Putins Umfragewerte steigen. Ein Gespräch mit Jewgeni Lukjanow,stellvertretender Sekretär des russischen Sicherheitsrates (Junge Welt vom 5./6. Juni)
Interview: Sergej Safronow, RIA Nowosti
Zu welchem Zweck halten sich in der Ukraine Söldner der privaten Sicherheitsfirma Greystone aus den USA auf?
Es ist uns noch nichts Abschließendes darüber bekannt, wie aktiv diese Firma in der Ukraine ist. Aber man kann bereits jetzt mit aller Sicherheit sagen, daß es nicht nur um US-amerikanische Söldner geht, sondern um die aktive Einmischung von Beratern der US-Regierung. Ich spreche von Spezialisten der Aufklärungs-und Sicherheitsorgane der USA, die sich selbstredend nicht auf Beratung beschränken, sondern eine strategische Linie ausarbeiten. Nach der richten sich die Entscheidungen der ukrainischen Staatsführung.Derartige Berater kennen wir aus eigener Erfahrung. Im April hatte Präsident Wladimir Putin vor Journalisten darauf hingewiesen, daß zu Zeiten der Privatisierung Mitarbeiter der CIA Berater des früheren Spitzenpolitikers Anatoli Tschubais waren. Das Ergebnis ihrer Arbeit haben wir gesehen.
Was die Präsenz von Greystone-Söldnern in der Ukraine angeht, so wissen wir aus den Medien, daß diese Firma von der ukrainischen Regierung den Auftrag zur »Herstellung der verfassungsmäßigen Ordnung« im Staat erhalten hat.
Kann die Teilnahme ausländischer Söldner Rußland zu einem militärischen Eingreifen provozieren?
Wir wollen keine militärische Eskalation weder in der Ukraine, noch in Rußland, in Europa und auch nicht in der gesamten Welt. Bislang ist es nicht gelungen, uns zu unangemessenen Handlungen zu verleiten.
Aber der Westen wirft Rußland vor, daß Militärübungen angesetzt werden ...
Man wirft uns allerhand vor. Man beschuldigt uns der Machtdemonstration mit Hilfe von Militärmanövern, man fordert einen vollständigen Truppenabzug. Warum aber sollten wir keine Manöver abhalten und die Kampfkraft unserer Armeeeinheiten überprüfen, wenn die Ereignisse in der Ukraine auf eine Ausdehnung der NATO nach Osten hinauslaufen? Ich möchte daran erinnern, daß entgegen allen Beteuerungen, die NATO nicht nach Osten zu erweitern, das Baltikum jetzt NATO-Territorium ist. Und das in 150 Kilometer Entfernung zu Sankt Petersburg!Rußland ist nicht die UdSSR. Es ist ein anderer Staat, wir nehmen am Weltgeschehen teil, wir wollen mitreden, wir haben eigene nationale Interessen, für die wir bereit sind, einzustehen. Das hat zu einer überzogenen Reaktion seitens des Westens geführt, die an Hysterie grenzt. Man kann aber Rußland als Akteur auf der Weltbühne nicht unberücksichtigt lassen.
Die Wiedereingliederung der Krim in den russischen Staatsverband hat zu Sanktionen seitens der USA und der EU geführt. Wie schädlich sind sie für die russische Wirtschaft?
Rußland ist mit der Weltwirtschaft verzahnt, die Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte Güter dorthin werden zu einem Verlust des Absatzmarktes führen. Das wird sich wiederum auf die Handelsbilanz einzelner Unternehmen auswirken.Die USA haben für die Vorbereitung der Maidan-Proteste fünf Milliarden Dollar aufgewendet. Wurde US-Präsident Barack Obama von seinen Beratern vorher darüber aufgeklärt, daß das Resultat dieser Aktivitäten der Beitritt der Krim zu Rußland sein würde? Oder die Tatsache, daß Putins Umfragewerte dadurch auf über 80 Prozent steigen würden? Im Umkehrschluß bedeutet das doch, daß Obamas Berater unsere wichtigsten Verbündeten sind.
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