Über die Politik des Staates Israel zu
sprechen, scheint aus analytisch-kritischer Sicht hierzulande
praktisch ausgeschlossen. Wenn selbst der Sohn des mächtigen
Spiegelschöpfers Rudolf Augstein, ob vorsichtig kritischer Töne
gegenüber aktueller hebräischer Regierungspolitik, gegenüber der
einzig als Demokratie gültigen Nation im Nahen Osten also, unter
das Verdikt „Antisemit“ fällt, wer wagte da noch einen Ton?
Wenn, wie im Vorjahr, selbst der greise Literaturnobelpreisträger
Grass, ob öffentlicher Stellungnahme massiv angefeindet wird und
der staatstragende SPD-Parteichef Sigmar Gabriel sein mutiges Wort
zur Hebroner Apartheid zu relativieren gezwungen sich sah, ja wer
möchte sich da noch hervortun? Wer denn möchte als
unverbesserlicher, unbelehrbarer, ewiger Antisemit am Pranger stehen?
Was also kann unsere ohnmächtig
scheinende Generation im Auftrag von verbindlichem Völker-und
Menschenrecht tun? Was kann sie tun, um einer am Holocaust völlig
unbeteiligten, unschuldig zu maßlosem Leid verurteilten
Bevölkerungsmehrheit im „Heiligen Land“ beizustehen?
Was können wir tun, um unserem Volk
nicht wieder und wieder neue Schuld aufzubürden?
Wo zeichnet sich ein Ausweg ab aus
dem moralischen Dilemma für jene, die die grausigen Bilder von
Auschwitz nicht beiseite schieben können und wollen, sich aber
gegenwärtigem Leid gegenüber ebenso empfänglich zeigen? Was können
Menschen tun, deren Sensibilität für das Leid anderer nicht
abgestumpft ist? Auf welche Weise können sie wirksam einschreiten?
Der erste Schritt ist die
vorurteilsfreie Hinwendung zum gemeinsamen geistigen Erbe der Bibel
und der Thora, das vom Koran aufgenommen und weitergeführt wurde.
Die Hinwendung auch zum geistigen Erbe unserer Klassiker. Gehen wir
zurück zu ihnen, nehmen wir uns etwa die Ringparabel aus Lessings
Nathan neu vor und studieren wir die Geschichte, aus der sie
hervorging. Studieren wir die nicht abgerissene Geschichte der
Kreuzzüge aus der Perspektive der jeweils Enteigneten und
Entrechteten, derer sich vormals der jüdische Rabbi Jesu angenommen
hat.
Der zweite Schritt ist die Hinwendung
zur neueren Geschichte. Die Neubefassung mit der historischen
Mission des Faschismus, der keineswegs als besiegt gelten darf, ist
im Jahr der demokratiewidrigen Machtübertragung an die Nazis
unabdingbar. Diese Mission bestand darin, das geistige und materielle
Erbe des Sozialismus mit Stumpf und Stil auszurotten, an dessen Wiege
seine Urheber nicht zu Unrecht (!) eben den jüdisch-christlichen
Geist sahen, vor allem den Geist der jüdischen Propheten, von denen
Jesu der letzte war. Die deutschen NAZIS wollten dem jüdischen
Bolschewismus und dem „raffenden“, dem als jüdisch
angeprangerten, Kapital ein Ende machen. Letzterem setzten sie das
gute deutsche, das „schaffende“ Kapital entgegen. Ihr Auftrag
allerdings richtete sich gegen keines von beiden. Vielmehr handelten
sie im Dienste beider, wenn sie dem als jüdisch verschrienen
Bolschewismus zu Leibe rückten. Jüdische Denker und Revolutionäre
der Tat waren aus gutem historischen Grund dem Sozialismus in großer
Zahl verpflichtet, wie auch christlich-jesuitisch geschulte Kämpfer
zu den großen Revolutionären der Weltgeschichte zählen.
Die deutschen Faschisten rückten also
durchaus im Sinne ihrer kapitalkräftigen Gesinnungsbrüder weltweit
der tüchtigen jüdischen Minderheit in Europa massiv zu Leibe und
schindeten sie zu Tode, vorgeblich um ihrem parasitären Dasein und
damit dem raffgierigen Bolschewismus ein Ende zu machen. In
Wirklichkeit störte sie das positive Beispiel. Die Bolschewiki
führten nämlich erfolgreich das fort, wofür der Rabbi Jesu einst
von den Vertretern des Imperiums gekreuzigt worden war.
Die deutschen Faschisten paktierten
aber auch mit ihresgleichen, mit jenen, deren zielgleiche Interessen
sie weltweit zu vertreten angetreten waren. Im „Heiligen Land“
herrschten noch die britischen Imperialisten und bedienten sich
skrupellos der dort gestrandeten, entwurzelten jüdischen
Flüchtlinge, denen man Land und eine glorreiche Zukunft versprach.
Dafür mussten sie allerdings kämpfen an der Seite der Imperatoren
gegen die Osmanen und gegen die störrischen Einheimischen, die sich
Palästinenser nannten und die sich zunehmend eingekreist und erwürgt
sahen und Aufstände organisierten. Die unterschiedlichst
motivierten Zion-Sucher wurden von den Briten bewaffnet. Später warfen sie mit dieser und anderer Hilfe die taumelnde Weltmacht dann aus dem Land, das ihnen - so ihre Lesart der Bibel - von Gott verheißen war.
Die traurigen Überlebenden des
NS-Terrors und des imperialistischen Krieges waren das gefundene
Opfer, mit dessen Hilfe sich schließlich auf „heiliger",
palästinensischer Erde ein Marionettenstaat errichten ließ. In
heuchlerischer Manier gab man vor, den Opfern des deutschen
NS-Regimes Tribut zu zollen und bediente doch nur eigenen Machtinteressen und den unstillbar gewordenen Hunger nach Öl.
Eine „Heimstätte“ für alle Juden
der Welt wollte man errichten, jetzt wo das Völkermorden fürs erste
zu Ende war und nachdem man deren Einreise in die eigenen Länder
streng kontingentiert hatte. Auch nach Palästina waren während der
Zeit des großen Mordens nur jene gelangt, die über genügend
finanzielle Mittel verfügten. Auch 1949 war die große Mehrheit
der Weltbevölkerung keinesfalls für die Gründung eines
Staatswesens auf dem Territorium, das bereits durch ein anderes Volk
gut besiedelt war. Auch mit dem Vorschlag der Teilung des ihnen
nicht gehörenden Landes waren längst nicht alle einverstanden, die
bevölkerungsreichsten Länder stimmten dagegen.
Aber der Plan war raffiniert und von
langer, kapitalkräftiger Hand vorbereitet. Der Plan war von
teuflischer Raffinesse, diente er doch vorgeblich armen, entrechteten
Menschen und war er doch vermeintlich sogar biblisch untermauert. In
Wahrheit verbargen sich dahinter durchsichtige koloniale
Machtansprüche, die Vertreibung der autochthonen Bevölkerung war
einprogrammiert. Mit Hilfe mächtiger Verbündeter und der als
Wiedergutmachung kaschierten Waffenhilfe aus Deutschland sicherte
man sich einen strategischen Vorposten auf dem schwarzen Kontinent
und schuf dort die viel beschworene „einzige Demokratie im Nahen Osten“. Sie entsprach voll und ganz den westlichen Designer-Vorstellungen und bediente deren Interessen perfekt .
Den Überlebenden ihrer Opfer war eine
teuflische Rolle zugedacht.
Möge ein guter Gott sie alle vor den Folgen ihres bösen Tuns beschützen und ihnen mit der Menschen Hilfe Einhalt gebieten.
Möge ein guter Gott sie alle vor den Folgen ihres bösen Tuns beschützen und ihnen mit der Menschen Hilfe Einhalt gebieten.
"Wer denn möchte als unverbesserlicher, unbelehrbarer, ewiger Antisemit am Pranger stehen?"
ReplyDeleteWieso soll dies so bleiben.? Wenn Israel so weitermacht wie bisher, wird der Ausdruck Antisemit ins Gegenteil verkehrt. Über Kurz oder lang, wird niemand mehr kein Antisemit beziehungsweise kein Antizionist mehr sein wollen.
Mir persönlich gehen die zionistischen "Rechts-draussen", je länger wie mehr auf den Wecker. Ich sehe mich heute tatsächlich als Antizionist und bin auch nicht mehr weit von Antiisrealist entfernt.! Zumindest wenn ich mir die Volksbefragungen in Israel anschaue.
Anderes ausser Rassismus, Apartheid und Militärirismus haben Israelis anscheinend nicht am Hut.
Also ich glaube nicht, dass ich mich für diese Einstellung in irgend einer Weise schämen müsste. Im Gegenteil.!