Der militärisch-energiewirtschaftliche Komplex braucht Krieg – die Menschheit braucht Frieden
“…wenn du irgendwann die Ruinen der Städte, die zerstörten Dörfer, die niedergebrannten Tempel, die verwüsteten Felder betrachtet hast, bedenke, dass dies die Frucht des Krieges ist! Raub, Vergewaltigung, Mord: Der Lehrmeister von all diesem ist der Krieg. … Kein Sieg ohne Blutvergießen. Addiere den Verlust von Moral und Sitte und den Verfall der öffentlichen Ordnung! Du erschöpfst die Staatskasse, plünderst das Volk aus, belastest die Guten, treibst die Nichtsnutze zu Schandtaten an. Nachdem der Krieg geschlagen ist, sind dessen Überbleibsel aber keinesfalls unverzüglich zur Ruhe gekommen. Die Künste verlieren an Ansehen, Handelsgeschäfte werden eingeschränkt.” aus: Die Klage des Friedens Erasmus von Rotterdam 1516/17“Kaum je kann ein Friede so ungerecht sein, als dass er nicht besser wäre als der gerechteste Krieg” ebd.“Falls man sich nun früherer Kriege nicht erinnert, vergegenwärtige sich, wer will, die im Zeitraum der letzten zwölf Jahre geführten Kriege, möge er die Ursachen prüfen, er würde erfahren, dass alle um der “Fürsten” unternommen und mit großem Unheil für das Volk geführt wurden, obwohl sie das Volk nicht das geringste angingen” ebd.
Soweit die Mahnung des großen Europäers, Klassiker der Friedensliteratur, Glanzstück der Renaissance-Rhethorik, Manifest für den nicht statt gehabten international angedachten Friedenskongress von Cambrai, Die Aktualität des Gesagten könnte brennender nicht sein.
Weil Kriege unpopulär sind, wird ihnen seitens der “Fürsten” unserer Zeit und ihrer Kopflanger ein ideologisches Mäntelchen umgegangen. Längst ist nicht mehr die Rede von Kriegszielen, von Ressourcen-Sicherung, von Eroberungsplänen, von Handelsrouten, von politischer Einflussnahme oder dergleichen. Vielmehr werden hehre Ideale vorgeschoben: Freiheit, Demokratie und Menschenrecht, Schutzverantwortung, Anti-Terror- oder Seuchenkampf, darum geht es angeblich in den Kriegen der Postmoderne . Es läuft aber immer auf das selbe hinaus, nämlich mehr Einsatz von Militär und Waffentechnologie. Verdienen tun die Waffenschmiede, Opfer erbringen die Habenichtse, Opfer auf dem Altar der Verheerung. Es sind weltweit die Armen, die Schutzlosen, die Minderheiten, die Zugewanderten, jene also , die keine “Vetterchen” im Himmel haben. Die Elenden und Beleidigten sind es, die immer und überall und an den Kriegen am meisten leiden.
Weil aber am Kriege verdient wird, auch am 'Anti-Terrorkampf' oder am bewaffneten 'Anti-Seucheneinsatz', wird dieser erst dann beendet werden, wenn dereinst die Verdienstquellen versiegen. Dazu müssen die Massen sich organisiert erheben. Bewusstsein in den Köpfen muss dem vorausgehen. Beides war der Fall im Roten Oktober 1917. Frieden war das erste Wort und die erste Tat der Sowjets.
Das Wissen um die Errungenschaften der Oktoberrevolution ist bei den meisten Menschen, die heuer um den Frieden zu Hause und in der Welt ringen, verloren gegangen. Dem Friedenskampf in unseren Tagen ist damit die Speerspitze geraubt. Nur selektiv wird 'Solidarität' ausgeübt mit den Opfern imperialistischer Kriege.
Wo ist die Solidarität mit dem palästinensischen Volk geblieben? Wo die Solidarität mit den nach wie vor vom imperialistischen Nachbarn bedrohten Nationen Lateinamerikas? Wo die Solidarität mit jenen asiatischen und afrikanischen Völkern, die täglich von Drohnen oder Terror-Söldnern bedroht werden?
Wo bleibt die gebotene Solidarität mit jenen zu unrecht verunglimpften Staatsführern in der südlichem Hemisphäre, die ihren Völkern beispielhaft vorangehen und sich dem Diktat des Imperiums verweigern?
In den 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es noch eine internationale Protest Bewegung zur Unterstützung des tapfer kämpfenden vietnamesischen Volkes, da sammelte man noch Waffengeld für ein Nicaragua, das sich gegen die “Contra-Banden” zur Wehr setzen musste.
Im Herbst 2014 wird ein Solidaritätslied geblasen für die syrischen Kurden in Kobane! Aber diese Solidarität hinkt, der Pferdefuß lässt bereits grüßen. Solange der tapfere Anti-Terrorkampf eines kleinen Volkes nicht mit einer Solidaritätsbewegung für das ganze syrische Volk und seinem Präsidenten verbunden wird, solange besteht die Gefahr, sich vor den falschen, nämlich den Anti-Assad-Karren spannen zu lassen und damit der Fortsetzung der imperialistischen Kriegspolitik zu dienen. Quod erat demonstrandum.
Wir müssen also die Kräfte erkennen und benennen, die am Kriege verdienen, jene die das Kriegshandwerk für sich als Pfründe entdeckt haben, jene die Zwietracht säen und daher Völker, Ethnien und Religionsgemeinschaften gegeneinander hetzen. Ohne diese Erkenntnis verharren wir trotz eines entfalteten Aktionismus in ohnmächtiger Hilflosigkeit. Resignation ist die dem Imperium udn seinen Waffenschmieden nützliche Folge.
Das muss aber nicht so sein. Lesen, denken, begreifen, damit beginnt der Kampf für Frieden und Gerechtigkeit, ohne den der erstere nicht zu gewinnen ist. Erasmus von Rotterdam, der große gebildete Europäer des 16.Jahrhunderts frühen und sein Essay "Süß ist der Krieg den Unerfahrenen" gilt es als Schatzkästlein für Kriegsgegner neu zu entdecken. Irene Eckert 3. 11.2014
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