Thursday, January 2, 2014

Der Kriegspopaganda Paroli leisten - vornehmste Aufgabe für Friedensarbeiter im 100. "Kriegsjubiläumsjahr" 2014!



Gedanken von Irene Eckert am 31. 12. 2013

"Danke " für deine Texte und Analysen zur Weltsituation.
 Ich bin zum größten Teil mit ihnen einverstanden, aber nach wie vor teile ich Deine Beurteilung solcher Staatsmänner wie Putin oder Assad nicht. Ich sehe nicht ein, wieso diplomatische Arbeit nicht einhergehen kann mit schärfster Kritik an der Unterdrückung und, im Falle Assad, Ermordung des eigenen Volkes. Man kann sehr wohl gegen Krieg und für diplomatische Lösungen sein, und doch Einspruch erheben gegen ein Regime des Terrors oder der Autokratie, inklusive Druckausüben  mit dem Ziel, dem Alptraum ein Ende zu setzen."

Obige  Zeilen aus einer akademisch geschulten Feder, versandt als Neujahrsbotschaft, enthalten fatale Irrtümer. Sie sind das Ergebnis kriegsdienlicher Propaganda. Dem Frieden  förderlich sind derlei Betrachtungen gewiss nicht.



Ohne zähes, kraftvolles Anschwimmen gegen einen reißenden Strom von Unwahrheiten ist der Terror des Krieges  nicht überwindbar. Wer seine Energien in den Dienst dieser schwierigen Sache   stellt,   tritt  mit dem Ringen um Frieden  konsequenter und notwendiger Weise auch auf gegen Unterdrückung und Gewalt. Das Wesen des Krieges besteht ja in terroristischem Druck  gegen ganze Völker. Seine Methode ist  heute der feige  Mord mittels modernster Tötungsmaschinerie. Ohne eine ausgeklügelte Propagandaindustrie aber, wäre dem kriegerischen Unwesen längst ein Ende gesetzt worden, denn im Grunde wollen alle Menschen in Frieden leben. Frieden ist unsere Daseinsvoraussetzung. 

Eine  Minderheit allerdings verdient gut am Tötungshandwerk und an der Entwicklung der dafür erforderlichen Tötungsmaschinerie. Diese bedarf des propagandistischen Schmieröls. Auch daran essen sich  welche satt.

Als Einzelmeinung wären die einleitenden, fehlerhaften, lapidar dahin geworfenen Gedanken vielleicht noch  zu übergehen. Da aber die hier vorgetragene, nur  scheinbar harmlose  "Meinungsäußerung"  das  Ergebnis von massenmedialer Schmieren-Propaganda ist und diese  schlimme Folgen zeitigt, muss  man ihr um des Friedens und der  Gerechtigkeit Willen  entgegentreten.

Schauen wir uns  also die locker dahin geschriebenen Sätze genauer an. Schon mit dem Adversativ "aber" wird ja das ohnehin nur  rhetorisch floskelhaft vorgetragene Einverständnis wieder zurückgenommen. Der Einspruch wäre bei entsprechender Bereitschaft des Gegenübers diskursiv sachlich zu erörtern. Allerdings sind  die in den Eingangssätzen artikulierten Grundannahmen schlicht falsch. Die formulierten Voraussetzungen  beruhen auf den üblichen,  unsinnigen, klischeehaften Zuschreibungen,  die da lauten "Assad mordet sein eigenes Volk" oder  "Putin ist ein Autokrat,  der das Volk unterdrückt".  Klischees haften leider wie klebrige Kaugummi-Masse. Der  durch sie bewirkten  Verunreinigung des Denkens ist  entsprechend schwer beizukommen.

Tatsachen lassen sich zwar  überprüfen, aber  das kostet Mühe und ist ohne Recherchearbeit nicht zu haben. Wer  sich aber in der Kaugummi-Masse eines  Klischees   einmal verfangen hat, denkt selten daran daran, zu überprüfen, was er wiedergibt. Das,  was  täglich und stündlich aus allen medialen Kanälen als Wahrheit verkündet wird, gilt den Menschen gemeinhin einfach als zutreffend und Punkt.  Leider finden  sich auch unter  den "Aktivisten der Friedensbewegung"  zahlreiche Medienkonsumenten,  die dem folgenreichen   falschen Blick auf die Wirklichkeit  fataler Weise erliegen. Womit schon erklärt ist, warum es eine wirkliche  Bewegung für den Frieden  derzeit nicht gibt.  

Ein objektiver, die nackten  Tatsachen aufgreifender Blick auf die  mit schweren Vorwürfen bedachten Staatsmänner kann  allerdings rasch Klarheit schaffen. Es ist nachprüfbar dem  diplomatischen Wirken eben jener mies gemachten Politiker geschuldet,  dass der offene Krieg gegen Syrien, längst vom Pentagon beschlossen,  im zurück liegenden Jahr noch einmal abgewendet werden konnte.  Die Präsidenten Putin und Assad  verweigern sich beharrlich einer Politik des Krieges  und der Konfrontation. Beide Staatsmänner sind bemüht Schaden von ihrem Volk abzuwenden. Ihre Standhaftigkeit kommt der Welt zugute.

Vladimir  Putin ist daher  ein weithin  angesehener,  von seinem  Volk direkt  und  zum 3. Mal gewählter, Staatschef. Obwohl es im großen Russland seit langem wirtschaftsmächtige Gegenkräfte gibt, obwohl die Printmedien überwiegend gegen ihn Stimmung machen, so erzielt Präsident Putin dennoch  regelmäßig hohe Zustimmungsraten. Unter seiner  klugen Führung  wurde das von seinem Vorgänger  Jelzin bereits zum Ausverkauf feil gegebene Vermögen des Landes einem gewissen nationalen  Schutz unterstellt. Trotz neoliberaler kapitalistischer Weichen, denen auch Russland heute ausgesetzt ist, werden im Lande die Renten erhöht, Beamtengehälter überhaupt wieder regelmäßig ausgezahlt und dem kompletten Ausverkauf der nationalen Reichtümer des Landes wurden Grenzen auferlegt.  Außenpolitisch ist es vor allem Putins Initiativkraft geschuldet, dass es nicht zum offenen Krieg gegen Syrien kam. Dieser hätte einen Weltbrand nach sich ziehen können.

 Russland bietet derzeit Edward Snowden Schutz, ohne die Präsenz des Ex-Geheimdienstmannes propagandistisch auszuschlachten.  Russland agiert weltpolitisch klug und äußerst vorsichtig. Dazu kann man sämtliche Reden, Interviews und öffentlichen Verlautbarungen Putins lesen. Seine hervorragenden Deutschkenntnisse, sowie die Kenntnis unserer Literatur und Kultur könnten ihn uns zum Verbündeten machen.  
Souverän erwies sich  der Russe jüngst  gegenüber seinen innenpolitischen Gegnern.  Er  erließ eine umfassende  Amnestie. Der Staatschef  Putin nutzte seine verfassungsmäßigen Vollmachten  gegenüber rechtsstaatlich Verurteilten.  Auch hier liegt eine politische Chance.  Wann und und wo gab es je eine vergleichbare Geste des Westens? 

Nun zum stolzen multiethnischen und multireligiösen  Syrien, dem letzten, noch zumindest  bis 2011 wirklich souveränen, freien arabischen Land.  Es ist ein kleines  Land von kaum mehr als 20 Millionen Staatsbürgern, das dem Westen noch immer die Stirn bietet. Ein Land, das von einer Dynastie von Alawiten, also liberalen Muslimen, gelenkt wird. Sein derzeitiger Präsident, Dr. Assad, ein Augenarzt, musste nach dem Unfalltod seines Bruders 34jährig , nach dem Ablebens des Vaters der Staatsraison folgend, in die Politik eintreten. Natürlich wurde  er von seinem  Volk gewählt. Der gebildete, sprachgewandte Mann ist bis heute populär. Trotz der terroristischen Umtriebe im Lande wurde  sogar  2012  unter seiner Führung eine neue Verfassung ausgearbeitet und mittels eines  Referendums angenommen.

Das kleine Land hatte übrigens bis 2011 keine nennenswerten  Auslandschulden. Der heutige Präsident Baschar al-Assad hat in Großbritannien studiert und ist modernen, kapitalistischen Einflüssen gegenüber (leider!) durchaus aufgeschlossen. Aber er ist ein stolzer Syrer, er vertritt die Interessen seiner Nation.  Die Schulbildung im Lande war kostenlos und  ebenso wie die Gesundheitsversorgung vorbildlich in der arabischen Welt, bis vor kurzem noch. Das  Land nahm überproportional  viele Flüchtlinge auf, aus dem kriegsverheerten Irak, aus dem  gebeutelten Libanon,  aus Palästina. Die Führung des  Landes  ließ sich  trotz schlimmer Provokationen von Seiten Israels, dessen völkerrechtswidriger Annexion der  syrischen Golanhöhen  und trotz wiederholter Bombenangriffen seitens des Nachbarlandes,  nicht zu unbedachten Schritten hinreißen.

Weil  also die oben genannten Staatsmänner ihre respektiven Länder, das eine klein, das andere riesig, nicht so führen, wie es  fragwürdige  westliche "Demokratie"-Vorstellungen einfordern, weil sie ihre Länder, dem  neoliberal geschminkten Kapitalismus nicht  gänzlich zum Fraße hinwerfen, weil sie standfest und nicht so korrupt sind wie so viele andere Politiker,  deswegen werden sie grotesker Weise  von westlichen Medien verteufelt. Weil sie sich dem Diktat des Westens nicht völlig unterwerfen, ist ihnen das gleiche Schicksal zugedacht wie  dem  libyschen Staatschef Ghaddafi, wie dem Iraker  Saddam Hussein oder  dem Jugoslawen Slobodan  Milosevic. Der Erste  stand einem (öl-)reichen, für afrikanische Verhältnisse wohlhabenden Land vor,  der Zweite  repräsentierte ein (öl-)reiches arabisches Land und der Dritte vertrat einen  noch halb-sozialistischen europäischen Staat, der  sich den  Plänen  des IWF in den Weg stellte. Nach der Zerschlagung der Sowjetunion ist der große Hegemon zur Duldung eigenwilliger Experimente nicht mehr bereit. Allerdings haben sich die Zeichen der Zeit geändert und seiner Macht sind neuerdings gewisse Schranken auferlegt.

Warum  erfahren wir  dergleichen nicht aus unseren Leitmedien, sondern werden  quasi bombardiert mit  Negativschlagzeilen über die jeweiligen  Staatsmänner der unbotmäßigen und daher zu bekriegenden Nationen?

 Das ist so, weil unsere Medien nicht den Auftrag haben aufzuklären, sondern im Sinne ihrer Auftraggeber Tatsachen verschleiern müssen.  Das Leitpersonal der Alpha-Medien ist  gekauft.  Eine von der Rüstungsindustrie unabhängige Presse  oder Medienwelt gibt es längst nicht mehr. Eine im Jahr 2013 in Köln erschienene Doktorarbeit von Uwe Krüger führt den exakten Nachweis darüber. Die Arbeit wurde unter dem Titel "Medienmacht - Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten- eine kritische Netzwerkanalyse", 2012 beim Institut für praktischen Journalismus- und Kommunikationsforschung/ IPJ in Leipzig vorgelegt  und für seine methodische Innovation und  Genauigkeit gepriesen.

Nur wenn wir mit Hilfe einer um Wissenschaftlichkeit bemühten Literatur begreifen, wie wir genasführt werden und wie man versucht, uns menschenrechtliche Bären aufzubinden, nur dann können wir der Kriegspropaganda erfolgreich widerstehen. Diese Arbeit ist aber notwendig, wenn wir den Frieden  wollen, wenn wir für Menschenrechte und diplomatische Lösungen votieren und dafür zu kämpfen bereit sind.

Das Eingangszitat bietet dafür ganz und gar keine Grundlage.  Für die Verteidigung von Menschenrecht, Frieden, Demokratie oder auch nur  Diplomatie ist es gänzlich ungeeignet.  Es dient objektiv den am Kriege verdienenden Kräften. 

Sich den am Kriege verdienenden Kräften entgegenzustellen erfordert begreiflicherweise Mut. Wer dazu bereit ist, braucht nicht nur die nötige Klarheit im Kopf, sondern er  braucht  dafür zuverlässige Verbündete. Friedensarbeit ist in erster Linie  Kopfarbeit, Recherche-Arbeit. Die  Lektüre schöngeistiger Literatur, selbst die der Klassiker, bietet  dafür keine ausreichende Grundlage.

Der  Willen und der nötige  Mut dafür, solch eine gegen den Strom zu leistende Arbeit zu erbringen, ist in allen Völkern gegenwärtig. Ich selbst konnte aufgeklärte und mutige Friedensarbeiter in diesem Frühjahr in Istanbul und Hatay erleben und zuletzt im Dezember in Haifa und Ramallah. Es sind überall  auf der  Erde mutige Menschen  am Werk. Sie kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Ihr Engagement ist geprägt von den unterschiedlichsten  weltanschaulichen Erwägungen. Obwohl sie aus ganz verschiedenen Kulturen kommen, teilen sie eine basiale Ethik. Es ist wohltuend, sich mit solchen Menschen über Kontinente hinweg verbunden zu wissen.

Ich freue mich daher über die Bekanntschaft mit  Menschen wie dem Mathematik-Professor Akido, dem Ex-Bürgermeister von Hiroshima, über die Begegnung  mit  Avraham Burg, dem Thora-Gelehrten und  ehemaligen Sprecher der israelischen Knesset, über das Zusammentreffen mit  türkischen Anwaltsvertretern der Istanbuler Anwaltskammer im Mai  des zurückliegenden Jahres  Ich fühle mich getragen  durch die Inspiration von türkischen Musikern und Popkünstlern, von den vielen Menschen, die anders als bei uns zu Lande keine Berührungsängste etwa gegenüber  der Kommunistischen Partei ihres Landes haben. Ich freue mich darüber, Frauen wie die Brasilianerin  Soccoro Gomez, Präsidentin des Weltfriedensrates, kennengelernt zu haben. 

Der Mut und die Einsatzbereitschaft solcher Menschen gibt uns Kraft weiter zu kämpfen für ein besseres Morgen. Die Inspiration durch solche Menschen hilft uns, für die Wahrheit einzutreten. Denn es ist die Wahrheit, die uns frei machen wird, frei von Kriegen und frei von sozialem Elend.

Die Verlogenheit wird  keine Zukunft haben, solange wir uns  von aufrechten Menschen umgeben fühlen und   wir selbst  uns immer wieder persönlich darum bemühen, das Weltgeschehen zu verstehen.  Alternative, unabhängige Quellen gibt es. Die Frage nach den  macht - und wirtschaftspolitischen  Motiven der Textverfasser  ist  dienlich.

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