In der Wochenendausgabe vom 21./22.
März 2015 lancierte die Tageszeitung junge Welt den bisher
massivsten Angriff gegen die sogenannte „neue“ Friedensbewegung.
Diesmal durfte Monty Schädel, seines Zeichens seit 2007 politischer
Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), um sich schlagen und alle
Friedensbewegten aus den von ihm nicht gebilligten Gruppen, wie z.B.
die „Montagsmahnwachen für den Frieden“, als verkappte Rechte
oder noch Schlimmeres denunzieren.
Das unter dem Titel »Der ›
Friedenswinter‹ macht die Friedensbewegung kaputt«
https://www.jungewelt.de/2015/03-21/005.php
veröffentlichte Interview wurde von Stefan Huth (stellvertretender
Chefredakteur) und Sebastian Carlens (Redakteur Ressort Innenpolitik)
geführt und durch die „Doppelpack-Formel“ entsprechend
aufgewertet. Zugleich flankierte der jW-Redakteur Carlens den Angriff
Schädels mit einem eigenen Beitrag. In einem für Laien sicherlich
sehr wissenschaftlich klingenden, aber dennoch genauso manipulativen
wie wirren Traktat erklärt Carlens die "alte"
Friedensbewegung kurzum für tot und die "neue" für
„rechts“. Als Schlussfolgerung daraus empfiehlt er allen
Friedensbewegten im Land, nichts zu tun und auf die Konsolidierung
und das Gegenangebot der „organisierten, revolutionären Linken“
zu warten. (Siehe „Formierte Gegenaufklärung“,
https://www.jungewelt.de/2015/03-21/010.php
)
In Sorge um den weiteren Weg der jungen
Welt hat die erneute Attacke auf die "neue"
Friedensbewegung inzwischen weite Kreise gezogen. Sowohl für
organisierte als nicht organisierte Linke und Friedensbewegte ist die
jW viel zu wichtig, um über die oben erwähnten beiden Beiträge
schweigend hinwegzusehen, zumal die Redaktion der Zeitung – wenig
souverän – verhindert hat, dass eine Debatte darüber in der jW
stattfinden kann. Deshalb muss dies nun über andere Kanäle
geschehen. Dessen ungeachtet versteht es sich von selbst, dass die
nachfolgende Kritik als eine mit der Zeitung solidarische ist.
Zu anderen Zeiten wäre man womöglich
geneigt, das Ganze als Sturm im Wasserglas abzutun. Aber heute
geschieht all dies vor dem Hintergrund weltweit sich zuspitzender
Kriegsgefahren, vor allem zwei Flugstunden entfernt in der Ukraine.
Zugleich hat die Friedensbewegung große Schwierigkeiten, das große
Antikriegspotential in unserem Land auf die Straße zu bringen. Noch
unlängst hatte Ex-CDU Minister Norbert Röttgen, seit 2014
Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschusses des Bundestags, in
einer vom Deutschlandfunk übertragenen Diskussion über
Auslandseinsätze der Bundeswehr heftig beklagt, dass alle Umfragen
bestätigen, dass stabile 60 Prozent der Bevölkerung bewaffnete
Interventionen im Ausland strikt ablehnen.
Angriffe auf die
Friedensbewegung
Aufgabe der Friedensbewegung müsste es
daher sein, mit allen alten und neuen Kräften wenigstens Teile
dieses in der Bevölkerung vorhandenen Potentials zu mobilisieren.
Statt sich aber auf diese Aufgabe zu konzentrieren, haben sich Monty
Schädel und seine Anhänger mit medialer Unterstützung von taz aber
auch von der jW vorrangig damit beschäftigt, die bereits erzielten
Achtungserfolge einer Aktionseinheit der "alten" und
"neuen" Friedensbewegung (z.B. im Friedenswinter) ohne
konkreten Nachweis als rechtslastig und rassistisch zu denunzieren,
auszugrenzen, Gräben zu vertiefen und weiter zu spalten.
In der aktuellen „Zeitung gegen den
Krieg“ (Nr. 39), spricht Schädel sogar allen Gruppen, die
„außerhalb“ der ‚alten’ Friedensbewegung stehen „und nicht
zum linken Lager zu rechnen sind“ jegliche ernsthafte Sorge um den
Frieden ab. Denn wenn diese Gruppen Themen wie ‚Widerstand gegen
den Krieg’ und ‚Frieden’ aufgreifen, dann „geht es ihnen
dabei oft nicht wirklich um humanistische Ziele, sondern darum, mit
Forderungen und Formulierungen aus unserer Bewegung Menschen
anzusprechen und unsere Strukturen zu nutzen“, um auf diese Weise
„Positionen zu verbreiten, die als geschichtsverklärend,
nationalistisch, antisemitisch, rassistisch oder esoterisch
bezeichnet werden müssen. Diese Gruppe treffen wir überwiegend in
den sogenannten „Mahnwachen für den Frieden“, so der DFG-VK
Geschäftsführer.
In derselben Ausgabe der Zeitung gegen
den Krieg bezeichnet Schädel Menschen aus dem bürgerlichen Lager,
die um den Frieden besorgt sind, als „Querfrontler“. Diese
verfolgten „eine Strategie der Gleichmacherei politischer
Unterschiede“ und „der angeblichen Gleichheit von rechter und
linker Kapitalismus- und Gesellschaftskritik“. Auch mit solchen
Leuten darf man sich laut Schädel nicht einlassen, um gemeinsam
gegen Kriegsvorbereitungen zu demonstrieren. Im Umkehrschluss
bedeutet das: lieber mit einer kleinen, erlesenen Gruppe von linken
Gerechten zur Selbstbefriedigung 'Flagge zeigen' als gemeinsam mit
bürgerlichen und anderen, nicht-linken Friedensbewegten in einer
großen Menge aufzutreten um den notwendigen politischen Druck zu
erzeugen.
Immerhin räumt Schädel auf den
Vorhalt der jW-Interviewer ein gewisses eigenes Versagen ein,
erstens, weil im vergangenen Jahr die traditionelle Friedensbewegung
nicht so viele Menschen zu den Ostermärschen angezogen hat wie die
Montagsmahnwachen, und zweitens, weil sie sich „über den Krieg in
der Ukraine in Schweigen gehüllt oder Äquidistanz geübt“ hat.
„Wir haben auf die Eskalation in der Ukraine nicht reagiert, wir
haben in dieser Situation als Friedensbewegung in der Bundesrepublik
versagt“, so Schädel. Der damit indirekt erhobene Anspruch auf
Alleinvertretung der gesamten traditionellen Friedensbewegung blieb
jedoch nicht ohne Widerspruch des Deutschen Freidenker-Verbands,
einer der ältesten deutschen Friedensorganisationen, die in der
Ukraine-Krise das Notwendige und Mögliche getan hat.
Für sein eigenes Unvermögen macht
Schädel allerdings mit bestechender Logik nicht sich selbst sondern
die „neue“ Friedensbewegung verantwortlich: „Wir müssen uns
ständig gegen alles Mögliche, gegen Pegida und Endgame, gegen
Elsässer und andere Rechte [gemeint sind Mahnwachen, Friedenswinter,
usw.] abgrenzen, das blockiert uns in unserer Arbeit.“ … „Wir
haben einfach keine Leute mobilisieren können, das haben andere für
sich genutzt. … Der »Friedenswinter« macht so die
Friedensbewegung kaputt“. Schädels hilflose Argumentation erinnert
an einen Schüler, der die Schuld für seine Fünf in der
Klassenarbeit dem Mitschüler gibt, der eine Zwei geschrieben hat.
Seine „alte“ Friedensbewegung habe
sich sogar „selbst blockiert“, so Schädel, weil man sich in den
vergangenen Wochen und Monaten immer wieder darüber
auseinandersetzen musste, „was Faschismus ist, was rechts
bedeutet“. „Und das in einer Phase, wo die Kriegsgefahr wächst?“,
fragte die jW. „Richtig“, antwortet Schädel, „ohne deutliche
Abgrenzung nach rechts geht Friedensbewegung nicht!“
Abgrenzung nach rechts ist also
wichtiger als gegen den Krieg zu mobilisieren, eine sektiererische
Position, die von den jW- Interviewern nicht hinterfragt wird. Und
was „rechts“ ist bestimmt Schädel natürlich selbst. Aber
darüber reden, was rechts ist, will er nicht. Beim Berliner
Ostermarsch 2015 sagte er gegenüber der taz
(http://www.taz.de/!157667/
): „Ich will nicht öffentlich diskutieren, was rechts ist, was
Faschismus ist. Das sind nicht meine Diskussionen, und sie sind einer
Friedensbewegung unwürdig.“ Aber offensichtlich erscheint es
Schädel der Friedensbewegung würdig, öffentlich andere
Friedensaktivisten sogar namentlich als rechts zu denunzieren, was
inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden ist.
Sehen Schädel, seine Anhänger und
seine medialen Unterstützer nicht, welche Wirkung der Rufmord an
bekannten Protagonisten der Montagsmahnwachen auf junge,
gewaltbereite Hitzköpfe aus linkssektiererischen und/oder
antideutschen Gruppen hat? Die Folgen dieser sträflichen
Anstiftungen hat der zum Erz-Bösewicht aufgebaute Ken Jebsen
inzwischen am eigenen Leib zu spüren bekommen. In den letzten
Monaten und Wochen wurde er wiederholt und mit zunehmender Häufigkeit
von kleinen Gruppen „linker“ Gewaltextremisten als Nazi
beschimpft und mit abgeschlagenen Flaschenhälsen und
Baseballschläger physisch bedroht, nicht nur bei Demos und
Kundgebungen, sondern auch beim Einkaufen mit Ehefrau und Kindern.
Vollkommen unverständlich sind die
jüngsten jW-Attacken gegen Ken Jebsen vor dem Hintergrund der
Tatsache, dass auf Vermittlung des Autors dieser Zeilen am 16.
Februar d.J. in seinem Beisein ein fast vier Stunden langes Gespräch
zwischen Jebsen und dem Chefredakteur der jW, Arnold Schölzel,
stattgefunden hatte. Dabei wurden so gut wie alle relevanten
Themenkomplexe besprochen. Am Ende gab Arnold Schölzel der Meinung
Ausdruck, dass Ken Jebsen zwar kein Marxist, aber bestimmt auch kein
Rechter sei und er kein Gegner sondern ein potentieller Partner im
Kampf für den Frieden und gegen soziale Ausbeutung sein könnte.
Daher lud er ihn zu einem weiterführenden Gespräch mit anderen
Kollegen in die jW-Redaktion ein. Zu diesem Treffen ist es dann
jedoch nicht gekommen. Stattdessen eröffnete die jW am 21/22 März
die hier diskutierte neue Schlammschlacht gegen die „neue“
Friedensbewegung und gegen Ken Jebsen. Gegen Letzteren hat sich
jW-Redakteur Carlens besonders hervorgetan, indem er durch eine
geschickte Text-Manipulation Jebsen in die Nähe von Hitler rückte.
Manipulation statt
Aufklärung
Durch eine unbedachte Bemerkung bei
einer Rede habe sich Jebsen „selbst demaskiert“, so Carlens. Mit
seiner Bezugnahme auf den französischen Ethnologen und Soziologen
Gustave Le Bon habe Jebsen seine „Verachtung der Massen, damit auch
die seines eigenen Publikums … und die Manipulierbarkeit der
Straße“ zum Ausdruck gebracht. In der Jebsen zugeschriebenen
Passage heißt es, dass Gustave le Bon schon vor über 100 Jahren
„verdammt richtig“ lag, als er schrieb: „Die Massen urteilen
gar nicht oder falsch. Die Urteile, die die Massen annehmen, sind nur
aufgedrängte, niemals geprüfte Urteile“. Und dann setzt Carlens
zum Todesstoß an, indem er schreibt, dass Gustave le Bon noch „ganz
anderen Leuten als Stichwortgeber“ gedient habe. Dafür präsentiert
er ein Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ und folgert daraus, dass es
„kein Zufall ist, dass dieser heute vergessene Schriftsteller
[Gustave le Bon] bei Jebsen seinen späten Widerhall findet“. Dass
Gustave le Bon zum Thema Massenpsychologie ein zeitgenössisches
Standardwerk geschrieben hatte aus dem auch bekannte Persönlichkeiten
wie Max Weber zitierten, lässt Carlens dezent unter den Tisch
fallen.
Das ist hinterhältigste Manipulation.
Es sind die Konzerne, ihre Politiker und ihre Mainstreammedien, die –
von Gustave le Bon abgeleitet – die Massen verachten und an die
„Manipulierbarkeit der Straße“ glauben. Es war dieser
Zusammenhang, in dem Jebsen Gustave le Bon erwähnt hatte. Dagegen
besteht Jebsens eigene Hauptbotschaft bei all seinen Auftritten in
dem Aufruf an seine Zuhörer: „Lasst euch nicht manipulieren!
Informiert Euch selbst! Denkt für euch selbst! Widersprecht!“
„Sie lügen wie gedruckt. Wir drucken
wie sie lügen.“ Diese selbst gestellte Handlungsmaxime hat die
junge Welt immer wieder mit Bravour erfüllt, wenn es darum geht, mit
fundierten Recherchen und Belegen die oft raffinierten
Nachrichtenmanipulationen der selbsternannten Eliten in Politik und
Wirtschaft und deren medialen Wasserträger zu entlarven. Was
jW-Redakteur Carlens jedoch hier präsentiert hat, ist unzweifelhaft
der perfideste Teil der jW-Schmähschrift gegen die „neue“
Friedensbewegung. Damit konterkariert er die Handlungsmaxime der
Zeitung. (Eine umfassendere Einschätzung des Carlens-Artikels von
Andreas Wehr vom Marx-Engels-Zentrum Berlin, ebenfalls langjähriger
Autor der jW, ist hier zu finden:
http://www.andreas-wehr.eu/anmerkungen-zu-dem-artikel-formierte-gegenaufklaerung-in-der-zeitung-junge-welt-vom-2122-maerz-2015.html)
Wie erklärt sich dieser Ausfall? Ist
es ein einmaliger redaktioneller Ausrutscher? Keineswegs. Laut
Aussage des Geschäftsführers der jungen Welt, Dietmar Koschmieder,
auf einer Veranstaltung des Marx-Engels-Zentrums Berlin am 26.03.15
gibt der Beitrag von Sebastian Carlens die Meinung der gesamten
Redaktion wieder. Allerdings hat Koschmieder dies später in einem
Schreiben an Andreas Wehr dahingehend relativiert, dass der
Carlens-Text das spiegelt, „was wir hier in der [jW] Redaktion
diskutiert haben und auch das, was hier klarer Konsens ist“.
Allerdings räumt er dann ein, dass es unter den 60 Leuten in Verlag
und Redaktion auch „vereinzelt andere Auffassungen“ gibt.
Vielfalt macht die
Friedensbewegung stark.
Zusammenfassend ist folgendes
festzustellen: Wenn sich Anfang der 1980er Jahre die Organisatoren
der damaligen Friedensbewegung gegen die nukleare Aufrüstung der
NATO so verhalten hätten wie heute DFG-VK-Chef Schädel, dann wäre
es nie zu Massendemonstrationen wie im Bonner Hofgarten mit fast
einer halben Million Menschen gekommen. Offensichtlich haben weder
Schädel und seine Anhänger, noch seine medialen Unterstützer von
der Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Friedensbewegung, die
Massen auf die Strasse bringt, eine Ahnung.
Die große Stärke der Organisatoren
der erfolgreichen Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre lag darin,
dass sie die friedensbewegten Menschen unterschiedlichster
Sozialisierung und Weltanschauungen, von links außen bis streng
konservativ, aus diversen Organisationen, Gruppen,
Parteigliederungen, Kirchen, usw. punktuell zur Sicherung des
Friedens zusammengebracht haben. Dagegen versteigen sich heute Monty
Schädel, seine Anhänger und seine medialen Helfer darauf, die
traditionelle Friedensbewegung ausschließlich eng „links“ zu
definieren und zugleich alle anderen auszugrenzen. Zugleich maßen
sie sich an, für die gesamte „alte“ Friedensbewegung zu sprechen
und zu bestimmen, was diese zu tun und zu lassen hat.
Die von den sogenannten Antideutschen
und anderen nützlichen Idioten der Kriegstreiber mit Hilfe von
Leuten wie Monty Schädel und Sebastian Carlens in die
Friedensbewegung hineingebrachten Auseinandersetzungen um die
Mahnwachen und um den „Friedenswinter“ sollen „alte“ und
„neue“ Friedensbewegung voneinander trennen und Letztere
marginalisieren. Wenn jemand den Auftrag gehabt hätte, das
Zustandekommen einer wirkungsvollen Friedensbewegung als politische
Kraft in unserem Land zu verhindern, hätte er sicherlich keine
bessere Arbeit leisten können. Niemandem der hier namentlich
Genannten soll unterstellt werden, bewusst für dieses Ziel zu
arbeiten. Aber das ändert nichts am Nettoergebnis der Spaltungs- und
Ausgrenzungspolitik.
Wie weiter?
Der Autor dieser Zeilen hat jahrelang
bis in die jüngste Vergangenheit regelmäßig und viel in der jW
veröffentlicht. Nach Lektüre der beiden oben kritisierten Artikel
hatte er die Redaktion um Platz in der Zeitung gebeten, um etliche
der von Schädel und Carlens gemachten Aussagen und Behauptungen zu
kommentieren. Die Absage der Redaktion war unmissverständlich: „Nach
den Beiträgen vom vergangenen Wochenende haben wir sehr viele
Zuschriften erhalten – mit Argumenten, die in verschiedenste
Richtungen gehen. Eine Debatte wollten wir zum Thema nicht
organisieren“, gezeichnet Stefan (Huth)
Die jW hat offensichtlich einen auch in
der eigenen Leserschaft sehr kontrovers empfundenen Angriff gegen die
neue Friedensbewegung geführt, aber eine Debatte darüber will sie
nicht zulassen. Dies dürfte von der Leserschaft „nicht gerade als
souverän empfunden werden“, schrieb ich in meiner Mail zurück,
zumal „die Debatte trotzdem stattfinden wird, wenn auch woanders.“
Ich will mit diesem Brief an die
Redaktion appellieren, der Diskussion über die kontroversen
Sichtweisen Raum in der Zeitung einzuräumen, damit sie dort
stattfinden kann, wo sie hingehört. Dies ist im Sinne eines letzten
Appells zu verstehen, da die Debatte andernfalls tatsächlich an
anderer Stelle geführt wird. Aber dann wird sie sich nicht mehr nur
alleine auf die Aussagen von Schädel oder Carlens beziehen, sondern
zwangsläufig auch die Rolle der jW als ex-cathedra-Verkünderin der
Positionen dieser beiden ins Visier der Kritik rücken.
Gezeichnet, Rainer Rupp
Sbg., den 9.4. 2015
Nachfolgend die Kopie der Mail von
Rainer Rupp an die jW-Redaktion. Er hat diese Mail offensichtlich in
der vergeblichen Hoffnung geschrieben, die führenden
Redaktionsmitglieder doch noch zum Nachdenken zu animieren. Aber die
Redaktion ignorierte Rupps Brief komplett, keine Nachricht, weder
telefonisch noch schriftlich. Stattdessen hat die jW am Mittwoch den
15.4. mit einem weiteren Angriff auf die ideologisch nicht konformen
Gruppen der Friedensbewegung geantwortet. Unter dem Titel „Zweierlei
Querfront“ kommt der Autor Leander Sukov zum Schluss, dass „eine
Linke, die weder im Reformismus noch im Nationalbolschewismus landen
will, beide Querfronten“, nämlich eine von links und eine von
rechts „bekämpfen muss.“ Wie zum Hohn bezeichnet die Redaktion
dieses grandios konfuse Werk, als „Debattenbeitrag“. Allerdings
hatte die Redaktion Rupp einen Beitrag verwehrt, mit dem Hinweis,
dass sie keine Debatte zu diesem Thema wollte.
Sie hierzu auch Rupps Mail an die
jW-Redaktion:
An
die Redaktionsmitglieder der jungen Welt.
Die jW hat in der Wochenendausgabe vom
21./22. März 2015 eine äußerst kontroverse Meinung zur
Friedenbewegung veröffentlicht. Die Redaktion hat dabei ihre
Position ex-cathedra als die einzig Richtige erklärt. Auf meine
Bitte, mir Platz für eine davon abweichende Meinung zu geben, wurde
mir kurz und knapp mitgeteilt, dass eine Debatte über dieses Thema
nicht stattfinden werde. Daher habe ich mich entschlossen, meine
beigefügte Streitschrift zu diesem Thema woanders zu
veröffentlichen. Das soll am Mittwoch kommender Woche (15. April)
geschehen.
Der Fairness halber schicke ich Euch
vorweg meinen Text. Das geschieht auch in der Hoffnung, dass meine
Argumente nochmals zum Nach- und besser noch zum Umdenken animieren
und zwar dahin gehend, dass sich die Redaktion nicht weiterhin
diskussionslos als Verfechterin der einzig richtigen Wahrheit allen
anderen Meinungen verschließt, sondern die jW als Diskussionsforum
für dieses auch innerhalb der Leserschaft sehr kontrovers
empfundenen Thema öffnet. In letzterem Fall würde ich meine
beigefügte Streitschrift lieber auf der Thema-Seite der j.W.
veröffentlicht sehen.
Mit der Öffnung der Zeitung zum
Diskussionsforum über die Friedensbewegung und der damit
hergestellten „Waffengleichheit“ aller an der Debatte Beteiligten
wäre jede weitere Kritik am Verhalten der Redaktion obsolet und die
Diskussion könnte sich ausschließlich auf den Inhalt der jeweiligen
Beiträge beziehen.
In Erwartung einer Nachricht von Euch
verbleibe ich in Erinnerung an eine jahrelange, gute Zusammenarbeit
mit besten Grüssen,
Rainer Rupp
Sbg., den 10. 4. 2015
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