Friday, October 18, 2019

Warum der Aufstieg Chinas friedenspolitisch wichtig ist - zum 70. Jahrestag der Volksrepublik China

Der Aufstieg der VR China zu einer erstrangigen Weltmacht in den kommenden Jahrzehnten bedeutet aus heutiger Sicht keine Gefahr, sondern einen ... Gewinn für die Sicherung und Festigung des Weltfriedens.“ Prof. Helmut. Peters (2005)1

Allen Unkenrufen aus dem imperialen Amerika und allen Zweifeln aus dem links-grünen Lager zum Trotz ist das kommunistisch geführte Volkschina heute eine Friedensmacht. Ohne die Rückendeckung Chinas hätte Russland nicht so erfolgreich die US-, Saudi- und NATO gesponserten, islamistischen Terrorgruppen in Syrien bekämpfen und die Souveränität dieses wichtigen arabischen Staates verteidigen können. Ohne China im Hintergrund stünde es schlechter um den Iran und um Venezuela, um nur zwei geostrategisch besonders umkämpfte, ressourcenreiche Nationen herauszugreifen. Ohne die friedenspolitische Linie der VR China der letzten 40 Jahre wäre es womöglich längst zu einem offenen Krieg um die US-seitig angestachelten Konflikt-Herde im pazifischen Raum, um Taiwan oder um eine ebenfalls ressourcenreiche und geostrategisch bedeutsame Inselgruppe im ostchinesischen Meer gekommen, die in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannt wird. Ohne die Rückendeckung der starken chinesischen Nation hätte auch der komplizierte ASTANA-Friedensprozess2 mit seiner höchst komplexen Diplomatie, die den zweitstärksten NATO-Partner Türkei mit ins Boot geholt hat, kaum Aussicht auf Erfolg.3

Licht am Ende des Tunnels ewiger Kriege 

Der renommierte indische Autor Amitav Gosh schrieb 2005 die „nahezu unbestrittene Herrschaft“ des Kapitalismus habe keine „Epoche des universellen Friedens“ herbeigeführt. Das war ein klassisches Understatement. Die Zerstörung Libyens stand zu diesem Zeitpunkt noch ebenso aus wie die verschärfte Epoche des Krieges in Nahost. Damals waren die drei Kriege gegen GAZA, der Krieg gegen den Libanon noch in der Ferne. Die beinahe geglückte Zerstückelung Syriens unter dschihadistischer Flagge sowie das US-gesteuerte von Saudi-Arabien umgesetzte Bombardement gegen den nach wie vor fürchterlich heimgesuchten Yemen stand noch aus. Der gewaltsame EU/SA - geführte Putsch gegen die legale Regierung in der Ukraine mit nachfolgendem blutigen Bürgerkrieg und dem Verbrechen gegen schutzlose Menschen im Gewerkschaftshaus von Odessa war noch nicht geschehen. Und doch ist heute unübersehbar, dass der US-Imperialismus geschwächt ist und ihm immer deutlichere Schranken auferlegt werden.
Seit im Jahre 2012 durch das doppelt abgestützten Veto von China und Russland im UN-Sicherheitsrat den NATO-Überfällen mit Hilfe von verlogenen Schutzzonen und Flugverbotszonen die Rote Karte gezeigt wurde, verändert sich die Welt im Turbo-Tempo. Zwar steht die universelle Friedensepoche noch in den Sternen, aber immerhin wurde der nahezu unbestrittenen Herrschaft des Kapitalismus ihre Grenzen gezeigt. Vor allem aber zeitigt der atemberaubende Erfolgskurs Chinas, der innerhalb der letzten zwanzig Jahre allein 700 Millionen Menschen aus der Armut befreien half und 800 Millionen von der Geisel des Hungers erlöste, Vorbildwirkung vor allem in den Ländern der nach Entwicklung strebenden Südlichen Hemisphäre. Eine Alternative ist deutlich erkennbar. Eine friedlichere Welt ist möglich in der Kooperation, die ewige Konfrontationsstrategie ablöst. Der Hunger, die Unterentwicklung, die koloniale Ausbeutung sind überwindbar. China hat es bewiesen.
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Vom ärmsten Land der Erde zum Entwicklungsmotor auch in Afrika

Als die Kommunisten 1949 unter Mao die Volksrepublik ausriefen, war das von jahrelangen Kriegen und ausländischen Interventionen gebeutelte Land das ärmste unter allen Völkern der Erde. Mit Hilfe interner Kurskorrekturen, insbesondere der von Den Xiaoping 1979 ausgerufenen allmählichen Öffnung des Landes für ausländische Investoren, kam der bevölkerungsreichsten Nation unter dem atomaren Schutzschirm ein Transfer von Technologie zugute, den es intelligent auszubauen und zu nutzen verstand. Inzwischen beträgt der chinesische Anteil an der Spitzentechnologie weltweit 28 Prozent und laut Prognosen wird es 2021 die USA übertrumpfen.4 Trotz der für notwendig erachteten Forcierung des technologischen Fortschritts investiert China gleichermaßen in die Ökologie: 60% der Sonnenkollektoren und 53% der Windräder der Welt sind chinesisch. China ist der erste Investor in erneuerbare Energiequellen. Das große Land verfügt über ein Netz von Hochgeschwindigkeitszügen, das bald 40 000 km Schienennetz erreicht haben wird. Es ist Nummer eins bei der Herstellung von TGV- Hochgeschwindigkeitszügen und exportiert diese in 80 Länder. China hat die größte Wieder - Aufforstungsaktion auf dem ganzen Planeten realisiert. Mit Hilfe von Kräften der Volksarmee wurden 35 Millionen Hektar neu bepflanzt. Die schwerwiegende Luftverpestung der Region um Peking wurde in Angriff genommen und innerhalb der letzten 5 Jahre wurden die toxischen Emissionen um 50 % reduziert.5 Bei alledem ist die Binnenverschuldung des Landes geringer als die der USA (250 versus 360%), die relevantere Außenverschuldung ist sehr gering. Dabei ist China noch 2012 laut dem damaligen Staatspräsidenten Hu Jintau das größte Entwicklungsland der Erde und hilft doch schon damals ganz entschieden dem afrikanischen Kontinent mit der größten Anzahl von Entwicklungsländern auf die Beine. Auf dem Forum für Chinesisch-Afrikanische Kooperation in Peking im gleichen Jahr sagte er: „Die chinesischen und afrikanischen Völker haben sich stets gleichberechtigt und mit Ernsthaftigkeit und Freundschaft behandelt, sich gegenseitig unterstützt und auf gemeinsame Entwicklung gesetzt.“ 6 In dem Le Monde Diplomatique entnommenen Beitrag heißt es weiter unten: „Wo immer sich China an der Ölförderung oder dem Abbau von Erzen und Mineralien beteiligt – wie in der Subsahara-Afrika - hat es Riesensummen in Infrastrukturprojekte wie Eisenbahnlinien, Häfen und Pipelines investiert. Solche Investitionen kommen natürlich auch einheimischen Unternehmen zugute …“7

Unruhe-Herde in chinesischen Randprovinzen kein Beweismittel gegen Friedfertigkeit

Die Tatsache, dass es in verschiedenen Provinzen Chinas, etwa im Autonomen Gebiet Xinjiang, in Tibet oder der aktuell in der Sonderverwaltungszone Hongkong zu erheblichen Ausschreitungen und teilweise gewaltsamem Einschreiten der Ordnungskräfte kommt, ändert nichts am Friedenswillen der chinesischen Nation, den es seit vierzig Jahren unter Beweis gestellt. Das kurzzeitige Eingreifen in Vietnam 1979 bildete im übrigen eine Ausnahme verglichen mit der kriegerischen Bilanz anderer großer und kleiner Staaten.
Die Hongkonger Unruhen sind nachweislich von außen angestachelt und finanziert, die britische Kolonialflagge wird dabei gerne geschwenkt. Man fühlt sich als Beobachter an den Maidan und den Putsch in der Ukraine 2014 erinnert8. In Anbetracht der relativen Zurückhaltung der chinesischen Ordnungskräfte in Anbetracht der rohen Gewalt der Aufständischen9, vergleiche man die Ausschreitungen in Frankreich und das äußerst brutale Eingreifen der Polizeikräfte dort gegen die soziale „Gelb-Westen-Bewegung“, von der in unseren Medien kaum noch zu hören ist. 
Ungeachtet innerer Unruhen in den Randprovinzen des großen Landes richtet sich unser Anliegen als Friedenskräfte an dieser Stelle sich auf die unbestreitbare Tatsache, dass China weltpolitisch in vielfacher Weise als Friedensfaktor auftritt10und vor allem auch als entwicklungspolitischer Faktor ersten Ranges tätig ist. Das immer engere Zusammengehen mit Russland, die Kooperation im Rahmen des Shanghai Zusammenschlusses11, die BRICS Allianz sowie allen voran das gigantische Investitions-Projekt der Neuen Seidenstraße12 dienen der weltweiten Kooperation und sind nicht auf Konfrontation ausgerichtet. Es wäre daher friedenspolitisch gut, wenn nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern insbesondere auch die Friedens- und Umweltbewegung sich mit dem Beispiel vertraut machen würde und diese Zusammenhänge genauer studierte.13
Die Neubestimmung der Bedeutung Chinas, insbesondere seiner, die Weltgewichte verschiebenden Allianzen ist in Anbetracht der aktuellen Schwäche der deutschen Friedensbewegung besonders wichtig. Geostrategische Besinnlichkeit und die Ortung tragfähiger Friedenskräfte, die Kraft und Hoffnung spenden können, sind im Interesse des Weltfriedens dringend geboten, weil schlicht vorwärtsweisenden Charakter haben.  Von Irene Eckert, Okt. 2019

Beitrag von Irene Eckert 16. Oktober 2019











1 „Gefährdet der Aufstieg der VR China zu einer globalen Macht den Weltfrieden?“ Prof. Helmut Peters Vortrag auf dem 12. Friedenspolitischen Ratschlag, Kassel 3. Dezember 2005

- Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht und die Chancen für eine globale Friedensordnung Beiträge zum 17. Dresdner Symposium Für eine globale Friedensordnung am 17. November 2012 http://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A33987/attachment/ATT-0/

- Eike Kopf, als Experte für Marxismus-Leninismus seit Jahren in China tätig; Mitarbeit an der chinesischen Marx/Engels Gesamtausgabe, „China-Formel des 21. Jahrhunderts: Wohl des Volkes = Arbeit und Brot, Entwicklung und Frieden!“ Bad Langensalza/Thüringen 2016
- ders. „Erfolgreiches China: Quellen, Fakten und Zusammenhänge zur Verwirklichung von Chinas Traum“, Bad Langensalza/Thüringen 2018
- ders. „Chinas Wiederaufleben – Erfahrenes , Entdecktes, Bedenkenswertes, Bad Langensalza/ Thüringen 2015

2 „Anfang der Woche haben die Präsidenten Erdoğan, Rouhani und Putin mit ihrem fünften Gipfeltreffen in Ankara den sogenannten „Astana-Friedensprozess“ für den syrischen Bürgerkrieg fortgeführt. Im Schatten der bedrohlichen Ereignisse auf der Arabischen Halbinsel verlief der … trilaterale Gipfel weitgehend routiniert und unspektakulär. Die russischen und iranischen Partner haben erneut gezeigt, dass für sie die „Anerkennung der Realitäten“ in Syrien, will sagen: der Erfolg des Assad-Regimes über seine Herausforderer, nur eine Frage der Zeit ist. Die spezifischen Interessen der Türkei in der Region sind für deren Partner jedoch allenfalls sekundär“so meint Dr.Hans-Georg Fleck von der Friedrich Naumann Stiftung am 23. 09. 2019 https://www.freiheit.org/turkei-spiel-nicht-mit-den-schmuddelkindern

3 Begonnen Januar 2017 um den Genfer Friedensprozess zu aktivieren, Gespräche in Astana unter der Regie von Moskau mit Teheran und der Türkei. Anfänglich nahmen sowohl die Assad-Regierung als auch Vertreter der „Rebellen“ an den Verhandlungen in der Kasachischen Hauptstadt teil. Hinweise auf die stetig wachsende sino-chinesische Kooperation und die Unterstützung der russischen Nahost-Diplomatie durch China findet man auf RT international, insbesondere in der dreimal wöchentlich ausgestrahlten „Talkshow“ unter der Moderation des US-Amerikaners Peter Lavelle, aber auch auf dem Blog des 'Saker of the Vineyard' oder The Duran.com. Natürlich verfolgte die Konzernpresse diesen Prozess von Beginn an mit Häme und zweifelt an seinem Erfolg. Dessen ungeachtetet sind die Fortschritte für den interessierten Beobachter deutlich ablesbar.
4Wie der französische Philosoph Bruno Guigue zum 70. Jubiläumstag Volkschinas auf RT France hervorhebt. Siehe zu all den angeführten Zahlen Bruno Guigie, „1949 – 12019 Comment les Communistes on sorti la Chine du sous-development“ RT-France 3. Oct. 2019https://francais.rt.com/opinions/66474-1949-2019-comment-les-communistes-ont-sorti-la-chine-du-sous-developpement,
Zur Würdigung der welthistorischen Leistung, sehr empfehlenswert auch Theo Sommer „China First - die Welt auf dem Weg ins Chinesische Jahrhundert“, Hamburg 2019
5Siehe B. Guigue a.a.O
6Nachzulesen in Edition Le Monde diplomatique Nr. 23, „Chinas Aufstieg. Mit Kapital, Kontrolle und Konfuzius“ dt. Berlin 2018, S. 13, Beitrag von Michael Klare, Patron in AfrikaChina braucht Ressourcen und setzt auf Pragmatismus.
7Siehe Fußnote 6
8 Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigamhttps://deutsch.rt.com/gesellschaft/92650-fehlgriffe-macht-um-acht-grosser/
9 https://deutsch.rt.com/kurzclips/91669-mit-knueppeln-stangen-und-steinen-hongkong/
10 „Das Kredo der Außenpolitik der chinesischen Führung unter Hu Jingtao und Wen Jiabao ist der „friedliche Aufstieg“ (heping jueqi) Chinas zu einer erstrangigen Weltmacht. Es wurde erstmals während eines Besuchs des Ministerpräsidenten Wen in den USA am 10.Dezember 2004 verkündet.“ (* Prof. Dr. Helmut Peters, Berlin, Chinawissenschaftler.)  Die ausgeprägte Abhängigkeit der Modernisierung des Landes von der Weltwirtschaft erfordert objektiv, ein friedliches Umfeld zu sichern und zu stärken. Das bedingt auch die friedliche Erschließung internationaler Ressourcen.
Die Aufgabe, ein friedliches Umfeld für die Modernisierung des Lande zu sichern, ist langfristiger Natur.
Die Grundprinzipien chinesischer Außenpolitik sind prinzipiell auf die Sicherung und Festigung des Friedens in Asien und in der Welt gerichtet. Bei der Wahrnehmung dieser Prinzipen wird China jedoch - bis auf den Fall der akuten Bedrohung der eigenen nationalen Sicherheit - jede zugespitzte und unkontrollierbare Konfrontation mit den USA und anderen neoimperialistischen Zentren und Ländern unbedingt vermeiden.
Der Vorwurf westlicher neoimperialistischer Kräfte, die VR China würde die Republik Taiwan bedrohen und sie sich gewaltsam einverleiben wollen, entbehrt jeder Grundlage. Peking ist vielmehr prinzipiell bestrebt, auch diese nationale Frage in Übereinstimmung mit dem geltenden Völkerecht friedlich zu lösen. 
Die neue gesellschaftliche Strategie und Politik der chinesischen Führung um Hu Jintao und Wen Jiabao konzentriert sich weiterhin auf die Modernisierung des Landes als die entscheidende Grundlage für den Aufstieg Chinas in die erste Reihe der Weltmächte. Sie ist also ihrem Wesen nach Friedenspolitik. 
Sie stellt den Menschen, mit seinen Interessen und der Notwendigkeit seiner allseitigen Entwicklung in den Mittelpunkt der Politik, fordert, in Übereinstimmung mit den historischen Gesetzen zu handeln, und orientiert auf eine allseitige, abgestimmte und anhaltende Entwicklung der Gesellschaft, was das Verhältnis von Mensch und Natur ebenso einschließt wie die innere und äußere Entwicklung des Landes.  Alle Zitate Prof. Dr. Helmut Peters, Berlin, Chinawissenschaftler. Referat auf dem 12. Friedenspolitischen Ratschlag, Kassel 3. Dezember 2005 http://www.ag-friedensforschung.de/rat/2005/peters.html
11 Erinnern wir uns: Das US- Seidenstraßen-Strategie-Gesetz vom 19.03.1999 definiert die wirtschaftlichen und strategischen US-Interessen in einem breiten Korridor entlang der historischen Seidenstraße. Die betroffenen Länder Russland, China, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan und Tadschikistan suchten folglich den Schulterschluss in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).

Bereits auf dem Gipfeltreffen im April 2000 in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe verurteilten die Teilnehmerstaaten die Unterstützung von Terrorismus durch die Taliban und beschlossen die Einrichtung einer Antiterrorzentrale in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek. China hat wiederholt erklärt, die US-Kriegsführung dürfe nicht auf weitere Länder wie den Irak oder Somalia ausgedehnt werden. Die SOZ hat sich auch als Gegenkraft formiert, damit die gesamte Region vom Balkan bis „an die chinesische Grenze nicht in einen Flickenteppich amerikanischer Protektorate“verwandelt werden kann.

Die Mitglieder der Organisation wollen auf politischem, wissenschaftlich-technischem sowie kulturellem Gebiet und im Bereich des Handels, der Energie und des Transports eng zusammenarbeiten. Gemeinsam sollen Frieden und Sicherheit in der Region gewährleistet werden. Dazu finden alljährlich große Militärmanöver statt. Inzwischen haben die Mongolei, Indien, Pakistan (!), Iran und Afghanistan Beobachterstatus, während Nepal, Weißrussland, Turkmenistan und die Türkei (!)Interesse bekundet haben. 

Am 07.06.2012 ist die Türkei offiziell ein weiterer Dialogpartner geworden. Damit ist die Türkei das erste Land, welches eine Dialogpartnerschaft mit der SOZ unterhält und gleichzeitig Mitglied der NATO ist. Das ist fast ein revolutionärer Akt. Wurde die SOZ in den Augen von Robert Kagan, Politikeinflüsterer des US-Präsidentschaftskandidaten McCain, doch gegründet, um dem wachsenden Einfluss der Demokratien in Zentralasien zu widerstehen. In Anspielung auf die SOZ als Anti-NATO oder Warschauer Pakt II verweist Kagan auf die Gemeinsamkeiten der Autokratien: „Wenn man sich die Abstimmungen im Sicherheitsrat ansieht – ob es um Burma, Darfur, Simbabwe oder den Iran geht –, sieht man häufig Übereinstimmungen. Die „Demokratien“ stimmen in eine Richtung ab – nicht selten unter Druck und Drohung aus Washington, d. A. - Russland und China in die andere. „Autokratien“, (sprich auf ihre nationale Unabhängigkeit bedachten Länder I.E.) wie Russland und China wollen ihre Autokratie (sprich Selbständigkeit I.E.) erhalten, sie betrachten den Westen als feindlich.“ 
Neben dem Ausbau der SOZ erwächst in den Augen der offensiven US- Außen- und Sicherheitspolitiker ein weiteres Machtgefüge, das sich gegen unipolare amerikanische Weltherrschaftspläne richtet. Das sind vor allem die Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, inzwischen als BRICS-Staaten bekannt. Die Abkürzung BRICS – vom Goldman-Sachs- Chefvolkswirt Jim O'Neill im November 2001 geprägt30 – Südafrika kam 2011 hinzu – steht für die Anfangsbuchstaben der wirtschaftspolitisch größ- ten und sicherheitspolitisch einflussreichsten Schwellenländergruppe. Diese beeindruckende Ländergruppe umfasst 3 Milliarden Menschen, verfügt über 25 Prozent der Fläche der Erde und besitzt riesige Vorräte an Nahrungsmit- teln, Rohstoffen, Bodenschätzen. Unterstrichen wird ihre Bedeutung noch dadurch, dass drei Mitglieder Atommächte sind, von denen sich zwei als ständige Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen ausweisen. Diese mächtige Gruppe strebt eine neue multipolar funktionierende und entsprechend stabilitätsfördernde Weltordnung an und „setzt sich aktiv für weitreichende Umgestaltungen des völkerrechtlichen Weltordnungssystems und des- sen wirtschaftliche und politische Institutionen ein“.31 Das enorme Wachstum der BRICS-Staaten verlagert den Schwerpunkt der Weltwirtschaft in den asiatisch-pazifischen Raum. Wolfgang Effenberger in Beiträge zum 17. Dresdner Symposium Für eine globale Friedensordnung am 17. November 2012 http://slub.qucosa.de/api/qucosa%3A33987/attachment/ATT-0/
12 Die "Neue Seidenstraße" ist eines der mit Abstand ehrgeizigsten Vorhaben des chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Ziel des gigantischen Projekts ist der Bau einer Verkehrsverbindung von Asien nach Europa: 10 000 Straßenkilometer, eine Eisenbahntrasse für den Gütertransport und eine Seeroute sollen von Westchina über Kasachstan, den Ural und Moskau bis nach Europa führen. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist China als international wichtigste Exportnation nicht mehr von der Weltbühne wegzudenken. Doch angesichts zunehmender militärischer Spannungen im Chinesischen Meer und nordkoreanischer Drohgebärden wird die Erschließung alternativer Handelsrouten für China überlebenswichtig. Das Land richtet den Blick mit Nachdruck gen Westen, nach Mittelasien mit seinen vielen Ressourcen und nach Europa, das noch immer der wichtigste Handelspartner ist. Die Seidenstraße 2.0 soll auf über 10.000 Kilometern China über Kasachstan und Russland mit Europa verbinden. Der Bau der Straße mit parallel verlaufender Schienenverbindung beginnt schon heute in Chongqing, einer im Landesinneren gelegenen Megacity, die nur ein Beispiel für den Wirtschaftsboom der letzten 30 Jahre ist. Die hier hergestellten Produkte sollen in einigen Jahren problemlos bis zu den europäischen Kunden gelangen. Doch der Ausbau gilt nicht nur als Geschenk für Chinas Exporteure. Auch rurale Gebiete im Westen des Landes sollen von der neu installierten Infrastruktur profitieren, wie zum Beispiel die Provinz Xinjiang, die vom stetigen Wirtschaftswachstum der letzten Jahre nur wenig mitbekommen hat. Aber Chinas Ambitionen reichen weiter als seine Landesgrenzen. Die geplante Neue Seidenstraße führt auf dem Weg durch Kasachstan an reichen Erdölfeldern vorbei. Dort soll die Förderung gestärkt und somit Chinas steigender Energiebedarf gesichert werden. Und mit einer Verlängerung der Trasse bis an den Rand des Urals kann Peking bis nach Russland vorstoßen. Doch es ist nicht sicher, ob der einstige große Bruder die Ausweitung der chinesischen Machtsphäre bis nach Mittelasien und Europa mit Wohlwollen begegnen wird. In Form eines geopolitischen Roadmovies beleuchtet die Dokumentation den tiefgreifenden Wandel im eurasischen Machtgefüge. Und auch die Europäer werden früher oder später zu Chinas neuem „Soft-Imperialismus“ Stellung beziehen müssen. Dokumentation von Laurent Bouit (F 2016, 54 Min) Siehe dazu sehr gut die arte doku „Die Neue Seidenstraße, Chinas Vorzeigeprojekt“ vom 6. 10. 2019 https://www.youtube.com/watch?v=7i-QNuLwWbU

13Ein typisches Beispiel dafür, wie wenig konstruktiv vermeintlich Linke sich mit dem Beispiel China auseinandersetzen, bietet das im VSA -Verlag erschienene Buch von Renate Dillmann „China – ein Lehrstück. Über alten und neuen Imperialismus, einen sozialistischen Gegenentwurf und seine Fehler, die Geburt einer kapitalistischen Gesellschaft und den Aufstieg einer neuen Großmacht“, Hamburg 2009, 3388 Seiten, pompös aufgemacht, siehe hingegen dazu Helmut Peters, „Ein fragwürdiges Lehrstück“ auf der Themenseite der Tageszeitung 'Junge Welt' vom 21. 12. 2009 (Printausgabe) und vom selben Autor „Die VR China – Aus dem Mittelalter in den Sozialismus: Auf der Suche nach der Furt“, Neue Impulse Verlag, Essen 2009, 508 Seiten