Monday, March 16, 2015

Gedenkt der  'Internationalen'**, denn der Weg zur Befreiung heißt Erinnerung  - ein Beitrag von Irene Eckert

»Das Vergessenwollen verlängert das Exil und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung"  - alt-jüdische Weisheit.

Das Exil ist auch heute für Millionen Menschen eine  qualvolle Alltagserfahrung.  Das Exil  ist allgegenwärtige  Metapher für den Zustand der Ungeborgenheit, der Fremdheit. Das Exil ist  ein angenommener Übergangszustand. Der Mensch im Exil verharrt  in Wartehaltung*  und hofft darauf, in die gute,  geliebte Heimat zurückkehren zu können. Die 'Heimat'  verkörpert  dem flüchtigen Exilanten Behausung, Behütung, soziale Einbettung, Aufgehobensein, Vertrautheit, kurz eine bessere Welt, in der es sich leben lässt, in der man der anfallenden Probleme Herr werden kann.

Das Exil erzwingt also einen positiven Gegenentwurf. Erlösung aus dem Elend, Rückkehr aus dem  Eiland, dem Ausland, aus der Verbannung. Heimkehr in einen Zustand, wo es sich als Mensch unter Menschen leben lässt. Wo man eine gemeinsame, jedermann verständliche Sprache spricht. Mensch sein heißt überall auf Erden, sich nach einem besseren Zustand sehnen und ihn verwirklicht wissen wollen, im Verein mit anderen. Solange ein solcher Zustand unerreichbar scheint, verlagern ihn die Menschen in eine fernes Jenseits.

"Wir wollen hier auf Erden schon, das Himmelreich errichten" Heinrich Heine Deutschland, ein Wintermärchen(1844) ***

Der Kommunismus als Vision von einem auf Erden schon zu errichtenden 'Paradies', bot einst für Millionen Menschen eine geistige Heimat und zeitweilig verkörperte  die Sowjetunion die annähernde  Realisierung des Menschheitstraumes. Die Internationale der Arbeiterbewegung schuf  buchstäblich Vertraute überall auf dem Erdenrund. Zu seiner  humanistischen Vision bekannten sich begreiflicherweise ganz besonders viele jüdische Menschen, gehörten doch die Angehörigen der mosaischen Religion als "klassische Vertriebene" mehrheitlich  zu den  Erniedrigten und Beleidigten. Jüdische  Menschen verdanken gemäß  ihrer Tradition des Disputs, ihres dialektischen Diskurses über die Auslegung der Tora auch eine besonders intensive Verstandesbildung. Ihr so geschulter, scharfer Verstand  prädestinierte sie dazu, den Ausweg aus ihrer Lage im Kommunismus zu sehen. 

Zur Korrektur der unhistorischen, geschichtsvergessenen Sinn-Verkehrung des Begriffs-Inhaltes "Kommunist" in Kurzfassung lese  und höre man den simplen und jedermann verständlichen  Text der Arbeiter-Hymne "Internationale" des Franzosen Eugene Potier von 1871, vertont 1888 vom Belgier Pierre Degeyter . Hierin steckt  in wenigen simplen Worten der echte Sinnngehalt der proletarischen Bewegung, den die Mächtigen dieser Erde  mit aller Gewalt und  mit allen Raffinements weghaben müssen, denn  einmal realisiert,  ver-überflüssigt er  sie als gesellschaftliche Klasse. Noch  heute verfügen diese kapitalen  Kreise über unendliche Mittel zur  Verwirrung von Köpfen und Herzen.

Die bedeutendsten Gestesschaffenden der Jahre des  aufstrebenden Sozialismus von 1848 - Geburtsstunde des Kommunistischen Manifests - bis zum Ausbruch von  Hitlers Vernichtungs-Krieg  gegen das Sowjetreich im Juni 1941  und bis zu Stalins Tod 1953 waren dem Sozialismus freundlich gesonnen: Luis Aragon, Henry Barbusse, Bert Brecht, Helene Weigel, Charlie Chaplin, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger,  Heinrich Mann, der alte Thomas  Mann, Maxim Gorki,  Howard Fast, Carl von Ossietzky und viel andere mehr.

Sehr viele dieser hellen  Geister waren Juden oder mit solchen verehelicht.  Führende Parteikader in der Sowjetunion waren jüdischer Herkunft. Daher wurde als Zielscheibe von Hitlers Vernichtungs-Feldzug gen Osten  der "jüdische Bolschewismus" angegeben.*** Millionen Menschen wurden um der Ausrottung desselben willen physisch  liquidiert, in KZs zu Tode gequält, enteignet, ruiniert, in Gefängnisse gesteckt, nach dem Kriege  noch mit Zehntausenden Ermittlungsverfahren (!) allein  in Deutschland verfolgt.  Ihr Hauptvergehen: Sie waren gegen die  Wiederaufrüstung in den 50er Jahren und  sie sympathisierten mit der DDR und galten daher als Hochverräter.

Mit Stalins Tod 1953  begann in der SU  der Niedergang des Sozialismus unter falscher Führung.

Der Ukrainer Nikita Chruschtschow war ein Mann des Westens, einer der besonders gut getarnt,  "Säuberungen" und Krieg überstanden hatte, einer der sich als "Trotzkistenjäger" verdient gemacht und andere ans Messer geliefert hatte. Seine folgenreiche Abrechnung mit Stalin auf dem 20. Parteitag der KPdSU im Jahr 1956 legte den Grundstein für eine grundlegende Revision des Geschichtsbildes von der bis dahin  glorreichen Sowjetunion.
Der Text für diese Rede war nicht durch die Parteigremien gegangen. Chruschtschows Vorgehen kam einem Putsch gleich.

Im Schicksalsjahr des NATO-Beitritts 1956 wurde die K-Partei in Deutschland verboten, das Verbot  gilt bis heute.  Die 1968  zugelassene DKP musste Auflagen erfüllen, ist in der Folge mit der Konsequenz der alten Partei nicht annähernd zu vergleichen.  Sie hat  keinerlei Anziehungskraft mehr. Ihre  Gründung unter Willi Brandt kann als geschickte Einbindung und mähliche Zerstörung der Restbestände der alten illegalen Parteikader gewertet werden. Das Berufsverbot zur Wiederherstellung der Grundsätze des Berufsbeamtentums 1972  tat das Übrige. 

Was die Gewalt nicht schafft, schafft Schliche, Unterwanderung und Beherrschung der Medien

Am folgenreichsten war die innere Zersetzung der Sowjetunion unter Chruschtschow  und endlich  die Aufgabe  der UdSSR unter Gorbatschow. Boris Jelzin, der Alkoholiker  tat alles um auch noch  die Restbestände des großen und vor allem rohstoffreichen Russland dem Westen auszuliefern. Für einige wenige Oligarchen bedeutete das eine  unendliche Bereicherung. Erst mit Wladimir Putins Amtsantritt am 31. 12. 1999 änderte sich die russische Politik wieder und orientierte sich erneut  an den nationalen Belangen des russischen Volkes. Der Ausverkauf wurde gestoppt. Keineswegs aber handelt sich um Rückkehr zum Sozialismus. Aber nationaler Widerstand  genügt, schadet Westinteressen. Präsident Putin mutierte bald zum meist gehassten Politiker   in den kapitalen Kreisen des Westens. Er wurde von den Konzernmedien 2014  als neuer "Stalin" verteufelt,  ja gar als Hitler dämonisiert, der  widersinniger Weise Europa angreift!!!!

Spätestens im Verlaufe des letzten Jahres wird  überdeutlich, was totalitäre Propaganda vermag und wie vollkommen die Medien der Welt mithilfe der US-Konzenre gesteuert werden können.

Geschichtsvergessenheit ermöglichte so am Ende eines jahrzehntelangen Prozesses  die völlige Dämonisierung des einst weltweit hoch geschätzten  Sowjetführers STALIN. Damit war der Kommunismus erledigt. McCarthy's Kommunistenhatz in den USA der 50iger Jahre, der Justizmord am  jüdischen Kommunistenpaar Rosenberg, die Zerstörung vieler einst populärer Existenzen, man denke etwa an den beliebten Krimi Autor Dashiell Hammet, an die Hollywood 10  von 1948 *****, an die Diskriminierung Arthur Millers und vieles dergelichen mehr.

 Danach war alles andere möglich. Man denke an die  Dämonisierung gar nicht kommunistischen, aber widerspenstigen, unliebsamen Staatschefs, die sich US-Diktaten nicht beugten und die  schließlich würde- und schamlos ermordet wurden, so etwa Milosevic, Hussein, Gaddafi.

Das  DDR-Staatsoberhaupt Honnecker - unter Hitler bereits  im Zuchthaus - wurde nach 1990 erneut  dahin verdammt. Anders als der zum Rücktritt gezwungene Ulbrich, war Honnecker  kein großer Staatsmann, hat aber solche Behandlung gewiss nicht verdient, sie ist vielmehr ein Justiz-Skandal.  Staatschef Honnecker musste eben als  STASI-Symbol  für seine "Starrheit"  und Unbotmäßigkeit und für sein Bekenntnis zum Arbeiter- und Bauernstaat büßen. Er büßte ähnlich wie Milosevic, Hussein, Gaddafi.

Nicht nur in Europa, in Indonesien allein wurden in den 60er Jahren  hunderttausende Kommunisten oder als solche Verleumdete unter US-Anleitung 'umgelegt'. Das sollte doch zu der Frage verleiten, wodurch sie sich zu Tod-Feinden des Imperiums gemacht haben.

Verleumdung, Stigmatisierung, Vergessen

Am schlimmsten und nachhaltigsten gegen den Kommunismus und seine engagiertesten Verfechter wirkte allerdings  am Ende  der Rufmord und die Sinnentstellung des Ideengehalts der  potentiell menschheitsbefreienden Ideologie. Die klassischen Texte wurden  als  unmodern und völlig untauglich zum Erfassen der "Postmoderne" verunglimpft.  Seit Mitte der 80er Jahre werden sie so gut wie nicht mehr  gelesen, geschweige denn studiert. Sie enthalten aber das wertvollste Erbe der Menschheit: Karl Marx und Friedrich Engels Schriften analysieren das Wesen des Kapitalismus und seine Wirkungsmechanismen. Sie benennen die sozialen Kräfte. die ihn überwinden könnten, wären sie sich dessen bewusst. LENIN entwickelt die Parteitheorie  und  legt so  die praktischen Grundsteine dafür,  die  großen Menschheitsträume  in die Tat umzusetzen. Er fällt schließlich einem Attentat zum Opfer.
 STALIN  verhilft mit der Klarheit und Verständlichkeit  seiner umfänglichen Schriften, vor allem aber mit seinem Mut und seiner unermüdlichen Tatkraft   immer im  Kollektiv mit anderen Klarsichtigen dazu, Lenins  Werk   zur Überwindung des Elends  in seinem großen Lande zum Erfolg zu verhelfen und der Welt ein Vorbild zu geben.

Stalins Werke gelten  heute bestenfalls als Schrott. Die braunen Bände gibts zum Schleuderpreis.

Die umfassendste 'Bücherverbrennung' der Neuzeit fand nicht unter den Nazis, sondern nach 1990 mit der völligen Entsorgung des Bücherbestandes der DDR statt.  Auf dem Müllhaufen der Geschichte  landet  ein großartiger, fortschrittlicher Bücherbestand und zwar ganz wörtlich.  Vieles stammt aus dem Bestand der einstmaligen "Exil-Literatur", vieles wird bis heute verramscht. Es sind darunter vom DDR-Aufbauverlag editierte Schriften von Anna Sehgers bis Lion Feuchtwanger.

Ich selbst habe zur Wendezeit die Klassiker "entsorgt" - wie man es zur McCarthy in den USA gemacht hat.

Auch deswegen rate ich dazu das Vergangene wieder auszugraben, denn in der Asche  finden sich wertvolle, menschheitsbefreiende Funken, die das Feuer wieder zu entzünden vermögen..
____

*siehe Lionel Feuchtwangers Wartesaal-Trilogie, speziell  der "EXIL"- Roman

***http://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/caput01.shtml

**** Daß es bekanntermaßen, historisch bedingt, auch jüdische Blutsauger gab, kam der  Propagandamaschine von Goebbels  zu Pass. So etwa der üble Filmstreifen "Jüd Süß" von Veit Harlan, eine sinnverkehrte Filmparodie auf  Lion Feuchtwangers Roman weltberühmten, gleichnamigen Roman.

Man zog gegen das "jüdische", das "raffende" Kapital zu Felde und schonte das eigene als das "schaffende".

***** Die Hollywood Ten ist die Bezeichnung für zehn Drehbuchautoren, Schauspieler und Regisseure aus Hollywood, die sich geweigert hatten, vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten von Amerika zur Untersuchung „unamerikanischer Umtriebe“ über Mitgliedschaften in der kommunistischen Partei auszusagen, und Anfang 1948 zu Haftstrafen verurteilt wurden.

** 
Liedtext der Internationalen:
Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!
|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|
Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!
|:  :|
In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei'n
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der mächt'gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben
dann scheint die Sonn' ohn' Unterlass!
Das Lied Die Internationale gilt weltweit als Hymne des Sozialismus und Kommunismus und wurde in die meisten Sprachen der Welt übersetzt. In einigen kommunistisch regierten Staaten nahm sie einen nahezu gleichrangigen Platz wie die jeweilige Nationalhymne ein, unter anderem in der DDR.



  1. *Die Internationale - YouTube

    https://www.youtube.com/watch?v=UXKr4HSPHT8
    Die Internationale ist das weltweit am weitesten verbreitete Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, die sich ideologisch – gemäß dem marxistischen Motto „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ – dem proletarischen Internationalismus verpflichtet sieht. Der ursprünglich französische Text stammt von Eugène Pottier, einem Dichter und aktiven Beteiligten der Pariser Kommune von März bis Mai 1871, der ersten als proletarisch-sozialistisch geltenden Revolution. Die Melodie des Liedes wurde Eugène Pottiers Text entstand unmittelbar nach der gewaltsamen Niederschlagung der Pariser Kommune um 1871. Er bezog sich in einem verherrlichenden Sinn auf die Internationale Arbeiterassoziation (IAA), den ersten übernationalen Zusammenschluss von verschiedenen, politisch divergierenden Gruppen der Arbeiterbewegung, der 1864 von Karl Marx initiiert worden war. Aufgrund des fundamentalen Konfliktes mit den Kommunisten (um Karl Marx) wurden 1872 die Anarchisten (um Bakunin) aus dieser später auch als „Erste Internationale“ bezeichneten Organisation ausgeschlossen. 1876 wurde die IAA aufgelöst.
    Die Melodie des Liedes komponierte der Belgier Pierre Degeyter, Dirigent des Arbeitergesangsvereins von Lille im Jahr 1888, noch ein Jahr vor der Gründung der zweiten, bzw. der Sozialistischen Internationale.
    Die Sowjetunion benutzte bis 1943 Die Internationale als Nationalhymne. Danach wurde sie durch die Hymne der Sowjetunion ersetzt.

    Entstehung deutschsprachiger Versionen

    Der ursprüngliche französische Text hat sechs Strophen. Die bekannteste und bis heute verbreitete deutschsprachige Nachdichtung schuf Emil Luckhardt (* 1880; † 1914) im Jahr 1910. Seine Version ist an den französischen Originaltext lediglich angelehnt und beschränkt sich auf die sinngemäße, dabei in der Radikalität etwas abgeschwächte und romantisierte Übersetzung der ersten drei Strophen des französischen Liedes.
    Oben die bekannteste deutsche Version von Emil Luckhardt – mit eingerücktem Refrain, der sich nach jeder Strophe wiederholt:
    Quelle: auszugsweise WIkipedia


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