Wednesday, August 3, 2016

Begegungen am Bosporus. Die Türkei während des 2. Weltkrieges


Ort
Wroclaw/Breslau / Krzyzowa/Kreisau, PL
Veranstaltungsort
Universität Breslau und Begegnungsstätte Kreisau
Veranstalter 
Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung Willy Brandt Zentrum, Universität Wroclaw Kreisau-Initiative Berlin e.V.
Datum
28.09.2007 - 30.09.2007 
Bewerbungsschluss
20.09.2007
Von 
Annemarie Franke 
Anlass für die Tagung ist der 100. Geburtstag Helmuth James von Moltkes und die Erinnerung an seine Istanbulreisen im Jahre 1943. Ausgehend von den Umständen dieser politischen Mission widmet sich die Tagung der Rolle der Türkei während des 2. Weltkrieges für die deutsche Opposition und die Anti-Hitler-Koalition. Dabei interessieren die Voraussetzungen für den Status der Türkei während des 2. Weltkrieges als neutraler Staat, was eine Analyse des
Staatsbildungsprozesses der türkischen Republik nach dem 1. Weltkrieg und ihrer internationalen Beziehungen verlangt. Nach 1933 wurde die Türkei ein Schutzraum für eine Vielzahl von Exilanten aus dem Deutschen Reich; nach 1941 Standort für Missionen der alliierten Geheimdienste und der deutschen Opposition.
Die Türkische Republik warb in den 30er Jahren mit der Unterstützung der eigens dazu in Zürich gegründeten „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“ gezielt Gelehrte verschiedenster Fachrichtungen aus Deutschland an, um die türkischen Hochschulen in Istanbul und Ankara zu entwickeln. Viele rassisch und politisch Verfolgte fanden hier Zuflucht. Nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Künstler und Politiker. Zu den
bekanntesten zählt wohl Ernst Reuter, der nach dem Krieg als SPD-Politiker Regierender Bürgermeister Westberlins wurde. Arnold Reisman stellt in seinem 2006 erschienen Werk „Turkeys Modernization. Refugees from Nazism and Atatürk s Vision“ die Ausmaße und Bedeutung dieser Emigration für die moderne Türkei eindrucksvoll dar.
Bei den aktuellen Debatten über den EU-Beitritt der Türkei scheint in Vergessenheit zu geraten, welche Rolle die Türkei in und für Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
spielte. Ein Blick zurück auf einen Abschnitt der türkischen Zeitgeschichte, in dem die Bedrohung durch Extremismus und politischen Radikalismus von Zentraleuropa ausging und die Türkei als Ort der Freiheit und Toleranz Zufluchtstätte war, gibt eine andere Perspektive auf die gegenwärtige Debatte.

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