Der Bürgerkrieg in Syrien tritt bald in sein fünftes Jahr, und ein Ende ist nicht in Sicht. Am 20. Januar traf der Redaktionsleiter von Foreign Affairs, Jonathan Tepperman, den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in Damaskus, um mit ihm in einem exklusiven Interview über den Konflikt zu sprechen.
Jonathan Tepperman, Foreign Affairs: Ich möchte mit einer Frage zum Krieg beginnen. Er dauert nun schon fast vier Jahre, und Sie kennen die Statistiken: Laut Uno sind über 200 000 Menschen getötet worden, eine Million wurde verletzt, und mehr als drei Millionen Syrer sind aus dem Land geflohen. Ihre Streitkräfte haben auch schwere Verluste erlitten. Der Krieg kann nicht ewig weitergehen. Wie kann der Krieg Ihrer Meinung nach ein Ende finden?
Bashar al-Assad: Alle Kriege irgendwo auf der Welt haben mit einer politischen Lösung geendet, weil Krieg selber nicht die Lösung ist; Krieg ist eines der Instrumente der Politik. Daher beendet man ihn mit einer politischen Lösung. So sehen wir das. Das ist die Überschrift.
Sie denken nicht, dass dieser Krieg militärisch endet?
Nein. Jeder Krieg endet mit einer politischen Lösung.
Ihr Land ist zunehmend aufgespalten in drei Mini-Staaten: Einer wird von der Regierung kontrolliert, einen kontrolliert der ISIS und Jabat al-Nusra, und einer wird von der eher säkularen sunnitischen und kurdischen Opposition kontrolliert. Wie wollen Sie Syrien je wieder zusammenbringen?
Zuerst einmal ist dieses Bild falsch, denn Sie können nicht über Mini-Staaten sprechen, ohne über die Menschen zu sprechen, die in diesen Staaten leben. Die syrische Bevölkerung ist noch immer für die Einheit Syriens; die Menschen unterstützen die Regierung noch immer. Die Gruppierungen, auf die Sie sich beziehen, kontrollieren einige Gebiete, aber sie bewegen sich von einem Ort zum nächsten – sie sind nicht stabil, und es bestehen keine klaren Trennlinien zwischen den verschiedenen Kräften. Manchmal vermischen sie sich miteinander, und sie verschieben sich. Aber die Hauptfrage ist die Bevölkerung. Die Bevölkerung unterstützt den Staat noch immer, unabhängig davon, ob sie ihn politisch unterstützt oder nicht; ich will damit sagen, dass sie den Staat als Repräsentanten der Einheit Syriens unterstützt. Solange das Volk da ist, das an die Einheit Syriens glaubt, kann jede Regierung und jeder Amtsträger Syrien vereinigen. Wenn das Volk in zwei, drei oder vier Gruppen gespalten ist, kann niemand dieses Land einigen. So sehen wir das.
Sie denken wirklich, dass die Sunniten und Kurden noch immer an ein vereintes Syrien glauben?
Wenn Sie heute nach Damaskus gehen, können Sie alle, sagen wir Färbungen unserer Gesellschaft zusammenleben sehen. Daher basieren die Aufteilungen in Syrien nicht auf konfessionellen oder ethnischen Grundlagen. Und selbst im kurdischen Gebiet, von dem Sie sprechen, haben wir zwei unterschiedliche Färbungen: Es gibt dort mehr Araber als Kurden. Es geht daher nicht um Ethnien, es geht um die Gruppierungen, die gewisse Gebiete militärisch kontrollieren.
Vor einem Jahr haben sowohl die Opposition als auch ausländische Regierungen darauf bestanden, dass Sie als eine Voraussetzung für Gespräche zurücktreten. Das tun sie nicht mehr. Diplomaten suchen nun nach einer Zwischenlösung, die Ihnen erlauben würde, weiterhin eine Rolle zu spielen. Gerade heute [20.1.2015] stand in der «New York Times» ein Artikel, der von verstärkter US-Unterstützung für die Friedensinitiativen Russlands und der Uno sprach. Der Artikel erwähnt «den stillschweigenden Rückzug des Westens von seinen Forderungen, dass Syriens Präsident sofort zurücktritt». Sind Sie angesichts dieser Veränderung in der Haltung des Westens heute offener für eine Verhandlungslösung des Konfliktes, die zu einem politischen Wandel führt?
Wir waren von allem Anfang an offen. Wir haben mit jeder Partei in Syrien den Dialog geführt. Mit Partei ist nicht eine politische Partei gemeint; es konnte eine Partei sein, eine Strömung oder eine Persönlichkeit, es konnte eine politische Organisation sein. Wir haben die Verfassung geändert, und wir sind offen für alles. Aber wenn man etwas tun will, geht es nicht um Opposition oder um die Regierung, es geht um die Syrer. Manchmal hat man vielleicht eine Mehrheit, die nicht zu irgendeiner Seite gehört. Daher muss, wenn man etwas verändern will und solange man von einem nationalen Problem Syriens spricht, jeder Syrer etwas dazu zu sagen haben. Wenn es um einen Dialog geht, so geht es nicht um einen Dialog zwischen Regierung und Opposition, es geht um einen Dialog zwischen den verschiedenen syrischen Parteien und Einheiten. So sehen wir den Dialog. Das vorab. Zweitens: Welche Lösung auch immer man treffen will, am Ende sollte man sich an das Volk wenden und eine Volksabstimmung machen, denn wir sprechen über die Verfassung, über eine Änderung des politischen Systems, was auch immer. Man muss zurück zum syrischen Volk. Daher ist die Teilnahme an einem Dialog etwas anderes als Entscheidungen zu treffen, das wird nicht von der Regierung oder der Opposition getan.
Sie sagen also, dass Sie keinem politischen Wandel zustimmen würden, ohne dass eine Volksabstimmung stattfindet, die ihn unterstützt?
Genau. Das Volk soll die Entscheidung treffen, nicht irgend jemand anderes.
Bedeutet das, dass kein Spielraum für Verhandlungen besteht?
Nein. Wir werden nach Russland gehen, wir werden zu diesen Verhandlungen gehen, aber es gibt hier eine andere Frage: Mit wem verhandelt man? Als Regierung haben wir Institutionen, wir haben eine Armee, und wir haben Einfluss, positiven oder negativen, in irgendeine Richtung, zu jeder Zeit. Die Leute hingegen, mit denen wir verhandeln werden: Wen vertreten sie? Das ist die Frage. Wenn man von Opposition spricht, muss das eine Bedeutung haben. Die Opposition im allgemeinen muss Vertreter haben in der lokalen Verwaltung, im Parlament, in den Institutionen; sie müssen eine Basis haben, die sie vertreten. In der gegenwärtigen Krise muss man nach dem Einfluss der Opposition vor Ort fragen. Man muss auf das zurückgreifen, was die Rebellen öffentlich verkündet haben, als sie mehrfach gesagt haben, dass die Opposition sie nicht vertrete – sie haben keinen Einfluss. Wenn man über fruchtbaren Dialog sprechen will, muss er zwischen der Regierung und diesen Rebellen stattfinden. Da ist noch ein anderer Punkt. Opposition meint national, es bedeutet arbeiten für die Interessen des syrischen Volkes. Es kann keine Opposition sein, wenn sie eine Marionette von Katar oder Saudi-Arabien oder irgendeines westlichen Landes, einschliesslich der Vereinigten Staaten, ist und von ausserhalb bezahlt wird. Sie sollte syrisch sein. Wir haben eine nationale Opposition. Ich schliesse sie nicht aus. Ich sage nicht, jede Opposition sei nicht legitim. Aber man muss die nationale von den Marionetten trennen. Nicht jeder Dialog ist fruchtbar.
Heisst das, dass Sie sich nicht mit Oppositionskräften treffen wollen, die von Drittländern unterstützt werden?
Wir werden uns mit jedermann treffen. Wir stellen keine Bedingungen.
Keine Bedingungen?
Keine Bedingungen.
Sie würden sich mit jedermann treffen?
Ja. Wir werden uns mit jedermann treffen. Aber Sie müssen jeden einzelnen von ihnen fragen: Wen vertreten Sie? Das meine ich damit.
Wenn ich richtig informiert bin, ist der Vertreter des Uno-Repräsentanten Staffan de Mistura jetzt in Syrien. Sie schlagen als vorläufige Massnahme einen Waffenstillstand und Einfrieren der Situation in Aleppo vor. Würden Sie dem zustimmen?
Ja, natürlich. Wir haben das umgesetzt, bevor de Mistura seine Mission übertragen wurde. Wir haben das in einer anderen Stadt mit Namen Homs vollzogen, eine andere grosse Stadt. Wir haben das in kleinerem Rahmen in verschiedenen, nennen wir es Vorstädten, in Dörfern und so weiter durchgeführt, und es war erfolgreich. Die Idee ist daher sehr gut, aber es hängt von den Einzelheiten ab. De Mistura kommt mit Headlines nach Syrien. Wir haben uns über verschiedene Überschriften verständigt, und nun warten wir darauf, dass er einen detaillierten Plan oder einen Ablaufplan – sagen wir einen Plan von A bis Z – bringt. Wir besprechen das mit seinem Stellvertreter.
In der Vergangenheit haben Sie als Vorbedingung für einen Waffenstillstand darauf bestanden, dass die Rebellen ihre Waffen zuerst niederlegen, was aus deren Sicht ein Rohrkrepierer war. Ist das noch immer Ihre Vorbedingung?
Wir haben verschiedene Szenarien oder verschiedene Wege der Schlichtung gewählt. In einigen Gebieten haben wir ihnen erlaubt, unbewohnte Gebiete zu verlassen, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Sie haben diese Gebiete mit ihren Waffen verlassen. In anderen Gebieten haben sie ihre Waffen abgegeben und sind gegangen. Es hängt davon ab, was sie anbieten und was man selber anbietet.
Ich habe Ihre Antwort nicht ganz verstanden. Würden Sie darauf bestehen, dass sie ihre Waffen niederlegen?
Nein, nein. Das ist nicht, was ich meine. In einigen Gebieten war es so, dass sie die Gebiete mit ihren Waffen verlassen haben – so meine ich das.
Sind Sie optimistisch bezüglich der Gespräche in Moskau?
Was in Moskau stattfindet, sind keine Verhandlungen über die Lösung, es handelt sich nur um Vorbereitungen für die Konferenz.
Gespräche über Gespräche also?
Genau – um die Gespräche vorzubereiten. Wenn Sie über die Konferenz zu sprechen beginnen – was sind dann die Grundsätze der Konferenz? Ich komme auf den gleichen Punkt zurück. Lassen Sie es mich offen sagen: Einige der Gruppen sind Marionetten, wie ich sagte, von anderen Ländern. Sie müssen deren Agenda umsetzen, und ich weiss, dass viele Länder, wie Frankreich zum Beispiel, keinerlei Interesse daran haben, dass die Konferenz erfolgreich verläuft. Sie werden ihnen daher Anweisungen geben, um sie zum Scheitern zu bringen. Dann hat man weitere Persönlichkeiten, die nur sich selber vertreten, sie repräsentieren niemanden in Syrien. Einige von ihnen haben nie in Syrien gelebt und wissen nichts über das Land. Natürlich gibt es auch einige andere Persönlichkeiten, die für das nationale Interesse arbeiten. Wenn man über die Opposition als eine Körperschaft spricht, wer hat Einfluss auf die andere? Das ist die Frage. Das ist noch nicht klar. Optimismus wäre daher eine Übertreibung. Ich würde nicht sagen, ich sei pessimistisch. Ich würde sagen, wir haben Hoffnung, bei jeder Handlung.
Es scheint, dass die Amerikaner in den letzten Tagen die Moskauer Gespräche befürwortet haben. Anfänglich taten sie das nicht. Gestern hat Aussenminister Kerry etwas gesagt, das darauf hindeutet, dass die Vereinigten Staaten hoffen, dass die Gespräche vorankämen und dass sie erfolgreich sind. Sie sagen immer etwas, aber es kommt darauf an, was sie tun werden. Und Sie wissen, dass zwischen den Syrern und den Vereinigten Staaten Misstrauen besteht. Warten Sie, bis wir sehen, was an der Konferenz geschehen wird.
Worin sehen Sie den besten Weg, um zwischen all den verschiedenen Parteien in Syrien eine Vereinbarung zu treffen?
Es geht darum, direkt mit den Rebellen zu verhandeln, aber es gibt zwei verschiedene Arten von Rebellen. Heute gehört die Mehrheit zu al-Kaida, das heisst, sie gehören zum ISIS oder al-Nusra, mit weiteren ähnlichen Gruppierungen, die zu al-Kaida gehören, aber kleiner sind. Nun, das, was übrig ist, was Obama die «Phantasie» nannte, was er die «moderate Opposition» nannte – das ist keine Opposition, das sind Rebellen. Die meisten von ihnen schlossen sich al-Kaida an, und einige von ihnen haben sich kürzlich wieder der Armee angeschlossen. Im Laufe der letzten Woche haben viele von ihnen diese Gruppierungen verlassen und kamen zur Armee.
Sind das ehemalige Deserteure, die zurückgekommen sind?
Ja, sie sind zurück in die Armee gekommen. Sie sagten: «Wir wollen nicht mehr kämpfen.» Daher ist das, was von ihnen übriggeblieben ist, sehr wenig. Und schliesslich – kann man mit al-Kaida und anderen verhandeln? Sie sind nicht bereit zu verhandeln, sie haben ihren eigenen Plan. Die Aussöhnung, mit der wir begonnen haben und die Herr de Mistura weiterführen wird, ist die praktische Lösung vor Ort. Das ist der erste Punkt. Zweitens muss man die Resolution Nr. 2170 des Uno-Sicherheitsrates zu al-Nusra und ISIS umsetzen, die vor ein paar Monaten erlassen wurde, und diese Resolution ist sehr deutlich darin, jedermann daran zu hindern, diese Gruppierungen militärisch, finanziell oder logistisch zu unterstützen. Trotzdem ist es genau das, was die Türkei, Saudi-Arabien und Katar noch immer tun. Wenn sie nicht umgesetzt wird, können wir nicht über eine wirkliche Lösung sprechen, weil Hindernisse bestehen werden, solange sie Geld ausgeben. Damit also [mit der Umsetzung von Resolution 2170] könnten wir beginnen. Drittens sollten die westlichen Länder ihren Schutzschild entfernen, auf den einige immer noch als «Unterstützung für die gemässigte Opposition» verweisen. Sie wissen, dass es sich hauptsächlich um al-Kaida, ISIS und al-Nusra handelt.
Wären Sie bereit, im Vorfeld der Gespräche irgendwelche vertrauensbildende Massnahmen zu treffen? Zum Beispiel den Austausch von Gefangenen oder den Einsatz von Fassbomben zu beenden oder politische Gefangene freizulassen, um auf der andern Seite Vertrauen zu schaffen, dass Sie bereit sind, nach Treu und Glauben zu verhandeln?
Es geht nicht um eine persönliche Beziehung, es geht um Mechanismen. In der Politik können Sie nur über Mechanismen sprechen. Sie müssen nicht jemandem vertrauen, dass er etwas tut. Wenn Sie klare Mechanismen haben, können Sie ein Resultat erzielen. Das ist das, was die Leute wollen. Die Frage ist also, welchen Mechanismus können wir einführen? Das führt uns auf die gleiche Frage zurück: Wer sind sie? Was vertreten sie? Welches ist ihr Einfluss? Wozu soll Vertrauen mit Leuten aufgebaut werden, die keinen Einfluss haben?
Wenn zwei Parteien zusammenkommen, ist es oft sehr nützlich, wenn eine Partei der andern zeigt, dass sie wirklich an einem Fortschritt interessiert ist, indem sie einseitig Schritte unternimmt, um zu versuchen, die Stimmung etwas abzukühlen. Die von mir beschriebenen Massnahmen hätten diesen Effekt. Es gibt etwas Konkretes, und das ist Aussöhnung. Leute haben ihre Waffen abgegeben; wir haben ihnen Amnestie gewährt; sie leben ein normales Leben. Das ist ein reales Beispiel. Das wäre daher eine vertrauensbildende Massnahme. Andererseits: Welche Beziehung besteht zwischen Opposition und Gefangenen? Es gibt keine. Das sind nicht ihre Gefangenen. Das ist daher eine völlig andere Angelegenheit.
Haben Sie Kämpfern also Amnestie angeboten?
Ja, natürlich. Und wir haben das oft getan.
Wie oft – haben Sie Zahlen?
Ich habe die genauen Zahlen nicht, aber es sind Tausende, nicht Hunderte, Tausende von Militanten.
Sind Sie bereit, der ganzen Opposition zu sagen, dass sie unter der Bedingung, dass sie die Waffen niederlegen, sicher sein werden?
Ja, ich habe das öffentlich gesagt in einer meiner Reden.
Und wie können Sie deren Sicherheit garantieren? Denn sie haben Gründe, Ihrer Regierung zu misstrauen.
Das kann man nicht. Aber wenn am Ende, sagen wir, mehr als 50 Prozent das schaffen würden, mehr als 50 Prozent wäre unter solchen Bedingungen ein Erfolg. So ist das heute. Nichts ist absolut. Man muss einige negative Aspekte erwarten, aber das sind nicht die hauptsächlichen Aspekte.
zf. Das Interview führte Jonathan Tepperman, der Redaktionsleiter des Magazins Foreign Affairs, das seit 1922 jeden zweiten Monat erscheint und als führendes Diskussionsforum und einflussreichstes Magazin im Bereich der US-Aussenpolitik und internationaler Beziehungen gilt.
Redaktionell unabhängig wird es herausgegeben vom Council on Foreign Relations, einem privatrechtlich organisierten US-amerikanischen Think tank, dem zeit seines Bestehens eine führende Rolle im Bereich Analyse und Strategie amerikanischer Geopolitik zugeschrieben wird. Zu seinen (aktuell rund 4900) Mitgliedern zählen beziehungsweise zählten viele bekannte US-Politiker und US-Präsidenten: So wurde es 1921 von Präsidentenberater Edward M. House zusammen mit dem Journalisten Walter Lippmann und den Bankiers Paul Warburg und Otto Hermann Kahn gegründet. Zu den ehemaligen und aktuellen Mitgliedern beziehungsweise Vorstandsmitgliedern gehören unter anderen Allen Dulles, Dwight D. Eisenhower, David Rockefeller, John McCloy, Zbigniew Brzezinski, Henry Kissinger (Direktor von 1977–1981), Madeleine Albright, George H. W. Bush, Dick Cheney, George Soros, John Negroponte, Colin Powell (aktuelles Vorstandsmitglied), John Bolton, Timothy Geithner sowie Vorstandsvorsitzende internationaler Konzerne und Banken wie Alan Greenspan, Janet Yellen, Henry Paulson, aber auch Richter oder Armeegeneräle wie Stanley McCrystal oder David Petraeus und nicht zuletzt auch leitende Persönlichkeiten von Medienkonzernen wie ABC, CNN, NBC usw. und Firmen wie Goldman Sachs, JP Morgan, Chase, Bank of America, Merill Lynch, Exxon Mobile und Mc Kinsey usw. Nach dem Vorbild von Chatham House und dem Council on Foreign Relations wurde 1955 die Deutsche Gesellschaft für Aussenpolitik DGAP (international unter German Council on Foreign Relations bekannt) gegründet. (vgl. dazu: Internetauftritte der Organisationen und Wikipedia) General Wesley Clark: «Der ISIS wurde mit dem Geld unserer engsten Alliierten geschaffen»
von Daniel McAdams
Viele erinnern sich an den damaligen Oberbefehlshaber, den Nato-General Wesley Clark, als den Mann, der fast den dritten Weltkrieg anfing, indem er den Briten befahl, auf die russischen Friedenstruppen zu schiessen, die vor den Amerikanern in Priština, der Hauptstadt des Kosovo, landeten. Der britische Kommandant der internationalen Kfor-Friedenserhaltertruppe, General Sir Mike Jackson, so wird berichtet, habe geantwortet: «Für Sie werde ich nicht den dritten Weltkrieg beginnen.»
Einer der interessantesten Züge an General Clark ist jedenfalls seine Neigung, immer wieder mit faszinierenden Dingen herauszuplatzen. Wer kann schon sein Interview mit Amy Goodman im Jahr 2007 vergessen, in dem er enthüllte, dass einer der Spitzengeneräle im Pentagon ihm nicht lange nach den 9/11-Attacken ein Memo des damaligen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld gezeigt hat, in dem die globalen Kriegspläne der USA umrissen waren. Laut Clark sagte der General damals: «Das ist ein Memo, das beschreibt, wie wir sieben Länder in fünf Jahren beseitigen werden, beginnend mit dem Irak und dann Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, den Sudan und zuletzt Iran.» Ich sagte: «Ist das geheim?» Er sagte: «Yes Sir.» Ich sagte: «Na gut, dann zeigen Sie es mir nicht.» Etwa vor einem Jahr sah ich ihn und sagte: «Erinnern Sie sich?» Er sagte: «Sir, ich habe Ihnen das Memo nicht gezeigt! Ich habe es Ihnen nicht gezeigt!» [General Wesley Clark im Interview mit Amy Goodman von Democracy Now, 2.3.2007] Nun gut, Clark ist wieder mit einer sehr interessanten Neuigkeit herausgerückt. Weit davon entfernt, eine spontan gewachsene Wurzel-allen-Übels-Organisation zu sein, wurde zumindest laut General Wesley Clark der ISIS von unseren «engsten Alliierten» geschaffen und finanziert. Der General sagte: Der ISIS entstand von Anfang an mit Geld von unseren Freunden und Alliierten … um auf Leben und Tod gegen Hizbullah zu kämpfen. Wer die Freunde und Alliierten waren, sagte er nicht. Er wies allerdings darauf hin, dass der ISIS zu einem «Frankensteinmonster» [General Wesley Clark im Gespräch mit CNN Newsroom, 17.2.2015] geworden ist. Der Insider General Wesley Clark informiert uns also, dass unsere engsten Alliierten im Mittleren Osten geholfen haben, den ISIS zu schaffen – die Organisation, für deren Bekämpfung wir Milliarden Dollar ausgeben. Wir wissen, dass Israel, Saudi-Arabien und die anderen Golfstaaten schon lange von der Idee besessen sind, Hizbullah und Assad zu bekämpfen, und dass beide scharf darauf sind, in ihrem Interesse die USA in der Region kämpfen zu lassen. Könnten sie es sein, an die er gedacht hat? Vielleicht wäre es an der Zeit für die USA, ein wirklich gutes Gespräch mit ihren «Alliierten» im Mittleren Osten zu führen, anstatt ihre militärische Präsenz in der Region auszuweiten, um den ISIS zu bekämpfen. •
Quelle: Ron Paul Institute, 19.2.2015
(Übersetzung Klaus Madersbacher auf www.antikrieg.com vom 21.2.2015 und Zeit-Fragen)
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