Tuesday, May 20, 2014

Faschismus erhebt sein monströses Haupt auch und vor allem in Nahost: Gestern kam es zu einer Aktion jüdischer Siedler gegen die Ölbäume der palästinensischen Familie Nassar.

Daoud Nassar und das Tent of Nations haben wir auf unserer Reise ins Heilige Land vor zwei Jahren  Mal besucht  Heute erhielt ich die unten stehende Nachricht.  

Jerusalems Verein 20.5.2014

Gestern kam es zu einer Aktion jüdischer Siedler gegen die Ölbäume der palästinensischen Familie Nassar. Der deutsche Freiwillige Lennart wurde Zeuge und berichtet:

Hier in der Nähe von Jerusalem leben viele Palästinenser in der Nähe von israelischen Siedlungen, die im Inland der Palästinensischen Autonomiegebiete errichtet wurden. Manchmal kommt es zu spürbaren Auseinandersetzungen, wie auch heute Morgen: Das israelische Militär sperrte die Straßen zu einem Stück Land ab, auf dem 800 Bäume verschiedener Art gepflanzt sind. Das in Nahalin (nahe Bethlehem) liegende Stück Land ist circa ein Hektar groß und liegt im Besitz der Familie Nassar, die in Bethlehem und Beit Jala wohnt. In der militärisch bewachten Aktion wurden von 7.00 - 9.00 Uhr heimlich alle diese Bäume von israelischen Siedlern zerstört.

Heute Morgen kam ich, wie jeden Montag, zur Arbeit in die Dar Al Kalima Schule. Dort erwartete mich bereits Anton Nassar, der zweite Schulleiter der Schule. Durch ein Telefonat erhielt er die schreckliche Nachricht. Er bat mich, mit ihm zu kommen und so viele Menschen zu motivieren, wie es mir irgend möglich ist. Mit zwei weiteren Volontären, zwei EAPPI-Kräften und weiteren Familienmitgliedern der Familie Nassar folgten wir Tony Nassar zum Ort des Geschehens.
Der furchtbare Anblick war kaum zu ertragen: Eine komplett zerstörte Sandlandschaft, die ein wenig davon verriet, was hier passiert sein muss, erwartete uns. Die vielen gerodeten Äpfel-, Mandel,- Oliven,- Aprikosen- und Traubenbäume, denen die Erntezeit kurz bevor stand, sind in ein Loch geschoben und mit Erde überschüttet worden.

Um dieses Stück Land gibt es schon seit längerer Zeit Streit. Eigentlich ist das Land seit 1916 im Besitz der Familie Nassar. Doch vor 23 Jahren erhoben die israelischen Siedler mit einem Brief erstmals Anspruch auf das Land, was sie als ihr Eigentum bezeichnen. Seitdem gibt es einige Vorfälle, die dem heutigen ähneln: 2004 sind beispielsweise 200 Bäume gefällt worden - hier konnte Tony mit seinen Brüdern die Bulldozer noch aufhalten, Weiteres zu zerstören. Weiteren Berichten zu Folge sind hier auch einfach Straßen durch das Land gebaut worden.
Diesmal war für Tony Nassar und seine Familie jede Rettung zu spät. "Was sollen wir denn jetzt machen...?", sagte Tony Nassar mit einem verzweifeltem Blick auf das tote Land. Das einzige, was ihm blieb, war, das Fernsehen, seinen Anwalt und die Kirchen zu informieren. Doch das bringt die Bäume nicht wieder zurück.

Nachdem Tony Nassar sich das Unglück ein wenig angesehen hat, erhob er das Wort um uns seiner Message teilhaben zu lassen:
"Die mögen stärker als wir sein, die mögen Bulldozer haben, die mögen versuchen uns so aus dem Land zu vertreiben - wir werden weitermachen und nicht aufgeben!".
Für jeden gefällten Baum wolle Tony Nassar zwei neue pflanzen, er habe die Hoffnung weiterzumachen und nicht aufzugeben. Er wolle Bulldozer holen und das Land für die Bepflanzung neuer Bäume bereit machen.

Diesen Mut, den Kampf wieder aufzunehmen, den kann man nur bewundern - auch wenn dieser Kampf nicht leicht wird. Das Gefühl von Machtlosigkeit gepaart mit der harten Symbolik, die die Familie Nassar ertragen muss, scheint unfassbar schwer handhabbar zu sein. Für uns außen stehende Volontäre ist es zu dem noch unfassbar schwer zu begreifen: Warum machen Menschen so etwas?

Trotz dessen weiterzumachen und nicht aufzugeben, das finde ich stark. Hoffentlich schafft es die Familie Nassar, ihr Land vor den Israelischen Siedlern zu retten. Doch selbst dann gibt es noch viel weiteres Land, welches den Palästinensern täglich streitig gemacht wird. Eine schwierige Situation, die im Nah-Ost-Konflikt momentan weder Besserung noch Frieden bringt - ganz im Gegenteil.

Daoud Nassar

Director
Tent of Nations
–People Building Bridges-
P.O.Box 28, Bethlehem
Palestine

Tel: +972 (0)2 274 30 71
Fax: +972 (0)2 276 74 46
Mobile: +972 (0)522 975 985

  Dear friends of Tent of Nations,

Yesterday at 08.00, Israeli bulldozers came to the fertile valley of the farm where we planted fruit trees 10 years ago, and destroyed the terraces and all our trees there. More than 1500 apricot and apple trees as well as grape plants were smashed and destroyed.

We informed our lawyer who is preparing the papers for appeal. Please be prepared to respond. We will need your support as you inform friends, churches and representatives when action is needed. Please wait for the moment and we will soon let you know about next steps and actions.

Thank you so much for all your support and solidarity.

Please follow us on Facebook Tent of Nations/Nassar Farm.

Blessings and Salaam,

Von Pax Christi Österreich erhielt ich die Nachricht, dass derzeit eine junge Frau für EAPPI in Hebron arbeitet und ihre Erfahrungen auf einem Blog veröffentlicht. Wenn Ihr mehr über Hebron wissen wollt, schaut Euch den Blog an:


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