Fläche
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360 qkm
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Bevölkerung
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1,816,379 (July 2014)1
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Lebenserwartung
Frauen/Männer
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Bevölkerung gesamt : 74.64 Jahre, Männer: 72.9 Jahre, Frauen: 76.48 Jahre
(2014)
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Religion
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Islam: 98.0 - 99.0% (Sunna), Christentum: < 1.0%
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AlphabetInnengrad
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Bevölkerung des Westjordanlandes und Gaza gesamt: 95.3%
Männer: 97.9%, Frauen: 92.6%
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Lage
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Am Mittelmeer zwischen Ägypten (Sinai) und Israel
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Größte Stadt/Zentrum
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Gaza Stadt
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Weitere Städte
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Khan Yunis, Deir al-Balah, Rafah, Beit Lahiya und Jabaliya
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Ressourcen
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Gasfelder, Agrarland, Landwirtschaft, Fischerei
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Arbeitslosigkeit
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40 – 50 %
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Geschichte:
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Gaza war in der frühen Antike ein bedeutendes Handelszentrum an der Schnittstelle von Afrika,
Asien und Europa. Die antike Handelsstraße Via Maris verlief durch Palästina
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Die Philister hatten das Gebiet im 12. Jahrhundert v. Chr. von Ägypten übernommen und bauten
es zum Kern ihres Siedlungsgebietes aus
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Das Perserreich beherrschte das Gebiet ab dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. Alexander der
Große eroberte die sich ihm heftig widersetzende Stadt Gaza im Jahr 332 v. Chr.
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Die Römer bauten die Stadt Gaza nach Kriegszerstörungen wieder auf und verhalfen ihr zu neuer
Blüte.
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Die Araber eroberten das Gebiet nach dem Sieg über die Byzantiner am Jarmuk im Jahr 636
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Nach Kreuzfahrern, Ägyptern und anderen, die Gaza eroberten, geriet das ägyptische
Mamelukkenreich unter osmanische Herrschaft (1516-1917)
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Nach der osmanischen Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde Palästina zum britischen
Mandatsgebiet
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1948: Staatsgründung Israels, Palästinensische Nakba (Arabisch für Katastrophe), bei der über
800,000 Palästinenser zu Flüchtlingen wurden und rund 600.000 Juden aus arabischen Staaten
nach Israel einwanderten2
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1948-1967: Gaza steht unter Ägyptischer Verwaltung (Bewohner sind de facto aber staatenlos)
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Gründung der PLO (Palästinensische Befreiungsorganisation) in Jerusalem, ab 1969 PLO Vorsitz
von Jasser Arafat
Politik/Besatzung:
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Seit 1967 von Israel militärisch besetztes Gebiet (Sechs-Tage-Krieg)
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UN-Resolution 242: Fordert den Rückzug der israelischen Streitkräfte aus den im Junikrieg
besetzten palästinensischen Gebieten. Die Resolution 242 gilt bis heute als eine Grundlage für
den Frieden im Nahen Osten.
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Siedlungsbau: Israel beginnt ab 1968 mit dem Bau von jüdischen Siedlungen inmitten der
besetzten Gebiete und schaffte damit Fakten, die eine Rückgabe der Gebiete (und eine
Zweistaatenlösung) kaum möglich machen
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1967: Flucht von rund 550.000 Palästinensern aus den im Sechstagekrieg eroberten Gebieten –
insgesamt leben bis heute 4 Millionen palästinensische Flüchtlinge in den Nachbarstaaten Israels
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1973: Vierter Nahostkrieg (Yom-Kippur-Krieg/Oktoberkrieg: Überraschungsangriff Syriens und
Ägyptens auf Israel)
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1987: Beginn der ersten Intifada (‚Krieg der Steine‘/ziviler Aufstand)
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1993: Das umstrittene Oslo Abkommen soll zu palästinensischer Autonomie führen
1 Quelle: CIA World Fact Book: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/gz.html 2 Chronologischer Überblick: http://www.wissen.de/nahostkonflikt-im-ueberblick
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1994: Gaza-Jericho-Abkommen erklärt Gaza zum Autonomiegebiet, Gaza steht kurzzeitig unter
fast völliger palästinensischer Selbstverwaltung (Bau eines Flughafens etc.)
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2000: Beginn der zweiten Intifada mit mehrmaligen israelischen Militäroperationen im
Gazastreifen
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2005: Jüdische Siedler und Israelische Soldaten verlassen den Gazastreifen
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2007: Hamas übernimmt nach blutigen Kämpfen die Macht in Gaza
Kriege der letzten sieben Jahre:
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2008/09: Israelischer Krieg gegen Gaza – Operation gegossenes Blei (1400 Tote)
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2012: Israelischer Krieg gegen Gaza – Operation Wolkensäule (105 Tote)
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2014: Israelischer Krieg – Operation Fels in der Brandung (2400 Tote)3
Herausforderungen:
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Laut UN Zahlen wird der Gazastreifen in zwanzig Jahren kaum noch bewohnbar sein
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Desertifikation, Versalzung des Trink-/Grundwassers, Mangelnde Mülltrennung und Vergiftung
des Wassers/Bodens, Erosion, Verschmutzung des Grundwassers
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Mangelnde Elektrizität (derzeit 8-8 System, acht Stunden mit, acht Stunden ohne staatliche
zugeteilte Elektrizität)
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Wiederaufbau nach den drei Kriegen der letzten Jahre: Tausende Häuser, Fabriken, Schulen
zerstört
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Grobe Verstöße gegen zivile Freiheiten (politische, zivile, soziale, künstlerische
Einschränkungen) durch Hamas und teilweise Israel
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Blockade durch Israel (Verlassen des Gazastreifens fast unmöglich)
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Mangelhafte Krankenbetreuung/Ausstattung der Krankenhäuser
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Drogenprobleme: Tramadol und Kokain (Drogenkonsum seit der Machtübernahme Hamas
eklatant angestiegen)
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Gewalt innerhalb der Familie/gegen Frauen/Kinder sehr hoch (offizielle Zahlen fehlen)
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Traumatisierte Bevölkerung (laut UN brauchen 2/3 der Bewohner dringend psychologische
Betreuung)
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Religiöser Fanatismus (jihadistische Salafisten)
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Die Frage nach einem ‚Leben in Würde‘ kann somit in Gaza kaum noch sinnvoll diskutiert
werden, da es an allen grundsätzlichen Rechten/Freiheiten/Versorgungen fehlt
Notwendige Perspektiven:
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Die vollständige Aufhebung der israelischen Blockade, um wirtschaftlichen Aufschwung zu
erlauben/Reisefreiheit zu ermöglichen
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Schaffung von Arbeitsplätzen (Wirtschaftswachstum), um gegen die hohe Arbeitslosigkeit vor
allem bei jungen Menschen vorzugehen und gefährlicher Verzweiflungsmigration über das
Mittelmeer Alternativen entgegen zu stellen
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Anhebung psychologischer und therapeutischer Ansätze, um gratis und effizient
Traumatherapien anzubieten
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Wiederaufbau des Gazastreifens nur mit politischen Abkommen gekoppelt, da sonst die Aussicht
auf erneuten Krieg in zwei Jahren sehr hoch ist
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Versöhnung von Hamas/Fatah bzw. dringende Neuwahlen zur Regierung in Gaza
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Die sofortige Abschaffung der Todesstrafe und unrechtmäßiger Verurteilung
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Die sofortige Anhebung von Presse-, Versammlungs-, Kunst-, und Meinungsfreiheit (mitunter den
Wiederaufbau von durch Hamas zerstörten Kinos, Restaurants und Kulturzentren)
Zusammengestellt von der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen (office.vienna@saar.at/Webseite: www.saar.at/auf FB unter GÖAB)
3 Zahlen sind ungefähr, da nicht alle nach dem Krieg, als Folge des Krieges, Verstorbene dazugerechnet sind.
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