Monday, May 4, 2015

Mit hochradioaktiven Uran-Geschossen gegen russische Panzer ?

 
Soll Militär wieder Ton angeben?
Von Rudolf Hänsel
Geehrter Herr Dr. Hans Rühle!
Sie plädierten in der „Welt am Sonntag“ vom 26.04.15 für eine Ausrüstung der Leopard-2-Panzer der Bundeswehr mit hochradioaktiver Uran-Munition für „den Kampf gegen den russischen Panzer T90“. Sie setzen sich also als Experte für Massenvernichtungswaffen wegen eines angeblich bevorstehenden Kampfs gegen russische Panzer für die Anschaffung einer Massenvernichtungs- bzw. Ausrottungswaffe ein, deren Ächtung wegen seiner verheerenden Folgen für Soldaten, Zivilbevölkerung und Umwelt seit Jahren international gefordert wird. In wessen Auftrag tun Sie dies? Erlauben Sie mir, Ihnen als Mitbürger, der nach den unvorstellbaren Gräueln der Nazi-Diktatur in der Hoffnung aufwuchs, dass nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen würde, zu sagen, was ich empfand, als ich Ihren manipulativen Artikel las.
Als aufgeklärter Bürger, der sich seit vielen Jahren mit der völkerrechtswidrigen Kriegsführung der USA-NATO mit Uranmunition vor allem in Serbien, in Afghanistan, in Somalia und im Irak auseinandersetzt, war ich entsetzt, empört und zugleich menschlich beschämt ob einer solch perversen und skrupellosen Forderung eines Juristen, der wider besseren Wissens von einer „nur minimal strahlenden“ Uran-Munition spricht. Ich muss es so deutlich sagen!
Von Professor Siegwart-Horst Günter, dem inzwischen verstorbenen „Vater der Bewegung gegen Uranwaffen“, vom Filmemacher Frieder Wagner („Deadly Dust“ /„Todesstaub“) und von engen Freunden aus den genannten Kriegsgebieten wurde ich bereits in den 90er Jahren aus erster Hand informiert über epidemisch auftretende Missbildungen bei Neugeborenen und sehr hohe Raten von Leukämie und andere multiple Krebsarten als Folge des radioaktiven, hochgiftigen Staubs beim Aufschlag und der Explosion der Uran-Geschosse sowohl bei den beteiligten Soldaten und deren Ehefrauen als auch bei der jeweiligen Zivilbevölkerung (alles im Internet nachzulesen!). 
Serbische Experten haben die Konsequenzen der NATO-Bombardierung ihres Landes 1999 wissenschaftlich ausgewertet und in einem Buch mit dem Titel „Crime in War – Genocide in Peace“ (Verbrechen im Krieg – Völkermord im Frieden) niedergeschrieben. Nach einer verbrecherischen Kriegsführung beginnt – oft zehn oder mehr Jahre nachdem die Soldateska abgezogen ist – ein weiteres endloses Sterben des geschundenen Volkes. Auch das Entlaubungsmittel „Agent Orange“, mit dem die USA das vietnamesische Volk in den 70er Jahren vergiftete, ist bis heute – also noch 40 Jahre danach – eine tödliche Waffe.
Da die von Ihnen geforderte Munition für deutsche Panzer aus abgehärtetem Uran (Depleted Uranium – DU) wie auch die in den beiden Weltkriegen eingesetzten chemischen Waffen bzw. Gase eine deutsche Erfindung sind, wird man an den Dokumentarfilm und das Buch über die Jugendvernichtung in Nazi-Deutschland mit dem Titel „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ erinnert. Soll das weiter von Deutschland behauptet werden können? Die permanente Kriegshetze unverantwortlicher Politiker, Militärs und Journalisten gegen Russland und Ihre Forderung nach dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen lassen das befürchten.
Die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel stimmten im Dezember 2014 gegen eine von der UN-Vollversammlung eingebrachte Resolution, den Ländern, die unter den Folgen von Uran-Munition leiden, internationale Unterstützung zuzusichern – und lehnten damit ihre eigene Verantwortung für den Einsatz von DU-Munition ab. Mit dem sehr wahrscheinlichen Einsatz dieser Munition bei den jüngsten US-Angriffen gegen den „Islamischen Staat“ in Syrien und im Irak sowie der Verlegung von A-10 Erdkampfflugzeugen (ausgerüstet mit Uran-Munition) von den USA nach Osteuropa kann also die völkerrechtswidrige Kriegsführung „munter“ weiter betrieben werden. Doch zumindest Deutschland sollte hier „vorbildlich sein und keine Uran-Munition verwenden“ – wie es die SPD bis jetzt fordert.
Herr Rühle, Sie haben in dem erwähnten Artikel auch geschrieben, dass man diese Uranmunition schon vor über 30 Jahren hätte anschaffen wollen, dies aber politisch nicht durchsetzbar gewesen sei, weil in den frühen 80er-Jahren „die Friedensbewegung den Ton angab“. Sollte Ihrer Meinung nach heute – exakt 70 Jahre nach Ende der Nazi-Diktatur – wieder das Militär den Ton angeben? Sind Sie der Meinung, dass die unaufhörliche Kriegspropaganda bereits so gewirkt hat bei uns Bürgern, dass wir Ihrer menschenverachtenden Forderung zustimmen würden? Nein! Man kann uns nicht endlos belügen, täuschen, manipulieren. Wir werden als aufgeschreckte mündige Bürger die Entwicklung weiter verfolgen.
Wenn wir Bürger uns daran gewöhnen, dergleichen widerspruchslos hinzunehmen, gibt es nichts mehr, was wir nicht hinnehmen.
Dr. Rudolf Hänsel aus Lindau (Bodensee) hat diesen Offenen Brief einige Tage vor dem 8. Mai 2015, dem Gedenktag an die Befreiung Deutschlands von der Nazi-Diktatur geschrieben.
Er ist Diplompsychologe und Erziehungswissenschaftler. Sie erreichen ihn unter www.psychologische-menschenkenntnis.de
vo tv-orang am 3. Mai 2015 11:46

The Caretaker and the Plague - British Nuclear Weapons Testing in Australia Ursula Gelis


Global Women’s Association against Nuclear Testing and ‘No-to-Nuclear-Weapons’, Norway

What is it that lies, kills and steals in us?” Georg Büchner (Woyzeck)

Ursula Gelis, Executive director of the ‘Global Women’s Association against Nuclear Testing’ works for the rights and needs of victims of nuclear weapons explosions and nuclear testing. Her partners are in Kazakhstan and other states, affected by the long-term effects of nuclear weapons testing. At the Vienna Conference on the Humanitarian Impact of Nuclear Weapons in December 20141, she interviewed an anti-nuclear activist and nuclear test victim from Australia.

Sue Haseldine in front of the Black Death column. Vienna/Austria, December 2014. Photo: Ursula Gelis
The Plague column in Vienna convincingly depicts human suffering; in this case - the tragedy of the Black Death epidemic from 1679 in Austria which killed about 30 000 to 75 000 souls. A Black Death does not distinguish between a noble and a beggar, and a nuclear weapon explosion does not either.
In today’s Australia, Aboriginal communities are still suffering from European racism that came in the aftermath of Captain Cook (1770) who looked at the Aborigines as lucky people, even if they did not own many material goods!
The first inhabitants of Australia, the people who were there ab origine, from the beginning, were food-gathering and hunting people. They arrived about 50 000 years ago.2
From region to region, Aboriginal tribes have clear cultural distinctions and their ability to co-exist with nature in a sustainable way could serve as a paradigm for human survival.
America and Australia. Sculpture in front of the National Science Museum in Vienna. Photo: UG.
Western cultures, still proud of their technological achievements, and apparently committed to poison and to destroy the whole Earth, should listen to indigenous civilizations in order to prevent human extinction.
Aborigines survived best by avoiding contact with ‘White people’. The invaders brought diseases indigenous people had no immunity to resist. Children were taken away by missionaries, claiming that the parents were infidels.3 Interestingly enough, the church and social Darwinism partnered in suppressing Aborigines. Evolution theory served to justify any brutality: massacres, plundering of goods, rape, etc. The ‘savage’ had to be domesticated and was defined as a race doomed to be extinct.4
In the meantime, you can exist on ‘waste land’!”
Map showing nuclear test sites in Australia
In 1947 the British government decided to develop their own nuclear weapons program. “In August 1954, the Australian Cabinet agreed to the establishment of a permanent testing ground at a site that became named Maralinga5 in North West South Australia.
The United Kingdom conducted 12 atmospheric tests between 1952 and 1957 on Australian territories at Maralinga, Emu Fields and Monte Bello Islands. […] During the testing period, roughly 16,000 Australian civilians and servicemen involved in the tests and 22,000 British servicemen were exposed to nuclear fallout.6
Aboriginal people living downwind of the tests and other Australians more distant […] came into contact with airborne radioactivity.”7
Plutonium and uranium fallout […] contaminated Aboriginal lands. Although the British government declared the Maralinga site safe following a 1967 cleanup, surveys in the 1980s proved otherwise, prompting a new cleanup project. Conflicts of interest, cost-cutting measures, shallow burials of radioactive waste, and other management “compromises” have left hundreds of square kilometers of Aboriginal lands contaminated and unfit for rehabilitation.”8

Civil disobedience
Sue Coleman-Haseldine (64) from the Kokatha-Mula nation is a survivor of British nuclear weapon testing and spoke at the Vienna conference on the humanitarian impact of nuclear weapons in December 20149.
Sue was born at Koonibba, which at the time of her birth was a Lutheran Mission. Koonibba is near the small township of Ceduna, about 800 kilometers west from Adelaide, South Australia.
Her community, including the local farmers, consists of approximately 4000 people. She grew up nearby, lived in the region all her life and can trace back the family’s history up to her great grand-mother.
Our knowledge about colonialism started with Captain Cook. My grand grand-father was an Irish man who eventually went back to the white people. Our old people told us not to hate him. They were singing Irish songs to us around the camp fire. My first language was Kokatha, which is also my tribe’s name. Later at school, we had to learn English.”
Sue’s mother’s generation had to follow the colonizer’s order of only speaking English, so Sue was educated to speak her native tongue by her grand-parents as the cultural tradition-keeper. She went to an English school and grew up at a German mission.10
Sue always tried to combine traditional life-style with the governmental request of following the ‘British way’. She went out in the bush, kept Aboriginal traditions and educated herself and others. “This was maybe already an act of resistance, I guess”, she said smiling. Sue won the South Australian premier’s award for excellence in indigenous leadership in 2007 for her work as an activist, cultural teacher and environmental defender.11

More and more cancer…
https://www.google.com/search?q=maralinga+nuclear+test+site+map
The elderly people had talked about the Nullarbor12 dust storm, not knowing that they had seen the fall-out from Maralinga. I knew about Maralinga and started questioning the amount of cancer deaths. This was at the time when I started my own family.
More and more people were dying of leukemia and thyroid cancer. I had doctors remove my thyroids. My grand-daughter got it as well. The official city doctors offered us a radioactive drink to kill the cancer cells but we refused. My husband has heart problems and his family members died from leukemia too. Sometimes people die from ‘unknown causes’.
We learned that the effects of radiation can pass from one generation to the other and can also ‘jump further’ to the third one. I have been teaching about bush foods for a long time. I felt terribly guilty when I found out about the contamination of the soil. When I spoke to our doctor he simply said that I should carry on teaching about traditional food because we could not do anything about the contamination.”

Entertaining workers of the nuclear program
British servicemen could feel at home among friendly people from the Kokatha-Mula nation. Soldiers were accompanied to the beach during their holidays and Sue vividly remembers those encounters. “They were just ordinary soldiers, away from home and lonely. We became simply friendly with them. Also they had been misused as guinea-pigs. We had no clue that dying might have been already begun.
We were just innocent. We were not allowed to go to Maralinga. I know that the area was poisoned yet we did not know a lot. The old people could feel it, I guess.” -
Recently, “a […] case-control study examined miscarriage in wives and congenital conditions in offspring of the 2007 membership of the British Nuclear Test Veterans Association, a group of ex-servicemen who were stationed at atmospheric nuclear weapon test sites between 1952-67 [was conducted]…”13

No suitable information
My people are still living on contaminated land, because clean-up operations were not sufficient. Before testing, many Aboriginal people to the north of where my family live had to leave their territories. Officials told us that the displacement is for governmental purposes. We had no idea what really was going on in terms of nuclear explosions. After testing people were sent back, for instance to a place called ‘Oak Valley’ on Maralinga lands but Maralinga village was closed off. The government is now thinking to open it as a tourist site.
http://www.australiangeographic.com.au/travel/destinations/2010/05/gallery-woomeras-prohibited-area/
In terms of measuring radioactivity we are totally cut off from acquiring information because it is illegal to have a Geiger counter! We are particular concerned of the uranium mining industry, exploiting sands found near the former testing site. Plutonium testing took place at the Woomera rocket range site. The place is military territory and we do not know what actually is going on there.”
Overturning the doctrine of terra nullius (land belonging to no-one)
There was a fellow called Eddie Koiki Mabo fighting for that the native Australians had a prior title to land” ‘taken by the Crown since Cook's declaration of possession in 1770’.14 “Normally rules are not very nice for Aboriginal people. Property rights are splitting communities and devastate families. The government wanted us to prove that we had lived on our land for the last two hundred years. I said no, because this land was given to me by birth and not by the British government. So finally we could seek recognition but the minerals belong to the Crown.”

The Australian Nuclear Free Alliance. ANFA (http://anfa.org.au).
Our alliance is well connected and once a month the community leaders link up by phone and we talk about what to do next. During meetings, governmental people are absent. We have international visitors from France, Japan and so on. People from all over the world should know that we do exist, that we are humans (laughter).
We want to stop uranium mining, let us start with banning it for a year first. Then we could probably breathe better…and of course, I do not want any nuclear weapon testing. Nuclear weapons should not exist.
In order to understand our complex societies, it is best to be with us for a while. Our strong connection to the land might be valuable for you to experience. We do not own the land, the land owns us. Come over, a week is plenty of time to convert you into one of us.”
Oslo, January 2015
Sources:
ANFA meeting statement 2014. “The meeting heard that around 40,000 rounds of depleted uranium weapons have been deployed in Australian military training exercises. This raises serious concerns about where they were used and any subsequent health impacts from these weapons. We recognize the intergenerational health impacts from nuclear weapons testing as well as the documented use and impacts of depleted uranium weapons. The meeting called for all uranium weapons and nuclear weapons to be banned.” http://anfa.org.au/.
West Mallee Protection is an alliance of Aboriginal cultural custodians from the Kokatha Mula Nation Far West Division and conservationists. Please donate to West Mallee Protection and help look after the amazing rockholes and unique mallee country near Ceduna in SA far west from further mineral exploitation. www.givenow.com.au/foewestmalleeprotection. FILM: Our Generation. https://www.youtube.com/watch?v=Tcq4oGL0wlI and http://ourgeneration.org.au/contact. http://www.australiangeographic.com.au/travel/destinations/2010/05/woomera-nuclear-danger-zone/.
3 Gerhard Leitner. Die Aborigines Australiens. München 2006, p. 8.
4 Leitner, p. 21/22.
5 Chapter 16: A toxic legacy: British nuclear weapons testing in Australia. Published in: 
Wayward governance : illegality and its control in the public sector / P N Grabosky
Canberra: Australian Institute of Criminology, 1989 (Australian studies in law, crime and justice series); pp. 235-253
. http://aic.gov.au/publications/previous%20series/lcj/1-20/wayward/ch16.html.
6

From 1957 to 1958, nine atmospheric tests followed over Christmas Island (Kiritimati) and Malden Island in the central Pacific Ocean, some of which were considerably more powerful than the bombs dropped on Hiroshima and Nagasaki. The remaining 24 UK nuclear tests were conducted jointly with the United States at the Nevada Test Site.
10Occasional Paper 3: The struggle for souls and science, constructing the fifth continent: German missionaries and scientists in Australia. The 16 papers in this volume, edited by Professor Walter Veit, explore the contribution of late nineteenth and early twentieth century German scientists and missionaries in the emerging fields of Australian ethnography and linguistics.
Themes within the papers include the study of Aboriginal religion, language, and art, and the conflict between missionaries and the emerging discipline of academic anthropology in Australia and Britain.
Occasional Papers Number 3 also addresses the academic influences, research agendas and methodologies of the German scholars who worked in Australia, as well as the extent to which those scholars dominated the creation of an image of Australia in Europe in both theory and practice. http://artsandmuseums.nt.gov.au/museums/strehlow/manuscripts/publications.
11 Black Mist. The Impact of Nuclear Weapons on Australia. http://www.icanw.org/wp-content/uploads/2014/02/BlackMist-FINAL-Web.pdf.

14The Mabo decision altered the foundation of land law in Australia by overturning the doctrine of terra nullius (land belonging to no-one) on which British claims to possession of Australia were based. This recognition inserted the legal doctrine of native title into Australian law. The judgments of the High Court in the Mabo case recognized the traditional rights of the Meriam people to their islands in the eastern Torres Strait. The Court also held that native title existed for all Indigenous people in Australia prior to the establishment of the British Colony of New South Wales in 1788. In recognizing that Indigenous people in Australia had a prior title to land taken by the Crown since Cook's declaration of possession in 1770, the Court held that this title exists today in any portion of land where it has not legally been extinguished. The decision of the High Court was swiftly followed by the Native Title Act 1993 (Cth) which attempted to codify the implications of the decision and set out a legislative regime under which Australia’s Indigenous people could seek recognition of their native title rights.

Putin's 15 years 

Fifteen years ago Vladimir Putin assumed the Russian presidency and no one can doubt that he has left his mark on the country since then. Widely popular at home and demonized in the West, Putin has presided over Russia’s transformation from a country on its knees to a renewed global power. What is left on his agenda?
CrossTalking with Edward Lozansky, John Laughland, and Mary Dejevsky.

http://rt.com/shows/crosstalk/253885-putin-russia-global-power/

April 29, 2015 04:30

Russian President Vladimir Putin (RIA Novosti / Alexey Druzhinin)
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Symposion: „Frau Macht Staat -100 Jahre IFFF“ Frau Macht Staat

PRESSEINFORMATION
Freitag, 19. Juni 201517.30 Uhr, Alter Rathaussaal München
Festakt: „Frau Macht Staat“ – 100 Jahre IFFF
Vorträge von Dr. Sabine Schiffer und Barbara Lochbihler Samstag, 20. Juni 2015, 10.00 – 16.30 Uhr, Gasteig, München
Symposion: „Frau Macht Staat -100 Jahre IFFF“ Frau Macht Staat
100 Jahre Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit / IFFF
(München, Mai 2015) Die älteste Frauen-Friedensorganisation der Welt IFFF hatte mit Anita Augspurg, Lida Gustava Heymann und weiteren Mitstreiter- innen in München eine wichtige Keimzelle, die heute in der vierten Generation weiterlebt. Seit ihrer Gründung mitten im ersten Weltkrieg, 1915 in Den Haag, richtet sich die IFFF – Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit - gegen alle Formen von Krieg und Gewalt. Sie hat bereits 1915 "Grundsätze für einen dauerhaften Frieden" erstellt, die bis heute von hoher Aktualität sind. Lautstark und unerschrocken hat die IFFF vor hundert Jahren für die Gründ- ung einer internationalen Schiedsgerichtsinstitution und eines neutralen Völkerbundes plädiert. Beide Anliegen wurden sehr viel später mit dem Inter- nationalen Gerichtshof und den Vereinten Nationen verwirklicht. Am 19. und 20. Juni 2015 feiert die IFFF in München ihren 100. Geburtstag mit einem Fest- akt, einem Symposion und zwei Ausstellungen im Gasteig.
Als der Erste Weltkrieg ausbrach, setzten sich einige Münchnerinnen – die bekanntesten sind die erste promovierte deutsche Juristin Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann - an die Spitze der deutschen pazifistischen Frauen-Bewegung. Als Augspurg und Heymann am 1. August 1914 die Nachricht von der Mobilmachung erhielten, nahmen sie sofort Kontakt zu Pazifistinnen aus anderen Ländern auf, z. B. zu den amerikanischen Sozialreformerinnen Jane Addams und Emily Greene Balch sowie zu der niederländischen Frauenrechtlerin Aletta Jacobs, um eine internationale Frauenbewegung gegen den Wahnsinn des Krieges zu mobilisieren. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs kamen 1915 in Den Haag über 1100 Frauen aus 12 kriegsführenden und neutralen Staaten gegen den Widerstand ihrer Regierungen zusammen, um gegen die Annahme, Krieg sei der einzige Weg, interrnationale Konflikte auszutragen, zu protestieren. Zu ihnen gehörten 28 deutsche Frauen. Geleitet wurde die Versammlung von der amerikanischen Sozialreformerin Jane Addams, die 1931 den Friedensnobelpreis erhielt. Aus diesem Friedens- kongress gingen die WILPF - Women's International League for Peace and Free- dom bzw. die deutsche IFFF hervor.
www.wilpf.de | Vorsitzende: Irmgard Hofer | Regionalgruppe München: Brigitte Obermayer | Medienbetreuung 100 Jahre IFFF / München: Pfau PR, Tel. 089 / 48 920 970, info@pfau-pr.de, www.pfau-pr.de
In den folgenden Kriegsjahren wurden die meisten Friedensaktivistinnen als Verräterinnen diffamiert, unterdrückt und verfolgt. In München unterlagen Anita Augspurg, Gertrud Baer, Margarete Quidde, Lucy Hoesch-Ernst, Marie Zehetmaier u.a. der Postzensur und Telefonüberwachung; Margarethe Selenka wurde der Pass entzogen und damit erheblich in ihren wissenschaftlichen Arbeiten als Anthropologin und Paläontologin eingeschränkt, Lida. G. Heymann wurde aus Bayern ausge- wiesen und lebte meist illegal in München oder in ihrem Haus im Isartal. Während die Frauen um die Jahrhundertwende nach München gezogen waren, weil sie Bayern als relativ liberal und freigeistig erlebten, spürten sie im Krieg und besonders gleich nach der Niederlage, wie München ein Zentrum demokratiefeindlicher und reaktionärer faschistischer Kräfte wurde. Augspurgs und Heymanns Stadtwohnung in der Kaulbachstraße 12 wurde zur Organisationszentrale der pazifistischen Frauen. Trotz der Anfeindungen durch rechtsradikale Strömungen gibt es 1928 in über 80 deutschen Städten Gruppen mit etwa 2000 Liga-Mitgliedern. Jahrelang ist aufgrund des Wohnortes vieler Friedensaktivistinnen München der Mittelpunkt der deutschen Sektion und wohl auch der deutschen Frauen-Friedens-Bewegung. Zur Vorbereitung der UN-Weltabrüstungskonferenz 1932 organisiert die IFFF in der gan- zen Welt eine riesige Unterschriftsaktion mit der Losung "Der Krieg ist geächtet, also fordern wir die Ächtung der Kriegsmittel". Am Eröffnungstag werden die Listen mit über 8 Millionen Unterschriften in Genf abgeliefert.
Auch in München gab es dazu im ehemaligen Hotel Union in der Barer Straße eine Großveranstaltung unter dem dramatischen Motto "Weltabrüstung oder Weltunter- gang", an der 1200 Menschen teilnahmen. Weil die Hauptorganisatorin Constanze Hallgarten aus dem Großbürgertum stammte, saßen im Publikum nicht nur Ange- stellte und Arbeiter, sondern auch bayerischer und deutscher Adel, Universitäts- angehörige und Geistliche. Die Hauptrednerin, die französische Schriftstellerin Marcelle Capy, sprach über den internationalen Rüstungsfilz und den illegalen Waffenhandel und zitierte Anatole France: "Man glaubt, für das Vaterland zu ster- ben, aber man stirbt für die Rüstungsindustrie." Einen Tag später konnten die beteiligten Frauen in der rechtsradikalen Presse, wie z. B. im Illustrierten Beobach- ter, nachlesen, wie sie mit ihren Ideen angekommen waren: Die Vorträge waren „pazifistische Frechheiten“, die Aktivistinnen wurden u. a. als „wilde Weiber“, „degenerierte Halbwelt-Dämchen“, „Hyänen“, „Gänse“, „Schlangen“, „Furien“ und „Irrenhausanwärterinnen“ tituliert. Erika Mann, die Freundin von Constanze Hallgarten, sagt nach diesem Skandal: "Von jenem Abend an datiert mein Interesse für Politik, meine Überzeugtheit, dass man sich kümmern muss, und dass es rettungslos schiefgeht mit einer Demokratie, in der die Mehrheit der Jugend die 'Politik' den Radaumachern überlässt".
Im Februar 1933 zählt die deutsche Sektion der IFFF als Frauen- und Friedens- Bewegung zu den ersten Organisationen, die von den Nationalsozialisten verboten werden. Erst im Zuge der internationalen Frauen-Bewegungen der 60er und 70er Jahre rückten der Internationale Frauentag und die besonderen Frauenthemen, die schon in den 20er Jahren selbstverständlich zum Programm der IFFF gehörten, wieder mehr in den Mittelpunkt.
WILPF wird im April 2015 100 Jahre alt. Von 27.-29. April 2015 fand in Den Haag ein großer internationaler Kongress statt, der unter dem Motto "Women's Power to Stop War" steht. Im Zentrum der IFFF-Aktivitäten steht heute politi- sches Lobbying für Frieden und Gerechtigkeit in Zusammenarbeit mit Akti- vistinnen aus der ganzen Welt. „Die Frauen von 1915, die mit ihren Forder- ungen ihrer Zeit weit voraus waren, hinterlassen uns ein Vermächtnis; wir Frauen von 2015 betrachten es als Auftrag, weiter aktiv für Frieden, Freiheit und Frauenrechte zu streiten“, sagt Brigitte Schuchard, Mitglied der IFFF in Deutschland und eine der Organisatorinnen des Jubiläums in München.
www.wilpf.de | Vorsitzende: Irmgard Hofer | Regionalgruppe München: Brigitte Obermayer | Medienbetreuung 100 Jahre IFFF / München: Pfau PR, Tel. 089 / 48 920 970, info@pfau-pr.de, www.pfau-pr.de
Programmübersicht 19./20.6.2015
Freitag, 19.6., 18.00 Uhr
FESTVERANSTALTUNG
Altes Rathaus, Marienplatz 15, München
Vorträge:
Dr. Sabine Schiffer (Institut für Medienverantwortung, Erlangen): „Präsenz von Frauen in Medien – eine optimistische Fehleinschätzung“
Barbara Lochbihler, MdEP/IFFF: „Die Internationale Frauenliga und das Engagement für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden“

Moderation: Prof. Dr. Eva Maria Hinterhuber (Hochschule Kleve, IFFF) _________________________________________________________
Samstag, 20.6., 10.00 Uhr – 16.30 Uhr
SYMPOSIUM
Gasteig, Vortragssaal der Bibliothek, Rosenheimer Str. 5, München
10.00
Deutschland 11.00
12.30 – 14.00 14.00
14.00
(Berlin, IFFF) 14.00
15.30 – 16.00 16.00 – 16.30
Begrüßung und Einführung:
Anne Ley-Schalles (Xanten, IFFF): Begrüßung und Einführung Dr. Susanne Hertrampf (Bonn, IFFF): Die Geschichte der IFFF in
„Frauen erheben ihre Stimme heute“
Podiumsgespäch mit
Prof. Dr. Eva Maria Hinterhuber (Hochschule Kleve, IFFF) Irmgard Hofer (Vorsitzende IFFF)
Barbara Lochbihler (MdEP/IFFF)
Karin Nordmeyer
Moderation: Heidi Meinzolt (München, IFFF)

Mittagspause
Workshop I:
Krieg – Zwangsheirat – Menschenhandel
Leitung: Monika Cissek Evans (Fachberatungsstelle JADWIGA Bayern)
Workshop II:
Konfliktprävention und Gerechtigkeit
Leitung: Heidi Manzolt (Europakoordinatorin IFFF) und Dr. Nina Althoff
Workshop III
Militarisierung kostet Leben
Mit Regina Hagen (Kampagnenrat Atomwaffen abschaffen, Darmstadt) und Irmgard Hofer (Vorsitzende IFFF)
Kaffeepause
Abschluss-Podium
Vorstellung der Forderungen aus den Workshops an Politik und Gesellschaft
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Begleitprogramm:
12. – 20. Juni 2015
Gasteig, Foyer vor der Bibliothek
Vernissage: 12. Juni 2015, 17.00 Uhr mit Barbara Lochbihler, MdEP

Ausstellung I
Unaufhörlich für den Frieden 
100 Jahre IFFF, 1915 – 2015
Ausstellung II
Menschenhandel
Situation, Rechte und Unterstützung in DeutschlandAusstellung des bundesweiten Koordinierungskreises gegen Menschenhandel e.V. / KOK
_________________________________________________________
Sonntag, 21.6.
10.30 Uhr bis 13.00 Uhr
Treffpunkt Odeonsplatz, Feldherrnhalle

Stadtrundgang
Frauenrechtlerinnen und Friedensaktivistinnen in München

Leitung: Brigitte Schuchard und Brigitte Obermayer (IFFF) _________________________________________________________
Weitere Informationen:
WILPF INTERNATIONAL: www.wilpfinternational.org
DEUTSCHE SEKTION: www.wilpf.de
Mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung erschien am 28.4.2015 der umfangreiche Jubiläumsband „Frauen Frieden Freiheit“. (Hg.: Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit/IFFF, Brigitte Schuchard, Berlin 2015, ISBN 978-3-86386-841-3)
Der Festakt und das Symposium werden unterstützt von der Gleichstellungsstelle der Landeshauptstadt München, dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und der Petra Kelly Stiftung.
Die Ausstellungen werden ermöglicht durch die Rosa Luxemburg Stiftung, die Gleichstellungsstelle und das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und den Bezirksausschuss 3 Maxvorstadt der LH München.
www.wilpf.de | Vorsitzende: Irmgard Hofer | Regionalgruppe München: Brigitte Obermayer | Medienbetreuung 100 Jahre IFFF / München: Pfau PR, Tel. 089 / 48 920 970, info@pfau-pr.de, www.pfau-pr.de