Wednesday, May 27, 2015

Interview Präsident Assad mit France 2 vom 20. April 2015


 Am 20. April dieses Jahres gab Präsident Bashar al-Assad dem
französischen Sender France 2 ein Interview. (Siehe unten) Einmal mehr
zeigt sich in diesem Gespräch, wer Syrien tatsächlich angreift, wo die
Fronten sind. Trotzdem der Text lang ist, lohnt es sich, das zu lesen:
Die westliche Presse (auch der Interview Partner des Präsidenten) ist
voreingenommen und Kriegspartei. Gleichwohl hören wir hier aus dem Mund
von Assad Dinge, welche in der deutschsprachigen Presse kaum erwähnt
werden. Hier geben sich die JounalistInnen (von ganz wenigen Ausnahmen
abgesehen) leider dazu her, Kriegshetze zu betreiben.
Wir fordern ein Ende der Aufrüstung der Todesschwadronen gegen Syrien
durch den Westen!
Wir fordern ein Ende der Sanktionen und des Embargos gegen Syrien und
alle andern Länder des Südens!
Hoch die internationale Solidarität!

Bündnis gegen den imperialistischen Krieg, Hamburg, Wien, Basel
Hier der vollständige Text des Interviews, welches Präsident Bashar al-Assad dem französischen Sender France 2 am 20. April 2015 gab.
Quelle: http://www.sana.sy/en/
Frage: Guten Abend Herr Präsident. Ich möchte gleich beginnen. Für die meisten Franzosen sind zum grössten Teil Sie für das gegenwärtige Chaos in Syrien verantwortlich. Dies wegen der Brutalität und der Repression während der letzten vier Jahre. Welches ist ihrer Ansicht nach Ihr Teil der Verantwortung?
Präsident Assad: Tatsächlich haben seit den ersten paar Wochen des Konflikts die Terroristen die Situation in Syrien infiltriert. Dies mit Unterstützung der westlichen Länder und einiger regionaler Länder. Sie haben damit begonnen, indem sie sie Zivilisten angriffen und öffentliche und private Einrichtungen zerstörten. Dies ist auf dem Internet dokumentiert, nicht von uns, sondern von ihnen den Terroristen. Unsere Aufgabe als Regierung ist es, unsere Gesellschaft und unsere Bürger zu schützen. Wenn das was sie unterstellen korrekt wäre, und dies nach vier Jahren, wie könnte eine Regierung oder ein Präsident, die so brutal sind, wie sie sagen bestehen? Wenn wir wirklich unser Volk töten würden, wie es behauptet wird, dann hat die andere Seite ja die Unterstützung der grössten und politisch mächtigsten Länder der Welt und ausserdem die Petrodollars unserer Region. Wie könnten wir dem vier Jahre lang standhalten? Ist es denn möglich die Unterstützung der Öffentlichkeit zu haben und gleichzeitig dieselbe Öffentlichkeit zu unterdrücken?
Frage: Zu Beginn waren Zehntausende auf den Strassen. Waren das alles Dschihadisten?
Präsident Assad: Nein, definitiv nicht. Ein anderer Aspekt ist jedoch, dass am sechsten Tag des Konflikts ein Polizist getötet wurde. Wie? Durch eine friedliche Demonstration? Durch die Parolen der Demonstranten? Er wurde von Terroristen getötet. Jemand benutzte ein Gewehr und erschoss diesen Polizisten. Es spielt keine Rolle, ob dies ein Dschihadist war oder nicht, denn er tötete einen Polizisten, also ist er ein Terrorist, weil er einen Polizisten tötete.
Frage: Vielleicht gab es Dschihadisten oder Terroristen, aber unsere Reporter waren von Anfang an dabei und sie hörten viele Leute sagen“ „Wir wollen Freiheit und mehr Demokratie“. Das waren keine Terroristen oder Dschihadisten.
Präsident Assad: Definitiv haben alle das Recht, Freiheit zu verlangen und jede Regierung sollte die Freiheit unterstützen, selbstverständlich im Rahmen der Verfassung. Bedeutet aber Freiheit, andere Zivilisten zu ermorden, Polizisten zu ermorden, Schulen zu zerstören, Krankenhäuser zu zerstören, die Elektrizität lahm zu legen, die Infrastruktur zu zerstören? All dies gehört nicht der syrischen Regierung, es gehört dem syrischen Volk, es gehört nicht mir, sondern dem Volk. Ist dies die Art Freiheit, über die sie sprechen?
Frage: Viele Analysten und viele Journalisten sagen, dass Sie an der Entstehung von ISIS beteiligt waren, weil Ihnen dies die Gelegenheit bietet sich hinter ISIS wie hinter einem Schild zu verstecken.
Präsident Assad: Der ISIS wurde 2006 unter der Aufsicht der USA im Irak geschaffen. Ich bin nicht im Irak, ich habe den Irak niemals kontrolliert, das waren die USA, und der ISIS kam aus dem Irak nach Syrien, denn das Chaos ist ansteckend. Wenn in Ihrer Nachbarschaft Chaos entsteht, dann müssen Sie es auch bald bei sich erwarten...
Frage: Aber das Wort ISIS war am Anfang...
Präsident Assad: Lassen sie mich bitte ausreden. Wann immer Sie in einem Land Chaos haben, ist dies ein fruchtbarer Boden für den Terrorismus. Wenn es also in Syrien Chaos gibt, kommt der ISIS nach Syrien. Vor dem ISIS kam die al-Nusra Front, welche identisch mit der al-Qaida ist und vor ihnen hatten wir die Muslimbrüder. Sie haben alle dieselben Wurzeln wie der ISIS, welcher später kam.
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Frage: Also tragen Sie gar keine Verantwortung für all das was in den letzten Jahren in Syrien geschehen ist?
Präsident Assad: Normalerweise sind die Dinge nicht so absolut. Keine Verantwortung zu haben ist nicht präzis, denn alle tragen Verantwortung. Wir haben unsere Probleme in Syrien. Die Regierung ist verantwortlich, jeder von uns ist verantwortlich, jeder Bürger Syriens ist verantwortlich. Wir sprechen aber momentan darüber, was uns den ISIS ins Land gebracht hat. Das war das Chaos. Und Ihre Regierung – oder wollen wir sie lieber Regime nennen? - Das französische Regime also ist mitverantwortlich für die Unterstützung der Dschihadisten und für die Unterstützung derjenigen, die Sie „moderate Opposition“ nennen.
Frage: Frankreich unterstützt eine Koalition, die nationale Syrische Koalition. Sind das Terroristen?
Präsident Assad: Die Leute, die jetzt unterstützt werden sind vom Westen bewaffnet, sie wurden zum ISIS und sie wurden von Ihrem Land und von anderen westlichen Ländern durch Waffen und durch Geld unterstützt. Ihr eigener Verteidigungsminister bestätigt dies. Zu Beginn dieses Jahres kündete Ihr Verteidigungsminister an, Rüstungsgüter zu schicken. Sie nennen diese Leute moderat. Im Jahr 2012, bevor der ISIS in Erscheinung getreten ist und bevor der Westen die Existenz der al Qaida in Form der al-Nusra Front in Syrien bestätigen musste, wurden Videos gestreut, in denen gezeigt wird, wie das Herz eines syrischen Soldaten gegessen wird, es wird gezeigt, wie andere Opfer zestückelt oder geköpft werden. Wie können Sie diese schreckliche Realität ignorieren, dies sind Fakten!
Frage: Lassen Sie uns über die Gegenwart sprechen. Es kommt immer wieder vor, dass die syrische Armee Waffen verwendet, die wahllos töten, wie zum Beispiel Fassbomben, welche einen verheerenden Effekt auf die Zivilbevölkerung haben. Weshalb ändern Sie diese Strategie nicht?
Präsident Assad: Unsere Armee hat niemals Waffen verwendet, die wahllos töten. Keine Armee, auch nicht die syrische wird nutzlose Waffen verwenden. Fassbomben sind, vom militärischen Standpunkt aus gesehen, nutzlos. Das ist das Eine. Das zweite ist, wenn sie über wahllose Tötungen sprechen wollen, dann geht es nicht um die Waffen, es geht um die Art und Weise wie diese Waffen gebraucht werden. Der Beweis für die Richtigkeit meiner Worte sind die Drohnen der USA. Diese haben in Pakistan weitaus mehr Zivilisten als Terroristen getötet. Dabei handelt es sich angeblich um die präziseste Waffe der Welt. Es geht also nicht um die Waffe. Aber wir brauchen keine Fassbomben. Wir verfügen über reguläre Bewaffnung.
Frage: Sie brauchen also keine Fassbomben?
Präsident Assad: Was ist eine Fassbombe? Können sie mir das sagen?
Frage: Es gibt verschiedene Dokumente, Videos und Fotoaufnahmen wie diese hier. Sie sehen darauf, wie eine Fassbombe aus einem Hubschrauber abgeworfen wird. Dies ist in Aleppo, dies ist in Hama, vor ein paar Monaten oder vor einem Jahr. Nur die syrische Armee verfügt über Hubschrauber, was können sie dazu sagen?
Präsident Assad: Das ist kein Beweis. Ich sehe hier zwei Bilder von zwei verschidenen Dingen, die keinen Zusammenhang haben.
Frage: Aleppo, Hama.
Präsident Assad: Nein,nein. Ich meine dieses Bild hier. Was ist das? So was habe ich in unserer Armee noch nie gesehen. Ich spreche nicht über die Hubschrauber. Ich spreche über diese beiden Bilder. Wo ist da der Zusammenhang?
Frage: Wollen sie damit sagen, es sei eine Fälschung? Ist das Dokument eine Fälschung?
Präsident Assad: Nein, nein das habe ich nicht gesagt. Aber es muss verifiziert werden. In unserer
Armee werden reguläre Bomben verwendet, wir haben keine Waffen, welche wahllos töten. Das ist 2
so.
Frage: Aber dieser Hubschrauber! Nur die syrische Armee hat Hubschrauber!
Präsident Assad: Ja, natürlich. Ich habe nicht gesagt, wir hätten keine Hubschrauber oder wir würden keine gebrauchen. Ich spreche über deren Bewaffnung. Sie sind bewaffnet um Terroristen zu bekämpfen. Warum sollten sie wahllos töten? Warum sollten wir Zivilisten töten? Im Krieg in Syrien geht es uns darum, die Herzen der Menschen für sich zu gewinnen, es geht nicht darum die Menschen zu töten. Wenn wir die Menschen wahllos töten würden, könnte ich nicht Präsident sein und die Regierung würde sich nicht halten können, das wäre unmöglich.
Frage: Was ist mit den chemischen Waffen. Vor zwei Jahren haben Sie versichert, Sie würden keine chemischen Waffen verwenden. Haben Sie letzten Monat in der Schlacht von Idlib kein Chlorgas verwendet?
Präsident Assad: Nein, dies ist wieder eine Fälschung der westlichen Regierungen. Warum? Weil wir zwei Fabriken haben, welche Chlorgas herstellen. Eine von ihnen wurde vor einigen Jahren geschlossen, wird also nicht mehr gebraucht. Die andere, im Norden Syriens ist die wichtigere von beiden. Sie ist nahe der türkischen Grenze und seit zwei Jahren unter der Kontrolle der Terroristen. Bezüglich dieser Fabrik haben wir die formellen Dokumente an die UNO eingereicht. Sie wollten kommen und die Schliessung dieser Fabrik überwachen, aber sie kamen nicht hin. Dieses Chlorgas ist also unter der Kontrolle der Terroristen. Das ist das Eine. Zweitens ist dies keine Massenvernichtungswaffe. Die reguläre Bewaffnung, die wir haben ist weitaus wirkungsvoller als Chlorgas, also brauchen wir das gar nicht.
Frage: Aber es gibt Untersuchungen zum letzten Monat in Idlib von HRW (Human Rights Watch), die müssen Sie gesehen haben. Drei Behälter mit Chlorgas, Geschmack und Symptome von Vergiftungen wurden festgestellt. Diese drei Behälter wurden im Gebiet gefunden, welches von bewaffneten oppositionellen Gruppen gehalten wird. Lügt Human Rights Watch?
Präsident Assad: Wir haben das nicht gebraucht. Es gibt keinen Grund für uns, das zu gebrauchen. Wir verfügen über reguläre Waffen und mit ihnen werden wir unsere Ziele erreichen. Das Giftgas kommt nicht von uns und es gibt keinen Beweis dafür.
Frage: Es gibt Zeugen, Bescheinigungen von Ärzten.
Präsident Assad: Nein, nein. Bisher waren wir die Partei, welche wegen jeder Behauptung bezüglich dem Einsatz von chemischen Waffen internationale Delegationen ins Land gerufen hat um zu untersuchen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Unsere Soldaten waren vor zwei Jahren Sarin Gas ausgesetzt. Wir riefen die UNO an, welche eine Untersuchungskommission sandte. Wie könnten sie untersuchen, während wir gleichzeitig solche Waffen benutzen? Das ist weder wahr noch ist es sinnvoll.
Frage: Sind Sie bereit, in Idlib nochmal untersuchen zu lassen?
Präsident Assad: Das haben wir schon getan. Wir lassen solche Vorkommnisse immer untesuchen,
damit haben wir keine Probleme.
Frage: Im Moment führt eine internationale Koalition unter Führung der USA Luftschläge gegen den ISIS. Ist dies ein Problem oder ist dies eine Hilfe für Sie?
Präsident Assad: Es ist weder das Eine noch das Andere. Natürlich ist es für uns kein Problem, wenn Terroristen angegriffen werden, gleichzeitig hilft uns dies aber nichts, wenn es nicht ernsthaft ist.
Frage: Was meinen sie mit nicht ernsthaft?
Präsident Assad: Wenn Sie die Anzahl der Luftschläge, ausgeführt von 60 Ländern mit dem
vergleichen, was wir als kleines Land tun, dann leisten wir an einem einzigen Tag das Zehnfache. 3
Ist es ihnen also ernst? Sie brauchten vier Monate um die Stadt, welche in den westlichen Medien Kobane genannt wird, zu befreien. Dies obwohl sie von syrischen Streitkräften unterstützt wurden. Man kann also nicht von grosser Ernsthaftigkeit reden. Ein anderer Beleg ist, dass sich der ISIS in Syrien, im Irak, in Libyen in der Region im allgemeinen weiter auszudehnen vermag. Wie kann man so etwas wirkungsvoll nennen? Sie bekämpfen den Terrorismus nicht ernsthaft, deshalb sind sie für niemanden in der Region eine Hilfe.
Frage: Es gab tausende von Luftschlägen der Koalition, aber Frankreich bombardiert nur im Irak. Möchten sie, dass sich Frankreich der Koalition in Syrien anschliesst?
President Assad: Wie ich bereits sagte, es ist ihnen mit der Bekämpfung des Terrorismus nicht ernst. Eine Koalition gegen den Terrorismus kann nicht mit Ländern gebildet werden, die gleichzeitig den Terrorismus unterstützen. Also kümmern wir uns nicht darum, ob sie im Irak, in Syrien oder in beiden Ländern bombardieren, solange sie gleichzeitig den Terrorismus unterstützen. Dieselben Terroristen, die angeblich von ihnen bekämpft werden erhalten unter dem Titel „moderate Opposition“ Waffen von ihnen. Zu wem gehen diese Waffen genau? Natürlich zu den Terroristen. Das ist eine Ungereimtheit und kann nicht funktionieren.
Frage: Sie haben denselben Feind wie Frankreich: ISIS. Es gab im Januar Angriffe gegen Frankreich. Hat momentan der syrische Geheimdienst Kontakte zum französischen Geheimdienst?
Präsident Assad: Es gibt Kontakte aber keine Zusammenarbeit.
Frage: Was meinen sie mit Kontakten?
President Assad: Wir treffen uns mit ihnen, aber es gibt keine Zusammenarbeit. Frage: Kein Informationsaustausch?
Präsident Assad: Nein, nichts.
Frage: Warum dann diese Treffen?
President Assad: Sie kamen nach Syrien, nicht wir gingen nach Frankreich. Vielleicht kamen sie wegen einem Informationsaustausch. Wenn sie jedoch an einer Zusammenarbeit interessiert sind, dann ist das keine Einbahnstrasse, das bedeutet, sie helfen uns und wir helfen ihnen. Die Realität ist jedoch von der Politik, in diesem Fall von der französischen Politik geprägt. Wir sollen also mit ihnen zusammenarbeiten und ihnen Informationen geben, während sie die Terroristen untersützen und unser Volk töten. Das geht so nicht.
Frage: Hat Frankreich um den Kontakt mit Ihrem Geheimdienst nachgesucht?
Präsident Assad: Ja, es gab diese Kontakte.
Frage: Und die Initiative kam von Frankreich?
Präsident Assad: Ja. Wir benötigen keine Informationen von Frankreich. Alles was wir über die Terroristen wissen müssen, das wissen wir.
Frage: Es gibt Hunderte Franzosen, welche mit dem ISIS in Syrien kämpfen. Haben Sie welche verhaftet? Gibt es französische ISIS Mitglieder in syrischen Gefängnisen?
Präsident Assad: Nein in den Gefängnissen gibt es keine. Wir haben lediglich Informationen. Die Mehrheit dieser Dschihadisten kommt in unser Land um zu kämpfen, zu sterben und so in den Himmel zu kommen. Das ist deren Ideologie. Ins Gefängnis zu gehen ist nicht vorgesehen.
Frage: Also gibt es keinen von ihnen im Gefängnis?
Präsident Assad: Nein, wir haben keinen von denen im Gefängnis.
Frage: Heutzutage gibt es in Frankreich einige Politiker, welche meinen, die Zeit sei gekommen,
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mit Ihnen in einen Dialog zu treten. Welche Initiative wäre geeignet, die anderen davon zu überzeugen, dass Sie wirklich ein Partner für einen Dialog sind?
Präsident Assad: Mit ihnen?
Frage: Mit Frankreich.
President Assad: Zuerst müssen sie mich überzeugen, dass sie die Terroristen nicht unterstützen und das Sie nicht in das Blutvergiessen gegen das syrische Volk verwickelt sind. Syrien betreffend haben sie einen grossen Fehler gemacht. Wir haben weder Franzosen noch andere Europäer getötet. Wir haben die Terroristen in euren Ländern nicht unterstützt. Wir haben mit Charlie Hebdo nichts zu tun. Ihr habt die Terroristen unterstützt, also sollte ihr Land, der Westen allgemein, uns überzeugen, dass ihr aufhört den Terror zu unterstützen. Wir sind jedoch zu jedem Dialog bereit, unter der Bedingung allerdings, dass dies im Interesse des syrischen Volkes geschehen muss.
Frage: Im Moment sind sie also an einem Dialog mit Frankreich interessiert.
Präsident Assad: Nein, wir sind immer am Dialog mit allen interessiert, dies muss allerdings auf Politik basieren. Wie können wir mit einem Regime in Dialog treten, welches den Terrorismus in unserem Land unterstützt und wozu soll das gut sein? Das ist die Frage. Wenn sie ihre Politik ändern, dann sind wir zum Dialog bereit. Ohne diese Änderung hat ein Dialog keinen Zweck und kein Ziel. In der Politik spricht man nicht um des Gespräches Willen, man spricht um Resultate zu erreichen. Das Resultat für mich ist klar: Ihre Regierungen müssen damit aufhören den Terrorismus in meinem Land zu unterstützen.
Frage: Also haben sie keine Botschaft an Francois Holland zum Ziel eines Dialogs?
Präsident Assad: Ich meine, die wichtige Botschaft bekommt er vom französischen Volk und den Umfragergebnissen in Frankreich. Darauf sollte Hollande hören. Diese besagen nämlich, dass er der unpopulärste Präsident Frankreichs seit den 50iger Jahren ist. Er sollte sich um sein eigenes Volk kümmern. Ich sage dass, als jemand, der mit seinem Volk leidet, mit dem syrischen Volk, welches vom Terrorismus heimgesucht wird. Die wichtigste Botschaft ist meiner Meinung nach, dass Sie im Moment in Frankreich nur sie Spitze des Eisberges sehen. Wenn wir von Terrorismus sprechen, dann liegt der Berg unter der Wasseroberfläche. Geben Sie acht, dass dieser Berg Ihrer Gesellschaft nichts zufügt.
Frage: Als John Kerry, der Aussenminister der USA sagte, vielleicht käme es zu einem Dialog mit Präsident Assad, wenn dieser zu einer anderen Position finden würde, sagten Sie, das seien Worte, aber Sie hätten gern Fakten. Sie seien bereit zum Dialog, also sind Sie bereit zum Dialog?
Präsident Assad: Natürlich sind wir bereit. Ich sagte, wir seien zum Dialog mit allen Ländern dieser Welt, inklusive der Grossmächte, inklusive Frankreich bereit. Ich sagte aber auch, Dialog müsse auf einer bestimmten Politik basieren. Die Speerspitze gegen Syrien, welche den Terrorismus unterstützt war zuerst Frankreich, gefolgt von Grossbritannien, diesmal waren es nicht die USA. Obama erkannte, dass die moderate Opposition eine Illusion ist, er nannte sie eine Fantasie.
Frage: Er sagte, es sei eine Fantasie zu denken, die USA könnten die Opposition bewaffnen und sie würden trotzdem den Krieg nicht gewinnen, er sagte nicht, es gäbe keine moderate Opposition.
Präsident Assad: Genau. Was bedeutet das, wenn er sagt „wir können sie bewaffnen und und sie können den Krieg trotzdem nicht gewinnen“? Was bedeutet das? Was bedeutet das Wort Fantasie? Sie sagten, sie würden die moderate Opposition bewaffnen. Können sie mir sagen, wo diese moderate Opposition ist? Wir sehen sie nirgends. Wir leben in Syrien, Sie leben in Frankreich. Ich lebe hier, ich finde sie nicht, wir finden sie nicht.
Frage: Sie sagen, es seien ausländische Kämpfer, zu viele ausländische Kämpfer im syrischen Konflikt involviert. Aber wären sie ohne die iranische Unterstützung und ohne die Unterstützung
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der Hisbullah überhaupt noch in der Lage, den Kampf gegen den Terrorismus zu führen? Ich meine, sie beklagen, dass sich fremde Länder in den Konflikt einmischen, gleichzeitig lassen sich sich aber von Iran und von der Hisbullah unterstützen.
Präsident Assad: Es ist ein grosser Unterschied zwischen einer Intervention und einer Einladung. Jedes Land, jede Regierung hat das Recht, ein anderes Land oder eine andere Organisation zur Unterstützung oder zur Hilfe in jedem Bereich einzuladen. Demgegenüber hat kein Land das Recht ohne diese Einladung zu intervenieren. Wir haben die Hisbullah eingeladen. Wir haben den Iran nicht eingeladen, sie sind auch nicht hier, sie haben keine Truppen gesandt.
Frage: Es gibt keine Iraner, die in Syrien kämpfen?
President Assad: Nein, nein, sie kämpfen nicht. Wir haben reguläre Beziehungen mit Iran, seit über dreissig Jahren. Wir haben Offiziere, welche sich gegenseitig besuchen, dies basiert auf einer Kooperation, welche schon lange existiert. Das sind keine kämpfenden Truppen. Wir als Regierung haben das Recht, diese Art von Beziehungen zu pflegen. Frankreich und andere Länder haben hingegen keinerlei Recht, irgendjemanden in unserem Land ohne unsere Erlaubnis zu unterstützen. Dies ist im Völkerrecht verankert. Dies ist Teil unserer Souveränität, diese ist ein Teil jener Werte, von denen Sie so stolz seit Jahrzehnten oder vielleicht seit Jahrhunderten sprechen. Ein anderer dieser Werte ist Demokratie – ist es demokratisch, Waffen an Terroristen zu liefern? Ist es demokratisch den Terrorismus zu unterstützen? Habe ich demnach das Recht, die Terroristen von Charlie Hebdo oder ähnliche zu unterstützen?
Frage: Wissen Sie, was der französische Premierminister kürzlich über Sie sagte? Er nannte sie einen Schlächter, was antworten sie ihm?
Präsident Assad: Lassen sie mich frei heraus antworten. Die Stellungnahmen des offiziellen Frankreich nimmt niemand mehr ernst, aus einem einfachen Grund: Frankreich ist in der Aussenpolitik gegenüber der arabischen Region zu einen Satelliten der USA verkommen. Frankreich ist nicht unabhängig, es hat weder Gewicht noch Glaubwürdigkeit. Dann kommt dazu, dass man sich als gewählter Politiker um die Befindlichkeit seines Volkes zu kümmern hat. Ich wurde vom syrischen Volk gewählt, nicht von den Franzosen. Ich bin hier in diesem Amt für das syrische Volk, darum habe ich mich zu kümmern.
Frage: Denken sie, dass Sie eines Tages diesen Krieg gewinnen werden und alles so werden wird wie es einmal war, wird sich in Syrien dann nichts verändern?
Präsident Assad: Nein, nichts wird sein wie vorher, denn wenn sich nichts verändert, bedeutet dies, dass die Entwicklung stehen bleibt und für uns würde es bedeuten, das wir aus dem Konflikt nichts gelernt haben. Dieser Konflikt gibt uns viele Lektionen, von denen wir lernen müssen. Die Dinge dürfen nicht so werden wie zuvor, sondern besser, das ist ein grosser Unterschied.
Frage: Und Bashar al Assad wird dann Syrien noch immer regieren?
President Assad: Darum kümmere ich mich nicht. Ich kümmere mich darum, was das syrische Volk will. Wenn sie mich wollen, werde ich bleiben. Wenn sie mich nicht wollen, werde ich gehen. Ich meine, wie kann ich bleiben, ohne die Unterstützung des Volkes? Kann ich das? Nein, das kann ich nicht.
Frage: Wie können Sie wissen, das Sie die Unterstützung ihres Volkes haben?
Präsident Assad: Wenn das Volk mich nicht unterstützen würde, würde es auch die Armee nicht unterstützen. Wie hätten wir uns so vier Jahre lang halten können? Das geht nicht ohne die Unterstützung des Volkes.
Frage: Vielleicht sind sie eingeschüchtert.
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Präsident Assad: Es sind 23 Millionen. Wie kann ein Mann, eine Regierung, ein Geheimdienst 23 Millionen einschüchtern? Das ist nicht realistisch, das ist nicht rational.
Frage: Denken Sie, dass Syrien jetzt demokratisch ist und die Menschen wirklich sagen können was sie denken?
Präsident Assad: Nein, wir sind auf dem Weg zur Demokratie, das ist ein Prozess, ein langer Weg. Das ist kein Ort zu dem man hin spazieren kann. Wenn Sie uns mit dem Westen, mit Frankreich vergleichen wollen, dann sind Sie uns weit voraus, wegen der Geschichte, und wegen vielen anderen Umständen. Wenn Sie uns aber mit Ihrem engsten Verbündeten Saudi Arabien vergleichen, dann sind wir natürlich eine hoch entwickelte Demokratie. Es hängt also davon ab, womit Sie uns vergleichen.
Frage: Wenn Sie davon überzeugt wären, dass Ihr Rücktritt Frieden für Syrien bringen würde, würden sie gehen?
Präsident Assad: Ohne zu zögern. Wenn dies der Fall wäre würde ich nicht zögern, natürlich würde ich gehen. Wenn ich der Grund für den Konflikt in meinen Land wäre, dann würde ich gehen, das ist selbstverständlich.
Frage: Ich möchte ihnen noch ein Bild zeigen. Das ist Gilles Jacquier. Er war Journalist unseres Senders France 2. Vor drei Jahren wurde er hier in Syrien ermordet. Sie haben damals eine Untersuchung versprochen. Was können Sie uns heute dazu sagen?
Präsident Assad: Es gab Vorwürfe, wir hätten ihn getötet. Er lebte in einer Wohngegend, welche unter Kontrolle der Regierung stand. Er wurde durch einen Granatsplitter, nicht durch eine Kugel getötet. Es ist also offensichtlich, dass die Regierungstruppen nicht eine Gegend bombardieren, in welcher sie die Oberhand haben. Es ist also klar – und einige französische Medien haben damals auch darüber berichtet – dass er von einem Granatsplitter getroffen wurde, die Granate wurde von den Leuten abgefeuert, die Sie Opposition nennen, tatsächlich sind es jedoch Terroristen. Er wurde also erwiesenermassen von ihnen getötet. Was genau über die Untersuchung möchten sie wissen?
Frage: Gab es überhaupt eine Untersuchung? Haben sie Resultate, welche Beweiskraft vor einem französischen Gericht haben?
Präsident Assad: Nein, wir müssen nichts beweisen. Wir haben unsere Gesetze und gemäss denen wurde verfahren. Wann immer in Syrien ein Verbrechen geschieht, urteilen wir nach diesen Gesetzen, so wie es in jedem anderen Land auch geschieht. Wir haben in Syrien ein Justizsystem und die Gerichte. Wenn Sie mehr Details zu diesem Fall erfahren möchten, müssen Sie sich nach unserem Interview an die zuständigen Gerichte wenden.
Frage: Und Sie wären damit einverstanden, diese Informationen an die französische Justiz weiter zu geben?
Präsident Assad: Natürlich, damit haben wir keine Probleme.
Frage 47: Falls die französische Justiz eigene Untersuchungen anstellen möchte, mit eigenen
Polizisten und Justizbeamten, wären Sie damit einverstanden?
President Assad: Dies hängt von den Verträgen zwischen Frankreich und Syrien ab. Falls es zwischen Frankreich und Syrien ein Rechtshilfeabkommen gibt, sehe ich keine Probleme. Aber dies ist eine rechtliche, keine politische Frage.
Frage: Ich danke ihnen, Herr Präsident. President Assad: Danke, das Sie gekommen sind.

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