Wednesday, April 20, 2016

Erasmus von Rotterdam für die Antikriegsbewegung neu entdecken

Der militärisch-energiewirtschaftliche Komplex braucht Krieg – die Menschheit braucht Frieden


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“…wenn du irgendwann die Ruinen der Städte, die zerstörten Dörfer, die niedergebrannten Tempel, die verwüsteten Felder betrachtet hast, bedenke, dass dies die Frucht des Krieges ist!  Raub, Vergewaltigung, Mord:  Der Lehrmeister von all  diesem  ist der Krieg. … Kein Sieg ohne Blutvergießen. Addiere den Verlust von Moral und  Sitte und den Verfall der  öffentlichen Ordnung! Du erschöpfst die Staatskasse, plünderst das Volk aus, belastest die Guten, treibst die Nichtsnutze zu Schandtaten an. Nachdem der Krieg geschlagen  ist, sind dessen Überbleibsel aber keinesfalls  unverzüglich zur Ruhe gekommen. Die Künste verlieren an Ansehen, Handelsgeschäfte werden eingeschränkt.”  aus: Die Klage des Friedens Erasmus von Rotterdam 1516/17
“Kaum je kann ein Friede so ungerecht sein, als dass er nicht besser wäre als der gerechteste Krieg” ebd.
“Falls man sich nun früherer Kriege nicht erinnert, vergegenwärtige sich, wer will, die im Zeitraum der letzten zwölf Jahre geführten Kriege, möge er die Ursachen prüfen, er würde erfahren, dass alle um der “Fürsten” unternommen und mit großem Unheil für das Volk geführt wurden, obwohl sie das Volk nicht das geringste angingen” ebd.

Soweit die  Mahnung des großen Europäers, Klassiker der Friedensliteratur, Glanzstück der Renaissance-Rhethorik, Manifest für den nicht statt gehabten international angedachten  Friedenskongress von Cambrai,  Die Aktualität des Gesagten könnte brennender nicht sein.
Weil Kriege unpopulär sind, wird ihnen seitens der “Fürsten” unserer Zeit und ihrer Kopflanger ein ideologisches Mäntelchen umgegangen. Längst ist nicht  mehr die Rede von Kriegszielen, von Ressourcen-Sicherung,  von  Eroberungsplänen,   von Handelsrouten,  von politischer Einflussnahme oder  dergleichen. Vielmehr werden hehre Ideale  vorgeschoben:  Freiheit, Demokratie und Menschenrecht, Schutzverantwortung, Anti-Terror- oder Seuchenkampf,  darum geht es angeblich in den Kriegen der  Postmoderne . Es  läuft aber immer  auf das selbe hinaus, nämlich mehr Einsatz von Militär und Waffentechnologie. Verdienen tun die Waffenschmiede, Opfer erbringen  die Habenichtse,  Opfer  auf dem Altar der Verheerung. Es sind weltweit die Armen, die Schutzlosen, die Minderheiten, die Zugewanderten,  jene also , die keine “Vetterchen” im Himmel haben. Die Elenden und Beleidigten  sind es, die immer und  überall   und an den Kriegen am meisten leiden.
Weil aber  am Kriege  verdient wird, auch am  'Anti-Terrorkampf'  oder am bewaffneten  'Anti-Seucheneinsatz', wird  dieser  erst dann  beendet werden, wenn  dereinst die Verdienstquellen versiegen. Dazu müssen die Massen sich organisiert  erheben. Bewusstsein in den Köpfen muss dem vorausgehen. Beides   war der Fall im Roten Oktober 1917. Frieden war das erste Wort  und die erste Tat der Sowjets.
Das Wissen um die Errungenschaften der Oktoberrevolution ist bei den meisten Menschen, die heuer  um den Frieden zu Hause und in der Welt ringen, verloren gegangen. Dem Friedenskampf  in unseren Tagen ist damit die Speerspitze geraubt. Nur  selektiv wird 'Solidarität' ausgeübt mit  den Opfern imperialistischer Kriege. 
Wo ist die Solidarität mit dem palästinensischen Volk geblieben? Wo die Solidarität mit den nach wie vor  vom imperialistischen Nachbarn bedrohten Nationen Lateinamerikas? Wo die Solidarität mit jenen asiatischen und afrikanischen Völkern, die täglich  von Drohnen oder Terror-Söldnern bedroht werden? 
Wo bleibt die gebotene Solidarität mit jenen zu unrecht verunglimpften Staatsführern in der südlichem Hemisphäre, die ihren Völkern beispielhaft vorangehen und sich dem Diktat des Imperiums verweigern?
In den 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts  gab es noch eine  internationale Protest Bewegung zur Unterstützung des tapfer kämpfenden vietnamesischen Volkes, da sammelte man noch Waffengeld für ein Nicaragua, das sich gegen die “Contra-Banden” zur Wehr setzen musste.
Im Herbst 2014 wird ein Solidaritätslied  geblasen für die syrischen Kurden in Kobane! Aber diese Solidarität hinkt, der Pferdefuß lässt bereits grüßen. Solange der tapfere  Anti-Terrorkampf  eines kleinen Volkes nicht mit einer Solidaritätsbewegung für das ganze syrische Volk und seinem Präsidenten verbunden wird, solange besteht die Gefahr, sich vor  den falschen, nämlich den Anti-Assad-Karren spannen zu lassen und damit der Fortsetzung der imperialistischen  Kriegspolitik zu dienen. Quod erat demonstrandum.
Wir müssen also die Kräfte erkennen und benennen, die am Kriege verdienen, jene die das Kriegshandwerk für sich als Pfründe entdeckt haben, jene die Zwietracht säen und daher Völker, Ethnien und Religionsgemeinschaften gegeneinander hetzen. Ohne diese Erkenntnis verharren wir trotz eines entfalteten  Aktionismus  in ohnmächtiger Hilflosigkeit. Resignation ist die dem Imperium udn seinen Waffenschmieden nützliche Folge.
Das muss aber nicht so sein. Lesen, denken, begreifen, damit beginnt der Kampf für Frieden und Gerechtigkeit, ohne den der erstere nicht zu gewinnen ist.  Erasmus von Rotterdam, der große gebildete Europäer des 16.Jahrhunderts frühen und sein Essay "Süß ist der Krieg den Unerfahrenen" gilt  es   als Schatzkästlein für Kriegsgegner neu zu entdecken. Irene Eckert 3. 11.2014

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