PALÄSTINA
Der Nahe Osten gilt als eine der wasserärmsten Regionen der Welt. Tatsächlich ist aber das natürliche Wasserangebot höchst heterogen verteilt. So fallen z.B. in Gaza nur rund 300mm Regen pro Jahr, während auf den vorwiegend besiedelten Höhen der West Bank (Nablus, Ramallah, Jerusalem, Bethlehem) mehr Regen fällt als in Berlin, Paris oder London.
Seit Beginn seiner Militärbesatzung hat Israel sämtliche Wasserressourcen unter seine exklusive Kontrolle gestellt – durch Miltärerlasse, sogenannte Military Orders (MO 92, Aug/67; MO 158 Nov/67). Palästineser brauchen danach für jegliche Arbeiten im Wasserbereich Erlaubnisscheine (permits), die ihnen jedoch regelmäßig verweigert werden:
So ist die Zahl der seit 1967 bis zu den Oslo-Abkommen 1993/1995 gebohrten neuen palästinensischen Brunnen im größten, produktivsten und frischesten Grundwasserbecken, dem sogenannten Westlichen Aquifer exakt null und seit Oslo-II wiederum null.
So brauchen Palästinenser selbst für Reparaturen und Ausbesserungen bestehender Brunnen israelische Militärpermits. 140 alten landwirtschaftlichen Bewässerungsbrunnen aus jordanischer Zeit werden von Israel solche permits verweigert. Die Gesamtmenge des palästinensischen Wasserzugangs sinkt beständig.
So zerstört Israel sogar inzwischen routinemäßig alte Regensammelzisternen, da diese nach geltendem Militärrecht als illegal betrachtet werden.
Die Siedler selbst kontrollieren keinen Tropfen - das ist alles der israelische Staat selbst (Mekorot als staatliche Wasserfirma und die militärische Civil Administration als staatlicher Arm der Armee). Jedes settlement, jeder "illegale" Outpost wird von Mekorot versorgt.
Von den Grundwassermengen, die der West Bank entspringen und die nach Israel hinein fließen, entnehmen die Palästinenser daher gerade einmal 11%. Fast 90% sind exklusiv für Israel.
Aus diesen rein politischen Gründen spitzt sich die Wasserkrise in der wasserreichen West Bank von Jahr zu Jahr zu. Fast 20% der Gemeinden sind – nach 45 Jahren Besatzung - an kein Wassernetz angeschlossen, während ihre Nachbarn in illegalen Siedlungen und Outposts innerhalb von ein paar Wochen angeschlossen sind. Selbst angeschlossene Gemeinden können palästinensische Wasserwerke lediglich mit 73 Litern pro Kopf und Tag versorgen. Fast eine Million Palästinenser haben nicht einmal 60 Liter Wasser täglich garantiert.
Der Wasserraub und die systematische Diskriminierung in Zugang und Versorgung sind integraler Bestandteil und verstärken die Ungerechtigkeit der Besatzung, die nicht nur zu tiefen ökonomischen und gesundheitlichen Schäden führt. Die andauernde Verweigerung selbst minimaler Versorgungsmengen macht ein Leben in Würde unmöglich. Allerdings hat, entgegen landläufiger Meinung, dies kaum zu Gewaltausbrüchen geführt; statt dessen wachsen und greifen still Perspektivlosigkeit und Ohnmachtsempfinden um sich. Der Weltfriedensdienst unterstützt seit 45 Jahren Menschen in den besetzten Gebieten, die gewaltfrei Widerstand leisten.
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