Saturday, October 12, 2019

Giftgas für die "Bolschies" 

1919 Die Interventionskriege gegen Sowjetrussland haben gerade begonnen, als die britische Regierung Chemiewaffen gegen die Rote Armee erlaubt und dies auch für Indien erwägt
Giles Milton Ausgabe 38/2013 Freitag
Giftgas für die "Bolschies"
Winston Churchill wollte koloniale Macht auch mit Giftgas erhalten
Foto: Hulton Archive/ Getty images
Auch wenn der Weltkrieg vorbei und gewonnen ist, genießt Geheimhaltung für das britische Heer 1919 weiter höchste Priorität. Die imperiale Generalität weiß, dass in London mit Empörung zu rechnen ist, sollte bekannt werden, dass man die Absicht hegt, jetzt erst recht den geheimen Vorrat an chemischen Waffen einzusetzen. Doch Winston Churchill wischt alle Bedenken generös beiseite. Der damalige Kriegsminister ist seit Langem ein Anhänger dieser Kampfstoffe und entschlossen, sie nun gegen Sowjetrussland und dessen Rote Armee einzusetzen. Die Interventionskriege gegen die neue Macht im Osten haben begonnen.
Briten und Franzosen wollen sich damit schadlos halten für den im März 1918 geschlossenen deutsch-sowjetischen Separatfrieden von Brest-Litowsk, der dem Krieg im Osten ein Ende setzt, ohne dass die Entente-Mächte darauf Einfluss haben. Wladimir I. Lenin verzichtet als Chef der Revolutionsregierung auf Hoheitsrechte in Polen, Litauen wie Kurland und gibt mit Teilen Weißrusslands zugleich enorme ökonomische Ressourcen auf. Doch beseelt ihn die Überzeugung, die Sowjetmacht kann nur überleben, wird sie nicht länger von deutschen und k.u.k.-Truppen bedroht.

Die Obristen des Zaren

Wer die Sowjetregierung stürzt, kann diese Territorien anders aufteilen, so die Überlegung in London und Paris – und der verhindert jede Annäherung oder gar Allianz zwischen Moskau und Berlin. So sind bereits im Juni 1918 – nur drei Monate nach Brest-Litowsk – etwa 600 britische Soldaten in Murmansk am Arktischen Ozean gelandet. Zwei Monate danach folgt in Archangelsk ein britisch-französisches Korps, verstärkt durch ein US-Aufgebot von 5.000 Mann, das die Waffendepots der einstigen Zaren-Armee am Weißen Meer sichern soll, bevor sie von den Bolschewiki übernommen werden. Außerdem kämpft in der Ukraine noch ein britisches Korps, das ab Sommer 1919 den Gegner in Bedrängnis bringen soll.
Wer von den Westmächten interveniert, kollaboriert in der Regel mit den alten Obristen von Zar Nikolaus II. und folgt dem strategischen Tableau: Sobald die regionale Gegenwehr gebrochen ist, wird aus allen vier Himmelsrichtungen konzentrisch auf Moskau marschiert. Im Norden weiß General Judenitsch die dort stehenden britischen Truppen an seiner Seite, im Süden lässt sich General Denikin eine ganze Armee von den Franzosen ausrüsten, im Osten kommandieren englische Militärberater die Gefolgschaft von Admiral Koltschak – im Westen schließlich steht eine neu aufgestellte polnische Armee unter General Józef Piłsudski.
Nirgends wird an den Einsatz von chemischen Waffen gedacht, davon ausgenommen ist der Raum Archangelsk am Weißen Meer, östlich von Karelien. Dort werden auf Drängen Churchills Abschussbasen für Giftgas-Granaten eingerichtet. Neu ist der Gebrauch dieser gefährlichen Waffen keineswegs. Während der dritten Schlacht von Gaza im November 1917 hatte General Edmund Allenby gut zehntausend Stickgas-Geschosse auf Stellungen des osmanischen Heeres abfeuern lassen, auch wenn sich die Wirkung in Grenzen hielt. Und auf den Schlachtfeldern des Weltkrieges in Belgien und Frankreich hatte der britische Generalstab nach dem ersten deutschen Chlorgas-Angriff vom 22. April 1915 in Flandern umgehend reagiert. Der vom Waffenkonstrukteur William Stoke gebaute Werfer für das Verschießen von Gasminen ging noch im gleichen Jahr in Serie. Damit konnten Geschosse, die etwa 14 Kilogramm Kampfstoff enthielten, bis zu 1.100 Meter weiter geschleudert werden. Erste Stoke-Werfer wurden im Oktober 1916 bei Beaumont Hamel eingesetzt – und mehr als 1.000 davon Anfang April 1917 für die Schlacht bei Arras in Stellung gebracht. Ein derart konzentrierter Angriff konnte für die gegnerischen Verbände katastrophale Folgen haben. Die Soldaten kamen häufig gar nicht mehr dazu, ihre Schutzmasken aufzusetzen. Ohnehin waren die seinerzeit gebräuchlichen Filter den dichten Schwaden einer Phosgen-Wolke oder eines anderen Kampfstoffs nicht gewachsen.
Im Spätsommer 1918 – kurz vor dem Zusammenbruch der deutschen Westfront und dem Waffenstillstand zwischen dem Kaiserreich und der Entente am 11. November 1918 – vermeldeten die Chemiker in den Regierungslabors von Porton (Grafschaft Wiltshire) eine aus ihrer Sicht kriegsentscheidende Neuentwicklung. Sie trug den Namen M Device und enthielt das hochgiftige Diphenylaminchlorarsin – bekannt als Adamsit. Generalmajor Charles Foulkes, der für die Forschungen verantwortlich zeichnete, sprach von der „effektivsten Chemiewaffe, die jemals zum Einsatz kommen“ werde. Erste Versuchsreihen in Porton bestätigten die verheerende Wirkung – heftiges Erbrechen, Atemnot, Bluthusten und eine plötzliche, lähmende Müdigkeit gehörten zu den häufigsten Folgen auf dem Schlachtfeld.

Gnädiger Kampfstoff

Zurück nach Sowjetrussland. Sir Keith Price, der im Auftrag der British Army die Produktion chemischer Waffen koordiniert, ist Anfang 1919 überzeugt, der Einsatz von Adamsit werde zum raschen Kollaps von Lenins Regierung führen. „Würde man es mit diesem Gas nur einmal versuchen, fände man diesseits der Wolga keine Bolschies mehr“, prophezeit er in aufgeräumter Stimmung. Das Kabinett von Premier Lloyd George widersetzt sich zunächst dem Verschießen von M-Device-Granaten, was bei Winston Churchill zu einem Wutausbruch führt. Er will das Giftgas unbedingt gegen die Rote Armee testen, um es anschließend gegen rebellische Volksgruppen in Nordindien einzusetzen. In der britischen Kolonie soll ein Präzedenzfall geschaffen werden. „Ich bin sehr dafür, Giftgas gegen unzivilisierte Stämme zu gebrauchen“, erklärt Churchill in einem Memorandum, in dem er seine Kabinettskollegen für ihre „Zimperlichkeit“ kritisiert: „Die Einwände des India Office bezüglich des Einsatzes von Gas gegen Ureinwohner sind unvernünftig. Gas ist ein gnädigerer Kampfstoff als hochexplosive Artilleriegranaten. Es zwingt den Feind, eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld bei einem geringen Verlust an Menschenleben zu akzeptieren. Es ist damit wirksamer als irgendein anderes Kriegsmittel.“ Die Denkschrift endet mit der nicht unbedingt gelungenen schwarzhumorigen Frage: „Warum ist es unfair, wenn ein britischer Artillerist eine Granate abfeuert, die den Eingeborenen zum Niesen bringt?“. Das sei doch nun „wirklich zu albern.“
Gut 50.000 M-Device-Granaten werden nach Russland verschifft. Am 27. August 1919 kommt ein Teil davon bei einem Angriff auf den 200 Kilometer südlich von Archangelsk gelegenen Ort Emtsa zum Einsatz. Berichten zufolge ergreifen die Soldaten der Roten Armee panisch die Flucht vor den auf sie zu wabernden grünen Wolken. Diejenigen, die sich nicht retten können und vom Gas eingeholt werden, erbrechen Blut und bleiben bewusstlos in ihren Schützengräben liegen. Den September über folgen weitere Gas-Attacken auf die von sowjetrussischen Verbänden gehaltenen Dörfer Chunowa, Vichtowa, Pocha, Chorga, Tavoigor und Zapolki. Doch erweisen sich die verschossenen Granaten als nicht so effektiv, wie von Churchill erhofft. Drehender Wind macht sich nachteilig bemerkbar, teilweise liegt es am klammen, nebligen Herbstwetter. Schließlich fällt Anfang Oktober die Entscheidung, die Angriffe zu reduzieren. Bald werden sie ganz eingestellt und noch nicht verbrauchte Bestände an M-Device-Granaten im Weißen Meer versenkt (vermutlich liegen sie dort bis heute in einer Tiefe von 60 Metern).
Ende 1919 verlassen letzte ausländische Einheiten – ohne dass es den Sturm auf Moskau gab – Nordrussland in Richtung Heimat. In den Entente-Ländern kennt man zwischenzeitlich die schier unglaublichen Opferzahlen des Weltkrieges. Der Öffentlichkeit gilt der Interventionskrieg im Osten längst als so verstiegenes wie sinnloses Unterfangen.
Giles Milton ist Autor des Guardian und Verfasser historischer Sachbücher

Why United States Is the Fourth Reich

Finian Cunningham


September 27, 2017
© Photo: Public domain
US President Trump’s declaration last week before the UN to “totally destroy” North Korea and his general ranting about American military might is on par with the Nazi Third Reich’s invocation of “Total War”.
The ease with which Trump and his senior officials talk about “military options” towards North Korea, and any other defiant nation, is arguably not just a violation of the UN Charter but also the principles of international law established at the Nuremberg Trials of Nazi leaders. Any use or threat of war that is not a clear act of self-defense is “aggression”.
The United States under President Donald J Trump is more than ever openly adopting the self-declared “right” to launch wars. Its hysterical claim of “self-defense” with regard to North Korea is a cynical excuse for aggression. When Trump says North Korea’s leader Kim Jong-un “won’t be around for much longer” the words are reasonable grounds for the North Koreans to believe the US is “declaring war” – especially in the context of repeated military threats by the Americans of using “all options on the table”.
Trump’s thuggish address to the UN General Assembly was a shocking repudiation of the world body’s official peace-building mission. Trump’s bellicosity had some commentators making comparisons with a Nazi-like oration from Nuremberg rallies circa 1938-39.
American writer Paul Craig Roberts summed up grimly by saying the US is now the Fourth Reich – meaning successor to the Nazi Third Reich.
When someone of Paul Craig Roberts’ stature makes such a grave comment, one has to listen. This is not mere hyperbole bandied about by a novice. Roberts’ establishment credentials are impeccable. He served as a senior member of the Ronald Reagan administration during the 1980s, as assistant secretary in the Treasury Department. Roberts also worked as editor of the Wall Street Journal and is an award-winning author. For such an esteemed former government insider to declare the US as the “Fourth Reich” is a measure of the Rubicon that the country has crossed.
Truth be told, however, the US has been way past the Rubicon into dark territory for a long time. To compare US state power with Nazi Germany is not merely a metaphor. There is a very real historical connection.
This year marks the 70th anniversary since the American Central Intelligence Agency (CIA) was created in 1947 in the aftermath of the Second World War and the defeat of Nazi Germany. As American author Douglas Valentine recently remarked, the milestone for the CIA represents “70 years of organized crime”.
The CIA and US military leaders at the Pentagon were in many ways the inheritors of Nazi Germany. Thousands of senior Nazi military, intelligence, scientists and engineers were immediately recruited by the Pentagon and nascent CIA after the Second World War.
Operation Paperclip approved by the US Joint Chiefs of Staff in late 1945 was vital for the adoption of Nazi missile technology. SS Major Werner Von Braun and hundreds of other rocket experts were instrumental in developing American weapons, as well as the NASA space program.
Operation Sunrise overseen by Allen Dulles and other early CIA figures (the organization was known up to 1947 as the Office of Strategic Studies) set up “rat lines” for top Nazi commanders to escape justice and flee from Europe. Among senior Nazi officers aided and abetted by the American CIA were General Karl Wolff and Major General Reinhard Gehlen.
The liaison between American intelligence and military, and the remnants of the Third Reich, were formative in the organizational creation and Cold War ideology of the CIA and Pentagon towards the Soviet Union. The Americans benefited not only from Nazi gold stolen from European countries, they deployed the same intelligence and covert military techniques of the Third Reich. (See, for example, David Talbot’s book, The Devil's Chessboard, on the formation of the CIA.)
Major General Reinhard Gehlen after his postwar induction in Washington set up the Gehlen Organization with his many contacts among Ukrainian fascists to conduct sabotage operations behind Soviet lines in the decades following the Second World War.
After the Second World War, the United States’ power structure turned into a dichotomy. On the one hand, there was the formal government of elected Congress members and presidents. On the other, was the real power holders in the “secret government” comprising the CIA and the US military-industrial complex.
The “secret government” or the “deep state” of the US has been a law unto itself over the past seven decades. The election of Democrat or Republican politicians has no significant bearing on government policy. The shots are called by the CIA and the “deep state” who answer to the ruling elite of corporate power. Any president who does not comply is dealt with like John F Kennedy, assassinated in November 1963. Hence Trump’s craven capitulation since election.
Funded with Nazi war loot, Russophobia, and contempt for international law, the CIA and the American military inevitably became a killing machine.
Only five years after the Second World War, the Americans went to war in Korea, allegedly “to defeat world communism”. Much of the new military technology that the Americans deployed during the 1950-53 Korean War was developed by the Nazi engineers recruited through Operation Paperclip. The genocidal destruction inflicted on Korea by the Americans was no different from the barbarism used by the Third Reich.
Over the past seven decades, the US rulers have waged overt wars, coups, assassinations and proxy wars against dozens of countries around the world. The global death toll from this American destruction is estimated at 20 million people.
When US leaders extol “American exceptionalism” it is a euphemism for “supremacy” and the “right” to use military violence to further strategic interests. This is no different from the supremacist thinking that the Third Reich invoked to justify its conquest of others.
When Trump and his administration threaten to annihilate North Korea the mindset is not unprecedented. Almost every US leader since the Second World War has promulgated the same unilateral use of violence towards other nations deemed to be “enemy states”. What Trump represents is simply a more naked version of the same aggression.
In addition to the horrendous global death toll from US violence, it should be noted that the US currently spends about $700 billion every year on military – 10 times what Russia spends, or 10 times what the next 9 biggest military-spending nations allocate. The US has military bases in over 100 countries around the world. Over the past quarter-century, it has been in a permanent state of illegal war.
It is by no means an exaggeration to say the US is the Fourth Reich whose direct antecedent is Nazi Germany. The outgrowth of the CIA and Pentagon from Nazi personnel and illicit funds following the Second World War ensured that the US rulers imbued the ideology of the Third Reich.
The legacy of the American Fourth Reich is evident for those with open minds: wars of aggression, genocide, proxy wars, coups, death squads, mass surveillance of citizens, mass media propaganda, and mass torture – all done with impunity and self-righteousness.
The views of individual contributors do not necessarily represent those of the Strategic Culture Foundation.

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Widerstand gegen den NATO-Krieg in Serbien wurde von wenigen Intellektuellen und Medien mitgetragen. Bild: Demo gegen den Krieg der NATO in Serbien, Mai 1999, Berlin