- Für einen dem Frieden dienenden völkerverbindenden Politikwandel -
Berlin ist eine wunderschöne Stadt und nicht um sonst begehrteste
Metropole. Besonders faszinierend ist es, den Rhythmus Berlins zur
winterlichen Berlinalezeit zu erleben. Ein junges, internationales,
filmbegeistertes Publikum und hochkaratige Filme beleben vom 6.-16.
Februar auch in diesem Jahr wieder unsere Hauptstadt. Wieder einmal
können wir hautnah die Stars aus aller Welt begrüßen. Diese Stadt
atmet Weltoffenheit. Diese Stadt will für Liberalität und Toleranz
werben. Wie etwa auch der erste ecuadorianische Film von Diego Araujo
„Feriado“, der heute im Haus der Kulturen der Welt vor einem
vollen Haus mit begeistertem Publikum zu sehen war. Der wirklich
beeindruckende Streifen läuft unter dem Label „Generation 14plus“
und zeigt uns, wie ein pubertierender Junge aus der upper class
seine schwulen Gefühle entdeckt und der Regisseur seinem Volk
Neuland. Allerdings geht es in „Feriado“ oder „Bankholiday“
um sehr viel mehr als um pubertäre Gefühle. Der Regisseur zeigt
uns auch einen Klassenkonflikt. Er erinnert an ein traumatisches
Erleben seines Land. Nach dem Bankenkrach Ende der 90iger Jahre des
vorigen Jahrunderts hat sich Ecuador wie der ganze Kontinent langsam
sozialpolitisch erholt. Und weil das Thema Homosexualität so en
vogue ist und seine gegenwärtig allumfassende Förderung im Westen
alle Bereiche umfasst, so hat Araujo mit seinem wunderbaren Team die
Gunst der Stunde zu nutzen gewusst.
Unterdessen hat der Rodelkönig Felix Loch in Sotschi das erste
Gold für Detuschland geholt. Die deutsche Mannschaft hatte mit ihrem
heiteren Regenbogenoutfit bei der offiziellen Eröffnung Lob
eingefahren und die politische Botschaft, die eindeutig gewollt war,
wurde auch verstanden.
Weniger schön ist daher, dass in unserem tourismusbegeisternden
Berlin die doch parallel zum völkerverbindenden Filmfest
stattfindende Winterolympiade in Sotschi (7.-23. Februar) so gut wie
völlig ausgeblendet wird, ein mediales Nonevent darstellt. Dabei
könnten doch beide großartigen Veranstaltungen gleichermaßen
Begeisterung auslösen und sich gegenseitig ergänzen.
Die Menschen aus aller Herren Länder sind durchaus dazu bereit.
Sie sind sich aber der wieder einmal aus München heraufziehenden
Gefahr gar nicht bewusst. Sorglos und heiter genießen sie die milde,
fast frühlingshafte Luft, den Sonnenschein und das bunte
Völkergemisch in der Stadt.
Wer von ihnen weiß schon, dass der deutsche Bundespräsident
Joachim Gauck heißt, ein ehemaliger Pfarrer ist und ein großer
Heuchler. Wer wird schon wissen, dass er statt, wie es sich gehört
hätte, nach Sotschi zu reisen, um dort die deutschen Sportler zu
ermutigen, ins ferne Indien zur Firma Bosch entschwunden ist. Wer von
den jungen Leuten wird die kriegerische Rede gehört oder gelesen
haben, die dieser gefährliche Mann kürzlich zur sogenannten
bayrischen Sicherheitskonferenz hielt.
Und dennoch wäre die Kenntnisnahme dieser Rede im Interesse der
kreativen und übrigen Jugend der Welt. Die Worte des Präsidenten
fordern nämlich uns Deutsche zu mehr militärischem Engagement
auf, einem Synonym für kriegerische Einmischung in die Belange
souveräner Staaten.
Der Präsident steht damit nicht allein vor seinem Volk. Er wird
sekundiert von Außenminister Steinmeyer und dem schönen Lächeln
der neuen Verteidigungsministerin van der Leyen. Die siebenfache
Mutter van der Leyen möchte uns aufrütteln. Wir sollen der
Geichgültigkeit ein Ende machen. Nicht mehr wegesehen dürften wir,
wenn Menschrechte vergewaltigt werden, ob in Russland, wo angeblich
Schwule diskriminiert werden oder ob in der südlichen Hemisphäre,
wo Diktatoren ihre eigenen Völker abschlachten. Es wird an die
Menschrechte appelliert und an unser Gerechtigkeits- und
Freiheitsempfinden. Gezählt wird wie immer auf die Unkenntnis der
Geschichte und der geopolitischen Realitäten. Menschenrechte sind
nämlich unteilbar und bilden ein ganzes Paket, festgeschnürt in der
„Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 etwa. Zu
den elementaren Menschenrechten zählen nicht nur
Geschlechtergerechtigkeit und Schutz vor Diskriminierung, sondern das
Recht ohne fremde Einmischung in Frieden zu leben, das Recht auf
körperliche Unversehrheit, alle sozialen Rechte, das Recht auf
Bildung und viel mehr.
Die Rechte der Frauen mussten herhalten, als 2001 unser Parlament
genötigt wurde dem Kriegseinsatz in Afghanistan zuzustimmen. Bis
heute ist er nicht beendet. Tausende deutscher Soldaten kämpfen dort
und die Lebensbedingungen für Frauen, Kinder und Männer
verschlechtern sich täglich. Kein Ende absehbar. Im Kosovo hat die
NATO 1999 den ersten humanitären Krieg der Geschichte geführt, um
die Menschenrechte zu schützen. Zerstört wurde ein lebensfähiger,
multiethnischer Staat mit Namen Jugoslawien, getötet wurde viele
Zivilisten durch zahlreiche Bombenabwürfe.
Die Rechte der seit Jahrzehnten enteigneten und ihrer Würde
beraubten Palästinenser, ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit
und Frieden wird hierzulande praktisch niemals thematisiert und immer
wird die deutsche Vergangenheit als Entschuldigung dafür
herangezogen. Was aber können die palästinensischen Menschen dafür,
das die deutschen NAZIS die Juden und andere Völker drangsaliert
und mit Vernichtung bedroht haben. Wer gibt uns oder einem anderen
Volk der Erde das Recht in Palästina eine Heimstatt für ein von uns
verfolgtes Volk zu etablieren?
Die Vergangenheit ist wie ein böser Schatten. Man wird ihn nicht
los, indem man ihm zu entfliehen sucht, er verfolgt einen. Man muss
sich diesem Schatten stellen.
Diesmal kommt der Faschismus auf Samtpfoten daher ohne SA und SS
und ohne KZs, jedenfalls hierzulande. Krieg ist aber die eine Seite
der Medaille die den ungeliebten Namen Faschismus trägt. Mit ihm
kommt die Aushebelung des Rechtsstaates, die Entmündigung des
Parlaments, die Entwichtigung der wichtigsten Charta, die sich die
Menschheit nach zwei Weltkriegen geschaffen hat, um die Geisel des
Krieges ein für alle Mal aus den Annalen der Geschichte zu tilgen.
Der Rechtsnihilismus, die Entwichtigung des Rechts und die
schleichende Barbarisierung aller Lebensbereiche halten Einzug. Der
Rassismus gehört dazu, etwa in Form der Herabwürdigung der
Kulturleistungen fremder Völker, ganz aktuell derzeit gegen das
russische oder syrische Volk besonders durch die Hetze gegen die
Repräsentanten dieser von uns ungeliebten Nationen.
Wenn junge Menschen aus allen Ländern der Erde sich jetzt
friedlich in Berlin begegnen können, so darf uns das nicht
hinwegtäuschen über die bereits weit fortgeschrittene Unterhölung
unserer Demokratie. Die Bedrohung gilt uns und anderen Nationen, sie
geht wie gesagt schleichend vor sich.
Es ist an der Zeit aufzuwachen, aufzurütteln und sich auf Recht
und Völkerrecht zu besinnen.
Irene Eckert, Berlin
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