Friday, October 25, 2013

Kurt Gossweiler: Wider die linke Resignation!


auch von kurt gossweiler
Der Antistalinismus - das Haupthindernis für die Einheit aller antiimperialistischen Kräfte und der kommunistischen Bewegungvon Kurt Gossweiler09/06trendonlinezeitung
Für Marxisten ist es keineswegs überraschend, dass das Ende der Sowjetunion und der europäischen sozialistischen Staaten die Wiederkehr des Krieges nach Europa und den Beginn einer Generaloffensive des Kapitals gegen die Arbeiterklasse und das ganze werktätige Volk nach sich zog. Diese brutale Kapitaloffensive kann nur durch die gemeinsame, einheitliche Abwehr aller Betroffenen zurückgeschlagen werden. Allein schon deshalb ist die Wiederherstellung einer einheitlichen kommunistischen Bewegung dringlich erforderlich, gar nicht zu reden von der Aufgabe, die Herrschaft des Imperialismus zu beenden. Unglücklicherweise ist die kommunistische Bewegung jedoch noch weit entfernt davon, eine einheitliche Bewegung zu sein. Dabei sind, so scheint es mir jedenfalls, das Haupthindernis für die Herstellung der Einheit der Kommunisten weniger Meinungsverschiedenheiten über die Gegenwartsaufgaben, als gegensätzliche Auffassungen über die Einschätzung des Charakters und der Politik der sozialistischen Länder, insbesondere der Sowjetunion, in der Vergangenheit. Einige sind der Überzeugung, die Sowjetunion und die anderen sozialistischen Länder Europas - Albanien ausgenommen - seien seit dem XX. Parteitag überhaupt keine sozialistischen, sondern staatskapitalistische Länder gewesen, und sie betrachten jeden, der diesen ihren Standpunkt nicht teilt, als Revisionisten, mit dem es keine Gemeinsamkeit geben kann. Andere wieder sehen - wie es ihnen seit dem XX. Parteitag und seit Gorbatschow mit wachsender Intensität erzählt wurde - in Stalin den Verderber des Sozialismus, weshalb sie erklären, mit "Stalinisten" könne es keine Gemeinsamkeit geben. Auf dieser Position stehen die meisten Organisationen, die sich nach dem Zerfall der kommunistischen Parteien aus deren Trümmern gebildet haben, und zwar nicht nur jene, die sich nunmehr offen als sozialdemokratische Parteien bekennen, sondern auch die Mehrzahl jener, die sich als kommunistische Parteien verstehen, und auch die zwischen diesen beiden manövrierende PDS.
Der Antistalinismus ist heute tatsächlich das größte Hindernis für den Zusammenschluss der Kommunisten, wie er gestern der Hauptfaktor der Zerstörung der kommunistischen Parteien und der sozialistischen Staaten war. Für diese Behauptung möchte ich nur zwei Kronzeugen anführen, die über jeden Verdacht erhaben sind, "Stalinisten" zu sein. Der Erste ist der ehemalige US-amerikanische Außenminister John Foster Dulles, der Zweite kein anderer als Michael Gorbatschow. Dulles äußerte sich nach dem XX. Parteitag der KPdSU hoffnungsvoll so: "Die Anti-Stalin-Kampagne und ihr Liberalisierungsprogramm haben eine Kettenreaktion ausgelöst, die auf lange Sicht nicht aufzuhalten ist."  Gorbatschow hat den Antistalinismus treffend gekennzeichnet - und damit unfreiwillig auch den Hauptinhalt seines eigenen Wirkens -, als er in einem Interview für die FKP-Zeitung "Humanite" am 4. Februar 1986 auf die Frage nach dem " Stalinismus" in der Sowjetunion sagte: "Stalinismus ist ein Begriff den sich die Gegner des Kommunismus ausgedacht haben und der umfassend dafür genutzt wird, die Sowjetunion und den Sozialismus insgesamt zu verunglimpfen." Niemand kann also sagen, Gorbatschow habe nicht gewusst, was er mit seiner Anti-Stalin-Kampagne getan hat!
Das bei weitem wirkungsvollste Element des Antistalinismus ist die Darstellung Stalins als eines machtgierigen Despoten, als eines blutdürstigen Mörders von Millionen Unschuldiger. Dazu wäre sehr viel zu sagen. Hier in Kürze nur folgende Anmerkungen: Erstens: Man mag das zutiefst bedauern, aber es ist eine Tatsache, dass noch niemals eine unterdrückte Klasse das Joch der Unterdrückerklasse abgeworfen hat, ohne dass ihr revolutionärer Befreiungskampf und die Abwehr da konterrevolutionären Restaurationsversuche auch das Leben vieler Unschuldiger gekostet hat. Zweitens: Noch immer hat die Konterrevolution diese Tatsache dazu benutzt, die Revolutionäre in den Augen der Massen zu verabscheuungswürdigen Verbrechen, zu Mördern und Blutsäufern zu stempeln: Thomas Müntzer, Cromwell, Robespierre, Lenin, Liebknecht, Luxemburg.
Drittens: Nur blinde Voreingenommenheit kann den kausalen Zusammenhang übersehen oder leugnen, der zwischen dem Machtantritt des deutschen Faschismus sowie dessen von den westlichen Siegermächten wohlwollend geförderter Aufrüstung und Ermunterung zur Expansion gen Osten hier und den Moskauer Prozessen sowie den repressiven Maßnahmen gegen Ausländer, die ausländischen Emigranten eingeschlossen, dort bestand. Berthold Brecht sah diesen Zusammenhang sehr wohl, als er formulierte: "Die Prozesse sind ein Akt der Kriegsvorbereitung." Noch exakter formuliert: Sie waren eine Antwort auf die faschistisch-imperialistische Vorbereitung zum Überfall auf die Sowjetunion. Ohne die Gewissheit des früher oder später erfolgenden faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion - keine Moskauer Prozesse und keine drakonischen "Säuberungen" zur Verhinderung einer Fünften Kolonne im Lande.
Viertens: Nur politisch Blinden oder sehr Naiven blieb verborgen, dass Chruschtschow und Gorbatschow bei ihren Anklagen gegen Stalin gar nicht von Gefühlen des Abscheus gegenüber Unrecht und Unmenschlichkeit geleitet waren; wäre dem so gewesen, dann hätten sie den Imperialismus und seine Exponenten mindestens mit der gleichen Unversöhnlichkeit attackieren müssen, die sie Stalin gegenüber an den Tag legten. Das Gegenteil aber war der Fall: der hervorstechendste Zug ihrer Politik war die Vertrauenswerbung für den Imperialismus, trotz dessen blutiger Verbrechen an der Menschheit! Fünftens: Im krassen Gegensatz zu dieser Haltung steht die Tatsache, dass selbst der diplomatische Vertreter der imperialistischen Hauptmacht, der Botschafter der USA, Joseph A. Davies, Stalin eine positive Bewertung zuteil werden lässt, dass aber diese und andere in gleiche Richtung gehende positive Äußerungen von Zeitzeugen über die Sowjetunion seit dem XX. Parteitag in der Sowjetunion unterdrückt wurden. Daher erstens einige Ausführungen zu den Moskauer Prozessen. Zunächst Auszüge aus dem 1943 in Zürich erschienenen Buch von J. E. Davies, "Als USA-Botschafter in Moskau. Authentische und vertrauliche Berichte über die Sowjetunion bis Oktober 1941". Davies verfolgte - wie alle Diplomaten, die das wünschten - die Moskauer Prozesse als Augen- und Ohrenzeuge, (er war von Beruf Jurist). Seinen Eindruck über den Prozess gegen Bucharin und andere kabelte er am 17. März 1938 nach Washington. Die Depesche hat folgenden Wortlaut (Auszug): "Trotz Vorurteil bin ich nach täglicher Beobachtung der Zeugen und ihrer Art und Weise, auszusagen, auf Grund der unbewussten Bestätigung, die sich ergab, ... zu der Auffassung gelangt, dass, was die politischen Angeklagten betrifft, von den in der Anklageschrift aufgezählten Vergehen gegen die Sowjetgesetze eine genügende Zahl bewiesen und für vernünftiges Denken außer Zweifel gestellt sind, um den Schuldigbefund des Landesverrats und die Verhängung der vom Sowjetkriminalgesetz dafür vorgeschriebenen Strafen zu rechtfertigen.

Die Meinung derjenigen Diplomaten, die den Verhandlungen am regelmäßigsten beigewohnt haben, war allgemein, dass der Prozess die Tatsache einer heftigen politischen Opposition und eines höchst ernsten Komplotts aufgedeckt hat, das den Diplomaten viele bisher unbegreifliche Vorkommnisse der vergangenen sechs Monate in der Sowjetunion erklärte." (S.209) Davies hatte 1937 bereits den Prozess gegen Radek und andere verfolgt und darüber am I 7. Februar 1937 an den US-Staatssekretär berichtet. In diesem Bericht schrieb er u.a.: "Objektive Betrachtung ... ließ mich (jedoch) widerstrebend zu dem Schluss kommen, der Staat habe tatsächlich seine Anklage bewiesen, (wenigstens insofern, als das Vorhandensein einer ausgedehnten Verschwörung und geheimer Ränke gegen die Sowjetregierung unter den politischen Führern außer Frage gestellt und gemäß den bestehenden Gesetzen die in der Anklageschrift behaupteten Verbrechen begangen worden und strafbar seien). Ich habe mit vielen, ja fast allen Mitgliedern des hiesigen Diplomatischen Korps gesprochen, und nur vielleicht einer einzigen Ausnahme waren alle der Auffassung, die Verhandlungen hätten deutlich das Vorhandensein eines politischen Geheimplanes und einer Verschwörung zum Zweck der Beseitigung der Regierung bewiesen." (S.33 ff) In einem Tagebuch notierte Davies am 11. März 1937 folgende bezeichnende Episode: "Ein anderer Diplomat machte mir gegenüber gestern eine sehr aufschlussreiche Bemerkung. Wir sprachen über den Prozess, und er äußerte, die Angeklagten seien zweifellos schuldig; wir alle, die wir den Verhandlungen beiwohnten, seien uns darüber einig. Die Außenwelt hingegen schiene den Prozessberichten zufolge zu denken, dass der Prozess die reine Aufmachung sei (er nannte es eine Fassade); er wisse zwar, dass dies nicht zutreffe, es sei jedoch wahrscheinlich ebenso gut, wenn die Außenwelt dies annehme." (S.86) Davies berichtete auch über die vielen Verhaftungen und sprach über die "Säuberungen" am 4. Juli 1937 mit dem Außenminister Litwinow. Über Litwinows Ausführungen berichtete er: "Litwinow... erklärte, man habe durch diese Säuberung die Sicherheit gewinnen müssen, dass keine Verräterei mit der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Berlin oder Tokio mehr existierte. Eines Tages würde die Welt verstehen, dass das Geschehen notwendig gewesen sei, um ihre Regierung vor dem 'drohenden Verrat' zu schützen. Ja, sie leisteten in Wahrheit der ganzen Welt einen Dienst, denn wenn sie sich vor der Gefahr der Weltherrschaft der Nazis und Hitler schützen, bilde die Sowjetunion ein starkes Bollwerk gegen die nationalsozialistische Bedrohung. Der Tag würde kommen, wo die Welt erkennen dürfte, welch überragend großer Mann Stalin sei." (S. 128) Aufschlussreich ist auch Davies' Schilderung seines Gespräches mit Stalin in einem Brief an seine Tochter vom 9. Juni 1938. Er war von der Persönlichkeit Stalins stark beeindruckt, schrieb er doch: "Wenn du dir eine Persönlichkeit ausmalen kannst, die in allen Stücken das volle Gegenteil von dem ist, was der rabiateste Stalingegner sich auszudenken vermöchte, dann hast du ein Bild dieses Mannes. Die Zustände, von denen ich weiß, dass sie hier herrschen, und diese Persönlichkeit gehen so weit auseinander wie zwei Pole. Die Erklärung liegt natürlich darin, dass die Menschen für ihre Religion oder für eine 'Sache zu tun bereit sind, was sie niemals ohne dies tun würden." (S. 276) Seine Einsichten fasst Davies 1941, nach dem Überfall der Faschisten auf die Sowjetunion, mit den Worten zusammen, die Landesverratsprozesse haben "Hitlers Fünfter Kolonne in Russland den Garaus gemacht." (S. 209)
Bereits 1936 hatte der Prozess gegen Sinowjew und andere stattgefunden. Ihn zu beobachten hatte der namhafte britische Kronanwalt D. N. Pritt Gelegenheit gehabt. Über seine Eindrücke hatte er in seinem Erinnerungsbuch 'From Right to Left', 1965 in London erschienen, berichtet: "Mein Eindruck war, ... dass der Prozess im Allgemeinen fair geführt wurde und die Angeklagten schuldig waren ... Der Eindruck aller Journalisten, mit denen ich sprechen konnte, war ebenfalls, dass der Prozess fair war und die Angeklagten schuldig; und gewiss dachte jeder ausländische Beobachter, von denen es etliche gab, vorwiegend Diplomaten, das Gleiche. ... Ich hörte einen von ihnen sagen: natürlich sind sie schuldig. Aber wir müssen das aus Propagandagründen abstreiten." (Pritt, S. 110/111).
Es ergibt sich also, dass nach dem sachkundigem Urteil solcher bürgerlicher Rechtsexperten, wie Davies und Pritt, die Angeklagten der Moskauer Prozesse von 1936,1937 und 1938 zu recht verurteilt wurden, da die ihnen vorgeworfenen Verbrechen nachgewiesen wurden. In diesem Zusammenhang soll auch noch einmal in Erinnerung gerufen werden, was Bertold Brecht seinerzeit zu diesen aufwühlenden Prozessen an Überlegungen anstellte; er schrieb z. B. über die Konzeption der Angeklagten: "Die falsche Konzeption hat sie tief in die Isolation und tief in das gemeine Verbrechen geführt. Alles Geschmeiß des In- und Auslandes, alles Parasitentum, Berufsverbrechertum, Spitzeltum, hat sich bei ihnen eingenistet. Mit all diesem Gesindel hatten sie die gleichen Ziele. Ich bin überzeugt, dass dies die Wahrheit ist, und ich bin überzeugt, dass diese Wahrheit durchaus wahrscheinlich klingen muss, auch in Westeuropa, vor feindlichen Lesern ... Der Politiker, dem nur die Niederlage zur Macht verhilft, ist für die Niederlage. Der der 'Retter' sein will, führt eine Lage herbei, in der er retten kann, also eine schlimme Lage ... Trotzki sah zunächst den Zusammenbruch des Arbeiterstaates in, einem Krieg als Gefahr, aber dann wurde er ' immer mehr die Voraussetzung des praktischen Handelns für ihn. Wenn der Krieg kommt, wird der 'überstürzte Aufbau zusammenkrachen, der Apparat sich von den Massen isolieren, nach außen wird man die Ukraine, Ostsibirien und so weiter abtreten müssen, im Innern Konzessionen machen, zu kapitalistischen Formen zurückkehren, die Kulaken stärken oder stärker werden lassen müssen; aber all das ist zugleich die Voraussetzung des neuen Handelns, der Rückkehr Trotzkis.
Die aufgeflogenen antistalinistischen Zentren haben nicht die moralische Kraft, an das Proletariat zu appellieren, weniger, weil diese Leute Memmen sind, sondern weil sie wirklich keine organisatorische Basis in den Massen haben, nichts anbieten können, für die Produktivkräfte des Landes keine Aufgaben haben. Es ist ihnen ebenso zuzutrauen, dass sie zu viel als zu wenig gestehen." 2 Wenn wir davon ausgehen, dass Davies und Pritt (und Brecht) mit ihrer Beurteilung der Moskauer Prozesse recht hatten, dann ergibt sich zwangsläufig die Frage: Taten diejenigen, die - wie Chruschtscbow und Gorbatschow nachträglich die in den Prozessen Verurteilten zu unschuldigen Opfern erklärten, dies nicht vielleicht deshalb, weil sie mit diesen sympathisierten oder gar ihre heimlichen Komplizen waren und weil sie deren damals gescheiterte Sache zu Ende führen wollten? Und wenn wir dann bei genauerer Betrachtung ihrer - (der Chruschtschow und Gorbatschow und ihresgleichen) - politischen Tätigkeit feststellen müssen, dass sich die Geständnisse der Angeklagten der Moskauer Prozesse über ihre Absichten und Ziele und der zu ihrer Erreichung angewandten Methoden wie das Drehbuch zu ihrem - Chruschtschows und insbesondere Gorbatschows - Wirken liest, dann legt das einen doppelten Schluss nahe: Zum einen den, dass die Moskauer Prozesse als Schlüssel dienen können für die Erhellung und Entschlüsselung dessen, was seit dem XX. Parteitag der KPdSU die Sowjetunion, die anderen sozialistischen Länder und die kommunistische Bewegung auf die abschüssige Bahn geführt hat; und zum anderen den, dass das Wirken der Chruschtschow und Gorbatschow und dessen Ergebnis den Rückschluss zulässt, dass es sich bei den Moskauer Prozessen eben nicht um Inszenierungen von Schauprozessen gehandelt hat, sondern dass in diesen Prozessen Komplotte der gleichen Art aufgedeckt und vereitelt wurden, wie sie von Gorbatschow schließlich zum bereits damals geplanten Ende geführt werden konnten, weil ihm kein Moskauer Prozess mehr Einhalt gebot.
Diente die Darstellung Stalins als eines blutgierigen Despoten und "seines" Regimes als das einer Hölle auf Erden dazu, den Widerstand gegen die Chrustschow-Gorbatschow Konterrevolution zu paralysieren, so zielt die Darstellung Stalins als eines Verfälschers der Leninschen Grundsätze auf die theoretische und ideologische Entwicklung der kommunistischen Bewegung und aller Sozialisten. Der größte Teil solcher Art von Munition stammt aus dem Arsenal des Trotzkismus. Ich will dafür nur einige wenige Beispiele anführen.
l. DIE FRAGE DES SIEGES DES SOZIALISMUS IN EINEM LANDE
Der Zusammenbruch der europäischen sozialistischen Länder und vor allem der Sowjetunion wird als "Beweis" für die Richtigkeit der trotzkistischen These von der Unmöglichkeit des Aufbaus des Sozialismus in einem Lande ins Feld geführt, wobei gewöhnlich verschwiegen wird, dass es Lenin war, der 19l5 erstmals die These von der Möglichkeit des Sozialismus in einem Lande niederschrieb. Bekanntlich stellte Lenin damals in einem Artikel "Die Vereinigten Staaten von Europa" 3 fest: "Die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus. Hieraus folgt, dass der Sieg des Sozialismus zunächst in wenigen Ländern oder sogar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist." Trotzki, seit Jahren schon einer der verbissensten Gegner Lenins, widersprach sofort mit der Feststellung, es sei aussichtslos zu glauben, "dass zum Beispiel ein revolutionäres Russland einem konservativen Europa gegenüber sich behaupten... könne". 4 Stalin, nach der Behauptung heutiger Trotzkisten angeblich der Erfinder der These von der Möglichkeit des Aufbaus des Sozialismus in einem Lande hat in Wirklichkeit diese Leninsche These gegen Trotzki verteidigt: "Was bedeutet die Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande? Das bedeutet die Möglichkeit, die Gegensätze zwischen Proletariat und Bauernschaft mit den inneren Kräften unseres Landes zu überwinden, die Möglichkeit, dass das Proletariat die Macht ergreifen und diese Macht zur Einigung der vollendeten sozialistischen Gesellschaft im unserem Landes ausnutzen kann, gestützt auf die Sympathien und die Unterstützung der Proletarier der anderen Länder, aber ohne vorherigen Sieg der proletarischen Revolution in anderen Ländern. Was bedeutet die Unmöglichkeit des vollen, endgültigen Sieges des Sozialismus in einem Lande ohne den Sieg der Revolution in anderen Ländern? Das bedeutet die Unmöglichkeit einer vollständigen Garantie gegen die Intervention und folglich auch gegen die Restauration der bürgerlichen Ordnung, wenn die Revolution nicht wenigstens in einer Reihe von Ländern gesiegt hat. "5 Stalin hat aber nicht nur Lenins These verteidigt, die KPdSU hat unter seiner Führung durch den sozialistischen Aufbau und die Behauptung der Sowjetmacht gegen die faschistische Aggressoren den Beweis für die Richtigkeit dieser Leninschen These erbracht. Dagegen wurde Trotzki ebenso oft von der Geschichte widerlegt, wie er den Zusammenbruch der Sowjetmacht vorausgesagt bat, und das geschah fast in jedem Jahr mehrfach. Eine seiner letzten derartigen Voraussagen, veröffentlicht am 23. Juli 1939, lautete: "Das politische Regime wird einen Krieg nicht überleben." 6 Der Wunsch war eindeutig der Vater dieser Prophezeiung! Dies sprach so deutlich aus allen Äußerungen Trotzkis aus jenen Jahren, dass der deutsche bürgerliche Schriftsteller Lion Feuchtwanger daraus die Schlussfolgerung zog: "Was also war wohl die ganzen Jahre der Verbannung hindurch, was muss heute noch Trotzkis Hauptziel sein? Wieder ins Land hinein, um jeden Preis wieder an die Macht kommen." Selbst um den Preis der Zusammenarbeit mit den Faschisten: "Wenn Alkibiades zu den Persern ging, warum nicht Trotzki zu den Faschisten?" 7 (Auch Feucbtwanger war Augen- und Ohrenzeuge eines der Moskauer Prozesse, des zweiten, gegen Radek, Pjatakow und andere, Januar 1937.)
2. STALIN UND DIE NÖP
Einer der Vorwürfe Gorbatschows gegen Stalin bestand in der Behauptung, Lenin habe in seinen letzten Arbeiten mit der Ausarbeitung der 'Neuen Ökonomischen Politik' einen neuen Weg zum Aufbau der neuen sozialistischen Gesellschaft gewiesen, den Stalin aber verlassen habe. Dieser Vorwurf wird von Antistalinisten verschiedenster Färbung aufgegriffen, wobei behauptet wird, Stalin habe Lenins Konzeption der NÖP durch einen "staatsmonopolistischen Kurs" ersetzt und dadurch den Sozialismus ruiniert. Für Lenin bestand der Kern der Neuen Ökonomischen Politik in der Untermauerung des politischen Zusammenschlusses der Arbeiterklasse und ihres Staates mit der breiten Bauernschaft durch den ökonomischen Zusammenschluss mit der bäuerlichen Wirtschaft. "Wenn wir den Kapitalismus schlagen und den Zusammenschluss mit der bäuerlichen Wirtschaft herstellen, dann werden wir eine absolut unbesiegbare Kraft sein", führte er auf dem XI. Parteitag 1922 der KPR(B) aus. 8 Genau so fasste Stalin die NÖP auf und führte sie nach Lenins Tod weiter: "Die NÖP ist die Politik der proletarischen Diktatur, die gerichtet ist auf die Überwindung der kapitalistischen Elemente und den Aufbau der sozialistischen Wirtschaft durch Ausnutzung des Marktes, vermittels des Marktes, nicht aber durch direkten Produktenaustausch ohne Markt, unter Ausschluss des Marktes. Können kapitalistische Länder, zumindest die entwickelsten unter ihnen, beim Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus ohne die NÖP auskommen? Ich denke, sie können das nicht. In diesem oder jenem Grade ist die Neue Ökonomische Politik mit ihren Marktbeziehungen in der Periode der Diktatur des Proletariats für jedes kapitalistische Land absolut unerlässlich. Bei uns gibt es Genossen, die diese These in Abrede stellen. Was bedeutet es aber, diese These in Abrede zu stellen? Das bedeutet erstens, davon auszugehen, dass wir unmittelbar nach Machtantritt des Proletariats bereits über hundertprozentig fertige den Austausch zwischen Stadt und Land, zwischen Industrie und Kleinprodukten vermittelnde Verteilungs- und Versorgungsapparate verfügen würden, die es ermöglichen, sofort einen direkten Produktenaustausch ohne Markt, ohne Warenumsatz, ohne Geldwirtschaft herzustellen. Man braucht diese Frage nur zu stellen, um zu begreifen, wie absurd eine solche Annahme wäre. Das bedeutet zweitens, davon auszugehen, dass die proletarische Revolution nach der Machtergreifung durch das Proletariat den Weg der Expropriation der mittleren und kleinen Bourgeoisie beschreiten und sich die ungeheuerliche Last aufbürden müsse, den künstlich geschaffenen Millionen neuer Arbeitsloser Arbeit zu beschaffen und für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Man braucht diese Frage nur zu stellen, um zu begreifen, wie unsinnig und töricht eine solche Politik der proletarischen Diktatur wäre.? Warum ein so ausführliches Zitat über ein so wenig aktuelles Thema? Erstens weil wir überzeugt sind, dass dieses Thema - die ökonomische Politik zum Aufbau des Sozialismus - nur vorübergehend in Europa von der Tagesordnung abgesetzt ist (und anderswo überhaupt nicht); zweitens - weil es notwendig ist, daran zu erinnern, dass es einen ungeheuren Reichtum an theoretischen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen erfolgreichen sozialistischen Aufbaus gibt, der aber von den revisionistischen Nachfolgern Lenins und Stalins als "Stalinismus" auf den Index gesetzt wurde, damit er in Vergessenheit gerate; schließlich drittens, weil sich unter der antikapitalistischen Linken eine pseudo-linke Lehre breitmacht, deren bekanntester Propagandist Robert Kurz ist; nach ihm ist die Wurzel allen Übels nicht der Kapitalismus, sondern die Warenproduktion; der Sozialismus habe untergehen müssen, weil er die Warenproduktion beibehalten habe, statt zum direkten Produktenaustausch überzugehen. Angesichts solcher Lehren ist das obige Zitat sogar sehr aktuell!
Warum konnte es gelingen, die Ergebnisse von Jahrzehnten sozialistischen Aufbaus zu zerstören? Natürlich gibt es dafür viele Gründe. Ein ganz wichtiger ist nach meiner Überzeugung der: der Revisionismus trat lange Zeit stets als Anti-Revisionismus, als Verteidigung des Leninismus gegen dessen angebliche Verfälschung durch Stalin auf erst als sein Zerstörungswerk so gut wie vollendet war, legte Gorbatschow die Maske des Kommunisten des Leninisten ab und bekannte sich öffentlich als Sympathisant der Sozialdemokratie, also als Antikommunist und Anti-Leninist. Der Antistalinismus war aber von Anfang an seinem Wesenskern nach - Antileninismus, Antimarxismus, Antikommunismus. Doch selbst jetzt erkennen das viele sogar im kommunistischen Lager noch nicht, weil sie noch unter dem Einfluss der jahrzehntelangen antistalinistischen Hasspropaganda der antikommunistischen Generalsekretäre der KPdSU seit dem XX. Parteitag stehen, die Stalin mit Hitler gleichsetzten, - eben jenen Stalin, der - wie Ernst Thälmann das voraussagte - Hitler das Genick brach! Wir müssen klarmachen, dass es beim Kampf gegen den Antistalinismus nur vordergründig um die Person Stalins geht, dem Wesen nach aber um die Existenzfrage der kommunistischen Bewegung: bleiben wir - wie Marx und Engels, Lenin und Stalin - fest auf dem Boden des Klassenkampfes oder begeben wir uns wie die Antistalinisten Chruschtschow, Gorbatschow und ihresgleichen - auf den Boden der Aussöhnung mit dem Imperialismus? Dies ist die Frage, von deren Beantwortung das Schicksal der kommunistischen Bewegung abhängt. Und weil diese Frage nur richtig beantwortet werden kann, wenn sie das revisionistische Gift in allen seinen Erscheinungsformen ausscheidet, muss sie auch den Antistalinismus in ihren Reihen überwinden.
Fußnoten
1 Aus: Archiv d. Gegenwart. 11. Juli 1956
2 Bertold Brecht, Schriften zu Politik und Gesellschaft, Bd. I, l919-1941, Aufbauverlag Berlin und Weimar, 1968, S. 172 f.
3 Werke Bd. 21, S. 345
4 Trotzki, Schriften, Bd. III, Teil 1, S. 89 f.
5 Stalin, Werke Bd. 8, S. 58
6 Leo Trotski, La lutte antibureaucratique en URSS, Paris, 1937 S. 257, zit. nach: Ludo Martens, Un autre regard sur Staline, Version non définitive, Bruxelles, 1993, S. 133
7 Moskau l937. Ein Reisebericht für meine Freunde, erstmals erschienen 1937 im Querido-Verlag, Mexiko; Neuauflage im Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1993, S.89
8 Lenin, Werke, Bd. 33, S. 272
9 Stalin, Werke, Bd.11, 5.128 f.

Editorische Anmerkungen
Der Text von Kurt Gossweiler ist ein Referat, das er auf dem internationalen Seminar Kommunistischer und Arbeiterparteien in Brüssel am 1. September 1994 gehalten hat. Es befasst sich mit einer wichtigen Voraussetzung für die Wiederherstellung der Kommunistischen Bewegung als einer einheitlichen Marxistischen Bewegung.
Es wurde auch in den »Weißenseer Blättern« und anderen deutschen Publikationen veröffentlicht, die daraus entstehende heftige Diskussion wird  nachfolgend dargestellt.
1. Das Vorwort von Hanfried Müller zur Veröffentlichung von Kurt Gossweilers Artikel in den »Weißenseer Blättern«
Eine vielleicht zweckmäßige Vorbemerkung betreffend die Instrumentalisierung des Antistalinismus gegen antiimperialistische Sammlung
In einem Heft eine Gratulation zum fünfundvierzigsten Geburtstag der Volksrepublik China und eine pointierte Abrechnung mit dem Antistalinismus als dem "Haupthindernis" (wie der Autor meint) für eine Einigung von Kommunisten in der Gegenwart - da werden die einen sagen: nun ist klar: Die WBl sind maoistisch, die anderen: Wir haben es doch immer gewusst, stalinistisch sind sie. Sie sind weder noch! - Und wenn sie einen Autor erläutern ließen, was er zum Beispiel gegen die Verurteilung Trotzkis zu bedenken geben möchte oder etwa für die Beurteilung Bucharins, dann wären sie darum auch nicht einfach trotzkistisch oder bucharinistisch - was dann übrigens auch kaum einer behaupten würde. Es gibt in der Redaktion der WBl keinen Konsens über alle möglichen historischen Fragen, und die Redaktion bedarf auch keines solchen. Erst kürzlich hatten wir einen lebhaften Disput unter einander über Recht oder Unrecht des Umgangs der Alten Kirche mit der Gnosis, eine Frage, die vielen, deren Adrinalinspiegel sooft steigt, wenn sie das Wort Stalin hören, belanglos erscheinen wird. Allerdings könnte sie für Gegenwartshaltungen viel mehr bedeuten. Denn sie hängt ja eng damit zusammen, ob wir geneigt sind, beim Anblick der Welt zu resignieren, oder welche Hoffnung wir für sie haben - und was der Grund unserer Hoffnung ist. Aber ob solch Dissens über Vergangenes eine Gemeinschaft in der Gegenwart belastet oder gar sprengt, hängt davon ab, ob eine Seite den Konsens über Probleme der Vergangenheit zum Maßstab möglicher Zusammenarbeit in der Gegenwart macht. Genau das halten wir für falsch! Wo es geschieht, scheint es uns, dass die Vergangenheit die Gegenwart - und dann auch die Zukunft! - gefangen nimmt und die Freiheit nach vorn orientierten Denkens und Handelns verloren geht. Natürlich verkennen wir nicht, dass sich auch im Subjekt Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart treffen, indem die je eigene Herkunft die Perspektive der Zukunft mitprägt. Darum ist es wohl heilsam, gegenüber der eigenen Geschichte kritisch zu sein und diese nicht etwa zu verabsolutieren, vor allem nicht in ihr zu erstarren oder sie gar wiederholen zu wollen, sondern frei aus ihr heraus in die Zukunft zu gehen. Aber gefährlich scheint es uns, Menschen zwingen wollen, ihrer Geschichte abzuschwören. Das kann nur allzu leicht in Verzweiflung oder Nihilismus enden. Und genau dies geschieht mit der unkritisch pauschalen Ächtung einer ganzen historischen Periode sozialistischer Entwicklung. Eines der Mittel dazu ist die zumeist fast terroristische Handhabung des dunklen Begriffs "Stalinismus" - wollte man spotten, möchte man sagen, mit einer "stalinistischen" Verwendung dieses Wortes. Denn wo man den politischen Gegner des "Stalinismus" anklagt, braucht man ihm nicht mehr konkret einen Irrtum oder ein Fehlverhalten nachzuweisen, um ihn zu verurteilen: Verdammenswert ist er dann sowieso, einfach darum, weil er "Stalinist" ist - ganz so, wie sich in Stalins Zeit der Begriff Trotzkismus bis dahin ausweitete, dass im Einzelfall kaum mehr nachgewiesen werden musste, was eigentlich an etwas verwerflich sei, wenn man es nur "trotzkistisch" nannte. Wir kennen solche Methoden aus unserer eigenen Geschichte der kirchlichen Ketzer- und Judenverfolgungen: "Tut nichts, der Jude wird verbrannt!" Und solche Perhorreszierung wirkt - bis dahin, dass ich vermute, ich hätte diesen "Vorspann" für überflüssig gehalten, wenn in den WBl etwa nicht die Rede von Kurt Gossweiler über den Antistalinismus, sondern, sagen wir eine solche von Wolfgang Harich über den Antitrotzkismus als Hindernis kommunistischer Einigung hätte dokumentiert werden sollen. Das hat seinen Grund. Antitrotzkismus - wie Antimaoismus und Ähnliches - im Wesentlichen eine innerkommunistische Angelegenheit, wie übrigens der Antistalinismus dann auch, wenn man ihn historisch konkret fasst. Und beispielsweise auf die leider allzu blutig entschiedenen Auseinandersetzungen Stalins mit Trotzki und Bucharin oder auf die Streitfragen zwischen Stalin und Tito bezieht. Täte man nur das, dann stünden mit diesem Begriff geschichtliche Sachfragen zur Diskussion: zum Beispiel das Problem, dass die sozialistische Umwälzung notwendig globalrevolutionären Charakter trägt, aber in der Realität auf die ungleichmäßige Entwicklung der sozialen Widersprüche stößt, aus denen sie erwächst, sodass sie sich nur regional und temporal differenziert vollzieht - scheinbar keineswegs als weltweit qualitativer Umschlag, sondern in widersprüchlichen Schritten des Übergangs. Oder - übrigens so eng mit diesem Problem verbunden, dass man Stalin diesbezüglich geradezu als Repräsentanten der "Mitte" zwischen Trotzki und Tito interpretieren könnte - die Schwierigkeit, die Internationalität des Kommunismus in der sozialistischen Übergangsphase mit der Spezifik und Nachwirkung historisch gegebener nationaler Besonderheiten zu vermitteln - eine Frage notabene gerade auch an Stalin selbst, denn hat nicht gerade er den sowjetischen Sozialismus deutlich regional eurasisch geprägt, etwa besonders anschaulich in der Bezeichnung des antifaschistischen Krieges zur Verteidigung des Sozialismus (und also allenfalls des s o z i a l i s t i s c h e n Vaterlandes) als "Großen Vaterländischen Krieg" (und das in erheblicher Anknüpfung an die zaristische Geschichte Russlands von 19l2 /l3)? Aber solche - denkbare - innerkommunistische Spezifik ist ja im Begriff "Stalinismus" kaum gemeint. (Sie war es allenfalls ansatzweise in jener ganz kurzen Periode nach dem Kriege, in der die kommunistische Bewegung selbst Stalin zum "Klassiker" erklärte und sich folgerichtig "marxistisch-leninislisch-stalinist
 
isch" nannte.) Inzwischen bezeichnet der Begriff keineswegs nur - wie die Begriffe Trotzkismus, Titioismus, Maoismus - einen innerkommunistischen Gegensatz, sondern er ist zugleich und (weil die Ideen der herrschenden Klasse die in der Gesellschaft herrschenden Ideen zu sein pflegen) sogar primär ein Kampfbegriff der Bourgeoisie, die sich mit ihm die innerkommunistische Problematik der revolutionären Entwicklung der Sowjetunion zur Zeit Stalins zu Nutze macht. Darum ist der Antistalinismus sozusagen die Speerspitze des Antikommunismus und richtet sich gleichermaßen gegen Apologeten wie gegen Ankläger Stalins, sofern sie nur Marxisten und Kommunisten sind. "Stalinismus" meint in diesem Sprachgebrauch einfach jegliche prinzipienfeste, gesinnungstreue, nicht opportunistisch erweichte und entschieden antirevisionistische kommunistische Option, die sich weder auf fromme Wünsche im Sinne einer sozialistischen Vision noch auf kosmetische Operationen am Imperialismus in Richtung sozialer Reformen reduzieren lässt, sondern in den Niederungen harter historischer Realitäten, wie der Imperialismus sie setzt, Wichtigeres kennt, als beim Reinigen dieses Augias-Stalles eine weiße Weste zu behalten. In der durch diesen Gebrauch des Begriffs "Stalinismus" vergifteten Atmosphäre wird jeder Versuch, die pauschal vornormierte Verurteilung der Stalin-Ära historisch-kritisch und nüchtern zu überprüfen, zum tabuisierten Sakrileg. Tabus, die darauf zielen, dass bestimmte Fragen nicht mehr aufgeworfen werden dürfen und diejenigen, die das doch tun, mundtot gemacht werden, bevor man sich die Mühe gemacht hat, sie zu widerlegen, haben die WBl noch nie respektiert. Stalin muss und wird umstritten bleiben in der sozialistisch-revolutionären Tradition wie Robespierre in der bürgerlich-revolutionären. In beiden Fällen besteht die Gefahr das revolutionäre Erbe zu verspielen, wenn der Konterrevolution aus Scham über revolutionäre Exzesse ein auch nur relatives historisches Recht eingeräumt wird. Denn was sind schon alle Exzesse von Revolutionen - so tief sich auch die Revolution mit ihnen ins eigene Fleisch geschnitten hat - gegenüber dem andauernden Elend von Armut, Hunger und Sterben unter den Verhältnissen, die die Revolutionen umzustürzen unternahmen, ganz zu schweigen von der Grausamkeit konterrevolutionären weißen und braunen Terrors. So wenig wie ärztliche Kunstfehler ein Argument gegen die Notwendigkeit medizinischen Kampfes gegen Krankheit, sind revolutionäre Kunstfehler ein Argument gegen die Notwendigkeit, lebensgefährlich gewordene Gesellschaftsordnungen, und sei es gewaltsam, zu beseitigen - so verhängnisvoll tödlich auch in beiden Fällen Kunstfehler zu sein pflegen.
2. Reaktion im »Neuen Deutschland« vom 4.11.1994 Stalin-Weihe
Zwei Seiten "Vorbemerkung" wendet diesmal Hanfried Müller auf, um den Vorwürfen, die massiv über die »Weißenseer Blätter« hereinbrechen werden, zumindest die Spitze zu nehmen. Und er findet auch Worte, die das Skandalon, das er dann druckt, zumindest sozialpsychologisch erklären: "Gefährlich scheint es uns, Menschen zwingen zu wollen, ihrer Geschichte abzuschwören. Das kann nur allzu leicht in Verzweiflung ... enden." Wohin individuelle Notwehr gegen den Zeitgeist einen Menschen treiben kann, offenbart dann der Text, den die WBl [4/1994) dokumentieren: eine Rede des Historikers Kurt Gossweiler, gehalten auf einem, internationalen Seminar kommunistischer und Arbeiterparteien" am l. Mai 1994 in Brüssel. In ihr stellt Gossweiler die These auf: "Der Antistalinismus ist heute das größte Hindernis für, den Zusammenschluss der Kommunisten, wie er gestern der Hauptfaktor der Zerstörung der kommunistischen Parteien und der sozialistischen Staaten war." Was sich in früheren Artikeln andeutete, lesen wir jetzt im Klartext: Nicht der Stalinismus war das Grundübel der kommunistischen Bewegung, sondern der "Revisionismus" mit dem Chruschtschow und Gorbatschow diesen Stalinismus zu überwinden trachteten. Und weil dessen wirkungsvollstes Element die Darstellung Stalins als eines blutdürstigen Mörders sei, rehabilitiert Gossweiler im Umkehrschluss Stalin und die Moskauer Prozesse (1936-38) als legitime "Antwort auf die faschistisch-imperialistische Vorbereitung zum Überfall auf die Sowjetunion". Als "Beweis" aber bietet er nicht neue Tatsachen, sondern Zitate aus der damaligen Zeit! Es tut immer weh, wenn ein guter Mann in die Irre geht. Gefährlich aber wird es, wenn er seine, fürs eigene Seelenheil ja vielleicht taugliche Sicht der Linken als Theorie" offeriert. Ein "Zurück zum Klassiker Stalin" - das ist nach den Verbrechen des Stalinismus der denkbar schlechteste Dienst, den ein Kommunist der linken Opposition heute überhaupt erweisen kann. [Brigitte HERING]
3.Resonanz auf das Referat in den Weißenseer Blättern (Auswahl)
Kurt Gossweiler: Zu Revisionismus, "Kindheitsmustern" und revolutionären Exzessen
Natürlich wusste ich, worauf ich mich einlasse mit meiner Zustimmung zum Abdruck meiner Brüssel-Rede in den WBl, und ich nehme an, dass auch die WBl wussten, worauf sie sich damit einließen. Der Startschuss zu dem unvermeidlichen Echo, der am 4. November im ND abgegeben wurde, gab immerhin eine 'Tonlage vor, die, einem harten Widerspruch angemessen, sachlichen Meinungsstreit nicht hemmt. Kopfschütteln hat allerdings die Überschrift "Stalin-Weihe" und die Kennzeichnung meiner Rede als "Skandalon" bei mir bewirkt. Wieso soll es denn - angesichts des auf der offenen Weltbühne aufgeführten Skandals der "Gorbatschowiade" - ein "Skandalon" sein, wenn die Auffassung laut wird, nicht der so genannte "Stalinismus" - den noch keiner zu definieren vermochte -, sondern der Revisionismus von Gorbatschow und seinem Vorläufer Chruschtschow hätten den Untergang des Sozialismus bewirkt? Es kann schon traurig und bestürzt machen, wenn sogar Genossen und Genossinnen, die man schätzt und die einen für einen "guten Mann" halten, sich eine solche Meinung nur psychologisch als individuelle Notwehr gegen den Zeitgeist erklären können. Es ist jedoch in Wahrheit viel schlimmer. Dieser "gute Mann" hat sich seine Meinung nicht erst ausgedacht, nachdem der jetzige Zeitgeist über uns gekommen ist. Nein, ich habe mir schon vor Jahrzehnten die Meinung gebildet, dass die Chruschtschow-Politik zur Restauration des Kapitalismus führen wird, wenn ihr nicht Einhalt geboten wird. Leider wurde ihr nur zeitweilig und höchst inkonsequent Einhalt geboten, sodass sie zwanzig Jahre nach Chruschtschow als "Perestroika" wieder aufleben konnte und prompt zu dem Ergebnis führte, das ich schon vor Jahrzehnten befürchtet, von dem ich aber bis 1988 angenommen hatte, dass es abwendbar sei. Behauptet wird auch, ich rehabilitierte die Moskauer Prozesse "ohne Beweis". Ich habe jedoch nur - weil das seit dem XX. Parteitag der KPdSU hier zu Lande niemand mehr lesen konnte - Aussagen von Augen- und Ohrenzeugen der Prozesse zitiert, die übereinstimmend aussagten, die Angeklagten seien der ihnen zur Last gelegten Delikte schuldig gewesen. Welche Beweise kann denn der, der den Aussagen von Augen- und Ohrenzeugen keine Beweiskraft zubilligt, dafür bringen, dass der damalige USA-Botschafter Davies und all jene Diplomaten und Journalisten des Auslandes, die an den Prozessen teilnahmen, Unrecht hatten, Recht dagegen alle, die sie als "Schauprozesse" bezeichneten - von der Hearst- bis zur Hitler-Presse -, außer der Tatsache, dass sich von einem bestimmten Zeitpunkt an auch Sowjetführer diese Version zu Eigen machten, zum Beispiel Chruschtschow, der zur Zeit der Prozesse zu den wütendsten und gefürchtetsten "Entdeckern" von "Volksfeinden" gehörte, oder Gorbatschow, der zu dieser Zeit gerade erst geboren wurde, also seine Meinung, die Prozesse seine "getürkt" gewesen, nicht aus eigener Anschauung gewonnen hatte, sondern dadurch, dass er als Angehöriger der "Generation des XX. Parteitages" durch ihn und den XXII. Parteitag eine unauslöschliche Anti-Stalin-Prägung erhalten hatte - wie auch die meisten Angehörigen dieser Generation in allen sozialistischen Ländern. Chruschtschow und der Krypto-Sozialdemokrat Gorbatschow verankerten (bekleidet mit der Autorität von Führern der KPdSU, die immer noch das Denken und Handeln der Kommunisten in den Ländern des Warschauer Paktes maßgeblich formten) ihr Geschichtsbild so fest in den Köpfen, dass heute die Infragestellung dieses Geschichtsbilds als kaum begreifliches Abweichen vom Denken in normalen Bahnen erscheint. Für mich zeugt das nur davon, wie tief greifend und lang anhaltend die Prägung der "Kindheitsmuster" das Denken von Generationen bestimmt; aber auch davon, wie notwendig es ist, ihnen vor Augen zu führen, dass sie sich in einem Bannkreis bewegen, aus dem man ausbrechen muss, wenn man Geschichte wieder vorurteilslos und objektiv betrachten und beurteilen will. Nur so aber kann man aus der Vergangenheit der kommunistischen Bewegung die richtigen Schlussfolgerungen für ihre Programmatik und künftige Politik ziehen. Noch etwas. Die ND-Kolumne erweckt den Anschein, mir ginge es um die Rehabilitierung der Person Stalin, um ein "Zurück um Klassiker" Stalin, und ich leugnete, dass in der Sowjetunion unter Stalins Führung viele Menschen schreckliches Leid und Unrecht bis zu Todesurteilen und Lagertod aufgrund haltloser Beschuldigungen erlitten haben. Hätte ich wirklich versucht, erwiesene Tatsachen zu leugnen, und ließe mich menschliches Leid und Unrecht, das auf unser Konto, das Konto der der kommunistischen Bewegung geht, tatsächlich kalt, dann gäbe es dafür keine mildernden Umstände, auch nicht sozialpsychologischer Art, wie sie mir im ND immerhin mit der Vermutung eines Aktes "individueller Notwehr gegen den Zeitgeist" eingeräumt werden. Wer aber meine Rede sorgfältig gehört hat, wird zugeben, dass Vorwürfe auf der Linie "Stalin-Weihe" oder "Zurück zum Klassiker Stalin" zu Unrecht erhoben werden. Was ich fordere und zu erreichen suche, ist ganz einfach, auch die Oktoberrevolution, ihre führenden Gestalten und deren Handeln aus den Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen dieser Revolution, aus den Bedingungen auch des Kampfes um ihre Verteidigung, zu erklären - so wie das für die Revolutionen und die Revolutionäre vergangener Jahrhunderte längst selbstverständlich ist. Die Erklärung revolutionärer Exzesse aus dem bösen Charakter der Revolutionäre sollten wir endlich auch in Bezug auf die Oktoberrevolution der Konterrevolution und ihren Ideologen überlassen.
4. Leserbrief von Hanfried Müller zum Artikel im »Neuen Deutschland« vom 4.11.1994
Zur "Stalin-Weihe" in den Weißenseer Blättern - oder zur antistalinistischen Panik und zum Revisionismussyndrom
Ich habe Kurt Gossweilers Thesen in den WBl zur- Diskussion gestellt, weil ich sie für diskussionswürdig halte. Ich hätte das kaum gekonnt, wenn sie als "Stalin-Weihe" zu verstehen wären. Denn für "Weihen" haben die WBl keinen Sinn - sie bleiben evangelisch und werden nicht katholisch. Und ich hätte das auch nicht getan, wenn Gossweilers Rede zu der Parole führte, die das ND hineingelesen hat, nämlich "Zurück zum Klassiker Stalin". Wir wollen jedenfalls vorwärts! Allerdings muss man Gorbatschow und Chruschtschow preisgeben, um über Stalin hinausgehen zu können, das heißt (ich füge dies an, weil ich weiß, dass hier noch mehr Missdeutungen als Missverständnisse lauern): um Stalin endlich hinter sich lassen zu können. Denn seine Zeit ist vergangen, und unsere Zeit mag alle möglichen Alternativen stellen, die Alternative ?für oder gegen Stalin" stellt sich schon darum nicht, weil es, soweit ich sehe, zwar eine Unzahl Antistalinisten, aber kaum noch Stalinisten gibt. Darum ist die Stalinhysterie anachronistisch und lenkt von den wirklichen Gegenwartsaufgaben im antiimperialistischen Widerstand ab. Und wenn das nicht immer ihr Zweck ist, so ist es doch stets ihr Ergebnis. Dazu gehört es, wenn jeder, der das Thema ?Stalin? zu versachlichen versucht, behandelt wird wie im Palästina der Zeitenwende jemand, der Aussätzige berührt hat. Wenn Mut dazu gehört, bestimmte historische Erscheinungen vorurteilsfrei zu untersuchen, fördert das nicht gerade eine wissenschaftlich-kritische Geschichtsschreibung.
Dr. Kurt Gossweiler wird vorgeworfen er argumentiere mit zeitgenössischen Zitaten. Das gehört allerdings zur Methode seriöser Historiografie. Beweiskräftiger für eine Zeit sind allemal ihre eigenen Äußerungen als spätere Reflexionen über sie. Und hinsichtlich der ?neuen Tatsachen? ist zu differenzieren zwischen neu entdeckten alten und wirklich neuen Tatsachen. Zu letzteren gehören die Ergebnisse vergangenen Handelns. Sie können zwar vergangenes Handeln nicht erklären, sind aber wichtig, um es zu beurteilen. Eine solche neue Tatsache - die für das historische Urteil gravierend ist - ist die Niederlage des Sozialismus. Kurt Gossweiler fragt nach den Gründen, nämlich, ob der Sozialismus durch Zurückweichen vor seinen Gegnern, also durch Revisionismus und Opportunismus bei der (nicht durch die) Beendigung der Stalin-Ära oder durch revolutionäre Exzesse in ihr mehr geschwächt wurde. Die Grundsatzfrage lautet: Ist die Niederlage des Sozialismus eine Fernfolge revolutionärer Exzesse oder die unmittelbare Folge der Unfähigkeit, sie sachgerecht statt opportunistisch zu überwinden? Sie erregt die Gemüter, wie mir scheint, weil es leichter fällt, den Vätern die Schuld revolutionärer Exzesse zuzuschreiben, als sich selbst die Schuld, die Errungenschaften des Sozialismus preisgegeben zu haben, zuerst von Chruschtschow, dann von Gorbatschow verführt. Die Leidenschaften brechen auf, wo man den Imperialismus beschwichtigen möchte und nicht hören will, dass Revisionismus keineswegs zur Domestizierung des Imperialismus, sondern stets zur Domestizierung seiner Opfer dient. Dass Gutwillige nicht merken, dass es nicht um Stalin, sondern um den Revisionismus als Selbstkastration revolutionärer Kräfte geht, finde ich in diesem Zusammenhang besonders schlimm. Aber es ist schwierig dieser Verwirrung zu begegnen, solange jede Warnung vor Revisionismus und Opportunismus nur dazu führt, sich die Ohren zuzuhalten, die Augen zu verschließen und voller Entsetzen ?Stalinismus? zu rufen.

++++
Die Texte sind eine Spiegelung vonhttp://www.kominform.at/article.php?story=20060222222507194

Nach den Atomverhandlungen in Genf: Eine Bestandsaufnahme


In den seit zehn Jahren geführten internationalen Streit um Irans ziviles Atomprogramm scheint Bewegung zu kommen. Nach zweitägigen Verhandlungen zwischen hochrangigen Vertretern Irans und der sogenannten Sechsergruppe (G5+1 bzw. E3+3), die am 15. und 16. Oktober in Genf stattfanden, bekundeten alle Beteiligten Zuversicht in die Möglichkeit einer diplomatischen Verständigung und einer grundlegenden Verbesserung der Beziehungen zwischen Iran und dem Westen.

Weiter

Wider die Resignation!

Menschen können vom Menschen gemachte Probleme lösen, denn 

"Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen!"

Das wusste schon Shakespeare vor annähernd 500 Jahren.

Er zeigte uns mit dem Prinzen Hamlet von Dänemark aber auch eine der Depression zugeneigte Persönlichkeit, die trotz ihrer Großartigkeit versagt.
Hamlets Menschenbild ist eines seiner Versagensgründe, so  könnte man meinen. Er wird Teil des um sich greifenden  Zerstörungsprozesses, den er doch bejammert, wenn er nämlich


"diese Quintessenz von Staub?" verwirft  und weiter  fortfährt mit dem melancholischen Klagesatz  "Ich habe keine Lust am Manne und am Weibe."

Quelle: Hamlet II, 2. (Hamlet)

Obwohl nicht Verursacher der  höfischen Ränke, sondern ihr Opfer, so wird er doch zum verhängnisvollen Mittäter. Schuld daran ist seine Geisteshaltung.

Die machtpolitischen Verhältnisse damals ähneln den heutigen. Zum Verzweifeln und Irrewerden am kriegerisch-barbarischen Geist der Zeit gab es damals wie heute Anlass genug.  Die Spionagemethoden  der Renaissancezeit waren  zwar primitiv, aber nicht weniger allgegenwärtig oder effektiv in ihrer Negativwirkung. Machtstreben, das in Mord und Totschlag ausartete war ein verheerendes Charakteristikum des vermeintlich "goldenen" Elisabethanischen Zeitalters. 

Aber trotz aller Ränke und trotz raffiniertester Methoden zur Ausschaltung wirklicher oder vermeintlicher Gegner haben sich die Zeiten schließlich geändert durch das Zutun großartiger humanistischer Denker und natürlich durch die schließlich von ihnen inspirierten Massenbewegungen. Die Geschichte schritt voran. Über frühe bäuerliche Aufstandsbewegungen und große bürgerliche Revolutionen führte der Marsch der Millionen schließlich zur noch größeren Sozialistischen Oktoberrevolution und zum Erfolg der Chinesischen Volksrevolution. Die Befreiungsbewegungen der "Dritten Welt", der langanhaltende Sieg des kleinen kubanischen Exempels, das weit bis nach Lateinamerika hinein wertvolle Früchte trägt, sie alle sind inspiriert vom Genius der Vernunft, die dem Menschen und nur dem Menschen eignet.

Besinnen wir uns immer wieder auf diese Vernunft und vergegenwärtigen wir uns die Folgen der Unvernunft im Großen wie im Kleinen. Es sind nicht nur die Großen die die Weltgeschichte determinieren.

 von Irene Eckert am  25. 10. 2013

Thursday, October 24, 2013

„Boyun eğme“

Das Büro des syrischen Präsidenten hat auf Instagram ein Foto veröffentlicht, auf dem eine Anhängerin der Kommunistischen Partei der Türkei Assad eine Fahne mit der Aufschrift „Boyun eğme“ überreicht. Der Slogan provoziert Ankara.

 http://dtj-online.de/syrien-assad-stichelt-gegen-tuerkei-12523 meint das deutsch türkische journal.

Wednesday, October 23, 2013

War on Syria: Gateway to WWIII

Free e-Book by Tony Cartalucci & Nile Bowie, Now Available Online via Scribd & Google Docs.  

November 29, 2012 (LD) - "War on Syria: Gateway to WWIII" (118 pages) attempts to cover the intricacies of the West's methods of unconventional warfare and how they've manifested themselves over the last several years, finally miring Syria in a state of war. The book also looks at how the violence in Syria is just one part of a much larger geopolitical strategy, and where it may lead next.

NewBookCover_Scribd            NewBookCover_GoogleDocs

"War on Syria"  is a free e-book for reading, printing, translating, and sharing - your reading and sharing of this book is the greatest payback possible for the time and effort that has been put into it. If Syria cannot be saved, at least let what is happening to this nation serve as a warning and example to others around the world, still pending Western subjugation, regime change, and exploitation at the hands of the largest corporate-financier interests on Earth, and their myriad of institutions, NGOs, media fronts, and contractors.

I want to thank Nile Bowie (NileBowie.blogspot.com), a frequent contributor to the Land Destroyer Report, for his tireless effort and expediency in compiling, adding to, enhancing, and editing this work. I would also like to thank Eric Draitser of StopImperialism.com who also helped edit the work.

Below are several links where you can access the PDF file. If you have any requests for document hosting sites you would like to see this work appear on, or have problems downloading the book, please contact me at cartalucci@gmail.com.

-Tony Cartalucci 

Tony Cartalucci: US Planned Syrian Civilian Catastrophe Since 2007


September 4, 2013 (Tony Cartalucci) – NBC News' report, "'The great tragedy of this century': More than 2 million refugees forced out of Syria," stated:
More than 2 million Syrians have poured into neighboring countries as refugees, the United Nations revealed on Tuesday.
Around 5,000 people per day are fleeing the three-year conflict, which the U.N. says has already claimed over 100,000 lives. 
“Syria has become the great tragedy of this century — a disgraceful humanitarian calamity with suffering and displacement unparalleled in recent history,” said António Guterres,  the U.N.’s high commissioner responsible for refugees.
But, while the UN and nations across the West feign shock over the growing humanitarian catastrophe unfolding in and around Syria, the goal of a violent sectarian conflict and its predictable, catastrophic results along with calls to literally "bleed" Syria have been the underlying strategy of special interests in the United States, Israel, Saudi Arabia and their regional partners since at least 2007.
A Timeline: How the Syrian Conflict Really Unfolded
Western media networks have ensured that a singular narrative of "pro-democracy" uprisings turning violent in the face of brutal oppression by the Syrian government after the so-called "Arab Spring" is disseminated across the public. In reality, "pro-democracy" protesters served as a tenuous smokescreen behind which armed foreign-backed extremists took to the streets and countrysides of Syria to execute a sectarian bloodbath years in the making. Here is a timeline that illuminates the true cause of Syria's current conflict and the foreign interests, not the Syrian government, responsible for the tens of thousands dead and millions displaced during the conflict.
1991: Paul Wolfowitz, then Undersecretary of Defense, tells US Army General Wesley Clark that the US has 5-10 years to "clean up those old Soviet client regimes, Syria, Iran, Iraq, before the next great superpower comes on to challenge us." Fora.TV: Wesley Clark at the Commonwealth Club of California, October 3, 2007.
2001: A classified plot is revealed to US Army General Wesley Clark that the US plans to attack and destroy the governments of 7 nations: Iraq, Syria, Lebanon, Libya Somalia, Sudan, and Iran. Fora.TV: Wesley Clark at the Commonwealth Club of California, October 3, 2007.
2002: US Under Secretary of State John Bolton declares Syria a member of the "Axis of Evil" and warned that "the US would take action." BBC: "US Expands 'Axis of Evil'" May 6, 2002.
2005: US State Department's National Endowment for Democracy organizes and implements the "Cedar Revolution" in Lebanon directly aimed at undermining Syrian-Iranian influence in Lebanon in favor of Western-backed proxies, most notably Saad Hariri's political faction. Counterpunch: "Faking the Case Against Syria," by Trish Schuh November 19-20, 2005.
Image: Via Color Revolutions and Geopolitics: "As illustrated by the images above, Lebanon's so-called [2005] Cedar Revolution was an expensive, highly-professional production." (click image to enlarge) 
….
2005: Ziad Abdel Nour, an associate of Bush Administration advisers, policy makers, and media including Neo-Conservatives Paula Dobriansky, James Woolsey, Frank Gaffney, Daniel Pipes, Joseph Farah (World Net Daily), Clifford May, and Daniel Nassif of US State Department-funded Al Hurra and Radio Sawa, admits: "Both the Syrian and Lebanese regimes will be changed- whether they like it or not- whether it’s going to be a military coup or something else… and we are working on it. We know already exactly who’s going to be the replacements. We’re working on it with the Bush administration." Counterpunch: "Faking the Case Against Syria," by Trish Schuh November 19-20, 2005
2006: Israel attempts, and fails, to destroy Hezbollah in Lebanon after a prolonged aerial bombard that resulted in thousands of civilian deaths. CNN: "UN: Hezbollah and Israel agree on Monday cease-fire," August 13, 2006.
2007: Seymour Hersh in the New Yorker reveals that US, Israel, Saudi Arabia and Hariri in Lebanon as well as the Syrian arm of the Muslim Brotherhood were assembling, arming, training, and heavily funding a sectarian extremists front, many of whom had direct ties to Al Qaeda, to unleash in both Lebanon and Syria. The goal was to create and exploit a sectarian divide between Sunni and Shi'ia Muslims. Hersh interviewed intelligence officers who expressed concerns over the "cataclysmic conflict" that would result, and the need to protect ethnic minorities from sectarian atrocities. The report indicated that extremists would be logistically staged in northern Lebanon where they would be able to cross back and forth into Syria. New Yorker: "The Redirection," by Seymour Hersh, March 5, 2007.
2008: The US State Department begins training, funding, networking, and equipping "activists" through its "Alliance for Youth Movements" where the future protest leaders of the "Arab Spring," including Egypt's "April 6 Movement" were brought to New York, London, and Mexico, before being trained by US-funded CANVAS in Serbia, and then returning home to begin preparations for 2011. Land Destroyer: "2011 – Year of the Dupe," December 24, 2011.
2009: The Brookings Institution published a report titled, "Which Path to Persia?" (.pdf), which admits that the Bush Administration "evicted" Syria from Lebanon without building up a strong Lebanese government to replace it (p. 34), that Israel struck a "nascent" Syrian nuclear program, and states the importance of neutralizing Syrian influence before any attack on Iran can be carried out (p. 109).  The report then goes on to describe in detail the use of listed terrorist organizations against the government of Iran, in particular the Mujahedin-e Khalq (MEK) (p. 126) and Baluch insurgents in Pakistan (p.132). Brookings Institution: "Which Path to Persia? Options for a New American Strategy Toward Iran," June 2009
2009-2010In an April 2011 AFP report, Michael Posner, the assistant US Secretary of State for Human Rights and Labor, admitted that the "US government has budgeted $50 million in the last two years to develop new technologies to help activists protect themselves from arrest and prosecution by authoritarian governments." The report went on to admit that the US (emphasis added) "organized training sessions for 5,000 activists in different parts of the world. A session held in the Middle East about six weeks ago gathered activists from Tunisia, Egypt, Syria and Lebanon who returned to their countries with the aim of training their colleagues there." Posner would add, "They went back and there's a ripple effect." AFP: "US Trains Activists to Evade Security Forces," April 8, 2011.
2011: Posner's US trained, funded, and equipped activists return to their respective countries across the Arab World to begin their "ripple effect." Protests, vandalism , and arson sweep across Syria and "rooftop snipers" begin attacking both protesters and Syrian security forces, just as Western-backed movements were documented doing in Bangkok, Thailand one year earlier. With a similar gambit already unfolding in Libya, US senators begin threatening Syria with long planned and sought after military intervention. Land Destroyer: "Syria: Intervention Inevitable," April 29, 2011.
http://libya360.files.wordpress.com/2011/10/sirte-after-nato-bombardments.jpg
Image: Real genocidal atrocities during the "Arab Spring" occurred at the hands of NATO and its proxy sectarian terrorists. Pictured is Sirte, Libya, after NATO-armed rebels surrounded it, cut off power, water, food, and emergency aid, and allowed NATO to bombard it with daily airstrikes before a final orgy of death and destruction left its streets and facades crumbling. This is the "civilian protection" the UN and its enforcement arm NATO plan on bringing to Syria.
….
2012: With NATO's Libyan intervention resulting in a weak US-backed Tripoli client-regime, perpetual infighting, nationwide genocide, and the succession of Benghazi in the east, the NATO-backed Libyan Islamic Fighting Group (LIFG), listed by the US State Department as a Foreign Terrorist Organization (listed #27) begins mobilizing weapons, cash, and fighters to begin destabilizing Syria. Headed by LIFG's Abdul Hakim Belhaj, this would be the first confirmed presence of Al Qaeda in Syria, flush with NATO weapons and cash. The Washington Post would confirm, just as stated by Hersh in 2007, that the US and Saudi Arabia were arming the sectarian extremists, now labeled the "Free Syrian Army." The Post also admits that the Syrian Muslim Brotherhood, as stated in Hersh's 2007 report, was also involved in arming and backing extremist fighters. Land Destroyer: "US Officially Arming Extremists in Syria," May 16, 2012.

Image: Brookings Institution's Middle East Memo #21 "Assessing Options for Regime Change (.pdf)," makes no secret that the humanitarian "responsibility to protect" is but a pretext for long-planned regime change.
….
2012: The US policy think-tank Brookings Institution in its Middle East Memo #21 "Assessing Options for Regime Change (.pdf)," admits that it does not seek any negotiated ceasefire under the UN's "Kofi Annan peace plan" that leaves Syrian President Bashar al-Assad in power and would rather arm militants, even with the knowledge they will never succeed, to "bleed" the government, "keeping a regional adversary weak, while avoiding the costs of direct intervention." This reveals that US policy does not view US interference in Syria as a moral imperative predicated on defending human rights, but rather using this false predication to couch aspirations of regional hegemony. Land Destroyer: "US Brookings Wants to "Bleed" Syria to Death," May 28, 2012.
And, just this year, it was revealed that despite the West's feigned military and political paralysis regarding the Syrian conflict, the US and Great Britain have been covertly funding and arming sectarian extremists to the tune of billions of dollars and arming them with literally thousands of tons of weaponry. Despite claims of "carefully vetting" "moderate" militant factions, the prominence of Al Qaeda-linked extremist groups indicates that the majority of Western support, laundered through Qatar and Saudi Arabia, is being purposefully put into the hands of the very sectarian extremists identified in Seymour Hersh's 2007 article, "The Redirection."
US Created and is Now Using Syrian Catastrophe to Justify Intervention
The non-debate taking place now to justify US military intervention in a conflict they themselves started and have intentionally perpetuated, is whether chemical weapons were used in Damascus on August 21, 2013 – not even "who" deployed them. The weakness of the US' argument has seen an unprecedented backlash across both the world's populations and the global diplomatic community. And despite only 9% of the American public supporting a military intervention in Syria, Congress appears poised to not only green-light "limited strikes," but may approve of a wider military escalation.
In Seymour Hersh's 2007 New Yorker article, "The Redirection," Robert Baer, a former CIA agent in Lebanon, warned of the sectarian bloodbath the US, Israel, and Saudi Arabia were planning to unleash. He stated: 
“we’ve got Sunni Arabs preparing for cataclysmic conflict, and we will need somebody to protect the Christians in Lebanon. It used to be the French and the United States who would do it, and now it’s going to be Nasrallah and the Shiites"
Hezbollah's leader, Hassan Nasrallah, also featured in Hersh's report, would in turn also warn of an imminent and spreading sectarian war purposefully stoked by the West:
Nasrallah said he believed that President Bush’s goal was “the drawing of a new map for the region. They want the partition of Iraq. Iraq is not on the edge of a civil war—there is a civil war. There is ethnic and sectarian cleansing. The daily killing and displacement which is taking place in Iraq aims at achieving three Iraqi parts, which will be sectarian and ethnically pure as a prelude to the partition of Iraq. Within one or two years at the most, there will be total Sunni areas, total Shiite areas, and total Kurdish areas. Even in Baghdad, there is a fear that it might be divided into two areas, one Sunni and one Shiite.”
He went on, “I can say that President Bush is lying when he says he does not want Iraq to be partitioned. All the facts occurring now on the ground make you swear he is dragging Iraq to partition. And a day will come when he will say, ‘I cannot do anything, since the Iraqis want the partition of their country and I honor the wishes of the people of Iraq.’ ”
Nasrallah said he believed that America also wanted to bring about the partition of Lebanon and of Syria. In Syria, he said, the result would be to push the country “into chaos and internal battles like in Iraq.” In Lebanon, “There will be a Sunni state, an Alawi state, a Christian state, and a Druze state.” But, he said, “I do not know if there will be a Shiite state.”
It would be difficult for anyone to look across the scarred landscape of today's Syria and not see that this horrific conspiracy was realized in full. The Western media is now acquainting the public with the possibility of a partitioned Syria, echoing the warnings of Nasrallah years ago. The goals of a US military strike would be to "degrade" the capabilities of the Syrian government, while bolstering the terrorist legions still operating within and along Syria's borders.
What we are witnessing in Syria today is the direct result of a documented conspiracy, not by a "brutal Syrian regime" "oppressing" its own people, but of a US, Israel, and Saudi Arabia radicalizing, arming, and unleashing a sectarian tidal wave they knew well ahead of time would cause atrocities, genocide, mass displacements and even the geopolitical partitioning of Syria and beyond. The intentional destabilization of the region is meant to weaken Lebanon, Syria, Iran, and Iraq – and even Saudi Arabia, Qatar, Jordan, and others – to accomplish what the depleted, impotent US and Israeli forces could not achieve. Military intervention now seeks to tip the balance of an already teetering region.
The attacks on Syria are not humanitarian by any measure. They are simply the latest stage of a long-running plan to divide and destroy the region, leaving the West the sole regional hegemonic power.