Tuesday, March 12, 2013

1963 Hannah Arendt über Eichmann

"Je länger man ihm zuhörte, desto klarer wurde einem, dass diese Unfähigkeit sich auszudrücken aufs engste  mit einer Unfähigkeit zu denken verknüpft war ..." (S. 126)

Der Unterschied zwischen Eichmann und einem gewöhnlichen Verbrecher:

"Eichmann .. brauchte sich nur in nicht zu ferne Vergangenheit zurückversetzen, als zwischen ihm und seiner Umwelt vollkommene Übereinstimmung herrschte, weil 80 Millionen Deutsche gegen die Wirklichkeit und ihre Faktizität durch genau die gleichen Mittel abgeschirmt gewesen waren, von denen Eichmanns Mentalität noch  16 Jahre nach dem Zusammenbruch bestimmt war - durch die gleiche Verlogenheit und Dummheit, durch die gleichen Selbsttäuschungen. Die Lügen, an die im Moment jedermann glaubte,  waren von Jahr zu Jahr andere..." (S. 129)

"Allen  aber war zur Gewohnheit geworden, sich selbst zu betrügen, weil dies eine  Art moralischer Voraussetzung zum Überleben geworden war, und diese Gewohnheit  hat sich so fest gesetzt, das heute noch ..., wo der spezifische Gehalt jener Lügen so gut wie vergessen ist,  Verlogenheit und Lebenslüge zum integrierten Bestandteil des deutschen Nationalcharakters gehören." (S, 129)

Zitate: "Eichmann in Jerusalem - Ein Bericht über die Banalität des Bösen", Piper 1999, 1. Auflage München 1964
Zuerst publiziert in New York 1963


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