Gedanken zum Jahreswechsel
2012/13
War is not Peace –
Setzen wir der Begriffsverwirrung ein Ende, demonstrieren wir die
Nacktheit des Kaisers!
Krieg ist der ärgste
Feind, den die Menschheit kennt und der Antipode des Friedens.
Dass du dich dagegen
wehren musst, wenn du nicht verschlungen werden willst, sicherlich
wirst Mensch du das einsehen.
George Orwell warnte aber
nicht von ungefähr in seinem Roman „1984“ vor einer so
gründlichen Verdrehung der Begriffe, die uns würde Hören und Sehen
vergehen lassen.
Militärische
Interventionen werden uns als Schutz für Bürger- und Menschenrechte
verkauft. Angriffswaffen werden als Patrioten getarnt,
Kriegsvorbereitungen mit dem Friedensnobelpreis geadelt und unsere
„Jungs“ in Uniform schützen in Afghanistan die dortigen
Jungfrauen und unsere Sicherheit. Am liebsten sollte die NATO auch
gleich noch mit dem Friedensnobelpreis belohnt werden, so jedenfalls
forderte es die "International Harald Tribune" nach Bekanntgabe des
diesjährigen Preisträgers EU*. Die US-amerikanische Zeitung meinte
das ganz ernst. In ihren Augen ist die NATO die größte und
mächtigste „Friedensbewegung“ aller Zeiten.
Absurdistan?
War es in den 80iger
Jahren des vorigen Jahrhunderts unter Pazifisten noch heiß
umstritten, etwa „Waffen für Nikaragua“ einzufordern und sich
an die Seite der Sandinistas zu stellen, so wird heute aus
denselben rotgrünen Kreisen mehr oder weniger unverhohlen zum Sturz
von in westlichen Augen unliebsamen Regierungen aufgerufen, wofür
denn jedes, durchaus auch bewaffnete, Mittel recht ist. Benötigten
die sandinistischen Revolutionäre aber Waffen für die
Verteidigung einer sozial gerechteren Ordnung, die zu zerstören
der US-Imperialismus sich aufgemacht hatte, mussten sie sich also
gegen die als "Kontras" angeheuerten Söldner wehren und gegen die
Verminung ihrer Häfen, so verurteilte man im pazifistischen Milieu
damals die unumgänglich scheinende Gegengewalt.
Waffen für die einst
kämpferische palästinensische Befreiungsbewegung PLO zu fordern,
wäre gleichermaßen ein Sakrileg gewesen. Ähnlich undenkbar wie
es heute wäre, Waffen für die täglich kriegerischen Angriffen
ausgesetzte wehrlose Bevölkerung im Gazastreifen einzufordern.
Dagegen wacht ein Denkverbot in Gestalt der als „radikal-islamisch“
zu denunzierenden Hamas, der diese ja unweigerlich in die Hände
fallen müssten.
Weit abseits vom Nahen
Osten wurde einst ein Humanist und Arzt namens Che Guevara als
Terrorist und Mörder verteufelt und von gedungenen Söldnern umgebracht, weil er sich in Afrika und Bolivien auf die Seite der
bewaffneten Aufständischen geschlagen hatte und er unter Einsatz seines eigenen Lebens kolonisierten Völkern mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte.
Heute dagegen scheint weder Christ noch Pazifist, noch die eine oder andere Feministin sich sehr darüber zu
wundern, dass Menschenrechts- und Friedensvereinigungen aus
Deutschland in Syrien eine marodierende Söldnerbande unterstützen. Ja, eine Bande von Söldnern und deklassierten Elementen, die eingestandener Maßen im Dienste der
westlichen Kolonialgesellschaft ihr teuflisches Werk verrichten. Sie tun im Übrigen sinngemäß das gleiche wie einst die "Kontras" in Nikaragua, ihre Methoden sind nur noch brutaler geworden, die Auftraggeber aber blieben die selben. Eine solche Bande von Ausgestoßenen, eine Sammlung der von Kriegsschauplatz zu Kriegsschauplatz ziehenden Mörder, als „Oppositions-Bewegung“zu bezeichnen, ja sie gar als „Revolution zu adoptieren" und mit Spendengeldern zu beglücken, das ist neu und an Zynismus nicht mehr zu überbieten. Dass derartige Verbrecherhorden, die Tausende von
Menschenleben auf dem Gewissen haben, die verharmlosende Bezeichnung
„Aufständische“ nicht verdienen, erwirkt leider noch zu wenig Gehör in
friedensbewegten Kreisen, muss aber gerade deswegen um so lauter und vernehmlicher zum Ausdruck gebracht werden. Es ist an der Zeit, die Nacktheit und damit Verwundbarkeit des Kaisers zu erkennen, denn damit gewinnen wir unsere Handlungsfähigkeit zurück.
Krieg beginnt in den Köpfen und Herzen der Menschen heißt es in der Charta der UNESCO, deshalb müssen wir dort mit der Verteidigung des Friedens beginnen, wir müssen um die Köpfe ringen.
Krieg beginnt in den Köpfen und Herzen der Menschen heißt es in der Charta der UNESCO, deshalb müssen wir dort mit der Verteidigung des Friedens beginnen, wir müssen um die Köpfe ringen.
Arbeiten wir also im Neuen Jahr
an der Richtigstellung der Begriffe! Eignen wir uns unsere
Geschichte wieder an. Sie wurde uns aus der Hand geschlagen. Gemeint
ist die Geschichte der Enteigneten und Entrechteten.
Auf ein in diesem Sinne
erfolgreiches Neues.
* IHT vom 17.10. 12 "Don't forget NATO" by James Goldgeier, dean of School of International Service at American University
Wer gar nicht weiß, was Frieden ist, kann auch nicht für den Frieden sein!
ReplyDeleteEin Wort an die Pazifisten
Friedenspolitik muss das Völkerrecht verteidigen!
ReplyDelete"Wir sind keine Fantasten und Schwärmer, sondern als Realisten angetreten, das Völkerrecht auf Wahrung des Weltfriedens hin zu verteidigen. Das Völkerrecht verbietet jede Gewaltanwendung außer zum Zecke der Verteidigung bei durch die Völkergemeinschaft klar definierten Akten der Aggression gegen die Souveränität von Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, also nahezu aller Staaten der Welt.
Es geht nicht um vagen, unbestimmten Pazifismus, sondern es geht darum, die nach zwei Weltkriegen vereinbarten Grundsätze verwirklichen zu helfen und auf der Einhaltung der Prinzipien zu bestehen, der die Weltgemeinschaft zugestimmt hat. Diese Prinzipien sind 1. die Achtung vor der Souveränität jedes Mitgliedstaates. Das schließt die Einmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten kategorisch aus. 2. Das Prinzip des Gewaltverzichts, ja des Verzicht auch auf bloße Androhung von Gewalt im Zuge von Konfliktsituationen.
Der UN-Sicherheitsrat hat den Auftrag, sich in seinen Beschlüssen an der Charta der Vereinten Nationen zu orientieren. Es bleibt Aufgabe der Völker ihre Repräsentanten, ihre Regierungsvertreter an ihre Aufgaben zu gemahnen. Der Sicherheitsrat darf nicht als Werkzeug von Machtinteressen und als Exekutor von Gewalt-und Kriegspolitik missbraucht werden."
Rudolf Palmer Vorsitzender des Arbeitskreises für Friedenspolitik - atomwaffenfreies Europa e.V.