Monday, May 4, 2015

Mit hochradioaktiven Uran-Geschossen gegen russische Panzer ?

 
Soll Militär wieder Ton angeben?
Von Rudolf Hänsel
Geehrter Herr Dr. Hans Rühle!
Sie plädierten in der „Welt am Sonntag“ vom 26.04.15 für eine Ausrüstung der Leopard-2-Panzer der Bundeswehr mit hochradioaktiver Uran-Munition für „den Kampf gegen den russischen Panzer T90“. Sie setzen sich also als Experte für Massenvernichtungswaffen wegen eines angeblich bevorstehenden Kampfs gegen russische Panzer für die Anschaffung einer Massenvernichtungs- bzw. Ausrottungswaffe ein, deren Ächtung wegen seiner verheerenden Folgen für Soldaten, Zivilbevölkerung und Umwelt seit Jahren international gefordert wird. In wessen Auftrag tun Sie dies? Erlauben Sie mir, Ihnen als Mitbürger, der nach den unvorstellbaren Gräueln der Nazi-Diktatur in der Hoffnung aufwuchs, dass nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen würde, zu sagen, was ich empfand, als ich Ihren manipulativen Artikel las.
Als aufgeklärter Bürger, der sich seit vielen Jahren mit der völkerrechtswidrigen Kriegsführung der USA-NATO mit Uranmunition vor allem in Serbien, in Afghanistan, in Somalia und im Irak auseinandersetzt, war ich entsetzt, empört und zugleich menschlich beschämt ob einer solch perversen und skrupellosen Forderung eines Juristen, der wider besseren Wissens von einer „nur minimal strahlenden“ Uran-Munition spricht. Ich muss es so deutlich sagen!
Von Professor Siegwart-Horst Günter, dem inzwischen verstorbenen „Vater der Bewegung gegen Uranwaffen“, vom Filmemacher Frieder Wagner („Deadly Dust“ /„Todesstaub“) und von engen Freunden aus den genannten Kriegsgebieten wurde ich bereits in den 90er Jahren aus erster Hand informiert über epidemisch auftretende Missbildungen bei Neugeborenen und sehr hohe Raten von Leukämie und andere multiple Krebsarten als Folge des radioaktiven, hochgiftigen Staubs beim Aufschlag und der Explosion der Uran-Geschosse sowohl bei den beteiligten Soldaten und deren Ehefrauen als auch bei der jeweiligen Zivilbevölkerung (alles im Internet nachzulesen!). 
Serbische Experten haben die Konsequenzen der NATO-Bombardierung ihres Landes 1999 wissenschaftlich ausgewertet und in einem Buch mit dem Titel „Crime in War – Genocide in Peace“ (Verbrechen im Krieg – Völkermord im Frieden) niedergeschrieben. Nach einer verbrecherischen Kriegsführung beginnt – oft zehn oder mehr Jahre nachdem die Soldateska abgezogen ist – ein weiteres endloses Sterben des geschundenen Volkes. Auch das Entlaubungsmittel „Agent Orange“, mit dem die USA das vietnamesische Volk in den 70er Jahren vergiftete, ist bis heute – also noch 40 Jahre danach – eine tödliche Waffe.
Da die von Ihnen geforderte Munition für deutsche Panzer aus abgehärtetem Uran (Depleted Uranium – DU) wie auch die in den beiden Weltkriegen eingesetzten chemischen Waffen bzw. Gase eine deutsche Erfindung sind, wird man an den Dokumentarfilm und das Buch über die Jugendvernichtung in Nazi-Deutschland mit dem Titel „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ erinnert. Soll das weiter von Deutschland behauptet werden können? Die permanente Kriegshetze unverantwortlicher Politiker, Militärs und Journalisten gegen Russland und Ihre Forderung nach dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen lassen das befürchten.
Die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel stimmten im Dezember 2014 gegen eine von der UN-Vollversammlung eingebrachte Resolution, den Ländern, die unter den Folgen von Uran-Munition leiden, internationale Unterstützung zuzusichern – und lehnten damit ihre eigene Verantwortung für den Einsatz von DU-Munition ab. Mit dem sehr wahrscheinlichen Einsatz dieser Munition bei den jüngsten US-Angriffen gegen den „Islamischen Staat“ in Syrien und im Irak sowie der Verlegung von A-10 Erdkampfflugzeugen (ausgerüstet mit Uran-Munition) von den USA nach Osteuropa kann also die völkerrechtswidrige Kriegsführung „munter“ weiter betrieben werden. Doch zumindest Deutschland sollte hier „vorbildlich sein und keine Uran-Munition verwenden“ – wie es die SPD bis jetzt fordert.
Herr Rühle, Sie haben in dem erwähnten Artikel auch geschrieben, dass man diese Uranmunition schon vor über 30 Jahren hätte anschaffen wollen, dies aber politisch nicht durchsetzbar gewesen sei, weil in den frühen 80er-Jahren „die Friedensbewegung den Ton angab“. Sollte Ihrer Meinung nach heute – exakt 70 Jahre nach Ende der Nazi-Diktatur – wieder das Militär den Ton angeben? Sind Sie der Meinung, dass die unaufhörliche Kriegspropaganda bereits so gewirkt hat bei uns Bürgern, dass wir Ihrer menschenverachtenden Forderung zustimmen würden? Nein! Man kann uns nicht endlos belügen, täuschen, manipulieren. Wir werden als aufgeschreckte mündige Bürger die Entwicklung weiter verfolgen.
Wenn wir Bürger uns daran gewöhnen, dergleichen widerspruchslos hinzunehmen, gibt es nichts mehr, was wir nicht hinnehmen.
Dr. Rudolf Hänsel aus Lindau (Bodensee) hat diesen Offenen Brief einige Tage vor dem 8. Mai 2015, dem Gedenktag an die Befreiung Deutschlands von der Nazi-Diktatur geschrieben.
Er ist Diplompsychologe und Erziehungswissenschaftler. Sie erreichen ihn unter www.psychologische-menschenkenntnis.de
vo tv-orang am 3. Mai 2015 11:46

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