteren Mächte, die um
ihres finanziellen Kurzzeitvorteils willen zu jedem Verbrechen bereit
sind, werden jetzt täglich vor aller Welt bloß gestellt. Sie
reagieren darauf immer hysterischer. Die Mehrheit der Menschen weiß
aber intuitiv Bescheid. Die Völker rund um den Erdball sehen,
welch unheilvoll-kriegerische Rolle die „einzige Weltmacht“ in
den letzten Jahrzehnten gespielt hat. Ihre Opfer sind Legion, ihre
Tage gezählt.
Die
„einzigeWeltmacht“ hat abgedankt
In Syrien
entscheidet sich derzeit weltgeschichtlich wieder einmal Großes. Die
Befreiung von Aleppo ist allen westlich-medialen Unkenrufen zum Trotz
ein Stalingrad-Moment. Trotz der vorübergehenden Wiedereinnahme von
Palmyra wird sich auch dieser neuerliche Akt des Terrors für seine
Hintermänner und -frauen als Pyrrhus-Sieg erweisen. Die
Kräfteverhältnisse in der Welt verschieben sich derzeit merklich
zugunsten einer multipolaren Ordnung. Künftig wird nicht mehr eine
einzige Macht der Erde dem Rest der Welt ihren
zerstörerisch-repressiven Willen aufdrücken können. Dafür stehen
die jüngsten Erfolge des über Jahre hinweg um seine Substanz
erbittert kämpfenden syrischen Volkes. Eine standfeste, kluge
Führung und starke Verbündete standen ihm dabei zur Seite. Die
stärkste Macht der Welt muss ihre Niederlage eingestehen. Ihr
Präsident Obama geht, während Bashar al Assad steht.
Die Wahl eines
allseits verfemten Außenseiterkandidaten zum Präsidenten der
Vereinigten Staaten von Amerika ist ein überaus wichtiges Signal.
Das amerikanische Volk hat die ihm gebotene Chance ergriffen. Die
gebeutelte Nation hat ihrerseits genug von all den Kriegen, die es
den anderen aufzwang, die aber die große Heimat ärmer und ärmer
machte, ihr Brot, Arbeit und Sicherheit raubte. Dem
militärisch-industriellen Komplex und der Wallstreet wurde endlich
die Rote Karte präsentiert. Ihre Kriegerin Clinton wurde mit
gebotener Entschiedenheit zurückgewiesen. Ihr hilfloses dagegen
Anstrampeln hilft nicht mehr. Der Rest sind Abwehrkämpfe, ihr
Kennzeichen ist äußerste Kopflosigkeit .
Ausblick
auf das Jubiläumsjahr 2017
Das Jahr 2016
entlässt die Friedenskräfte gestärkt. Das kommende Jubiläumsjahr
wirft seine welthistorischen Schatten voraus. Vor fünfhundert
Jahren wurde mit Martin Luthers legendärem Thesenanschlag wider das
korrupte Rom schon einmal eine revolutionäre Bewegung angestoßen,
der Geist des Zweifels und der Aufruhr wurde gesät. Die Bedeutung
der Sprachgewalt und folglich der Propaganda wurde mit der
Übersetzung der Bibel ins Deutsche und der Wieder-Entdeckung der
Buchdruckerkunst auf eine neue Stufe gehoben. Die moderne Zeit mit
all ihren verheerenden Kriegen und Welteroberungsplänen nahm ihren
Lauf.
400 Jahre später
sollte das Jahr 1917 mitten im I. Weltkrieg mit der
Oktoberrevolution, die Welt noch mehr erschüttern. „Brot und
Frieden“ war die Parole der Bolschewiki unter Lenins Führung. Mit
diesem Motto schied Russland aus dem Krieg, sehr zum Unwillen der
Anglo-Sachsen.
Mit dem Sieg der
Oktoberrevolution bestand erstmals die Möglichkeit der uralten
Völkersehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit zum Durchbruch zu
verhelfen. Große Opfer wurden erbracht und die Welt blickte
hoffnungsfreudig auf die junge Sowjetunion. Aber machtvolle
Interessen sorgten dafür, dass das große Beispiel nicht Schule
machte. Das durch den Krieg reich und mächtig gewordene US-Amerika
verhalf dem Faschismus in den Sattel. Deutschland wurde hochgerüstet
und zum Krieg gegen Sowjetrussland ermutigt. Nachdem das weite und
über große Ressourcen verfügende Russland trotz alledem unter der
umsichtigen Führung des von georgischen Jesuiten geschulten
Revolutionärs nicht niederzuringen war, ging man mit ihm zunächst
eine Scheinkoalition ein. Spätestens mit dem Abwurf der Atombomben
auf Hiroshima und Nagasaki wurde diese Farce im Sommer 1945 beendet.
Sowjetrussland verstand die Warnung und entwickelte im Eiltempo
dieselben Waffen zur Abschreckung der ihm drohenden, allzu bewussten
Gefahr. Es wurde aber bald seiner Führung beraubt, mit Hilfe eines
korrupten Ukrainers von innen her mürbe gemacht und am Ende in die
Knie gezwungen. Das 1917 geborene Experiment wurde schließlich nach
gut 70 Jahren des erbitterten Ringens von Ostdeutschland bis
Wladiwostok zerschlagen und verhetzt.
Die
Gerechtigkeitsidee aber wurde unterdessen von der kleinen
Karibikinsel Cuba aus auf dem lateinamerikanischen Kontinent
verankert und das geschah mit chinesischer Hilfe.
Das hervorragende
Beispiel des kleinen Inselstaates Cuba wurde jahrzehntelang geführt
vom Jesuiten-Schüler Fidel Castro. Unterdessen erwuchs im
fernöstlichen China unter dem Einfluss anderer uralter
Menschheitsideale in aller Stille ein wirtschaftlich mächtiges
Friedensreich. Sein Aufstieg wurde gespeist vom Gedankengut der
Staatsphilosophen Laotse und Konfutse und tatkräftig angeleitet
durch eine nicht korrupte kommunistischen Partei.
Das Jahr 2017 wird
ein durch handfeste Interessen vertieftes Band zwischen dem
volkreichen China und dem ressourcenreichen Russland vorfinden.
Beides multiethnische Länder die von weitsichtigen Politikern
geführt werden. Ihre Union wird weiter gestützt durch den Respekt
vieler Nationen und durch das noch breitere Band der BRICS-Staaten
und der Schanghai Kooperation. Zu diesem konstruktiven Bemühen gibt
es im Namen einer friedlichen und gerechteren Weltordnung nun
wirklich keine Alternative. Schauen wir der vor uns liegenden neuen
Ära also mit der gebotenen Zuversicht entgegen. Verbreiten wir allen
Unkenrufen zum Trotz das Wissen, dass nur die Zusammenarbeit zwischen
allen Nationen der Erde, diese für uns Menschen zu erhalten vermag.
Halten wir uns das
vorbildliche Wirken des Führungspersonals in China, in Russland, in
immerhin einigen Ländern Lateinamerikas und Afrikas, im Iran und
allen voran in Syrien als Leitlinie zum Erfolg vor Augen. Hoffen wir
im Sinne einer dringend benötigten Friedenspolitik, dass sich die
künftige amerikanische Führung den neuen Realitäten im Nahen Osten ebenfalls konstruktiv zu stellen vermag. Damit kämen wir der Vision Jesajas einen guten
Schritt näher.
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