Ich komme eben von der 2. Runde meines
Russischintensivkurses im Russischen Haus in der Friedrichstraße. –
Mein kleiner, höchst bescheidener Beitrag zum Kulturaustausch, zur
dringend gebotenen Verständigung zwischen völlig unnsinniger Weise
„verfeindeten, nachbarschaftlichen Partnern“.
Unserer Seite mangelt es dieser Tage
deutlich an Bismarckscher Realpolitik. Wir mögen sie zwar veachten
oder beiseite tun als nicht weitgehend friedvoll genug, aber die
Alternative dazu ist, wie die Geschichte beweist, der Krieg.
Viel mühsamer noch als 'der Dialog der
Stummen' (dialogue des sourdes), scheint mir der Erwerb der ach so
wohlkingenden, aber doch sehr schwierigen russischen Sprache.
Die Anderen, das Gegenüber, die
Bedrohungselemente – wie aggressiv sie auch das große Land
umzingeln und mit modernster Waffen- und Spionagetechnologie bedrohen
mögen, werden von russischer Seite stets als 'Partner' bezeichnet
und auch entsprechend respektvoll behandelt. Dessen konnte ich mich
anhand russischer Quellen - in englischer Übersetzung leider nur -
vergewissern.
Eine vergleichbare diplomatische
Höflichkeit findet sich auf unserer westlichen Seite verstörender
Weise leider nicht, auch nicht im sich alternativ gebenden
politischen Lager.
Die russische hohe Schule der
Diplomatie ist aber kein Zeichen ihrer Schwäche, sondern erscheint
im Gegenteil als notwendige Klugheit, die aus einschneidender
historischer Erfahrung erwachsen ist. Im Umgang mit einem
gefährlichen Gegenüber darf man sich nicht provozieren lassen, man
muss ruhig, überlegt und gelassen die Möglichkeiten prüfen, die
zur Abwehr der Gefahr vorhanden sind. Selbst in Anbetracht der
Gewalt von Wirtschaftssanktionen und der offen kriegerischen
Bedrohung des großen Landes durch strategische NATO-Atom-Raketen
rundherum direkt vor seinen Grenzen und trotz der noch brachialeren
Gewalt terroristischer Infiltration, die auch und gerade Russland
nicht verschont, wird der dafür verantwortliche Aggressor als
Wettbewerbspartner, als Kompetitor bezeichnet. Das nenne ich schon
mal strukturelle Gewaltfreiheit. Verträge und Abkommen zu schließen
und völkerrechtliche Bindungen einzugehen sowie auf deren Einhaltung
zu bestehen, ist für mich ein weiterer zentraler Aspekt der Sache.
UN Charta: Geist der Brüderlichkeit,
der Würde, des respektvollen Miteinander
In einer Zeit wo Moral, Ethik, jegliche
Spiritualität und alle religiösen Bindungen, die ja solches
ursprünglich als Fundament enthalten, mit sträflicher Achtlosigkeit
beiseite geschubst wurden, bleibt uns Erdbewohnern als
völkerverbindendes, friedensstiftendes Element nur noch das Recht. Das Völkerrecht ist das global verbindliche Moment, auf das wir uns alle berufen
können. Das Völkerrecht ist erwachsen aus der
UN Charta. Die Präambel formuliert das wertvolle Ziel die Menschheit von Geisel des Krieges zu befreien. Der gesamte Text spiegelt ein bestimmtes historisches Kräfteverhältnis nach
dem II. Großen Völkermorden. Dieser menschheitsgeschichtlich bedeutsame ist also nicht
meine Bibel und auch 'das letzte Wort Gottes' ist er nicht. Die CHARTA hat aber eine ähnlich einschneidende, kulturstiftende Bedeutung wie
einst in der Antike das mosaische Gebot, das durch die Charta
bestätigt und zur allgemeinverbindlichen Richtschnur wird.
Wer sie missachtet, demonstriert vor aller Welt, wes Geistes Kind er ist.
Wer sie missachtet, demonstriert vor aller Welt, wes Geistes Kind er ist.
Diese Sichtweise habe ich von dem
Kantianer und Völkerrechtler Schachtschneider erworben, der darüber
in unserer Ringvorlesung gesprochen hat. Diesen konservativen Denker
schätze ich mehr als die Postmodernen, denen zu misstrauen ich
mühsam gelernt habe. Wir leben in einer Zeit, in der die
konservativen Wertebewahrer für uns Friedenssteiterinnen Verbündete geworden sind. Die neoliberalen und die neocons
sind nämlich nicht nur Zertrümmerer alles jemals halbwegs heilen,
sie sind auch angetreten, unsere Köpfe nachhaltig zu verwirren.
Inzwischen vergreifen sie sich schon an Sokrates, so der „moderate“
Zionist und US-Bürger Isidor Feinstein alias Stone in seinem weit
verbreiteten Sokratesbuch.
Gewaltfreiheit im Sinne von Sokrates und seiner Nachfolger schließt aber rückhaltloses Infragestellen der scheinbar
unhinterfragbaren Vorstellungen durchaus ein, schließt Streitbarkeit
ein und im Extremfall auch die Bereitschaft zur
Vaterlandsverteidigung mit der Waffe in der Hand.
Waffen zu hassen und solche im eng
definierten, eindeutigen Verteidigungsfall einzusetzen, schließt
sich also ganz und gar nicht aus. Wer allerdings, wie die
postmodernen Denker ausschließt, dass es Wahrheit gibt, wer also
meint, dass es nicht nachprüfbar sei, wer Angreifer und wer
Verteidiger, wer Täter und wer Opfer, wer solcherlei Uberprüfung
als Positivsmus ablehnt, ja der mag am Ende feige kapitulieren. Aus
manchen Widersprüchen kann man sich leider nicht schadlos befreien, weil
man sich nicht aus der Zeit stehlen kann. Man muss handeln oder
untergehen, man muss sich Klarheit verschaffen oder die blutigen Konsequenzen
tragen.
Das Buch und den klaren Kopf als
Waffe einsetzen
Um also einem
zukünftigen gewaltfreien Leben miteinander zuzuarbeiten, muss ich
vor allem Klarheit in der Analyse der Situation haben. Die richtige Diagnose muss der angemessenen
Therapie vorausgehen. Natürlich müssen Theorie und Parxis konform
gehen und zwar in diesem Sinne: Begreifen der Situation und dann erst
handeln. Das setzt Faktenwissen, also konkrete, überprüfbare Kenntnisse
über die Lage voraus.
Genau diesem
Ansatz aber verweigert sich das politische Personal im Westen
durchgängig!!!! Angeblich gibt es rote und weiße Fakten, was
natürlich Humbug ist.
Westliche Demokratie auf dem Irrweg
Die westlichen
Demokratien sind schon lange keine Herrschaft des Volkes mehr, wenn
sie es jemals waren. Sind Sklaverei und koloniale Ausplünderung
etwa des Attributs demokratisch würdig ? Die „westlichen
Demokratien“ versuchen dem Rest der Welt ihr Modell überzustülpen
und zwar mit Hilfe massivster Menschenrechtsverletzungen und das seit
Jahrhunderten. Ist das als demokratisch zu qualifizieren? Mit Hilfe
der Überlegenheit ihrer Waffensysteme, ihrer Technologie haben sie
den gesamten globalen Süden niedergewalzt, ihn an seiner Entwicklung
gehindert, ihn niedergehalten, zu bösem Tun angestiftet, um danach mit
Fingern auf deren geballte Inkompetenz und ihr Barbarentum zu
zeigen.
Den Völkern des Südens Tribut
zollen
Zum globalen Süden
gehören aber auch die großen Kulturnationen Ägypten,
Griechenland, der gesamte Nahe und Mittlere Osten, Indien und vor
allem das große China. Ich glorifiziere nicht, wenn ich Wert darauf
lege, die kulturstiftende Bedeutung dieser Erdteile endlich adäquat
zur Kenntnis zu nehmen. Ich gewichte nur realtitäsgerecht um,
während man bei uns gewohnt ist, alles aus unserer Brille zu sehen.
Diese Umgewichtung ist mir vor allem durch meine Begegnungen
innerhalb der UN-Gemeinde in Genf, Brüssel, New York seit 1982
möglich geworden. Ich lese die Geschichte anders als allgemein
üblich. Das bevölkerungsreiche China hat, wie auch das nicht nur
flächenmäßig große Russland, viele Irrungen und Wirrungen
durchlaufen und seine Menschen haben schmerzlich dafür bezahlen
müssen. Solche Erfahrungen aber liefern das Mark für Lernprozesse.
Gegenwärtig profitiert die ganze Welt von deren Bereitschaft, dem
Imperium die Stirn zu bieten: klug, diplomatisch gewandt und
überwiegend gewaltfrei. Indien, dessen Staatschef Modi kürzlich zu
einem erstaunlichen Staatssbesuch in Pakistan war, muss schon wieder
durch Terrroattentate büßen. Wer wohl dahinter steckt, wer wohl
diesem ersten Aussöhnungsversuch im Wege steht?
Gewalt ist kein Naturgesetz
Natürlich ist
Gewalt kein Naturgesetz. Selbst in der wilden Natur gibt es Besipiele
für friedvollen Umgang miteinander und vernunftbegabte Menschen sind
selbstredend zu einem gütlichen, friedvollen Umang miteinander
fähig. Etwa Gegenteiliges behaupten nur die Theoretiker des
Imperiums und sie tun dies mit Nachdruck. Ihre Medien präparieren
die Menschen für die Barbarei. Was aus den üblichen Massenmedien
dringt, ist widerlichste Gewaltverherrlichung. Ihre sogenannte
Sicherheitsindustrie profitiert von der Gewalthaltigkeit, die sie
selbst künstlich immer wieder aufs Neue erzeugen muss, um ihren
Absatz zu steigern.
Russlands Eingreifen in Syrien
Russland hat sich
mehr als vier Jahre lang um die friedliche Beilegung des künstlich
von außen erzeugten Wahnsinns in Syrien bemüht, der auch und vor
allem gegen Russsland und den Iran gerichtet ist. Vorausgegangen
waren 2011 die Zerstörung Libyens und 2003 des Irak sowie die
bestialische Ermordung von deren obersten Repräsentanten. Über den
Tod Gaddhafis sagte Hillary Clinton: „Wir kamen, wir siegten und er
starb... „ und sie lacht fröhlich in Anbetracht der Pfählung
eines hilflosen Gefangenen.
Nach Libyen haben
China und Russland verstanden, dass sie auf nur diplomatischem Wege
dem Kriegskurs am Ende nicht Einhalt gebieten können. Sie haben
sich in Abwehr auf kommende Aggressionen vorbereitet.
Russland hat vor
seinem militärischen Eingreifen in Syrien auf Einladung der dortigen
Regierung
( also völkerrechtlich korrekt) und in Absprache mit den Nachbarn Iran und Irak (!) vor der UNO Ende September eine Art Neuauflage der Anti-Hitler-Koalition gegen den Terror angemahnt. Seine Regierung hat alle nur denkbaren diplomatischen Karten diesbezüglich nach allen Seiten hin ausgespielt. Ein Hinauszögern des Handelns hätte nur noch mehr Schaden angerichtet und den Re-Import des Terrors nach Russland begünstigt. Präsident Putin genießt im eigenen Land derzeit 82 % Unterstützung, ein Fakt, den man zur Kenntnis nehmen sollte.
( also völkerrechtlich korrekt) und in Absprache mit den Nachbarn Iran und Irak (!) vor der UNO Ende September eine Art Neuauflage der Anti-Hitler-Koalition gegen den Terror angemahnt. Seine Regierung hat alle nur denkbaren diplomatischen Karten diesbezüglich nach allen Seiten hin ausgespielt. Ein Hinauszögern des Handelns hätte nur noch mehr Schaden angerichtet und den Re-Import des Terrors nach Russland begünstigt. Präsident Putin genießt im eigenen Land derzeit 82 % Unterstützung, ein Fakt, den man zur Kenntnis nehmen sollte.
Am 30. September
begannen, wie vorher angekündigt, die Luftangriffe gegen die in Syrien
bis dato krebsgeschwürartig angewachsene Infrastruktur des
Terrrors, der schon 2/3 des Landes zum Opfer gefallen war. Die
Zieldaten wurde den 'Partnern' im Antiterrorkreig übermittelt. Der
Terror wurde seither erheblich zurückgedrängt. Die Bevölkerung
konnte zum Teil in ihre, wenn auch zerstörten Gebiete, zurückkehren. Wiederaufbaumaßnahmen wurden möglich.
Wer, wie Amnesty
oder Sahra Wagenknecht behauptet, auch die russischen Bomber träfen
Zivilisten oder zerstörten zivile Infrastruktur, der lügt
nachweislich. Satellitenbilder beweisen das Gegenteil.
Die Wurzeln der Gewalt ergründen
Natürlich müssen
die Wurzeln der Gewalt blosgelegt und dingfest gemacht werden. Ihre
Verursacher müssen völkerrechtlich zur Rechenschaft gezogen und dürfen nicht einfach ausgemerzt werden, wie das üblich geworden scheint. In
unserer Zeit werden die terroristischen Attentäter vor Ort
umgelegt. Die verantwortlichen Hintermänner gehen straffrei aus. Das
ist die schon gar nicht mehr neue Masche seit der Ermordung von
J.F. Kennedy. Dahinter steckt, wie man ahnt, der
militärisch-industrielle Komplex der 'einzigen Weltmacht'. Kennedy
wollte den Vietnamkrieg beenden und sich mit der Sojwetunion
verständigen. Das störte gewisse Kreise mächtig.
Die Wurzeln der
Gewalt liegen also nicht in der menschlichen Natur, wie es die
US-Ethnlogen und Anthropologen gerne hätten, sie liegen in einer
systemischen Ordnung, die es zulässt, dass man an Waffen und
„Sicherheitstechnolgie“ privat und auf Staatskosten Milliarden
verdienen kann. Diese Möglichkeit muss unterbunden werden. Die
Finanzierung des Terrors muss, wie etwa durch die Bombadierung der
illegalen Ölexporte aus Syrien in die Türkei, gestoppt werden. Wo
kein Wille ist, da muss eben ein Weg geschaffen werden.
Die Gender Frage und der Kampf um
eine friedliche Weltordnung
Die Genderfrage
ist ein Feld auf dem uns die US-“Wissenschaft“ ein weiters Fiasko
bereitet hat. Ich kann das sehr schön verfolgen am Beispiel meiner
einst ruhmreichen und in der Friedensfrage wirklich jahrzentelang
sehr engagierten Frauenliga. Die mutigen Pionierinnen dieser
Vereinigung waren professionelle, emanzipierte, zum Teil lesbische
Vordenkerinnen und Akteurinnen im Zeichen der Gewaltfreiheit. Letzteres erhoben sie aber nicht zum politischen Programm. Sie standen
im regen Austausch mit Männern wie Barbusse, Einstein, Ghandi.
Heute ist das
Friedensthema fast komplett aus ihren Reihen entsorgt zugunsten der
'Frauen nach vorn' und 'Homosexualität ist in' Thematik. Ich halte
das für fatal, doch dazu ein ander Mal ausführlich. Es gibt aber - empirisch im Sinne einer positiven Wissenschaft überprüfbar - sehr viele
kriegerische Frauen in Spitzenpositionen, vor allem von den USA
beauftragte, kinderlose Karrrierefrauen.
Liebe FREUNDIN,
nach wie vor sehe ich, dass das Anliegen und im Grunde auch der
Denkansatz, der humanistisch-friedfertige uns ein. Was uns trennt, ist die
durchlebte Zeit und die unterschiedlichen Schulen, die wir
durchlaufen haben. Obwohl ich eine Generation jünger bin, bin ich
denkerisch ein Kind der älteren Schule. Ich empfinde es als Glück, früher als Du die entscheidenden Fächer studiert zu haben, wissenschaftlich noch an alten Grundsätzen orientiert.
Dessen ungeachtet habe auch ich die amerikanische Politikwissenschaft
in Freiburg im Grundstudium kennengelernt. Ich bin dann aber nach Marburg
zur Abendroth-Schule gewechselt, weil ich bewusst nach etwas anderem
gesucht habe.
Was uns vielleicht über die Denkschulen hinaus trennen mag, ist die Klassenfrage. Meine Wurzeln
liegen im Proletariat, meine Hoffnung ruht auf den Elenden und
Entrechteten dieser Erde. Der Mittelstand bietet uns keine
Perspektive und schon gar nicht die Bourgeosie der Gehobenen.
Du bist als im Rahmen deiner Klasse oder nenne es Schicht Geborene, die berühmte Ausnahme. Auf Grund von besonderen Bedingungen die Dein Leben Dir abverlangte, bist Du offen und wirklich auf der Suche. Das ist sehr schön und lässt auf einen produktiven Fortgang unseres Dialoges hoffen.
Du bist als im Rahmen deiner Klasse oder nenne es Schicht Geborene, die berühmte Ausnahme. Auf Grund von besonderen Bedingungen die Dein Leben Dir abverlangte, bist Du offen und wirklich auf der Suche. Das ist sehr schön und lässt auf einen produktiven Fortgang unseres Dialoges hoffen.
IRENE ECKERT
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